Krebs
Blasenkrebs: Symptome und Behandlung
Veröffentlicht am:15.06.2021
4 Minuten Lesedauer
Etwa 16.000 Neuerkrankungen werden jährlich in Deutschland festgestellt, wobei Männer fast dreimal so häufig betroffen sind wie Frauen. Patienten und Angehörige stellen sich die Frage, wie Blasenkrebs geheilt werden kann und welche Ursachen zugrunde liegen. Dieses Experteninterview geht einen Schritt weiter und beleuchtet ebenso die Warnsignale und Präventionsmöglichkeiten.
Prof. Dr. Hakenberg leitet die Urologische Klinik und Poliklinik an der Universität Rostock.
Er zeigt auf, welche Behandlungsmethoden bei Blasenkrebs zum Erfolg führen können.
Welche Warnsignale gibt es bei Blasenkrebs? Mit welchen Symptomen sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen?
Das wichtigste Warnsignal – oder besser Alarmsignal – ist eine sogenannte „schmerzlose Makrohämaturie“. Dies bedeutet sichtbare Blutbeimengung im Urin, ohne dass beim Wasserlassen Schmerzen auftreten. Eine Blutbeimengung mit schmerzhafter Blasenentleerung ist dagegen allermeist auf eine akute Blasenentzündung zurückzuführen. Auch kann der wiederholte Nachweis von kleinen Blutbeimengungen, die für das bloße Auge nicht sichtbar sind und bei Urinuntersuchungen festgestellt werden, ein Warnzeichen sein.
Auch unspezifische Symptome der Blase, Schmerzen, starker Harndrang, wiederholte Entzündungen, insbesondere bei Patienten, die über 40 Jahre alt sind, sollten zur ärztlichen Untersuchung führen, da sich auch dahinter ein Blasenkrebs verbergen kann.
Welche Risikofaktoren spielen bei der Entstehung von Blasenkrebs eine Rolle?
Der wohl wichtigste Risikofaktor heutzutage ist das Rauchen von Zigaretten. Darüber hinaus gibt es einige chemische Stoffe, die in der Industrie oder auch beim Haarefärben verwendet werden, die als Risikofaktoren bekannt sind. Man hat die industrielle Verwendung vieler krebserregender Stoffe zwar gesetzlich sehr reduziert, aber es gibt immer noch Berufe, beispielsweise in der Autoindustrie oder auch im Friseurgewerbe, die gefährdet sein können.
Wie tragen die Fluoreszenzzystoskopie oder das Narrow-Band Imaging zu dem Behandlungserfolg bei?
Die Floureszenzzystoskopie verstärkt den Kontrast zwischen gutartigem und Krebsgewebe, indem ein Prozess herbeigeführt wird, bei dem die Tumorzellen floureszieren. Narrow Band Imaging ist ebenfalls ein Verfahren, mit dem reich durchblutetes Gewebe wie etwa Tumoren sichtbar gemacht werden kann. Beide Verfahren sollen einen Blasenkrebs bei der Blasenspiegelung noch früher erkennen.
Dies spielt besonders bei Patienten eine Rolle, die einen Blasenkrebs hatten und erfolgreich operiert wurden und die sich nun in der Nachsorge mit regelmäßigen Kontrollen, unter anderem mit der Blasenspiegelung, befinden. Diese Verfahren haben in dieser Situation, zur frühen Erkennung eines Rezidivs, also eines Rückfalls, ihre Bedeutung.
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Ist eine Chemo- oder Strahlentherapie notwendig?
Zunächst muss man wissen, dass 70 Prozent aller neu diagnostizierten Blasenkrebserkrankungen sogenannte oberflächliche Blasentumoren sind. Dies bedeutet, dass sie nicht in den eigentlichen Blasenmuskel eingewachsen sind. Diese „oberflächlichen“ Formen werden operiert und durch die Harnröhre mit einer Elektroschlinge abgetragen (Elektroresektion).
Eine Strahlentherapie ist dabei auf keinen Fall erforderlich, eine Chemotherapie im landläufigen Sinne auch nicht. Was aber sinnvoll sein kann, ist die Gabe eines Chemotherapeutikums über einen Katheter in die Harnblase. Dies lässt man dann für eine Stunde einwirken, dann wird die Blase entleert. Dies reduziert die Rate an Rückfällen.
Führt Blasenkrebs automatisch zu einer künstlichen Harnableitung (beispielsweise Neoblase)?
Wenn der Blasenkrebs in die tiefere Harnblasenmuskulatur eingewachsen ist, dann kann die Elektroresektion das Problem nicht mehr lösen. In solchen Fällen ist die komplette Entfernung der Harnblase durch Operation als lebensrettende Maßnahme erforderlich. Wenn die Blase entfernt wird, muss eine „Harnableitung“ geschaffen werden. Dies kann eine „Neoblase“ sein, bei der noch in der gleichen Operation aus Dünndarm eine Ersatzblase geformt wird.
Häufiger als eine Neoblase wird aber eine Stomaableitung mit einem kürzeren Stück Dünndarm gemacht, ein sogenanntes Conduit. Das bedeutet, dass der Urin nach außen abgeleitet und dort in einem Beutel aufgefangen wird. Ist der Blasenkrebs bei der Operation weit fortgeschritten, zum Beispiel mit Lymphknotenbefall, dann kann im Anschluss eine Chemotherapie notwendig sein.
Wie stehen die Heilungschancen bei Blasenkrebs?
Insgesamt sind die Heilungschancen bei Blasenkrebs recht gut, wenn man bedenkt, dass die oberflächlichen Formen gut behandelbar sind und das Leben des Patienten nicht bedrohen. Betrachtet man die fortgeschrittenen Formen, bei denen eine Blasenentfernung notwendig ist, dann leben 60 Prozent dieser Patienten 15 Jahre nach der Operation noch. Verglichen mit anderen schwerwiegenden Krebserkrankungen ist das relativ gut, aber ein Teil der Patienten verstirbt am fortschreitenden Krebs.
Gibt es Präventionsmöglichkeiten, um Blasenkrebs vorzubeugen?
Blasenkrebs wird durch krebserregende Stoffe, die im Urin ausgeschieden werden, verursacht. Je höher die Konzentration dieser Stoffe im Urin ist, das heißt je konzentrierter auch der Urin selbst ist und je länger die Kontaktzeit in der Blase, desto stärker ist die Einwirkung dieser krebserregenden Stoffe. Das bedeutet, dass reichliches Trinken mit Verdünnung des Urins und eine regelmäßige Blasenentleerung eine prophylaktische Wirkung haben. Ansonsten ist es natürlich sinnvoll, das Rauchen aufzugeben.
Die AOK steht Krebspatienten zur Seite
Eine gesetzliche Vorsorgeuntersuchung gibt es mit Blick auf Blasenkrebs nicht. Deshalb ist es besonders wichtig, den eigenen Körper zu beobachten. Blutspuren im Urin insbesondere, wenn keine Schmerzen bestehen, verlangen nach einer weitergehenden diagnostischen Abklärung. Die AOK übernimmt für die notwendigen Untersuchungen und die einzuleitende Therapie selbstverständlich die Kosten. Das Gleiche gilt für die Nachsorge bei Blasenkrebspatienten und entsprechende Rehabilitationsangebote.
Der Familiencoach Krebs
Die AOK bietet einen Online-Coach für Angehörige von Menschen an, die an Krebs erkrankt sind. Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit Expertinnen des Universitätsklinikums Leipzig und des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums entwickelt. Der „Familiencoach Krebs“ hilft dabei, Familienmitglieder und Freunde zu unterstützen und sich selbst vor emotionaler, körperlicher oder sozialer Überlastung zu schützen. Zudem informiert das Online-Angebot über die Entstehung, Diagnose und Behandlung verschiedener Krebserkrankungen und beantwortet sozialrechtliche Fragen, die im Zusammenhang mit der Erkrankung eines nahestehenden Menschen entstehen können.
Die richtige Klinik finden
Wichtig ist bei einer Krebstherapie, dass gleich zu Beginn die richtigen Therapieentscheidungen getroffen werden. Wenn am Anfang etwas nicht optimal läuft, kann man dies später oft nicht mehr aufholen. Der AOK-Krankenhausnavigator hilft Ihnen, die richtige Klinik zu finden, die mit dem Krankheitsbild viel Erfahrung hat.
Weiterführende Links zum Thema
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