Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Stent oder Bypass bei Koronarer Herzkrankheit?

Veröffentlicht am:13.05.2022

4 Minuten Lesedauer

Die koronare Herzkrankheit (KHK) führt dazu, dass das Herz schlechter durchblutet und in seiner Funktion beeinträchtigt ist. Manchmal wird eine Operation nötig, doch welche: Bypass oder Stent? Die Vor- und die Nachteile der beiden Eingriffe.

Eine Ärztin hört das Herz einer 50-jährigigen Patientin ab.

© iStock / fotostorm

Operieren bei Koronarer Herzkrankheit

Menschen mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) haben verengte Herzkranzgefäße. Diese entstehen durch Fett- und Kalkablagerungen an den Innenwänden dieser Gefäße. Durch diese sogenannte Arteriosklerose bekommt das Herz nicht mehr ausreichend Sauerstoff. Betroffene haben dann – meist bei Belastung – häufig Beschwerden wie ein Engegefühl in der Brust, Schmerzen oder Luftnot.

Um die Durchblutung zu verbessern, nehmen sie Medikamente. Ein gesunder Lebensstil ist zusätzlich wichtig, damit die Erkrankung nicht fortschreitet. Wirkt dies alles jedoch nicht, ist manchmal ein operativer Eingriff notwendig. Dies ist bei einem Drittel aller KHK-Patientinnen und -Patienten der Fall. Dann gilt es zu klären, ob ein sogenannter Stent oder Bypass sinnvoll ist. Wie bei allen Therapieverfahren ist kritisch zu prüfen, welches im individuellen Fall die besten Erfolgsaussichten im Verhältnis zum Risiko hat.

Passende Artikel zum Thema

Stent oder Bypass?

Beiden Eingriffen ist gemeinsam, dass sie die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessern:

  • Für einen Stent wird ein Katheter über eine große Arterie am Arm oder in der Leiste zum Herzen vorgeschoben. Dabei wird die Verengung aufgedehnt und mit einem feinen Metallgewebe, dem Stent, offengehalten.
  • Für einen Bypass hingegen wird der Brustkorb in Vollnarkose geöffnet. In einer mehrstündigen Operation werden die betroffenen Herzkranzarterien – meist durch körpereigene Blutgefäße – „überbrückt“. Dieser Eingriff ist für den Organismus belastender, aber in vielen Fällen die bessere Option im Vergleich zum Stent.
Eine ältere Patientin liegt in einem Krankenbett und spricht mit einem Arzt über die Vor- und Nachteile von Stents und Bypässen.

© iStock / shironosov

Es gibt nicht die eine Lösung, um gegen KHK-bedingte Gefäßverengungen vorzugehen. Daher ist es wichtig, zu klären, was für Sie die richtige Option ist.

Welcher Eingriff die besten Ergebnisse bringt, hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt klare medizinische Kriterien, wann ein Bypass von Vorteil ist, etwa wenn gleich mehrere Herzkranzgefäße oder ein langer Gefäßabschnitt verengt sind. Je komplexer die Arteriosklerose ist, desto eher ist der Bypass die bessere Option. Nach der Operation dauert es dann noch einige Wochen, bis die Patientinnen und Patienten wieder in ihren Alltag zurückkehren können. Ist die Gefäßverengung hingegen weniger komplex, ist ein Stent meist die bessere Alternative.

Bevor eine Bypass-Operation erwogen wird, prüfen Kardiologen und Herzchirurgen in einem Herzzentrum, ob Sie für diesen Eingriff infrage kommen und wie stark Sie davon profitieren. Bei der Entscheidungsfindung werden Sie und Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte selbstverständlich miteinbezogen.

Zur Arztsuche im AOK-Gesundheitsnavigator

Die Chancen der Eingriffe im Vergleich

Ein Bypass bietet hohe Chancen, dass die Beschwerden der Patienten dauerhaft gelindert werden. Zirka 95 Prozent aller Behandelten berichten von einer Verbesserung der Symptome. Bei der Implantation von Stents sind es 80 Prozent. Bypässe können dafür sorgen, dass Betroffene bis zu 20 Jahre lang nach der Operation beschwerdefrei leben. Auch das Risiko für einen Herzinfarkt wird durch eine Bypass-OP gesenkt – stärker als durch Stents. Bei sechs von 100 Bypass-Operierten wird innerhalb von vier Jahren ein erneuter Eingriff notwendig, weil neue Verengungen entstanden sind. Bei Patienten, die einen Stent bekommen haben, betrifft dies 20 von 100.

Eine Gesamtauswertung vieler Studien hat gezeigt, dass eine Bypass-Operation lebensverlängernd wirken kann, im Hinblick auf Stents ist die Lage weniger eindeutig. Auch scheinen einige Patientinnen und Patienten nicht von einem Stent zu profitieren; für sie wäre eine medikamentöse Therapie ausreichend gewesen. Eine gründliche Abwägung der besten Therapiemöglichkeiten ist daher das A und O einer erfolgreichen KHK-Therapie.

Pro und Kontra

Rund 335.000 Patientinnen und Patienten haben im Jahr 2019 in Deutschland einen Stent bekommen. 44.000 Menschen erhielten in dieser Zeit einen Bypass. Beide Eingriffe sind trotz unterschiedlicher Risiken ein Routineeingriff.

Was nach der OP wichtig ist

Auch wenn Sie nach einer Bypass-Operation oder einem Stent keine oder kaum noch Beschwerden haben: Ihre koronare Herzkrankheit besteht fort und kann zu neuen Gefäßverengungen führen. Deshalb sollten Sie – auch wenn Sie derzeit beschwerdefrei sind – regelmäßig Folgeuntersuchungen bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt und bei Bedarf auch bei Ihrer Kardiologin oder bei Ihrem Kardiologen durchführen lassen.

Außerdem ist neben der regelmäßigen Einnahme der Medikamente ein gesundheitsbewusster Lebensstil mit herzgesunder Ernährung und ausreichend Bewegung sozusagen überlebenswichtig. In einer Herzsportgruppe können Sie unter ärztlicher Aufsicht Ihre körperliche Ausdauer trainieren. Für die Bewegung in Eigenregie fragen Sie Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte, welche Sportart und wie viel Belastung gut für Sie sind.

Die AOK an Ihrer Seite

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?