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Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Adenovirus-Infektionen und ihre vielen Symptome

Veröffentlicht am:10.01.2024

5 Minuten Lesedauer

Von der Bindehautentzündung bis zur Magen-Darm-Grippe – eine Infektion mit Adenoviren kann sich sehr unterschiedlich äußern. Mit bestimmten Hygienemaßnahmen können Kinder und Erwachsene sich vor einer Ansteckung schützen.

Das Auge eines Mädchens ist aufgrund einer Bindehautentzündung gerötet.

© iStock / has2006

Was sind Adenoviren?

Adenoviren sind weit verbreitet und häufig die Ursache für leichte Erkältungen, Bindehautentzündungen oder Durchfallerkrankungen. Sie umfassen sehr viele unterschiedliche Subtypen. Das Immunsystem bildet aber immer nur eine Immunität gegen die einzelnen Subtypen aus. Deshalb ist es möglich, sich jederzeit erneut anzustecken.

In den meisten Fällen ist eine Adenovirus-Infektion nicht gefährlich; oft verläuft sie sogar ganz ohne Symptome.

Bis zum Alter von fünf Jahren haben die meisten Kinder bereits mehrere Infektionen mit verschiedenen Adenovirus-Typen durchgemacht. Kritisch verläuft eine Erkrankung meist nur bei Neugeborenen oder Menschen mit einem durch Medikamente oder aufgrund von Erkrankungen geschwächten Abwehrsystem (Immunsuppression).

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Welche Symptome löst eine Adenovirus-Infektion aus?

Typischerweise lösen Adenoviren leichte Erkältungskrankheiten mit Schnupfen und/oder Halsschmerzen aus. Daneben sind sie für die meisten Bindehautentzündungen verantwortlich. Vor allem bei Kindern sind sie nach den Rotaviren der zweithäufigste Grund für Durchfall. Daneben können Adenoviren in seltenen Fällen auch eine Bronchitis und Lungenentzündung verursachen. Nur selten lösen diese Viren Harnwegsinfekte, eine Leberentzündung (Hepatitis) oder eine Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten (Meningoenzephalitis) aus.

Hornhaut- und Bindehautentzündung

Eine durch das Adenovirus bedingte Hornhaut- und Bindehautentzündung (Keratokonjunktivitis) beginnt oft plötzlich: Ein oder beide Augen röten sich, es kommt zur Schwellung der Bindehaut, manchmal auch noch des Augenlids. Einige Betroffene beschreiben ein Fremdkörpergefühl im Auge. Es kann außerdem jucken, tränen und empfindlich auf Licht reagieren. Geht die Entzündung im späteren Krankheitsverlauf auf die Hornhaut über, kann sich diese vorübergehend eintrüben und das Sehen behindern. Betroffen sind Kinder und Erwachsene jeden Lebensalters. Eine Augeninfektion durch Adenoviren tritt allein, aber häufig auch gemeinsam mit einer Rachenentzündung (Pharyngitis) auf. Eine ursächliche Behandlung gibt es nicht. Die Bindehautentzündung ist hochansteckend. Die Ansteckungsgefahr gilt ab den ersten Krankheitszeichen und dann für mindestens zwei Wochen.

Pharyngitis

Die sogenannte Pharyngitis ist eine Rachenentzündung, die von Fieber, geschwollenen Lymphknoten und manchmal einer milden Bindehautentzündung begleitet wird. Letzteres wird dann als Pharyngokonjunktivalfieber bezeichnet. Diese Erkrankung tritt epidemisch bei Kindern im Schul- und Vorschulalter auf, nur selten bei Erwachsenen. In schweren Fällen kann sie zu einer Lungenentzündung führen.

Erkältungskrankheiten

Hinter Erkältungen mit Halsschmerzen, Husten, Schnupfen und anderen typischen Symptomen können ebenfalls Adenoviren stecken. Im Kindesalter geht etwa ein Viertel der Atemwegsinfekte auf Adenoviren zurück. Anhand der Symptome lassen sie sich jedoch nicht von Infektionen mit anderen Erregern unterscheiden. In seltenen Fällen kann sich aus Erkältungskrankheiten eine Lungenentzündung entwickeln.

Magen-Darm-Grippe

An einer Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) durch Adenoviren erkranken vor allem Kinder, je nach Virustyp im Klein- oder Schulkindalter. Nach den Rotaviren sind Adenoviren der häufigste Grund für Magen-Darm-Infekte bei Kleinkindern. Typische Anzeichen sind Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen.

Wie wird das Adenovirus übertragen?

Adenoviren sind ansteckend und resistent: Sie widerstehen vielen Desinfektionsmitteln und halten sich lange auf Türgriffen, Lichtschaltern, Treppengeländern und anderen Oberflächen. Eine Konjunktivitis, also eine Bindehautentzündung, verbreitet sich vor allem über eine Schmierinfektion (vom Auge zur Hand, zur Oberfläche, zur Hand und wieder zum Auge).

Generell können sich Adenoviren als Auslöser von Augeninfektionen rasend schnell verbreiten – zum Beispiel in Augenkliniken, großen Betrieben oder Kindertagesstätten. Fachleute sprechen dann von einer epidemischen Keratokonjunktivitis. Daher besteht nach dem Infektionsschutzgesetz bei nachgewiesenen Adenoviren im Abstrich der Augenbindehaut eine Meldepflicht. Das bedeutet, der Arzt oder die Ärztin muss die Erkrankung dem zuständigen Gesundheitsamt melden. Andere Erscheinungsformen von Adenovirus-Infektionen sind hingegen nicht meldepflichtig.

Bei Atemwegsinfekten überträgt sich das Adenovirus vor allem via Tröpfcheninfektion – also beim Husten, Niesen oder Sprechen. Als Auslöser einer Magen-Darm-Grippe verbreitet es sich häufig über Schmierinfektionen, etwa durch Spuren von Stuhlgang, wenn die Hände nicht gründlich genug gereinigt wurden. Um zu verhindern, dass sich Adenoviren im Wasser von Schwimmbecken verbreiten können, wird dieses gechlort.

Kind wäscht sich unter fließendem Wasser die Hände.

© iStock / PeopleImages

Regelmäßiges und gründliches Händewaschen ist der beste Schutz vor Adenoviren.

Wie lang dauert eine Adenovirus-Infektion?

Erste Krankheitszeichen zeigen sich je nach Virustyp fünf bis zwölf Tage nach der Ansteckung. Bis die Augenentzündung vollständig ausgeheilt ist, kann es zwei bis vier Wochen dauern.

Bei einem durch das Adenovirus bedingten Magen-Darm-Infekt können die Symptome wie Durchfall fünf bis zwölf Tage anhalten. Zum Teil lassen sich die Viren auch darüber hinaus noch im Stuhl nachweisen.

Wie wird das Adenovirus nachgewiesen und eine Infektion behandelt?

Da die Erkrankungen in vielen Fällen recht milde verlaufen, ist in der Regel kein Erregernachweis notwendig. Bei einer Adenovirus-Infektion lassen sich die Viren mittels verschiedener Laborverfahren nachweisen. Meist kommt ein sogenannter PCR-Test zum Einsatz. Je nach Erkrankung entnimmt das Fachpersonal in der ärztlichen Praxis hierfür einen Abstrich des Augensekrets, bittet um eine Urin- oder Stuhlprobe oder etwas Rachenspülwasser. In Sonderfällen (etwa bei Immunsuppression) kann eine Blutuntersuchung sinnvoll sein. Relevant ist der Virusnachweis aufgrund der Meldepflicht aber nur bei einer Bindehautentzündung, der Adenovirus-Konjunktivitis.

Für die Behandlung spielt der Virusnachweis keine Rolle, da keine spezifische Behandlung der Ursache möglich ist. Anders als bei einer bakteriellen Bindehautentzündung helfen bei einer Adenovirus-Augeninfektion auch keine antibakteriellen Augentropfen. Eventuell können entzündungslindernde Tropfen die Symptome lindern.

Bei Atemwegs- und Magen-Darm-Infekten durch Adenoviren lassen sich bei Bedarf die Symptome behandeln, zum Beispiel mit fiebersenkenden Schmerzmitteln.

Was ist bei einer Adenovirus-Infektion zu beachten?

Wichtig bei einer Adenovirus-Infektion sind vor allem Maßnahmen, die verhindern, dass das Virus sich verbreitet und andere Menschen ansteckt:

  • Schützen Sie sich, indem Sie regelmäßig Ihre Hände mit Seife waschen (mindestens 20 Sekunden), vor allem nach dem Toilettengang. Halten Sie auch Ihre Kinder dazu an. Berühren Sie Augen oder Mund nicht mit ungewaschenen Händen. Vermeiden Sie den Kontakt zu Erkrankten.
  • Schützen Sie andere: Wenn Sie krank sind – egal ob mit Fieber, Durchfall oder Bindehautentzündung – bleiben Sie zu Hause! Das gilt auch für erkrankte Kinder, die mit einer Bindehautentzündung weder in die Schule noch in den Kindergarten oder andere Betreuungseinrichtungen gehen dürfen, bis die Symptome sicher abgeklungen sind. Verzichten Sie ebenso auf Schwimmbad- und Saunabesuche.
  • Halten Sie beim Niesen oder Husten die Armbeuge vor Ihren Mund. Teilen Sie keine Gläser, Tassen oder Besteck mit anderen.
  • Wenn Sie oder ein Haushaltsmitglied potenziell an einer Virus-Infektion erkrankt sind, achten Sie verstärkt auf Hygiene: Neben regelmäßigem Händewaschen, sollten Sie häufig berührte Oberflächen (etwa im Bad) häufig reinigen und bei Bedarf desinfizieren. Wechseln Sie nach der Infektion alle Handtücher sowie die Bettwäsche der betroffenen Person.
  • Besonders eine Bindehautentzündung durch das Adenovirus ist sehr ansteckend. Vermeiden Sie, sich in die Augen zu fassen, zu reiben oder Sekret wegzuwischen. Falls es dennoch geschieht, waschen Sie sich danach gründlich die Hände. Verwenden Sie für Hände und Oberflächen bei Bedarf Desinfektionsmittel.
  • Teilen Sie keinesfalls Handtücher, Waschlappen, Cremes, Augentropfen oder andere Kosmetik- und Hygieneprodukte mit anderen Haushaltsmitgliedern. Achten Sie auf Fotoapparate, Ferngläser und andere Geräte, die in Kontakt mit den Augen kommen.

Wichtig: Melden Sie sich vor dem Besuch in der augen- oder hausärztlichen Praxis an und schildern Sie Ihre Symptome, damit das Praxisteam gegebenenfalls vorsorglich Hygienemaßnahmen ergreifen kann. Wenn Sie tatsächlich an einer Keratokonjunktivitis durch den Adenovirus erkrankt sind, bespricht der Arzt oder die Ärztin weitere Vorsichtsmaßnahmen mit Ihnen.

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