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Gesundheitsmagazin

Immunsystem

Impfauffrischung: Diese Impfungen muss man regelmäßig wiederholen

Veröffentlicht am:19.11.2021

6 Minuten Lesedauer

Eine Impfauffrischung garantiert, dass das Immunsystem sich möglichst unterbrechungsfrei gegen bekannte Krankheitserreger zur Wehr setzen kann. Einige Impfungen halten dabei ein Leben lang, andere schützen nur für einen begrenzten Zeitraum. Welche das sind, lesen Sie hier.

Arzt klebet Pflaster auf Einstichstelle nach Auffrischimpfung.

© iStock / FotoDuets

Welche Impfungen muss man auffrischen? Empfehlungen der STIKO

Wie oft eine Impfauffrischung nötig ist, hängt nicht nur vom verabreichten Impfstoff ab. Auch Alter, Immunabwehr oder die Art der Impfung können eine Rolle spielen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht die Impfempfehlungen für Deutschland aus. Diese werden regelmäßig aktualisiert und in der Regel jedes Jahr im August im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts veröffentlicht.

Die folgenden gängigen Impfungen sollten Erwachsene laut den Empfehlungen der STIKO auffrischen lassen:

  • Covid-19: Seit Oktober 2021 empfiehlt die STIKO eine Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff für bestimmte Personengruppen. Dazu gehören zum Beispiel Menschen, die älter als 70 Jahre sind, in Pflegeeinrichtungen leben oder die ein geschwächtes Immunsystem haben (etwa bei bestimmten Erkrankungen oder Organtransplantierte, die entsprechende Arzneimittel einnehmen müssen). Am 16. November kündigte der Vorsitzende der STIKO, Prof. Dr. Mertens, an, dass die Empfehlung zur Booster-Impfung demnächst auf alle Erwachsenen erweitert wird. Grundsätzlich kann aber jeder ab zwölf Jahren seinen Schutz sechs Monate nach der Grundimmunisierung auffrischen lassen. Denn eine Booster-Impfung hilft in jedem Fall, den Impfschutz aufrechtzuerhalten.
  • Influenza (Grippe): Diese Impfung muss jedes Jahr erneuert werden, denn Grippeviren verändern sich ständig. Da es sich dabei immer um einen neuen, den jeweiligen Viren angepassten Impfstoff handelt, ist die jährliche Grippeimpfung streng genommen keine Impfauffrischung. Sie ist empfohlen für chronisch Kranke, für Menschen ab 60 Jahren, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie für Personen, die aufgrund ihres Berufs ein erhöhtes Risiko haben, sich anzustecken.
  • Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten: Für die Tetanus- und Diphtherie-Impfung empfiehlt die STIKO alle zehn Jahre eine kombinierte Auffrischung. Für die Keuchhusten-Impfung ist eine einmalige Auffrischung im Erwachsenenalter empfohlen. Sie wird in der Regel als Kombinationsimpfung bei der Impfauffrischung gegen Tetanus und Diphtherie verabreicht (TdaP-Kombinationsimpfstoff). Auch für Schwangere ist eine Auffrischung der Keuchhusten-Impfung gegen Ende der Schwangerschaft empfohlen.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung): Erwachsenen, die nicht vollständig geimpft sind und die keine einmalige Auffrischung im Jugend- oder Erwachsenenalter erhalten haben, empfiehlt die STIKO eine Auffrischung. Das Gleiche gilt, wenn eine Reise in ein von Polio betroffenes Land geplant ist. Informationen zu Vorkommen von Polio gibt es auf den Seiten des RKI.
  • FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis): Ist das Ansteckungsrisiko gegeben, etwa weil man in einem FSME-Risikogebiet lebt, wird hier die erste Auffrischung nach drei Jahren empfohlen. Die nachfolgenden Auffrischungen sind dann alle fünf Jahre nötig. Je nach verwendetem Impfstoff sollte die Impfung ab dem Alter von 50 beziehungsweise 60 Jahren dann alle 3 Jahre wiederholt werden.

Bei Unklarheiten bezüglich einer Impfauffrischung kann Ihnen Ihr Hausarzt weiterhelfen. Dort bekommen Sie auch Infos zu weiteren Impfungen, die ab einem bestimmten Alter oder in bestimmten Lebenssituationen empfehlenswert sind.

Schutzimpfungen

Lebendimpfstoffe

Impfungen mit sogenannten Lebendimpfstoffen sorgen für eine ähnlich gute Immunabwehr wie eine Ansteckung mit dem tatsächlichen Erreger, ohne dass die betroffene Person dem Risiko der eigentlichen Krankheit ausgesetzt ist. Sie können sogar ein Leben lang halten. Es werden dabei stark abgeschwächte Krankheitserreger geimpft, die die Krankheit allerdings nicht mehr auslösen können. Da sich die Erreger aber noch vermehren können, muss der Körper sich länger gegen sie zur Wehr setzen – und erwirbt dadurch einen längeren Immunschutz.

Der sogenannten Impftiter ist ein Maß für die im Körper gebildeten Antikörper, hieraus können Rückschlüsse über den Immunschutz gezogen werden. Ein Antikörpertest ist in der Regel recht teuer, dennoch unter Umständen sinnvoll. Werdenden Müttern bezahlt die AOK den Test auf Röteln-Antikörper im Rahmen der Vorsorgeleistungen für Schwangere.

Lebendimpfstoffe gibt es unter anderem gegen folgende Krankheitserreger:

  • Masern
  • Mumps
  • Typhus
  • Gelbfieber
  • Röteln
  • Windpocken

In seltenen Fällen kann es beim Impfen mit Lebendimpfstoffen zu Nebenwirkungen wie den eigentlichen Krankheitssymptomen kommen.

Totimpfstoffe

Die meisten Impfstoffe sind inaktivierte, sogenannte Totimpfstoffe. Sie enthalten entweder abgetötete Erreger oder nur noch Bruchteile davon. Hier ist in bestimmten Abständen eine Auffrischimpfung nötig, da die Menge der schützenden Antikörper im Körper mit der Zeit abnimmt. Der große Vorteil einer Impfung mit einem Totimpfstoff ist unter anderem die Tatsache, dass es weniger Nebenwirkungen gibt als bei Impfungen mit Lebendimpfstoffen.

Zu den Krankheiten, für die es einen Totimpfstoff gibt, gehören unter anderem:

Um nicht schwer zu erkranken, ist es wichtig, den Impfstatus aktuell zu halten. Trotzdem zeigen Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1), die das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) erhoben hat: Etwas mehr als ein Viertel der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren hat keinen ausreichenden Immunschutz gegen Tetanus, knapp 50 Prozent sind nicht mehr immun gegen Diphtherie und nur jeder Zehnte ist ausreichend gegen Keuchhusten geimpft. Schwere Krankheitsverläufe können die Folge sein.

Arzt hält mRNA-Impfstoff für eine Impfauffrischung bereit.

© iStock / carmengabriela

Die Booster-Impfung für Covid-19 erfolgt mit einem mRNA-Impfstoff der Firmen Moderna oder BioNTech/Pfizer.

Genbasierte Impfstoffe

Im Kampf gegen Corona haben vor allem die genbasierten Impfstoffe an Bedeutung gewonnen. In diesem speziellen Fall soll das Abwehrsystem ein Eiweiß auf der Oberfläche des SARS-CoV2-Virus kennenlernen – das sogenannte Spike-Protein. Es ist das Antigen, an dem das Immunsystem den Erreger als fremd erkennt und Antikörper bildet. Hierfür werden dem Körper Abschnitte der Erbinformation des Virus injiziert. Diese Informationen dienen als eine Art Bauplan für das Spike-Protein. Dadurch stellen die körpereigenen Zellen ausschließlich das Antigen her, nicht das vollständige Virus. Es besteht also keine Infektionsgefahr, aber wie bei anderen Impfstoffen kann es auch hier zu seltenen Nebenwirkungen kommen. Um das Spike-Protein dem Immunsystem zu präsentieren, gibt es zwei Varianten:

mRNA-Impfstoff: Die sogenannte mRNA, auch messenger-RNA, enthält normalerweise einen Bauplan für körpereigene Eiweiße, der von den Körperzellen gelesen wird. Der Impfstoff basiert genau auf diesem Prinzip: Eine künstlich hergestellte mRNA wird dem Bauplan für das Spike-Protein versehen und in den Körper injiziert. Dort wird er von den Körperzellen genutzt, um das Viruseiweiß herzustellen.

Impfstoffe, die nach diesem Prinzip funktionieren, sind:

  • Spikevax (Moderna)
  • Comirnaty (BioNTech/Pfizer)

Vektorimpfstoff: Hier wird der Bauplan auf harmlosen, nicht vermehrungsfähigen Viren – den Vektoren – transportiert. Mit der Impfung dringen diese in den Körper ein und geben ihn frei. Wie beim mRNA-Impfstoff wird der Bauplan dann von den Körperzellen umgesetzt.

Impfstoffe, die nach diesem Prinzip funktionieren, sind:

  • Vaxzevria (AstraZeneca)
  • COVID-19 Vaccine Janssen (Johnson & Johnson)

Corona-Impfung

Genbasierte Impfstoffe verändern das Erbgut nicht.

Zelleigene Eiweiße (Enzyme) entsorgen alle mRNAs im Körper schon nach kurzer Zeit, das Gleiche gilt für die Vektorviren, die vom Immunsystem erkannt und beseitigt werden. Mit ihnen verschwindet auch der Bauplan und das Spike-Protein kann nicht weiter produziert werden.

Inzwischen gibt es eindeutige Hinweise, dass auch der Impfschutz der genbasierten Impfstoffe mit der Zeit nachlässt. Daher empfiehlt die STIKO sechs Monate nach der Grundimmunisierung eine Booster-Impfung mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe. Dass diese Booster-Impfung funktioniert, zeigt eine große Beobachtungsstudie aus Israel. Die Zahlen zeigen, dass Menschen nach einer dritten Impfung deutlich seltener schwer an Covid-19 erkrankten oder verstarben als Menschen, deren Impfungen mindestens fünf Monate zurücklag.

Impfstoff von Johnson & Johnson

Grundimmunisierung mit zweiter Impfung

Immer mehr Menschen erkranken an Corona trotz einer Covid-19-Schutzimpfung. Viele Menschen, bei den diese Impfdurchbrüche auftreten, sind mit dem COVID-19 Vaccine von Johnson & Johnson geimpft. Aus diesem Grund, und weil der Impfstoff eine vergleichsweise geringe Wirkung gegen die Delta-Variante hat, empfiehlt die STIKO zur Optimierung des Impfschutzes eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff bereits vier Wochen nach der ersten Impfung.

Auffrischimpfung vergessen, was tun?

Hat man den Zeitpunkt für die Auffrischung einer Impfung verpasst, muss man nicht wieder von vorne mit der sogenannten Grundimmunisierung beginnen – egal, wie lange die letzte Impfung zurückliegt. Auch mit einer verspäteten Auffrischung ist es möglich, den Impfschutz wiederherzustellen. In der Zwischenzeit kann es aber sein, dass Sie gegen den betreffenden Erreger nicht geschützt sind. Es ist daher wichtig, die versäumte Impfung so schnell wie möglich nachzuholen. Darauf zu verzichten, kann im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein.

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Kleiner Tipp: Nicht jeder hat seinen Impfstatus immer im Blick. Hilfreich ist es, diesen bei jedem Arztbesuch überprüfen zu lassen – um gegebenenfalls mit einer Impfauffrischung sich und andere zu schützen. Damit Sie jede Impfung im Blick haben, bietet die STIKO einen Impfkalender für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

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