Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Aldosteron und Hyperaldosteronismus: Wie ein Hormon den Blutdruck steuert

Veröffentlicht am:22.01.2025

5 Minuten Lesedauer

Aldosteron reguliert den Wasser- und Salzhaushalt – und darüber den Blutdruck. Ist zu viel Aldosteron im Blut, steigt der Blutdruck. Wie es zu einem solchen Überschuss kommt, was er bewirkt und wie der sogenannte Hyperaldosteronismus behandelt wird.

Eine junge Apothekerin misst in einer Apotheke den Blutdruck einer Kundin.

© iStock / mladenbalinovac

Aldosteron: Hormon für den Blutdruck

Aldosteron ist ein Steroidhormon, das im menschlichen Organismus eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks spielt, indem es den Wasser- und Elektrolythaushalt beeinflusst. Die Nieren scheiden Wasser und Salze mit dem Urin aus. Aldosteron ist daran beteiligt, die Wasser- und Salzausscheidung zu steuern und so den Blutdruck stabil zu halten.

Alle Hormone zusammen bilden das Hormonsystem, das unzählige Prozesse im menschlichen Organismus koordiniert. Hormone wirken dabei als Botenstoffe. Die meisten von ihnen werden in endokrinen Drüsen gebildet und von diesen ins Blut abgegeben. Die endokrinen Drüsen, die das Aldosteron produzieren, sind die Nebennieren: zwei kleine Drüsen, die sich auf der Oberseite der beiden Nieren befinden. Genauer gesagt wird Aldosteron in der äußersten Schicht der Nebennierenrinde gebildet.

Die Wirkung von Aldosteron im Wasser- und Elektrolythaushalt

Wenn zu wenig Blut im Kreislauf zirkuliert und der Blutdruck abfällt oder der Natriumspiegel zu niedrig ist und ein Natriummangel droht, schütten die Nebennierenrinden Aldosteron aus. Aldosteron steht dabei am Ende einer Produktionskette. Zunächst setzen bestimmte Zellen in den Nieren das Enzym Renin frei, das die Bildung des Hormons Angiotensin anregt. Dieses wiederum stimuliert die Produktion von Aldosteron. Dieses komplexe Zusammenspiel (das hier sehr vereinfacht dargestellt ist) wird auch als Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) bezeichnet.

Wie jedes Hormon dockt Aldosteron an spezielle Rezeptoren an, um als Botenstoff seine „Nachricht“ zu übermitteln. Auf diese Weise löst Aldosteron folgende Anpassungen aus:

  • Natrium wird in den Nieren zurückgehalten.
  • Kalium und Säuren werden vermehrt mit dem Urin ausgeschieden.
  • Insgesamt wird die Wasserausscheidung vermindert.

Diese Anpassungsvorgänge führen zu einem Anstieg des Blutvolumens im Kreislauf und mit dem steigenden Volumen zu einer Erhöhung des Blutdrucks. Aldosteron-Rezeptoren befinden sich vor allem in der Niere, in geringerem Maße kann Aldosteron auch über Rezeptoren im Verdauungstrakt, in den Atemwegen oder im Herzmuskel wirken.

Passende Artikel zum Thema

Conn-Syndrom: Zu viel Aldosteron erhöht den Blutdruck

Hyper bedeutet in der Medizin „übermäßig“ und Hyperaldosteronismus bezeichnet somit einen Zustand, in dem die Nebennierenrinden zu viel Aldosteron ausschütten. Das Krankheitsbild des sogenannten primären Hyperaldosteronismus, international nach dem Erstbeschreiber der Erkrankung auch Conn-Syndrom genannt, beruht auf einem einfachen Prinzip: Wenn Aldosteron den Blutdruck reguliert, indem es ihn erhöht, führt ein Überschuss an Aldosteron zu einem krankhaft erhöhten Blutdruck. Weitere mögliche Folgen eines Hyperaldosteronismus sind eine erhöhte Blutmenge im Körper und Hypokaliämie (ein zu niedriger Kaliumspiegel im Blut).

Neben dem primären Hyperaldosteronismus gibt es den sekundären Hyperaldosteronismus. Der primäre Hyperaldosteronismus ist eine Erkrankung der Nebennieren. Im Gegensatz dazu ist der sekundäre Hyperaldosteronismus keine eigenständige Erkrankung, sondern der Überschuss an Aldosteron ist in diesem Fall das Symptom einer zugrunde liegenden Krankheit wie beispielsweise einer Nierenerkrankung oder einer Leberzirrhose.

Es gibt übrigens auch das Gegenteil: den Hypoaldosteronismus, also die verminderte Ausschüttung von Aldosteron. Dieses seltene Phänomen führt zu einem erhöhten Kaliumspiegel und in seltenen Fällen zu einem Natriummangel.

Was sind die Ursachen eines Hyperaldosteronismus?

Drei mögliche Ursachen können zu einer erhöhten Ausschüttung von Aldosteron und einem dadurch bedingten Bluthochdruck führen:

  • Eine Überfunktion beider Nebennierenrinden: Dieser Zustand wird als bilaterale Hyperplasie bezeichnet.
  • In einer der beiden Nebennieren hat sich ein gutartiger Tumor gebildet, der Aldosteron produziert (Aldosteron produzierendes Adenom).
  • Sehr selten liegt eine genetische Veränderung vor, die familiär vererbt werden kann.

Hyperaldosteronismus – ein häufiger Grund für Bluthochdruck?

In den meisten Fällen von Bluthochdruck lässt sich keine konkrete Ursache finden. Hier spielen vor allem der Lebensstil wie eine salz- und fettreiche Ernährung oder Bewegungsmangel eine Rolle. Nur in weniger als fünf von 100 Fällen kann eine Krankheit als Auslöser festgestellt werden. Neben dem Hyperaldosteronismus sind dies beispielsweise eine Schilddrüsenüberfunktion, Schlafapnoe oder verengte Nierenarterien. Liegt eine solche Erkrankung zugrunde, sprechen Fachleute von sekundärer Hypertonie oder sekundärem Bluthochdruck.

Beim sekundären Bluthochdruck gilt der primäre Hyperaldosteronismus als häufigste Ursache – besonders bei Patienten und Patientinnen mit schwerem und/oder schlecht kontrollierbarem Bluthochdruck.

Ein Service für AOK-Versicherte

Ein Infusionsbeutel mit klarer Flüssigkeit an einem Infusionsständer. Ein Arzt oder eine Ärztin bereitet eine Infusion vor; abgebildet sind nur die Hände in blauen Hygienehandschuhen, die ein Ventil des Beutels aufschrauben.

© iStock / isayildiz

Ein Hyperaldosteronismus lässt sich zum Beispiel durch einen Kochsalzbelastungstest nachweisen, bei dem eine Infusion mit Kochsalzlösung verabreicht wird.

Wie wird der primäre Hyperaldosteronismus erkannt und behandelt?

Mit dem Bluthochdruck steigt allgemein das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt oder Schlaganfall, aber auch für Nierenversagen. Bluthochdruck muss immer behandelt werden. Bei primärem Bluthochdruck hilft oft schon eine Anpassung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Beim Hyperaldosteronismus reichen solche Maßnahmen nicht aus.

Der Verdacht auf einen primären Hyperaldosteronismus ergibt sich vor allem dann, wenn ein stark ausgeprägter Bluthochdruck (mit Werten über 160/100 mmHg) mit den gängigen blutdrucksenkenden Medikamenten nicht kontrolliert werden kann. Zusätzliche mögliche Symptome bei primärem Hyperaldosteronismus sind:

  • gesteigerter Harndrang
  • Müdigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Muskelschwäche oder -krämpfe
  • Herzklopfen

Bei solchen oder anderen Hinweisen auf Hyperaldosteronismus gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine erhöhte Ausschüttung von Aldosteron und mögliche zugrundeliegende Probleme zu erkennen.

Mögliche Verfahren zur Diagnose

  • Blutuntersuchung zum Nachweis erhöhter Natrium- und erniedrigter Kaliumwerte sowie erhöhter Basenwerte (aufgrund der verstärkten Säureausscheidung)
  • Urinuntersuchung auf erhöhte Kaliumausscheidung
  • Kochsalzbelastungstest (Aldosteron-Suppressionstest): Betroffene erhalten eine Infusion mit Kochsalzlösung. Bei gesunden Menschen hemmt diese Salz- und Flüssigkeitszufuhr die Ausschüttung von Aldosteron. Besteht ein Hyperaldosteronismus, bleibt diese Reaktion aus, was durch Blutuntersuchungen vor und nach dem Test nachgewiesen werden kann. Vergleichbare Tests können mit den Medikamenten Captopril und Fludrocortison durchgeführt werden, auf die Menschen mit Hyperaldosteronismus in besonderer Weise reagieren.
  • Bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) der Nebennieren geben anschließend Hinweise darauf, ob ein Tumor vorliegt.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung hängt zunächst davon ab, ob eine Hyperplasie oder ein Tumor vorliegt. Ein Tumor lässt sich in der Regel durch einen minimalinvasiven Eingriff entfernen. In einigen Fällen sinkt danach der Blutdruck auch ohne die zusätzliche Einnahme von Medikamenten.

In den anderen Fällen und bei Hyperplasie, also einer Überfunktion der Nebennierenrinden, ist eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten Aldosteron-Antagonisten erforderlich. Das sind Medikamente, die die Rezeptoren blockieren, an die Aldosteron andockt und so die Wirkung von Aldosteron in der Niere hemmen. Dadurch wird die Natriumausscheidung erhöht und die Kaliumausscheidung vermindert. Diese Wiederherstellung des Gleichgewichts im Wasser- und Elektrolythaushalt wirkt sich regulierend auf den Blutdruck aus, der mit den Aldosteron-Antagonisten meist deutlich gesenkt werden kann.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?