Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Antibiotika mit Bedacht einsetzen

Veröffentlicht am:02.06.2022

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 29.09.2023

Antibiotika haben die Medizin für immer verändert: Als wirksame Mittel gegen Bakterien helfen sie bei lebensgefährlichen Infektionen. Allerdings nur, wenn sie richtig angewendet werden.

Eine Person hält orale Antibiotika in der Hand, die Packung liegt auf dem Tisch.

© iStock / MStudioImages

Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind eine Reihe von Medikamenten, die Bakterien entweder abtöten oder deren Vermehrung hemmen. Bestimmte Krankheiten, die durch Bakterien verursacht werden, kann man deshalb mit Antibiotika behandeln. Dazu zählen:

Es gibt verschiedene Arten von Antibiotika, die entweder einzeln oder in Kombination für die Behandlung bestimmter Bakterien verordnet werden. Eine solche Kombinationstherapie kann das Wirkspektrum verbessern, zum Beispiel: wenn unterschiedliche bakterielle Erreger für die Erkrankung verantwortlich sein können. Außerdem verstärken sich einige Antibiotika in ihrer Wirkung. Welche Antibiotika sinnvoll sind, entscheidet in jedem Fall der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin. Sie sind in Deutschland grundsätzlich verschreibungspflichtig.

Wie wirken Antibiotika und warum werden sie eingesetzt?

Wenn Bakterien von außerhalb in den menschlichen Körper gelangen, kann ein gesundes Immunsystem diese oft bekämpfen und abtöten. Selbst bei einer Infektion mit Symptomen schafft es der Körper meist nach wenigen Tagen, die Infektion zu bewältigen.

In manchen Fällen ist das Immunsystem jedoch nicht in der Lage, die Infektion zu beenden. Dann kann es zu einer andauernden gesundheitlichen Beeinträchtigung kommen, mit der Gefahr, dass sich die Entzündung im Körper weiter ausbreitet. Im schlimmsten Fall, etwa bei einer Lungenentzündung (Pneumonie), insbesondere bei immungeschwächten Erkrankten, kann dies sogar zum Tod führen.

Antibiotika sind eine wichtige und häufig sogar die wichtigste Therapie bei schweren bakteriellen Infektionen. Sie unterstützen das körpereigene Abwehrsystem dabei, die eingedrungenen Bakterien erfolgreich zu bekämpfen oder deren Ausbreitung zu reduzieren. Allerdings wirken Antibiotika nicht nur gegen Bakterien, die Krankheiten übertragen, sondern auch gegen jene, die für den Menschen nützlich sind. Dazu zählen beispielsweise Bakterien auf der Haut oder Schleimhautbakterien im Darm. Der Einsatz von Antibiotika muss daher immer gewissenhaft erfolgen.

Eine Ärztin tastet den Hals einer Patienten ab und überlegt, ob es sinnvoll wäre, Antibiotika zu verschreiben.

© iStock / LaylaBird

In einigen Fällen müssen bakterielle Infektionen mit Antibiotika behandelt werden. Ihr behandelnder Arzt oder ihre behandelnde Ärztin wird Sie untersuchen und dazu aufklären.

Helfen Antibiotika nur gegen Bakterien oder auch gegen Viren?

Bei vielen Menschen besteht der Irrglaube, dass ein Antibiotikum auch bei grippalen Infekten, also Erkältungen, wirksam ist. Das ist jedoch nicht korrekt, da diese Krankheiten in der Regel durch Viren und nicht durch Bakterien verursacht werden und Antibiotika gegen Viren nicht wirken. Zwar kann eine Erkältung zusätzlich durch bakterielle Folgeinfektionen entstehen, doch kommt das Immunsystem damit in der Regel gut allein zurecht.

Forschende des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane Collaboration haben elf Studien untersucht, in denen ansonsten gesunde Menschen mit einer einfachen Erkältung Antibiotika zu sich nahmen. Die Schlussfolgerung war, dass die Behandlung mit Antibiotika bei Erkältungen keinen Nutzen bringt. Die Erkältungssymptome wurden durch die Einnahme nicht verbessert oder verkürzt. In zehn Prozent der Fälle führten sie durch die Entstehung von Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit und weiteren Magen-Darm-Beschwerden sogar zu einer Verschlechterung des Wohlbefindens. Weitere häufige Nebenwirkungen von Antibiotika sind Hautausschläge und bei Frauen Entzündungen der Vagina.

Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass Antibiotika bei Erkältungserkrankungen in der Regel nicht sinnvoll sind. Nur in sehr seltenen Fällen können sie bei Komplikationen durch bakterielle Folgeinfektionen einen Nutzen bringen.

Passend zum Thema

Antibiotika können zu einer Resistenz führen

Auch wenn es sich um eine durch Bakterien bedingte Krankheit handelt, ist der Einsatz von Antibiotika nicht immer ratsam. Werden sie unnötig verschrieben, steigt das Risiko, dass Bakterien mit der Zeit eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum entwickeln. Diese entsteht durch Selektionsdruck und kleine Veränderungen im Erbgut der Bakterien, wodurch manche der Bakterien die Antibiotika-Therapie überleben können. Selektionsdruck bedeutet, dass sich nur die resistenten Bakterien vermehren und die anderen Bakterien absterben.

Das heißt einerseits, die Wirkung von Antibiotika lässt bei den Betroffenen selbst nach. Andererseits können sich die resistenten Keime weiter vermehren und sich beispielsweise in Krankenhäusern ausbreiten. Das hat zur Folge, dass Antibiotika schnell unwirksam werden und bei lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen nicht mehr helfen können. Von multiresistenten Keimen spricht man, wenn Bakterien gegen eine Vielzahl von Antibiotika immun sind.

Es ist demnach wichtig und notwendig, dass Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn sie unbedingt erforderlich sind. Resistenzbildungen können vermieden werden, wenn die Antibiotikagabe auf die notwendigen Fälle beschränkt wird.

Passende Artikel zum Thema

Antibiotika und andere Medikamente: Gibt es Wechselwirkungen?

Werden bestimmte Arzneimittel gleichzeitig mit Antibiotika eingenommen, können sich die Inhaltsstoffe in ihrer jeweiligen Wirkung verstärken, abschwächen oder gänzlich aufheben. Dadurch kann es zu teilweise schweren Komplikationen kommen, wie zum Beispiel:

  • Die gerinnungshemmende Wirkung von Blutverdünnern mit dem Wirkstoff Phenprocoumom (z. B. Macumar) kann verstärkt werden. Das akute Blutungsrisiko steigt hierdurch deutlich.
  • Cholesterinsenker wie Simvastatin reagieren mit bestimmten Antibiotika (z. B. Erythromycin). Weil die Antibiotika den Abbau des cholesterinsenkenden Mittels hemmen, verbleibt der Wirkstoff in mehrfach erhöhter Konzentration im Blut. Als Folge kann es zu Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Muskelschwund sowie Nierenschäden kommen.
  • Mittel gegen Sodbrennen, die sogenannten Antazida, hemmen die Aufnahme des jeweiligen antibakteriellen Arzneimittels und machen sie dadurch praktisch unwirksam. In diesem Fall kann eine zeitlich versetzte Einnahme der Präparate von zwei bis drei Stunden helfen, die Wechselwirkung zu verhindern.
  • Der empfängnisverhütende Effekt der Pille kann auf unterschiedliche Weise negativ von Antibiotika beeinflusst werden. Deshalb wird für den Zeitraum der Antibiotika-Behandlung und in einigen Fällen noch für 28 Tage danach eine zusätzliche Verhütung mit Kondom empfohlen. Bei einer Langzeit-Therapie mit Antibiotika sollten sich Patientinnen zu sicheren Alternativen zum Empfängnisschutz beraten lassen.

Um Wechselwirkungen zu vermeiden, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin immer über alle verschreibungspflichtigen und freiverkäuflichen Medikamente informieren, die sie dauerhaft oder regelmäßig einnehmen. Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung kann es auch sein, dass Mediziner und Medizinerinnen für Wechselwirkungen bekannte Kombinationen verschreiben.

So behalten Sie mit Ihrer AOK den Überblick

Antibiotika-Einnahme: bitte genau nach Vorschrift

Sollte es dazu kommen, dass ein Arzt oder eine Ärztin Ihnen Antibiotika verschreibt, ist es wichtig, diese korrekt einzunehmen. Informationen dazu erhalten Sie in aller Regel in der Arztpraxis oder Apotheke, aber auch in der Packungsbeilage stehen entsprechende Hinweise.

Um die beste Wirksamkeit zu gewährleisten, ist es besonders wichtig, das Antibiotikum für die gesamte Dauer des angeordneten Zeitraums regelmäßig einzunehmen – also auch dann, wenn sich Ihr Zustand schon verbessert hat.

Vor Beginn der Einnahme sollte klar sein:

  • warum das Antibiotikum verordnet wurde.
  • wie viele Tage am Stück und wie oft am Tag es eingenommen werden muss.
  • ob es zu einer Mahlzeit oder im zeitlichen Abstand dazu eingenommen wird.
  • was unternommen werden sollte, wenn das Antibiotikum mal vergessen wird.
  • was mögliche Nebenwirkungen sind.
  • falls andere Medikamente eingenommen werden: ob es zu Wechselwirkungen kommen kann.
  • bei Schwangerschaft oder Stillzeit: ob das Antibiotikum dafür geeignet ist.

Nur bei einer Anwendung nach Vorschrift können Antibiotika richtig wirken.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?