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Immunsystem

Wie Eiter entsteht und warum er nicht immer gefährlich ist

Veröffentlicht am:08.12.2023

5 Minuten Lesedauer

Wer Eiter im Hals, im Auge oder in einer Wunde entdeckt, ist oft beunruhigt. Tatsächlich ist Eiter immer ein Zeichen für eine Entzündung – aber nicht unbedingt gefährlich. In bestimmten Fällen sollten Sie jedoch ärztliche Hilfe suchen.

Erwachsene Person klebt einem Kind ein Pflaster auf eine eitrige Wunde am Finger.

© iStock / FotoDuets

Was ist Eiter und warum entsteht er?

Eiter (medizinisch: Pus) ist eine Flüssigkeit, die der Körper als Reaktion auf bestimmte Entzündungen bildet. Die Verursacher eitriger Entzündungen sind meist Bakterien, seltener Viren oder Pilze. Eiter ist ein natürliches Nebenprodukt, das im Laufe des Heilungsprozesses entsteht, zum Beispiel in einer äußerlichen Wunde wie einem aufgeschlagenen Knie oder Ellbogen. Er besteht im Wesentlichen aus:

  • abgestorbenen weißen Blutkörperchen, sogenannten neutrophilen Granulozyten
  • Zell- und Gewebsresten (Detritus), oft mit zerfallenen Bakterien
  • Blutserum, also weißlicher Blutflüssigkeit

Eitrige Entzündungen können nahezu überall im Körper auftreten, etwa bei Infektionen der Augen, des Zahnfleischs, der Atemwege oder der Haut an einer Wunde. Auch Eiterpickel (Pusteln) im Rahmen einer Akne entwickeln sich durch kleine Entzündungsherde in der Haut. Bei einer bakteriellen Mandelentzündung zeigen sich typische Eiter-Stippchen auf den Mandeln im Rachen. Bildet sich im Inneren des Körpers eine abgekapselte Eiterhöhle, sprechen Fachleute von einem Abszess.

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Eiter erkennen: Wie sieht er aus und wie riecht er?

Je nach auslösendem Erreger und genauer Zusammensetzung kann Eiter unterschiedliche Farbschattierungen, Gerüche und Konsistenzen haben: Die Farbe variiert zwischen blassgelb, intensiv gelb, gräulich, grünlich und bräunlich, die Konsistenz von dünnflüssig bis pastenartig. So gehen Wundinfektionen mit dem Bakterium Staphylococcus aureus (S. aureus) meist mit gelblichem, rahmähnlichem Eiter einher, während er bei Pseudomonas-Infektionen grünlich-blau und dünnflüssig ist.

Gibt es den typischen Eiter-Geruch?

Der Erreger beeinflusst auch, wie der Eiter riecht: So ist bei einer Infektion mit S. aureus kaum ein Geruch wahrnehmbar, bei anderen Erregern riecht der Eiter süßlich oder faulig. Manche Bakterien wie Escherichia coli führen zu einem Eiter, der so streng nach Fäkalien riecht, dass Chirurgen und Chirurginnen von „stinkenden Abszessen“ sprechen.

Wundsekret oder Eiter?

Im Gegensatz zu Eiter ist Wundsekret (auch Wundexsudat oder Wundwasser) normalerweise dünnflüssig und klar, manchmal auch gelblich oder rötlich verfärbt. Es besteht vor allem aus Blutplasma und Lymphflüssigkeit. Tritt vermehrt Wundsekret aus, spricht man auch von einer nässenden Wunde. Die oft dickflüssigere Konsistenz und die trübe Verfärbung von Eiter kommen vor allem durch abgestorbene weiße Blutkörperchen und Reste zerstörter Zellen zustande – die Nebenprodukte einer entzündlichen Reaktion.

Sollte man Eiter entfernen?

Bei Abszessen und eitrigen Wunden kursieren viele Ratschläge, wie man den Eiter am besten ausdrückt, herauszieht oder auf andere Art entfernt. Verzichten Sie jedoch unbedingt darauf, an einer Wunde mit Eiter zu drücken, zu puhlen oder sie auf andere Art zu manipulieren! Dadurch kann der Eiter in das umliegende Gewebe gedrückt und die Heilung verzögert werden. Weitere Bakterien können in die Wunde gelangen und die Entzündung verstärken.

Das gilt auch für Eiterpickel – auch wenn es verlockend ist, sollten Sie sie besser nicht ausdrücken. In der Regel verschwinden Sie von selbst. Versuchen Sie auch nicht, eiternde Wunden, Pickel und Abszesse auf eigene Faust mit ätherischen Ölen, Zwiebeln oder anderen Hausmitteln zu behandeln, mit denen Sie die Haut noch weiter reizen oder die Wunde verunreinigen könnten.

Wie kann man Eiter aus Wunden entfernen?

Bei kleinen Eiteransammlungen – etwa in oberflächlichen Wunden, Pickeln oder kleinen Hautabszessen – kann ein sauberes Tuch hilfreich sein, das Sie mit warmem Wasser befeuchten. Oberflächlichen Eiter, etwa an einer kleinen Schürfwunde, tupfen Sie behutsam ab. Bei einem Abszess – der sich oft durch eine Rötung, Schwellung, Erwärmung und Schmerzen bemerkbar macht – kann das Tuch als warme Auflage oder Umschlag dabei helfen, dass die Haut sich öffnet und der Eiter abfließt. Zugsalben können bei leichten, lokal begrenzten eitrigen Entzündungen auf der Haut angewendet werden. Allerdings gibt es keine wissenschaftlich fundierten Belege, dass sie wirklich helfen. Zudem bestehen Kontraindikationen für die Anwendung, die von allergischen Reaktionen bis zur Schwangerschaft reichen. Reinigen und desinfizieren Sie die Hautstelle, sobald Eiter ausgetreten ist. Um die Heilung zu unterstützen, eignet sich eine antiseptische Wundsalbe. Decken Sie die Stelle anschließend mit einem sauberen, weichen Verband oder Pflaster ab.

Eingewachsener Zehennagel mit Eiter – was jetzt?

Ein eingewachsener Zehennagel kann schmerzhaft sein. Bei erstmaligen oder leichten Beschwerden können Sie versuchen, den Zeh selbst zu behandeln. Reinigen Sie zunächst die schmerzende Stelle und weichen Sie sie für zehn bis zwanzig Minuten in einem warmen Fußbad ein. Lösen Sie dann vorsichtig die umgebende Haut vom Nagel und entfernen Sie den Eiter mit einem Tuch oder Wattestäbchen. Versorgen Sie die Wunde anschließend mit einer antiseptischen Wundsalbe oder einem entzündungshemmenden Gel. In der Apotheke gibt es außerdem verschiedene Hilfsmittel, um den eingewachsenen Nagel vom Nagelwall abzuspreizen (wie Nagelspangen und Kunststoffschienen), die Sie selbst anwenden können. Nagelspangen werden quer auf den Nagel geklebt. Durch einen Mechanismus wird der Nagel gehoben und in seinem weiteren Wachstum gelenkt. Wer nicht mehr gut beweglich ist, kann eine zweite Person um Hilfe beim Einsetzen bitten. Sobald sich an der Stelle des eingewachsenen Zehnagels allerdings Eiter bildet, sollten Sie eine Arztpraxis aufsuchen – die Nagelfalz ist eine schwierige Stelle, Eiter lässt sich dort nicht gut selbst entfernen. Das gleiche gilt, wenn sich die Entzündung ausbreitet oder Fieber auftritt. Liegen chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, eine Abwehrschwäche oder eine Therapie mit Glucocorticoiden vor, sollte der Arzt oder die Ärztin sofort aufgesucht werden.

Ein mittelalter Mann mit geschlossenen Augen in einem abgedunkelten Raum fasst sich mit den Fingern der rechten Hand an die Nasenwurzel.

© iStock / ljubaphoto

Typisch für eine eitrige Nasennebenhöhlenentzündung sind unter anderem Kopf- und Gesichtsschmerzen.

Eiter aus Nasennebenhöhlen lösen

Besonders unangenehm ist Eiter im Rahmen einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis): Verläuft diese eitrig, zeigt sich das durch ein gelblich-grünes Nasensekret. Dazu kommen Kopf- und Gesichtsschmerzen, Abgeschlagenheit und eventuell Fieber. Schleim und Eiter lassen sich mithilfe verschiedener Medikamente und Hausmittel aus den Nasennebenhöhlen lösen:

  • 2 bis 3 Liter Wasser oder Tee pro Tag trinken
  • abschwellendes Nasenspray oder Nasentropfen (Achtung: nicht länger als eine Woche anwenden!)
  • schleimlösende pflanzliche Arzneimittel aus der Apotheke (Sekretolytika)
  • Inhalieren mit Kochsalzlösung oder abschwellend wirkenden ätherischen Ölen

Besteht eine eitrige Entzündung wird der Arzt oder die Ärztin gegebenenfalls auch Antibiotika verordnen.

Wann ist Eiter ein Fall für die Arztpraxis?

Bei manchen eitrigen Entzündungen reichen Schonung, Geduld und Hausmittel, damit sie wieder abklingen. Andere sind jedoch ein Fall für den Arzt oder die Ärztin, zum Beispiel:

  • wenn eine tiefere Wunde schlecht heilt, anschwillt, sich ihre Umgebung rötet und/oder eitert
  • wenn Sie Eiter oder andere Infektionszeichen an einer Operationswunde entdecken
  • wenn Sie sich zusätzlich schlapp und krank fühlen oder Fieber bekommen
  • wenn bestimmte eitrige Entzündungen immer wieder auftreten oder auf die Selbstbehandlung nicht ansprechen
  • bei größeren, schlecht erreichbaren oder hartnäckigen Hautabszessen
  • bei einer eitrigen Mandelentzündung oder Nasennebenhöhlenentzündung mit Fieber oder Schmerzen
  • bei einer Bindehautentzündung mit Eiter – insbesondere, wenn Sie unter Kopfschmerzen, Übelkeit oder Sehstörungen leiden
  • bei Eiter und Abszessen an Zähnen und Zahnfleisch

Eiter: Zu welchem Arzt beziehungsweise zu welcher Ärztin?

Je nach betroffener Körperstelle ist Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin beziehungsweise eine Fachpraxis für Hautkrankheiten, Hals-Nasen-Ohren-, Augen- oder Zahnheilkunde die richtige Anlaufstelle.

Nach einer sachkundigen Diagnostik entscheidet der Arzt oder die Ärztin, ob zum Beispiel die Drainage eines Abszesses, antibiotische Augentropfen oder eine Antibiotikatherapie mit Tabletten (etwa bei einer Mandelentzündung) sinnvoll ist.

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