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Gesundheitsmagazin

Herz & Kreislauf

Wann und wie kommt ein Defibrillator zum Einsatz?

Veröffentlicht am:18.12.2023

7 Minuten Lesedauer

Externe Defibrillatoren sind für den Notfall konzipiert und können von Laien angewendet werden. Worin unterscheiden sie sich von implantierbaren Defibrillatoren, wem helfen sie und was ist bei ihrer Anwendung zu beachten?

Grüne Hinweisschilder an einem Pfosten, die den Standort eines Defibrillators kennzeichnen.

© iStock / dutchphotography

Was ist ein Defibrillator und wie funktioniert er?

Verschiedene Erkrankungen des Herzens können zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen. In einem solchen Moment kann ein Defibrillator lebensrettend sein. Das medizinische Gerät gibt über Elektroden Stromstöße ab, um den gestörten Herzrhythmus zu normalisieren. Grundsätzlich unterscheiden Fachleute zwei Arten von Defibrillatoren:

Externer Defibrillator

Ein automatischer externer Defibrillator (AED) ist für die Erste Hilfe im Notfall gedacht und so konzipiert, dass auch Laien ihn problemlos anwenden können. Häufig sind AED in öffentlichen Einrichtungen oder an viel besuchten Plätzen zu finden, etwa in Einkaufszentren oder in Gaststätten. Auf den ersten Blick ähneln die Geräte Verbandskästen, die Farbe kann dabei variieren. Häufig sind sie rot oder grün. Gut zu erkennen sind die Kästen aber an der Abbildung auf der Vorderseite: Sie zeigt ein Herz mit einem Blitz. Zudem weisen entsprechende Schilder darauf hin, dass sich ein Defibrillator in der Nähe befindet. Von dem tragbaren Kasten gehen zwei Kabel ab, an deren Enden sich zwei postkartengroße Elektropads befinden. Diese werden auf der Brust der betroffenen Person platziert und übertragen auf diese Weise Elektroschocks, die den Herzrhythmus korrigieren sollen. Die richtigen Stellen für die Platzierung der Pads auf dem Körper des Erkrankten sieht man auf einer Skizze des AED. In der Notfallmedizin werden professionell externe Defibrillatoren eingesetzt, die Elektroschocks zusätzlich manuell verabreichen können.

Implantierbarer Defibrillator

Ein implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) dagegen ist ein nur wenige Zentimeter großes Gerät, das operativ in den Körper eingesetzt wird, und zwar unterhalb des Schlüsselbeins, entweder direkt unter der Haut oder unterhalb des großen Brustmuskels. Von dem Gerät führen eine oder mehrere Elektroden zum Herzen und überwachen den Herzschlag. Erkennt der ICD eine Herzrhythmusstörung, sendet er elektrische Impulse über die Elektroden an das Herz, damit sich der Herzschlag wieder normalisiert.

Der externe Defibrillator und der implantierbare Defibrillator haben also im Prinzip die gleiche Funktion: Sie sollen bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, wie Kammerflimmern und pulsloser ventrikulärer Tachykardie, über Elektroschocks den normalen Rhythmus wieder herstellen. Während externe Defibrillatoren in Notfällen zum Einsatz kommen, bietet die Implantation eines Defibrillators eine dauerhafte Therapiemöglichkeit, sodass keine externe Hilfeleistung notwendig ist.

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Wann kommt ein externer Defibrillator zum Einsatz?

Der automatisierte externe Defibrillator (AED) wird eingesetzt, wenn bei einer Person plötzlich lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten. In diesem Fall pumpt das Herz nicht effektiv und der Körper wird nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Ein Herzstillstand ist bereits eingetreten. Der AED ist so konzipiert, dass er in einer Notfallsituation problemlos von Laien eingesetzt werden kann.

Über eine Sprachfunktion gibt das Gerät Schritt-für-Schritt-Anweisungen, die je nach Modell durch erklärende Zeichnungen ergänzt werden. Man muss nur den Sprachanweisungen folgen und kann im Grunde nichts falsch machen. Hinzu kommt, dass Defibrillatoren in einer Situation angewendet werden, die für Betroffene lebensbedrohlich ist. Anders gesagt: Am schlimmsten wäre es, aus Angst, etwas falsch zu machen, gar nicht zu helfen.

Allerdings sollte ein Defibrillator nur dann verwendet werden, wenn die Herzdruckmassage hierfür nicht länger unterbrochen werden muss. Optimal sind mindestens zwei Ersthelfer beziehungsweise Ersthelferinnen vor Ort. So kann eine helfende Person bereits mit der Herzdruckmassage beginnen, während die andere Person das Gerät holt. Andernfalls sollte die Herzdruckmassage Priorität haben, damit unter anderem das Gehirn durch das manuell gepumpte Blut weiterhin mit Sauerstoff versorgt wird.

Bei einem Kind mit Herzproblemen ist zudem zu beachten, dass sich nicht alle Defibrillatoren für eine Anwendung bei Kindern eignen, die jünger als acht Jahre sind oder weniger als 25 Kilogramm wiegen. In diesem Fall kann die Schockabgabe zu stark sein. Es gibt jedoch immer mehr externe Defibrillatoren, die beim Anlegen der Kontakte automatisch erkennen, ob es sich um ein Kind handelt, und die daraufhin selbstständig die Stromstärke regulieren.

Ein Mann liegt am Boden und wird mittels Herzdruckmassage und Defibrillator reanimiert.

© iStock / Pixel_away

Sind die Elektroden des Defibrillators am Brustkorb angebracht, wird die Herzdruckmassage unterbrochen. Um die Messung des Gerätes nicht zu verfälschen, darf die betroffene Person zudem nicht angefasst werden.

Wie wird ein externer Defibrillator richtig angewendet?

Finden Sie eine reglose Person vor, schauen Sie zunächst, ob diese nur bewusstlos ist oder tatsächlich ein Herz-Kreislauf-Stillstand vorliegt. Reagiert die Person weder auf Ansprechen noch auf kräftige Berührungen und ist keine regelmäßige Atmung sichtbar, hörbar oder fühlbar, liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor. Dann ist sofortiges Handeln erforderlich. So gehen Sie im Ernstfall bei einer Defibrillation vor:

  1. Rufen Sie den Notruf (112): Wählen Sie die 112, um einen Notarzt oder eine Notärztin zu rufen. Dann beginnen Sie sofort mit einer Herzdruckmassage. Sind noch weitere Helfer oder Helferinnen in der Nähe, starten Sie direkt mit der Herzdruckmassage und bitten die anderen Anwesenden, den Notruf zu wählen. Anschließend muss jemand den AED holen, einschalten und den sprachlichen Anweisungen des Geräts folgen.
  2. Oberkörper des Patienten oder der Patientin freimachen: Die Haut sollte möglichst trocken sein.
  3. Defibrillationselektroden korrekt auf dem nackten Brustkorb positionieren: Eine Elektrode sollte unterhalb des rechten Schlüsselbeins und eine Elektrode an der linken Brustkorbseite, etwa eine Handbreit unterhalb der Achselhöhle aufgeklebt werden.
  4. Nun gilt es, die AED-Analyse abzuwarten, die das Gerät selbstständig durchführt, die Person darf währenddessen nicht berührt werden: Das AED prüft nun automatisch den Herzrhythmus und entscheidet, ob eine Schockabgabe nötig ist. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, darf in dieser Zeit niemand die betroffene Person anfassen. Die bis dahin ausgeführte Herzdruckmassage sollte also unterbrochen werden.
  5. Anweisungen des Geräts folgen: Je nachdem, ob es sich um einen voll- oder halbautomatischen Defibrillator handelt, führt das Gerät den Schock selbstständig aus oder fordert Sie auf, den entsprechenden Knopf zu betätigen.
  6. Der Sprachanleitung weiter folgen: Nachdem der AED den Schock abgegeben hat, muss die Herzdruckmassage weiter fortgesetzt werden, bis die Person reagiert, die normale Atmung wieder einsetzt oder die Sanitäter und Sanitäterinnen übernehmen. Die Elektroden nicht abnehmen: So kann das Gerät weitere Analysen durchführen und im Zweifelsfall weitere Elektroschocks abgeben.

Einen Defibrillator in der Nähe finden

Über die Seite „Region der Lebensretter“ finden Sie Defibrillatoren in Ihrer Umgebung und können Ihnen bekannte Standorte von Defibrillatoren gegebenenfalls ergänzen.

Wann wird ein implantierbarer Defibrillator eingesetzt?

Gelegentliche Unregelmäßigkeiten des Herzschlags kommen sowohl bei jungen als auch bei älteren Menschen vor und sind meist kein Grund zur Sorge. Gerät der Herzschlag jedoch dauerhaft aus dem Takt, schlägt das Herz zu langsam (Bradykardie), zu schnell (Tachykardie) oder unregelmäßig (Arrhythmie), steckt dahinter meist eine ernst zu nehmende Erkrankung des Herzens. Je nach Ursache besteht für die Betroffenen ein erhöhtes Risiko, einen Herzstillstand zu erleiden. Ein implantierbarer Defibrillator kann dieses Risiko reduzieren, indem er den Herzschlag dauerhaft überwacht, bei Bedarf einen Elektroschock abgibt und so den plötzlichen Tod durch bestimmte Herzrhythmusstörungen verhindert. Zur Risikogruppe gehören:

  • Menschen, die bereits einen plötzlichen Herzstillstand überlebt haben und bei denen die Ursache nicht behoben werden konnte
  • Menschen mit koronarer Herzkrankheit
  • Menschen, bei denen die Herzrhythmusstörungen zu Bewusstlosigkeit, Minderdurchblutung des Gehirns oder Blutdruckabfall geführt haben
  • Menschen mit anderen Herzkrankheiten, sofern die Auswurffraktion der linken Herzkammer unter 35 Prozent liegt. Die Auswurffraktion oder auch Ejektionsfraktion (EF) bezeichnet die Blutmenge, die eine Herzkammer während eines Herzschlags im Verhältnis zur Gesamtmenge an Blut in der Herzkammer herauspumpt.

Der Einsatz von implantierbaren Defibrillatoren kann die Lebenserwartung von Menschen mit schweren Herzrhythmusstörungen erheblich erhöhen. Ob im Einzelfall die Implantation eines Defibrillators die beste Lösung ist, entscheiden Herzspezialisten und -spezialistinnen nach einer ausführlichen Untersuchung.

Was ist der Unterschied zwischen einem Defibrillator und einem Herzschrittmacher?

Die Begriffe Defibrillator und Herzschrittmacher werden manchmal synonym verwendet, obwohl die medizinischen Geräte verschiedene Funktionen haben. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der Herzschrittmacher bei Bedarf mittels andauernder kleiner elektrischer Impulse als Taktgeber arbeitet, während der Defibrillator den Herzrhythmus überwacht und diesen im Bedarfsfall mittels eines Elektroschocks normalisiert.

Es gibt Menschen mit Herzerkrankungen, die Schutz vor einem zu langsamen oder einem zu schnellen Herzschlag brauchen. Einige Menschen müssen sowohl vor langsamen als auch vor schnellen Herzrhythmen geschützt werden. Und dann gibt es noch eine dritte Gruppe von Menschen, die eine Verbesserung der Schlagstärke ihres Herzens benötigen. Je nach der vorliegenden Symptomatik kommt entweder ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator infrage.

Ein Herzschrittmacher ist ein kleines implantierbares Gerät, das dazu dient, einen zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) zu korrigieren. Ein Defibrillator wird hingegen vorrangig bei sehr schnellen Herzrhythmen eingesetzt, wenn ein Risiko für Kammerflimmern besteht oder um bestimmte Formen des Herzrasens (ventrikuläre Tachykardien) durch elektrische Impulse zu normalisieren. Zusätzlich können Defibrillatoren jedoch über eine Herzschrittmacher-Funktion und einen sogenannten Resynchronisationsschrittmacher verfügen. Dieser koordiniert die linke und rechte Seite des Herzens, damit es stärker schlägt, und verbessert so seine Kontraktionskraft. Kurz gesagt: Der Defibrillator kann alles, was auch ein Herzschrittmacher kann, jedoch nicht umgekehrt.

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