Herz & Kreislauf
Das Leben genießen – trotz Koronarer Herzkrankheit
Veröffentlicht am:13.01.2022
9 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 06.02.2024
Viele Betroffene fürchten nach der Diagnose Koronare Herzkrankheit (KHK), dass sie ihr ganzes Leben umkrempeln müssen. Was Betroffenen hilft, wo sie Unterstützung finden und welche Geschlechterunterschiede es gibt.
Koronare Herzkrankheit: Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Fast 4,8 Millionen Menschen in Deutschland waren im Jahr 2021 an einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) erkrankt – etwa 2,8 Millionen Männer und 1,9 Millionen Frauen. Wie sich die Krankheit entwickelt und welche Symptome auftreten, ist bei Männern und Frauen unterschiedlich. Wegen der geschlechterspezifischen Unterschiede wird die KHK bei Frauen seltener und in einem späteren Stadium diagnostiziert. Bei einer KHK handelt es sich um Arteriosklerose: Die Herzkranzgefäße, auch Koronararterien genannt, setzen sich mit Ablagerungen zu – und das Blut kann nicht mehr ungehindert hindurchfließen. Die Erkrankung entwickelt sich über Jahrzehnte. Besonders gefährdet sind Männer ab 45 Jahren und Frauen ab einem Alter von 55. Die Symptome werden meist bei körperlicher Belastung sichtbar.
So unterscheiden sich die Symptome bei Frauen und Männern:
- Männer leiden häufiger unter der typischen Brustenge (Angina pectoris), die sich durch einschnürende und drückende Schmerzen auf der Brust äußert. Die Schmerzen breiten sich oft in andere Körperbereiche aus, etwa in die Arme, den Nacken, den Rücken oder in den Kiefer. Auch allgemeine Schwäche, Schwindel, Übelkeit oder Kurzatmigkeit können Symptome einer KHK sein.
- Frauen erleben bei einer KHK statt der Brustenge eher Symptome wie Kurzatmigkeit, Oberbauchschmerzen und starkes Herzklopfen. Auch bei Menschen mit Diabetes oder Herzschwäche und bei älteren Menschen treten eher solche untypischen Symptome auf.
Die Beschwerden treten immer in ähnlichen Situationen auf, etwa beim Sport, beim Treppensteigen oder bei einem kurzen Sprint, um den Bus noch zu erreichen. Ärger, Kälte oder eine üppige Mahlzeit können ebenfalls zu diesen Beschwerden führen. Das Typische: In Ruhe geht es den Betroffenen rasch wieder besser.
Davon abzugrenzen ist, wenn die Beschwerden bereits in Ruhe auftreten oder von Mal zu Mal stärker werden. Diese zunehmende Form der Beschwerden ist als möglicher Vorbote eines Herzinfarkts besonders gefährlich. Es hat sich ein Akutes Koronarsyndrom entwickelt.
Beim Akuten Koronarsyndrom können Blutgerinnsel, die in Bereichen eingerissener Ablagerungen entstehen, ein Herzkranzgefäß verstopfen – der Herzmuskel wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Auch ein Herzinfarkt kann sich bei Frauen durch andere Symptome zeigen, als bei Männern. Es ist wichtig, diese zu kennen und zu erkennen, um im Notfall Erste Hilfe zu leisten und den Notruf zu wählen.
Was bedeutet eine Koronare Herzkrankheit für Ihren Alltag?
Sie hatten einen Herzinfarkt oder waren wegen Brustschmerzen beim Arzt oder bei der Ärztin? Vielleicht haben Sie bereits die Diagnose Koronare Herzkrankheit erhalten. Ist das Leibgericht jetzt verboten? Darf ich mich noch körperlich belasten? Diese Fragen müssen für jeden Patienten und jede Patientin individuell geklärt werden – klar ist: Eine Herzerkrankung verändert einiges im Leben. Denn das Entstehen einer Koronaren Herzerkrankung hängt zu 80 bis 90 Prozent mit dem Lebensstil zusammen. Daneben spielen das Alter, Vererbung, Umwelteinflüsse und starke Lärmbelastung eine Rolle.
Das bedeutet nicht, dass Sie nichts mehr genießen dürfen und Ihre Gewohnheiten sofort komplett ändern müssen. Einige Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht sowie ständigen Stress sollten Sie allerdings vermeiden. Klären Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, welche Veränderungen des Lebensstils wichtig sind und welche Sie sich selbst zutrauen. Setzen Sie Ihre Ziele schrittweise um und seien Sie dabei nicht zu streng mit sich: Ihr Lieblingsgericht bleibt erlaubt, nur etwas seltener oder in kleineren Mengen.
In Schulungen für Patienten und Patientinnen erhalten Sie hilfreiche Informationen, die Ihnen den Alltag mit KHK erleichtern, etwa was Medikamente bewirken und wie die regelmäßige Einnahme gelingt, wie Sie gesund kochen oder Stress im Alltag verringern. Dieses Wissen hilft, die KHK gut zu managen und in die neue Lebenssituation hineinzuwachsen.
Die Lebenserwartung mit einer Koronaren Herzkrankheit ist von vielen Faktoren abhängig – etwa wie weit die KHK bereits fortgeschritten ist, bevor sie diagnostiziert wurde oder welche anderen Erkrankungen zusätzlich bestehen. Als Patient oder Patientin können Sie Ihre Lebenserwartung vor allem positiv beeinflussen, indem Sie Ihren Lebensstil anpassen, Medikamente wie verschrieben einnehmen und Kontrolltermine gewissenhaft wahrnehmen. Durch diese Maßnahmen können die meisten Menschen mit einer Koronaren Herzkrankheit fit weiterleben und alt werden.
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AOK-Curaplan Koronare Herzkrankheit
Das Disease-Management-Programm der AOK hilft Versicherten mit Koronarer Herzkrankheit, Folgeschäden und Beschwerden zu vermeiden. Ob eine Teilnahme an Curaplan für Sie infrage kommt, klären Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
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Manche Menschen empfinden es als hilfreich, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen – etwa in einer Selbsthilfegruppe. Dort treffen sie auf „erfahrene“ Patienten und Patientinnen, die ihre Diagnose bereits erfolgreich bewältigt haben: Viele Betroffene setzen sich neue Schwerpunkte im Leben, vollziehen eine berufliche Veränderung oder erfüllen sich endlich einen lang ersehnten Wunsch. Probieren Sie doch mal aus, ob Sie sich in der Selbsthilfe wohlfühlen. Auf der Seite herzstifung.de finden Sie Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe.
Übrigens: Bewegung ist für Herzkranke keineswegs verboten – im Gegenteil. Kontrollierte körperliche Belastung stärkt das Herz. Schließen Sie sich einer Herzsportgruppe an: Hier können Sie unter Begleitung von Trainern und Trainerinnen sowie medizinischem Fachpersonal entdecken, wie stark Sie aktiv sein können, und gewinnen Vertrauen in Ihren Körper zurück.
All diese Maßnahmen helfen Ihnen, die anfänglichen Ängste zu überwinden. Sollten Stimmungstiefs überhandnehmen oder nicht verschwinden, wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin. Er oder sie kann Ihnen weiterhelfen und Sie bei Bedarf an einen Experten oder eine Expertin vermitteln.