Immunsystem
Leukozyten sind die Polizei des Körpers
Veröffentlicht am:17.03.2023
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Leukozyten, die weißen Blutkörperchen, sind wichtige Zellen des Immunsystems. Sie kommen im Blut, aber auch an anderen Orten im Körper vor. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen vor Krankheitserregern und Tumorzellen zu schützen.
Leukozyten sind Zellen des Immunsystems
Der Körper ist tagtäglich zahlreichen Krankheitserregern ausgesetzt – dennoch erkranken Menschen nicht jeden Tag. Das liegt daran, dass der Mensch ein ausgefeiltes Immunsystem hat, das ihn schützt. Ein Teil des Immunsystems sind die Leukozyten, auch weiße Blutkörperchen oder umgangssprachlich „Leukos“ genannt. Leukozyten sind Zellen im Blut, die auch in andere Gewebe wie das Lymphsystem oder das Knochenmark wandern können – je nachdem, wo sie gebraucht werden.
Unterschied zwischen weißen und roten Blutkörperchen
Leukozyten werden als weiße Blutkörperchen bezeichnet, da sie unter einem Mikroskop farblos erscheinen. Anders als die roten Blutkörperchen (die Erythrozyten) enthalten sie nicht den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin). Im Vergleich zu den weißen Blutkörperchen haben rote Blutkörperchen keine Rolle in der Immunabwehr. Ihre Funktion ist der Transport von Sauerstoff mit dem Blut. Zahlenmäßig sind die roten Blutkörperchen den weißen überlegen: Es gibt viel mehr Erythrozyten als Leukozyten.
Arten von Leukozyten
Unter den weißen Blutkörperchen gibt es verschiedene Zelltypen, die bei der Differenzierung des Blutbilds anhand ihrer Merkmale, zum Beispiel ihrer Zellgröße oder der Strukturen innerhalb der Zelle unterschieden werden:
- Granulozyten – hier wird wiederum zwischen basophilen, eosinophilen und neutrophilen Granulozyten unterschieden
- Monozyten
- Lymphozyten – dazu gehören die natürlichen Killerzellen sowie die B- und T-Lymphozyten
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Granulozyten
Unter den Leukozyten kommen die Granulozyten am häufigsten vor. Neutrophile Granulozyten gehören mit zur ersten Verteidigungslinie des Immunsystems. Sie patrouillieren den gesamten Körper ab. Entdecken sie Bakterien, nehmen sie diese über einen Prozess namens Phagozytose auf. Mit Enzymen im Zellinneren zerstören sie die Bakterien. Basophile Granulozyten spielen eine wichtige Rolle bei Allergien. Sie schütten Histamin aus und steuern so allergische Reaktionen. Eosinophile Granulozyten sind an der Abwehr von Viren und Parasiten beteiligt, spielen aber auch bei Allergien eine große Rolle.
Monozyten
Monozyten sind die größten Leukozyten. Sie sind Vorläufer der Makrophagen, einer Art von Fresszellen. Monozyten nehmen bei der Phagozytose Krankheitserreger in ihr Zellinneres auf und zerstören diese, indem sie sie verdauen. Dadurch sorgen sie dafür, dass der Körper „aufgeräumt“ bleibt und tote Zellen dem Körper nicht schaden können. Zudem informieren sie andere Immunzellen über die eingedrungenen Erreger und schütten Botenstoffe aus, die andere Leukozyten an den Ort des Geschehens locken, zum Beispiel zu einer Wunde am Finger.
Sobald Monozyten die Blutbahn verlassen, entwickeln sie sich zu Makrophagen. Es gibt ortsansässige, gewebespezifische Makrophagen (zum Beispiel in der Leber) und Makrophagen, die überall dorthin wandern, wo sie gebraucht werden.
Lymphozyten
Zu den Lymphozyten gehören drei Arten von Zellen: die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) sowie die B- und T-Lymphozyten. Die NK-Zellen zerstören vor allem erkrankte und infizierte Zellen. Das können von Viren, Parasiten oder speziellen Bakterien befallene Zellen oder Tumorzellen (entartete Zellen) sein.
Die B- und T-Lymphozyten nehmen eine Sonderrolle unter den Leukozyten ein. Sie gehören zum erworbenen Immunsystem und sind hoch spezialisierte Zellen der Immunabwehr. Das heißt, mit diesen Zellen wird der Mensch nicht geboren – sie werden trainiert und entwickeln sich so von Geburt an bis ins hohe Alter weiter. Mit jedem Kontakt der Abwehrzellen zu einem Krankheitserreger lernen sie dazu. So ist das Immunsystem beim nächsten Kontakt mit den Erregern besser vorbereitet.
Im Detail: die Funktion der B-Lymphozyten
B-Lymphozyten werden im Knochenmark gebildet (das B steht dabei für „bone marrow“ – Knochenmark auf Englisch) und dann ins Blut abgegeben. Sie sitzen aber auch in lymphatischen Organen (wie den Lymphknoten und der Milz) und warten darauf, stimuliert zu werden. Das geschieht, wenn ein Krankheitserreger entdeckt und daraufhin Alarm geschlagen wird. Die B-Lymphozyten entwickeln sich über viele Zwischenstufen auch zu sogenannten Plasmazellen. Diese bilden spezifische Antikörper, die genau zu den Strukturen des entdeckten Krankheitserregers passen. Mit den Antikörpern werden weitere Abwehrzellen aktiviert und mit Erregern befallene Zellen für andere Abwehrzellen markiert. Somit können diese leichter zerstört werden. ;Antikörper können aber auch Krankheitserreger und Giftstoffe direkt neutralisieren.
Einige der Plasmazellen werden zu Gedächtniszellen. Trifft der Körper erneut auf diesen Krankheitserreger, können diese langlebigen Zellen direkt wieder die passenden Antikörper bilden und für eine schnelle Abwehr sorgen.
Im Detail: die Funktion der T-Lymphozyten
T-Lymphozyten werden ebenfalls im Knochenmark gebildet, jedoch im Thymus weiterentwickelt – einem Organ des lymphatischen Systems, das sich im oberen Brustkorb befindet und sich im Laufe des Lebens zurückbildet. Auf ihn verweist auch das T. Die T-Lymphozyten werden ihrerseits in weitere Unterklassen und Aufgabenbereiche unterteilt. T-Helferzellen unterstützen beispielsweise die Stimulierung der B-Lymphozyten, damit diese Antikörper bilden. Zytotoxische T-Zellen erkennen und zerstören infizierte Zellen oder Tumorzellen. Auch T-Lymphozyten entwickeln sich zum Teil zu Gedächtniszellen, die dazu beitragen, ein immunologisches Gedächtnis aufzubauen.
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Leukozyten-Werte im Blutbild verstehen
Erhöhte oder zu niedrige Leukozyten-Werte können ein Hinweis auf verschiedene Erkrankungen sein. Ärzte und Ärztinnen lassen dafür ein Blutbild machen. Der Normbereich für die Anzahl an Leukozyten liegt bei Erwachsenen zwischen 3.800 und 10.500 pro Mikroliter Blut. Dieser Referenzbereich kann aber von Labor zu Labor ein bisschen schwanken. Von der Norm abweichende Werte sind auch nicht gleich ein Grund zur Sorge. So ist es zum Beispiel normal, dass die Leukozyten-Werte bei akuten Infektionen ansteigen – der Körper arbeitet auf Hochtouren, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Die Werte können außerdem unter dem Einfluss von der Tageszeit der Blutabnahme, anderen biologischen Abläufen im Körper, dem Alter und Geschlecht der Person sowie der im Labor eingesetzten Untersuchungsmethode schwanken.
- Erhöhte Leukozyten-Werte (eine sogenannte Leukozytose) können bei (vor allem bakteriellen) Infektionen, Entzündungen sowie Blut- oder Lymphdrüsenkrebs auftreten. Rauchen, die Einnahme von Medikamenten wie Kortisol, Stress oder eine Schwangerschaft können ebenso zu einem Anstieg führen.
- Niedrige Leukozyten-Werte (eine sogenannte Leukopenie) können ein Hinweis auf Erkrankungen des Knochenmarks oder Virusinfektionen sein. Medikamente, zum Beispiel Chemotherapeutika oder Rheumamittel, können auch zu niedrigen Werten führen.
Sind die Leukozyten insgesamt höher oder niedriger als der Normbereich, wird stets ein sogenanntes Differenzialblutbild erstellt, um einen genaueren Blick auf die einzelnen Zelltypen zu werfen. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf die genaue Ursache. Hohe Werte an basophilen Granulozyten stehen zum Beispiel mit Allergien in Verbindung, eine erhöhte Anzahl von Lymphozyten könnten auf eine chronisch lymphatische Leukämie hinweisen.