Herz & Kreislauf
Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkennen und vorbeugen
Veröffentlicht am:27.12.2024
6 Minuten Lesedauer
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Da sie oft eine direkte Folge des individuellen Lebensstils von Menschen in entwickelten Industrieländern sind, gelten viele von ihnen als Zivilisationskrankheit.
Was sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Als Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße bezeichnet. Da unter diesem Sammelbegriff sehr unterschiedliche Krankheiten zusammengefasst werden, gibt es keine einheitliche Definition, die auf alle Erkrankungen zutrifft. Außerdem kann eine Herz-Kreislauf-Erkrankung eine jeweils andere begünstigen. Meist handelt es sich um chronische Erkrankungen mit schwerwiegenden weiteren gesundheitlichen Folgen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel die arterielle Hypertonie oder die koronare Herzerkrankung.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Ursache für mehr als jeden dritten Todesfall in Deutschland. Das individuelle Risiko für bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird wesentlich von unserer Lebensweise mitbestimmt.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen verlaufen bei jedem Menschen individuell; es lässt sich nicht pauschal sagen, welche Symptome bei welcher Erkrankung auftreten. Manche Betroffene haben schon im frühen Stadium starke Beschwerden, während andere zu diesem Zeitpunkt wenig oder keine Symptome verspüren. Daher werden Warnzeichen des Körpers oft verkannt. Generell gilt: Beschwerden, die mit dem Herz-Kreislauf-System zusammenhängen können – zum Beispiel Kurzatmigkeit, Schlappheit, Schwindel oder Brustschmerzen, aber auch Kopfschmerzen, Ohrensausen oder Sehstörungen – sollten schnell ärztlich abgeklärt werden. Durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lässt sich das Risiko schwerwiegender Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oft verringern.
Viele Erkrankungen gehen mit Durchblutungsstörungen einher. Die schwersten Konsequenzen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind der Herzinfarkt und der Schlaganfall.
Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
Bluthochdruck ist die häufigste Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Rund 20 Millionen Menschen in Deutschland haben einen erhöhten Blutdruck – er gilt deshalb als Volkskrankheit. Ein normaler Blutdruck liegt bei etwa 120/80 mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule). Werte ab 140/90 mmHg gelten als Bluthochdruck. Am Anfang haben Betroffene keine spürbaren Symptome, weshalb Bluthochdruck oft unbemerkt bleibt. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann jedoch lebenswichtige Organe schädigen.
Koronare Herzkrankheit
Die koronare Herzkrankheit beschreibt eine Verengung der Herzkranzgefäße (Koronararterien). In der Folge wird das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Eine koronare Herzkrankheit kann mit Schmerzen im Brustbereich verbunden sein, die als Angina pectoris bezeichnet wird.
Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
Bei einer Herzinsuffizienz kann das Herz nicht ausreichend Blut in den Kreislauf pumpen, um die Organe zu versorgen. Eine Herzinsuffizienz kann mit vielen anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang stehen: mit Bluthochdruck, einer Herzrhythmusstörung oder einem Herzklappenfehler.
Herzrhythmusstörungen
Bei einer Herzrhythmusstörung schlägt das Herz zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig. Selbst bei gesunden Menschen schlägt das Herz nie ganz fehlerfrei. Herzrhythmusstörungen können die Folge einer anderen Herzerkrankung oder eine eigenständige Erkrankung sein. Es gibt sehr unterschiedliche Arten und Ursachen von Herzrhythmusstörungen, darunter zum Beispiel Vorhofflimmern. Schwere Herzrhythmusstörungen können zur Entstehung oder Verschlimmerung einer Herzinsuffizienz beitragen oder das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
Arteriosklerose (Arterienverkalkung)
Arteriosklerose ist eine Erkrankung der Arterien, bei der es durch Ablagerungen aus Fett und Kalk zu Verengungen kommt. Im Verlauf der Erkrankung werden die Arterien geschädigt und der Blutfluss beeinträchtigt. Das gefährdet die Versorgung der Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Herzmuskelentzündungen
Bei einer Herzmuskelentzündung sind die Zellen des Herzmuskelgewebes entzündet. Meistens ist das die Folge einer Virusinfektion. Sie kann aber auch auf eine Infektion mit Bakterien und selten auf Pilze oder Parasiten zurückgehen. Es gibt auch eine nicht infektiöse Form der Herzmuskelentzündung, zum Beispiel nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2. Herzmuskelentzündungen können mit nur geringen Beschwerden einhergehen, langfristig aber zu einer Herzinsuffizienz führen.
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Herzklappenfehler
Bei einem Herzklappenfehler sind die erkrankten Herzklappen entweder undicht oder verengt. Dadurch schließt sich die jeweilige Herzklappe nicht richtig oder öffnet sich nicht ausreichend, sodass der Blutfluss im Herzen gestört ist. Blut wird nicht mehr richtig herausgepumpt oder fließt wieder in die entsprechende Herzkammer zurück. Ein Herzklappenfehler kann angeboren, eine altersbedingte Folge von Verschleiß oder Folge einer bakteriellen Infektion sein. Leichte Herzklappenfehler verursachen oft nur geringe Beschwerden und müssen nicht immer behandelt werden. Schwere Fehler müssen häufig operiert werden.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist eine Arteriosklerose, bei der es zu Verengungen meist der Beinarterien, seltener der Armarterien kommt. Dadurch wird die betroffene Extremität nicht mehr ausreichend durchblutet – Schmerzen sind die Folge.
Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien)
Als Herzmuskelerkrankungen werden unterschiedliche Erkrankungen bezeichnet, die alle die Struktur des Herzmuskelgewebes schädigen. So können sich etwa der Herzmuskel verdicken und/oder die Herzhöhlen ausweiten. Herzmuskelerkrankungen haben unterschiedliche Ursachen und Formen. In jedem Fall wird das Herz weniger leistungsfähig, wodurch es zu fortschreitender Herzinsuffizienz kommt.
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Wodurch werden Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt?
Nicht alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen hängen direkt mit der Lebensführung zusammen. Es gibt Risikofaktoren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die nichts mit dem individuellen Lebensstil zu tun haben, darunter:
- Lebensalter
- genetische Veranlagung
- ein erhöhter Blutspiegel der Aminosäure Homocystein
Andere Risikofaktoren wie Fettstoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Adipositas oder Stress hängen hingegen oft mit unserer Lebensweise zusammen.
Gerade die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Arteriosklerose, die oft weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedingen, werden von einem ungesunden Lebensstil stark begünstigt. Dieser zeichnet sich aus durch:
- kalorien-, zucker- und fettreiche Ernährung
- Bewegungsmangel
- Rauchen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus
Die hohen Blutzuckerwerte bei Diabetes schädigen die Gefäße und stellen ein erhöhtes Risiko für eine Arteriosklerose dar. Geht die Erkrankung mit einer Störung des Fettstoffwechsels einher, ist das Risiko noch höher.
Deshalb sollten bei Menschen mit Diabetes regelmäßig Blutfettwerte und Blutdruck überprüft und, wenn notwendig, eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Das gilt auch für weitere Risikofaktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel. Hierzu gibt es spezielle Behandlungsprogramme für Menschen mit chronischen Erkrankungen, sogenannte Disease-Management-Programme (DMP). Die Kosten für eine Teilnahme an solchen Programmen werden von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Die AOK bietet ihren Versicherten außerdem den kostenfreien Online-Diabetes-Coach sowie das Therapiekonzept Curaplan für chronisch Erkrankte an.
Regelmäßige Arzt-Patienten-Gespräche, koordinierte medizinischen Betreuung und Patientenschulungen
AOK-Curaplan
Curaplan ist das Therapiekonzept der AOK, um das Voranschreiten chronischer Krankheiten aufzuhalten und Lebensqualität zu ermöglichen. Die Teilnahme ist freiwillig und für AOK-Versicherte kostenfrei.
Wie kann ein gesunder Lebensstil Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen?
Durch eine gesunde Lebensführung lässt sich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich verringern. Dazu gehören:
- Ausgewogene Ernährung: Sie beugt unter anderem Arteriosklerose vor, die zu weiteren Krankheiten führen kann. Wer die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie wenig tierischem Fett beherzigt, stärkt Herz und Kreislauf.
- Bewegung und körperliche Alltagsaktivität: Ausdauersportarten wie Schwimmen, Laufen, Walken oder Radfahren trainieren das Herz und den Kreislauf über einen längeren Zeitraum moderat und gleichmäßig. Deshalb gelten sie als ideales Training für das Herz-Kreislauf-System. Solche Sportarten sind nicht für jeden und jede geeignet, aber es hilft schon, körperliche Aktivität gezielt in den Alltag zu integrieren: zum Beispiel durch tägliche Spaziergänge oder durch Treppensteigen statt Fahrstuhl oder Rolltreppe. Bewegung hilft dabei, Übergewicht und Bluthochdruck zu reduzieren und verbessert den Fettstoffwechsel. Das ist gerade für Menschen wichtig, die im Job viel sitzen.
Außerdem zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems hilfreich:
- nicht rauchen
- auf Normalgewicht achten
- andere Risikofaktoren konsequent behandeln
- auf Alkohol weitgehend verzichten (Alkohol wirkt unter anderem blutdruckerhöhend)
- Stress möglichst vermeiden
So unterstützt Sie die AOK bei der Gesundheitsvorsorge
Krankheiten verhindern mit Vorsorgeuntersuchungen
Dazu zählt der „Gesundheits-Check-up”, bei dem das Augenmerk unter anderem auf der Früherkennung von Herz-Kreislauferkrankungen liegt.