Immunsystem
Was ist eine Hodenentzündung und wie macht sie sich bemerkbar?
Veröffentlicht am:22.09.2021
10 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 15.11.2022
Eine Hodenentzündung kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Häufig tritt sie in Kombination mit einer Nebenhodenentzündung auf. Die Symptome sind meistens sehr unangenehm und können für die Betroffenen eine große Belastung sein.
Was ist eine Hodenentzündung?
Bei der Hodenentzündung (Orchitis) handelt es sich um eine Infektion, die verschiedene Ursachen haben kann. Die Orchitis ist eine eher seltene Krankheit, die für einen Mann in der Regel sehr unangenehm ist. Sie kann einen einzelnen Hoden betreffen oder beide. Häufig tritt sie in Kombination mit einer Nebenhodenentzündung (Epididymitis) auf. Das hängt mit dem Aufbau der Geschlechtsorgane zusammen.
In den Hoden werden die Samenzellen sowie das männliche Sexualhormon Testosteron gebildet. Für jeden Hoden gibt es einen Nebenhoden, der auf dem jeweiligen Hoden liegt und mit diesem über den sogenannten Nebenhodengang verbunden ist. So kann der Nebenhoden Samenzellen aufnehmen und sie speichern, bis sie zu beweglichen Spermien geworden sind und über einen Samenerguss aus dem Körper transportiert werden. Über diesen Nebenhodengang können jedoch auch die Erreger einer Entzündung von einem Organ zum anderen übergehen.
Mediziner unterscheiden zwischen einer akuten und einer chronischen Hodenentzündung, wobei die chronische Form in Deutschland kaum auftritt, weil sie durch Krankheiten ausgelöst wird, die hier nicht verbreitet sind, wie etwa Lepra oder Tuberkulose.
Viren
Vor allem der Mumps-Virus ist bekannt dafür, dass er zu einer Hodenentzündung führen kann. Etwa jeder dritte Mann, der nach der Pubertät Mumps bekommt, muss mit einer zusätzlichen Orchitis rechnen. Bei Kindern vor der Pubertät kommt es hingegen nur sehr selten vor, dass sich die Hoden bei Mumps entzünden. Durch die Mumps-Impfung ist dieser Auslöser stark zurückgegangen.
Bakterien
Sie können über verschiedene Wege in die Hoden gelangen. Häufig handelt es sich um Erreger, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, etwa die Tripper auslösenden Gonokokken. Weitere mögliche Auslöser sind Streptokokken oder Bakterien, die in einem Zusammenhang mit Darminfektionen stehen. Die Bakterien lösen in vielen Fällen zunächst eine Entzündung der Nebenhoden aus und gehen dann zu den Hoden über.
Verletzungen
Zum Beispiel ein kräftiger Schlag oder ein Sturz können den Hoden verletzen. Der Körper reagiert auf solche Reize häufig durch eine Entzündung. Sie dient einerseits als Warnsignal, andererseits unterstützt sie indirekt den Heilungsprozess.
Operationen
Eine Operation im Bereich der Geschlechtsorgane kann ebenfalls zu einer Orchitis führen, da die Schutzbarriere der Haut durchbrochen wird und Keime ungehindert in den Körper gelangen können.
Autoimmunprozesse
Dabei ist das körpereigene Abwehrsystem fehlgeleitet und richtet sich gegen das eigene Gewebe. In der Folge kommt es zu Entzündungen.
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Symptome einer Hodenentzündung
Das sind die häufigsten Beschwerden:
- Schmerzen, die entweder in einem oder seltener in beiden Hoden auftreten
- Hodenschwellungen
- Verhärtungen des Hodens
- Rötungen
- Überwärmung des Hodens
- Berührungsempfindlichkeit
- Fieber
- Harndrang
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen
- Schmerzen lassen häufig nach, wenn der Hoden hochgelagert wird
Verlauf der Beschwerden bei einer Hodenentzündung
Wie sich die Symptome einer Hodenentzündung entwickeln, hängt unter anderem von der Ursache ab und davon, wann gegebenenfalls eine Behandlung einsetzt. In den meisten Fällen lassen die Schmerzen innerhalb weniger Tage nach. Vereinzelte Symptome wie Schwellungen und ein verhärteter Hoden können jedoch noch etliche Wochen andauern, ohne dass Grund zur Sorge besteht.
Wie wird eine Hodenentzündung behandelt?
Bei einer Hodenentzündung hängt die Behandlung von der Ursache ab. Während die Hodenerkrankung bei bestimmten Auslösern, wie Viren, von selbst abklingt, ist vor allem bei bakteriellen Infektionen eine Behandlung sehr wichtig, um Komplikationen und Spätfolgen zu vermeiden. Welche Gefahren gibt es? Vorübergehende mögliche Komplikationen sind eine Ausbreitung der Entzündung, Abszesse und eine verringerte Qualität der Spermien. Zudem kann Hodengewebe teilweise oder vollständig zerstört werden. Im Extremfall droht eine dauerhafte Einschränkung der Zeugungsfähigkeit oder sogar vollständige Unfruchtbarkeit. Das ist aber sehr selten.
Wann sollte man zum Arzt?
Bei einer Hodenentzündung ist es immer sinnvoll, zum Arzt zu gehen, damit er die Ursache abklären kann – am geeignetsten ist ein Urologe. Außerdem sind die Symptome für einen Laien nicht immer leicht von einer sogenannten Hodentorsion zu unterscheiden, bei der sich ein Hoden im Hodensack in Längsrichtung um seine eigene Achse verdreht. Eine Hodentorsion ist ein medizinischer Notfall und muss sofort operiert werden. Durch die damit verbundene Durchblutungsstörung könnte es sonst zu dauerhaften Schäden kommen.
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Therapie der Hodenentzündung
Die Behandlung der Hodenentzündung hängt von den jeweiligen Auslösern der Erkrankung ab. Ist ein Virus der Grund für die Beschwerden, erfolgt in erster Linie eine symptomatische Therapie. Sprich, es werden die Begleiterscheinungen und Krankheitsfolgen wie Fieber oder Harndrang behandelt, nicht aber die eigentliche Ursache. Häufig reichen Hausmittel wie Schonen, Kühlen und Hochlagern bereits aus. Gegebenenfalls kann es notwendig sein, zusätzlich Schmerzmittel einzunehmen oder Medikamente wie Kortison, die eine entzündungshemmende Wirkung haben. Gegebenenfalls müssen Abszesse operativ beseitigt werden.
Anders sieht es bei bakteriellen Infektionen aus. Es stehen verschiedene Antibiotika zur Verfügung, die bei einer Orchitis eingesetzt werden können. Zum Teil werden sie sogar mit entzündungshemmenden Wirkstoffen kombiniert. So soll verhindert werden, dass eine Hodenentzündung die Fruchtbarkeit senkt.