Immunsystem
Scharlach – wie gefährlich ist die Kinderkrankheit?
Veröffentlicht am:20.06.2022
4 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 08.11.2024
Scharlach wird oft als Kinderkrankheit betrachtet, aber auch Erwachsene können sich infizieren. Bleibt er unentdeckt, kann sie Komplikationen nach sich ziehen. Doch woran lässt sich Scharlach erkennen? Die Antwort liegt meist auf der Zunge.
Was ist Scharlach?
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wütete Scharlach jedes Jahr und kostete unzählige Menschen – überwiegend Kinder – das Leben. Doch seit der schottische Bakteriologe Alexander Fleming 1928 das Penicillin entdeckte, hat die Infektionskrankheit ihren Schrecken verloren. Sie ist aber weiterhin weltweit verbreitet und greift besonders in den kalten Monaten um sich. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 5 von 1.000 Kindern. Sechs- bis Zwölfjährige sind besonders gefährdet, weshalb Scharlach als Kinderkrankheit gilt – aber auch Erwachsene können sich infizieren.
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Auslöser für eine Infektion mit Scharlach
Scharlach wird von Bakterien (Streptococcus pyogenes, häufig auch A-Streptokokken genannt) ausgelöst – genauer gesagt von den giftigen Stoffwechselprodukten (Toxinen) der Bakterien. Wer einmal eine Erkrankung überstanden hat, ist anschließend immun gegen das auslösende Toxin. Da unterschiedliche A-Streptokokken aber unterschiedliche Toxine bilden, ist es möglich, mehrfach an Scharlach zu erkranken.
Wie wird Scharlach übertragen?
Da sich die Erreger im Rachenraum ansiedeln, wird die Krankheit meistens über Tröpfcheninfektion übertragen. Das heißt, sie gelangen beim Sprechen, Niesen oder Husten über winzige Speicheltröpfchen an die Luft, wo sie eine andere Person beispielsweise einatmet.
In seltenen Fällen übertragt sich Scharlach auch über Schmierinfektion, also über gemeinsam benutzte Gegenstände, an denen der Erreger haftet; das können Stifte oder Spielzeuge sein.
Hohe Ansteckungsgefahr
Scharlach ist hochansteckend und kann selbst von Menschen weitergegeben werden, die nur Träger der Erreger sind, ohne selbst erkrankt zu sein. Die Ansteckungsgefahr lässt sich mit einem Antibiotikum reduzieren. Bereits 24 Stunden nach der ersten Einnahme sind Betroffene nicht mehr infektiös. Ohne Therapie besteht die Gefahr allerdings bis zu drei Wochen nach Ausbruch der ersten Symptome.
Was sind die Symptome von Scharlach?
Die Inkubationszeit bei Scharlach, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der ersten Krankheitszeichen, beträgt ein bis drei Tage. Das typischste Symptom ist die sogenannte Himbeerzunge: Zuerst bildet sich ein weißer Belag. Nach einigen Tagen färbt sich die Zunge tiefrot. Die Farbe ist bekannt als Scharlachrot. Darüber hinaus können zu Beginn auch folgende Symptome in unterschiedlicher Ausprägung auftreten:
- Halsschmerzen
- Fieber und Schüttelfrost
- Schluckschmerzen
- Erbrechen und Bauchschmerzen
- entzündete Mandeln
- geschwollene Lymphknoten
Meist ab dem zweiten Tag entwickelt sich ein nicht oder kaum juckender Ausschlag auf der Haut, der sich auf den ganzen Körper ausbreiten kann. Nach etwa einer Woche verschwindet er wieder. Zwischen der zweiten und vierten Woche schuppt sich die Haut, insbesondere an den Handflächen und den Fußsohlen.
Wie gefährlich ist Scharlach?
Scharlach kann auch ohne Therapie wieder abklingen, trotzdem sollte die Infektion mit Antibiotika behandelt werden. Einerseits verkürzt das die Ansteckungszeit und die Beschwerden, andererseits verringert es das Restrisiko möglicher Komplikationen. So können sich ohne ein Antibiotikum beispielsweise das Mittelohr oder die Mandeln eitrig entzünden. Deutlich seltener, aber dafür gefährlicher, ist das rheumatische Fieber, bei dem es zu Entzündungen der Gelenke und Organe kommen kann.
Eine weitere Gefahr besteht, wenn die Scharlach-Erreger in offene Wunden gelangen und sie infizieren. Dann kann der sogenannte Wundscharlach eintreten. Diese Art der Infektion kann lebensbedrohlich werden: Wenn die Bakterien in die Blutbahn gelangen, können sie dort eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Zum Glück passiert das recht selten.
Behandlung von Scharlach
In der Regel verschreiben Ärztinnen und Ärzte Penicillin-Tabletten gegen Scharlach. Für Patientinnen und Patienten, die kein Penicillin vertragen, gibt es mittlerweile auch andere wirksame Antibiotika. Im Allgemeinen werden Antibiotika gut vertragen, aber auch hier können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören unter anderem Übelkeit, Durchfall und Hautausschlag. Sollten Nebenwirkungen auftreten, ist es wichtig, die behandelnden Ärztinnen und Ärzte rasch zu informieren. Die Einnahme sollte jedoch nicht eigenständig frühzeitig abgebrochen werden. Hier besteht nicht nur die Gefahr, dass nicht alle Scharlach-Erreger abgetötet werden und schwere Krankheitsverläufe entstehen, sondern auch, dass die überlebenden Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika ausbilden. Wenn sich diese widerstandsfähigen Bakterien vermehren, werden Antibiotika wirkungslos.
Scharlach vorbeugen
Wichtig ist, sich die Hände regelmäßig und gründlich mit Wasser und Seife zu waschen sowie Kontakt mit Erkrankten zu vermeiden. Eine Schutzimpfung gegen Scharlach existiert nicht.
Was muss man bei einer Scharlach-Infektion beachten?
Wie andere hochansteckende Krankheiten auch ist Scharlach im Infektionsschutzgesetz erfasst, das heißt: Schon bei dem Verdacht auf eine Infektion dürfen Kinder nicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten oder Schule gehen. Das Gleiche gilt für Erwachsene, die in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten wie etwa Lehrerinnen und Lehrer oder Erzieherinnen und Erzieher. Das ärztliche Fachpersonal oder das Gesundheitsamt entscheidet, wann Betroffene wieder unter Menschen dürfen. Laut Robert Koch-Institut kann dies bereits 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie und dem Abklingen der Symptome der Fall sein . Ein ärztliches Attest, von den meisten umgangssprachlich „Gesundschreibung“ genannt, ist nicht erforderlich.
Mit diesen Tipps können Sie den Verlauf der Krankheit erträglicher gestalten:
- Vor allem in den ersten Tagen ist es am besten, sich körperlich zu schonen und gut auszuruhen.
- Schluckbeschwerden können sehr unangenehm werden. Weiche Nahrung wie Brei oder Suppe sollten deshalb auf dem Speiseplan stehen.
- Besonders bei Fieber ist es wichtig, viel zu trinken – am besten Wasser oder ungesüßte Kräutertees.