Herz & Kreislauf
Wie läuft eine Herzkatheteruntersuchung ab?
Veröffentlicht am:20.12.2023
6 Minuten Lesedauer
Die Herzkatheteruntersuchung ist ein Verfahren zur Erkennung, Beurteilung und teilweise auch Behandlung verschiedener Herzerkrankungen.Wann ist eine Untersuchung sinnvoll, was passiert dabei konkret und was sind die Risiken?

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Was ist eine Herzkatheteruntersuchung?
Eine Herzkatheteruntersuchung zählt zur invasiven Diagnostik. Das bedeutet, dass für die Untersuchung ein Eingriff in den Körper erfolgt. In diesem Fall führen Ärzte und Ärztinnen einen dünnen biegsamen Kunststoffschlauch, den Katheter, über ein Blutgefäß zum Herzen.
Es gibt zwei Formen der Herzkatheteruntersuchung:
- Der Linksherz-Katheter wird über eine Arterie in der Leiste, Armbeuge oder am Handgelenk bis in die linke Herzkammer geschoben. Er ist die häufigere Untersuchungsform.
- Der Rechtsherz-Katheter wird über eine Vene in der Leiste, Armbeuge oder am Handgelenk in die rechte Herzkammer geführt.
Durch eine Linksherzkatheteruntersuchung werden unter anderem die Herzkranzgefäße beurteilt, die das Herz mit Sauerstoff versorgen. Diese Untersuchung heißt Koronarangiographie. Durch die Verwendung eines Kontrastmittels können dabei in der gleichzeitigen Röntgenuntersuchung am Bildschirm Engstellen erkannt werden. Wird das Kontrastmittel in die Herzkammern gespritzt, kann man die Herzklappenfunktion und die Pumpleistung des Herzens messen und darstellen.
Der Rechtsherzkatheter dient zur Druckmessung in der Lungenstrombahn und in den rechtsseitigen Herzhöhlen. So können verschiedene Formen des „Lungenhochdrucks“ (pulmonale Hypertonie) unterschieden werden. Weiterhin kann durch den Rechtsherzkatheter die Herzleistung und das Ausmaß von Herzklappenerkrankungen bewertet werden.
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Welche Behandlungen sind über einen Herzkatheter möglich?
Ärzte und Ärztinnen können mit dem Herzkatheter kleine minimalinvasive Eingriffe vornehmen. Bei verengten Herzkranzgefäßen im Rahmen einer Koronaren Herzerkrankung und auch bei einem Herzinfarkt können Gefäße geweitet werden, um den Blutfluss zu verbessern. Dieser Eingriff wird perkutane Koronarintervention (PCI) genannt und kann im Notfall Leben retten: Die Spitze eines Katheters, an der sich ein Ballon befindet, wird bis zur Verengung vorgeschoben und der Ballon mit Flüssigkeit gefüllt. Dadurch dehnt sich der Ballon auf und weitet das Gefäß von innen. Um das Gefäß dauerhaft offen zu halten, wird meist ein kleines Gitter, ein Stent, eingelegt und aufgedehnt.
Außerdem kann in speziellen Situationen über einen Katheter eine Herzklappe ersetzt werden, zum Beispiel bei einer Verengung der Aortenklappe (Aortenklappenstenose) oder wenn die Aortenklappe nicht mehr richtig schließt (Aorteninsuffizienz). Eine weitere Behandlungsmethode ist die Katheterablation. Diese wird bei bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt, wenn elektrische Leitungsbahnen Fehlreize senden. Durch Verödung werden die falschen Impulse unterbunden.

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Herzkatheteruntersuchung – eine Zweitmeinung kann helfen
Die Herzkatheteruntersuchung ist ein etabliertes Verfahren, birgt aber mehr Risiken als nicht invasive Methoden wie die Echokardiografie.
Forschende haben herausgefunden: In Deutschland werden erheblich mehr Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt als in europäischen Nachbarländern. Eine Studie mit Versicherten der AOK Sachsen-Anhalt ergab, dass bei 54,2 Prozent aller Linksherzkatheteruntersuchungen innerhalb des folgenden Jahres keine Intervention erfolgte. Auch im Falle der perkutanen Koronarintervention (PCI) bei einer stabilen koronaren Herzkrankheit – bei der Beschwerden nur unter Belastung auftreten – vermuten Fachleute, dass der in Deutschland häufige Eingriff oft nicht notwendig ist. Daraus lässt sich schließen, dass viele Herzkatheteruntersuchungen und PCIs überflüssig sein könnten und damit eine unnötige Belastung für Patienten und Patientinnen darstellen. Eine Entscheidungshilfe für Patientinnen und Patienten, ob sie einen Herzkatheter machen sollen, bietet die nationale Versorgungsleitlinie. Betroffene, die unsicher sind, ob für sie eine Herzkatheteruntersuchung oder eine PCI sinnvoll ist, können außerdem eine ärztliche Zweitmeinung einholen. Die Kosten dafür übernimmt die AOK.
Was ist vor der Herzkatheteruntersuchung zu beachten? Genauer Ablauf der Herzkatheteruntersuchung Wie lange dauert eine Herzkatheteruntersuchung? Verhalten nach der Herzkatheteruntersuchung: Wie lange schonen? Risiken einer Herzkatheteruntersuchung
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