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Herz & Kreislauf

Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?

Veröffentlicht am:05.11.2024

5 Minuten Lesedauer

Die Mitralklappeninsuffizienz und der Mitralklappenprolaps betreffen die gleiche Herzklappe, sind aber ansonsten sehr unterschiedlich. Die Insuffizienz ist meist alters- und verschleißbedingt, der Prolaps angeboren.

Zwei lachende Frauen mittleren Alters in Outdoor-Kleidung gehen mit Nordic-Walking-Stöcken durch einen herbstlichen Wald.

© iStock / Jordi Salas

Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?

Die Mitralklappe ist eine der vier Herzklappen. Ihre Form erinnert an die Kopfbedeckung eines Bischofs, die sogenannte Mitra, daher der Name. Bei einer Mitralklappeninsuffizienz ist diese Herzklappe undicht. Eine Mitralklappeninsuffizienz wird auch als Mitralklappenschwäche bezeichnet. Daneben gibt es eine Mitralklappenstenose, bei der sich die Herzklappe nicht mehr weit genug öffnet. Sie ist aber in Deutschland sehr viel seltener als die Insuffizienz. Unter den Erkrankungen der Herzklappen ist die Aortenklappenstenose am häufigsten und die Mitralklappeninsuffizienz am zweithäufigsten.

Je nachdem, wie stark die Schließfunktion der Herzklappe eingeschränkt und die Pumpleistung des Herzens in Mitleidenschaft gezogen wurde, gibt es bei einer Mitralklappeninsuffizienz verschiedene Einstufungen: leichtgradige, mittelgradige und hochgradige Mitralklappeninsuffizienz.

Die vier Herzklappen und ihre Funktion

Neben der Mitralklappe gibt es drei weitere Herzklappen: die Aortenklappe, Trikuspidalklappe und Pulmonalklappe. Diese Klappen bestimmen die Strömungsrichtung des Blutes im Herzen, von den Vorhöfen zu den Kammern und von den Kammern in die Aorta beziehungsweise in die Lungenarterien. Das Öffnen und Schließen der Klappen ist ein passives Vorgehen und erfolgt durch Druckunterschiede in den Vorhöfen beziehungsweise in den Kammern. In diesem Blutkreislauf arbeiten Herzklappen wie Ventile und sorgen so dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt.

Was passiert, wenn die Mitralklappe nicht richtig schließt?

Die Mitralklappe liegt in der linken Herzhälfte zwischen dem linken Herzvorhof und der linken Herzkammer. Sie besteht aus zwei Segeln, die über sogenannte Sehnenfäden in der linken Herzkammer verankert sind. Wenn diese Segel nicht mehr richtig schließen und dadurch die Klappe undicht ist, fließt Blut, das eigentlich Richtung Aorta in den Körperkreislauf gepumpt werden soll, aus der linken Herzkammer in den linken Herzvorhof zurück. Je nachdem, wie viel Blut zurückfließt, kann es auch zu einem Rückstau bis in den Lungenkreislauf kommen. Das kann zu einer Belastung des rechten Herzmuskels und langfristig zu dessen Veränderung führen. Eine leichte Mitralklappeninsuffizienz ist lange symptomlos, die Überlastung kann aber langfristig auch zu einer Leistungsschwäche des linken Herzmuskels und unbehandelt zu einem lebensbedrohlichen Pumpversagen führen.

Mitralklappeninsuffizienz und Mitralklappenprolaps: Unterschiedliche Ursachen

Etwas anderes als die Insuffizienz ist der Mitralklappenprolaps. Hier wölben sich Teile der Mitralklappe, die sogenannten Segel, mehr oder weniger weit in den linken Vorhof des Herzens hinein, ohne undicht zu sein. Das geschieht, während sich das Herz zusammenzieht, um das Blut aus der linken Herzkammer in die Aorta zu pumpen. Im Gegensatz zur Insuffizienz ist ein Mitralklappenprolaps häufig angeboren. Es ist der häufigste angeborene Herzfehler und kommt bei rund zwei bis drei Prozent der Bevölkerung vor.

Bei der überwiegenden Mehrzahl der Betroffenen ist der Mitralklappenprolaps harmlos und verursacht keine Beschwerden. Deshalb wird er oft nur zufällig entdeckt. Die Betroffenen müssen sich in der Regel weder einschränken noch behandeln lassen. Ein beschwerdefreier Mitralklappenprolaps hat keinen Einfluss auf die Lebenserwartung. In seltenen Fällen ist die Schließfähigkeit der Mitralklappe eingeschränkt und führt zu Symptomen wie Herzstolpern – was in der Regel erst im Erwachsenenalter der Fall ist. Dann bedarf es einer ärztlichen Abklärung, ob und wie der Prolaps behandelt werden muss. Die Symptome des Mitralklappenprolapses und dessen Behandlungsmöglichkeiten ähneln denen der Mitralklappeninsuffizienz, die im Folgenden beschrieben werden.

Wie kommt es zu einer Mitralklappeninsuffizienz?

Eine Mitralklappeninsuffizienz entwickelt sich im Laufe des Lebens durch Verschleiß. Seltener geht ihr ein infektiöses oder rheumatisches Geschehen voraus. Es handelt sich also um eine erworbene Erkrankung.

Manchmal entsteht eine Mitralklappeninsuffizienz auch akut, zum Beispiel als Folge eines Herzinfarktes oder einer Entzündung wie einer Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) Risikofaktoren, die Verschleiß und Herzklappenprobleme begünstigen, sind Bluthochdruck und die Koronare Herzkrankheit.

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Woran erkennt man eine Mitralklappeninsuffizienz?

Eine Mitralklappeninsuffizienz entwickelt sich meist langsam. Eine leichte Insuffizienz im Anfangsstadium kann nahezu symptomfrei sein. Ist sie stärker ausgeprägt, pumpt das Herz nicht mehr ausreichend Blut in den Körperkreislauf und die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab.

Beschwerden treten zunächst meist nur bei körperlicher Belastung auf. Wenn eine Mitralklappeninsuffizienz länger besteht, kommt es auch im Ruhezustand zu Symptomen, die mit dem Grad der Klappenfehlfunktion an Schwere zunehmen. Folgende Krankheitszeichen sind möglich:

  • geringe Belastbarkeit
  • Atemnot
  • Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen oder Herzstolpern
  • nächtliches Husten (Asthma cardiale) durch Wassereinlagerungen in der Lunge
  • Enge- oder Druckgefühl und Schmerzen in der Brust
  • Wassereinlagerungen, besonders an den Unterschenkeln 
  • Schwindel
  • Ohnmachtsanfälle

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Wie sieht die Diagnostik einer Mitralklappeninsuffizienz aus?

Eine hochgradige Mitralklappeninsuffizienz geht mit einem erhöhten Risiko für eine lebensbedrohliche Herzinsuffizienz einher. Daher ist es wichtig, bei den oben beschriebenen Beschwerden einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Die Anamnese und die körperliche Untersuchung geben die ersten Hinweise auf eine Herzerkrankung. Das Abhören der Herztöne mit dem Stethoskop bestätigt häufig, dass eine Herzklappenerkrankung vorliegt. Weitere Untersuchungen sind dann notwendig, die von einer Fachärztin oder einem Facharzt für Kardiologie durchgeführt werden. Dazu gehören:

  • Ruhe- und Belastungs-Elektrokardiogramm (EKG)
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie): die wichtigste Untersuchungsmethode für die Diagnose einer Herzklappenerkrankung. Dies ist von außen über den Brustkorb (transthorakale Echokardiographie) möglich. Seltener ist ein sogenanntes Schluckecho (transösophageale Echokardiographie), also eine Untersuchung über die Speiseröhre, notwendig.
  • Röntgen des Brustkorbs
  • Bei hochgradigen Insuffizienzen, für deren Behandlung eine Operation geplant ist, wird in der Regel vor dem Eingriff eine Herzkatheteruntersuchung oder eine CT-Untersuchung durchgeführt. Damit soll eine zusätzliche Koronare Herzkrankheit festgestellt oder ausgeschlossen werden.
Eine Frau mittleren Alters beim Arztbesuch. Man sieht nur ihren Oberkörper, sie trägt ein graues Bustier. Ein Arzt, den man nur von hinten sieht, klebt ihr in Vorbereitung für ein EKG mehrere Kontakte oberhalb der Brust auf die Haut.

© iStock / FG Trade

Bei Herzrhythmusstörungen ist eine ärztliche Abklärung ratsam. Mit einem EKG lässt sich die Ursache für die Beschwerden gezielt ermitteln.

Wie wird eine Mitralklappeninsuffizienz behandelt?

Eine minimale und symptomfreie Mitralklappeninsuffizienz muss oft nicht behandelt werden. In diesem Fall wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfehlen, um den Zustand der Mitralklappe zu überwachen.

Eine hochgradige Mitralklappeninsuffizienz mit schweren Symptomen muss dagegen operiert werden. Eine wirksame medikamentöse Therapie der Insuffizienz gibt es nicht. Welcher Eingriff infrage kommt, hängt auch vom Alter und dem generellen Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin ab.

Rekonstruktion der Mitralklappe

Bei einer Mitralklappeninsuffizienz kann die geschädigte Mitralklappe häufig erhalten bleiben, wenn ihre Funktion operativ wiederhergestellt werden kann. Fachleute sprechen von einer Mitralklappenrekonstruktion. Dabei wird die Mitralklappe zum Beispiel mit körpereigenem Gewebe verstärkt oder mit Kunststofffäden am Herzmuskel befestigt. Manchmal näht der Chirurg oder die Chirurgin auch einen Kunststoffring ein, damit die Klappe wieder dichter schließt. Häufig führt er oder sie diesen Eingriff minimalinvasiv durch. Dabei werden über kleine Schnitte am Brustkorb sogenannte endoskopische Instrumente zum Herzen geführt. Seltener ist eine offene Operation mit Herz-Lungen-Maschine notwendig.

Clips und Ersatzklappen

Wenn das Operationsrisiko wegen des Gesundheitszustands zu hoch ist, besteht die Möglichkeit, über einen Herzkatheter spezielle Metallclips an der Mitralklappe anzubringen, um die Klappenteile zusammenzuziehen und so einen besseren Verschluss zu erreichen (MitraClip Verfahren).

Nur wenn die Mitralklappe stark verändert ist, muss sie durch eine Prothese ersetzt werden. Es gibt mechanische und biologische Ersatzklappen.

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