Krebs
Gebärmutterhalskrebs: Symptome, Risikofaktoren und Vorbeugung
Veröffentlicht am:22.12.2021
6 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 21.11.2024
Gebärmutterhalskrebs ist gut behandelbar, wenn er früh erkannt wird. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen so wichtig, um Vorstufen zu erkennen und zu entfernen. Frauen sollten aber auch auf die Symptome achten. Erfahren Sie, welche das sind.
Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Etwa ein Drittel stirbt daran. Gebärmutterhalskrebs entsteht im unteren Ausgang der Gebärmutter, im Gebärmutterhals, der fachsprachlich Zervix genannt wird. Vor allem im frühen Stadium ist Gebärmutterhalskrebs gut behandelbar. Die Ursache ist fast immer eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV). Es gibt etwa 200 verschiedene HPV-Typen. Viele Menschen tragen sie in sich, ohne es zu bemerken. Etwa ein Viertel dieser Viren befällt den Genitalbereich. Zwölf Hochrisiko-HPV-Typen gelten als krebserregend. Zwei davon, die Typen 16 und 18, sind für etwa 70 Prozent der Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich.
Die HP-Viren werden durch direkten Kontakt der Haut oder Schleimhaut von Mensch zu Mensch übertragen, vor allem beim Geschlechtsverkehr im Intimbereich. Aber auch durch Oralsex ist eine Übertragung möglich. Kleinste Hautverletzungen reichen für eine Infektion. Die Ansteckung selbst bleibt unbemerkt und bereitet keinerlei Beschwerden. Im Körper angekommen, befallen die HP-Viren die Zellen von Haut und Schleimhäuten. Durch die Infektion kann es zu vorübergehenden Veränderungen im Schleimhautgewebe des Muttermunds kommen, die von selbst wieder ausheilen können.
Die meisten sexuell aktiven Frauen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HP-Viren an, die das Immunsystem meistens eliminieren kann. In manchen Fällen können sich die Viren jedoch für viele Jahre in der Schleimhaut festsetzen und dort zu krankhaften Gewebsveränderungen führen – bis hin zum Gebärmutterhalskrebs.
Der Gebärmutterhals ist ein Muskelschlauch, der die Gebärmutterhöhle mit der Scheide verbindet. Sein äußeres Ende ragt in die Scheide hinein. Diesen Bereich nennt man Muttermund. In den infizierten Zellen des Muntermundes kann es zu Gewebsveränderungen kommen, aus denen sich ein bösartiger Tumor entwickeln kann: das sogenannte Zervixkarzinom, umgangssprachlich Gebärmutterhalskrebs. In seltenen Fällen entsteht der Krebs auch aus Drüsenzellen.
Wichtig ist, dass Frauen die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen wahrnehmen. So können Gewebeveränderungen früh erkannt werden, bevor die Zellen entarten und bösartige Wucherungen entstehen. Seit den 1970er-Jahren ist in Deutschland die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs stark zurückgegangen: von 12.000 auf 4.600.
Schon gewusst?
In Deutschland hat jede gesetzlich krankenversicherte Frau ab 20 Jahren Anspruch darauf, einmal im Jahr im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung einen Abstrich vom Gebärmutterhals (Pap-Test) machen zu lassen. Die Zellproben von der Schleimhaut des Muttermundes werden dann in ein Labor geschickt. Unter dem Mikroskop können Zellveränderungen erkannt werden. Für alle Frauen ab 35 Jahren gilt: Sie erhalten einen HPV-Test in Kombination mit einem Pap-Abstrich. Diese Kombination bietet mehr Sicherheit als der Pap-Test alleine und wird alle drei Jahre angeboten.
2020 ist dieses organisierte Programm zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs gestartet. Frauen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren werden alle fünf Jahre von ihrer Krankenkasse angeschrieben. Sie erhalten Informationen zur Früherkennung und werden dazu eingeladen, am Programm teilzunehmen. Es ist ein Angebot und die Teilnahme freiwillig. Jede Frau kann selbst entscheiden, ob sie die Untersuchung machen lassen möchte oder nicht. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.
Was bedeutet das Ergebnis des Pap-Tests?
Ist das Ergebnis des Abstrichs, des Pap-Tests, auffällig, muss das nicht gleich bedeuten, dass eine Krebserkrankung vorliegt. Es werden fünf Befundgruppen (Pap I bis Pap V) unterschieden. Sie bedeuten:
- Pap I: Die Zellen sind normal und gesund.
- Pap II: Es gibt leichte Zellveränderungen, aber keinen Verdacht auf Krebsvorstufen oder Krebs.
- Pap III und Pap IIID: Der Befund ist unklar. Um die Ursache dafür abzuklären, sind weitere Untersuchungen notwendig. Pap IIID bedeutet, dass zwar Zellveränderungen vorliegen, sogenannte Dysplasien, aber kein Krebs.
- Pap IV: Krebsvorstufen, Krebs im Frühstadium oder Krebs sind möglich. Die eigentliche Diagnose kann erst nach weiteren Untersuchungen gestellt werden.
- Pap V: Es wurden Zellen eines bösartigen Tumors nachgewiesen, eine Krebsdiagnose ist sehr wahrscheinlich.
Wie kann man Gebärmutterhalskrebs vorbeugen?
Der Hauptrisikofaktor für einen Gebärmutterhalskrebs ist die Infektion mit HP-Viren. Daher ist der beste Schutz vor Gebärmutterhalskrebs eine Impfung gegen HP-Viren. Zusätzlich kommen Faktoren hinzu, die bei einer HPV-infizierten Frau eine mögliche Krebsentwicklung beeinflussen, sogenannte Co-Risikofaktoren.
Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die zweimalige Impfung für Mädchen und Jungen zwischen neun und vierzehn Jahren, also bevor sie das erste Mal sexuell aktiv werden. Wer die Impfung verpasst hat, kann sie bis zum Alter von 17 Jahren nachholen. Dann werden drei Impfungen durchgeführt. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.
Auch bei Erwachsenen, die wechselnde Sexualpartner oder -partnerinnen haben, kann sie sinnvoll sein. Sie müssen die Kosten allerdings selbst tragen.
Dass die Impfung wirkt, zeigt eine schwedische Studie mit mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen, die vor dem Alter von 17 Jahren gegen HPV geimpft wurden: Im Vergleich zu ungeimpften Frauen haben sie ein um 88 Prozent geringeres Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.
Andere Studien konnten zeigen, dass die Impfung die Bildung von Gebärmutterhalskrebsvorstufen verhindern kann, die durchschnittlich in einem Zeitraum von etwa drei bis sechs Jahren nach einer durchgemachten HPV-Infektion auftreten. Da die Impfung nur zu einem Teil vor Gebärmutterhalskrebs schützen kann, sind die regelmäßigen Untersuchungen zur Früherkennung so wichtig.
Geschützter Geschlechtsverkehr
Frauen und Männer können sich beim Geschlechtsverkehr mit HP-Viren infizieren. Wer ein Kondom benutzt, kann das Risiko einer Übertragung der Viren verringern. Allerdings bietet die Verwendung eines Kondoms keinen hundertprozentigen Schutz, weil Kondome nicht alle Hautpartien des Genitalbereichs abschirmen, die von den Viren befallen sein können.
Neben geschütztem Geschlechtsverkehr verringert sexuelle Enthaltsamkeit das Risiko für eine HPV-Infektion – und damit für Gebärmutterhalskrebs. Auch häufig wechselnde Geschlechtspartner oder -partnerinnen erhöhen das Risiko, sich zu infizieren.
HP-Viren können im Übrigen Feigwarzen auslösen. Diese gutartigen Hautwucherungen werden auch Genitalwarzen genannt.
Auf das Rauchen verzichten
Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, das Risiko für Gebärmutterhalskrebs zu verringern und unterstützt das Immunsystem, die HP-Viren zu besiegen. Rauchen schwächt das Immunsystem und gilt als ein Co-Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs – wie auch für viele andere Krebserkrankungen. Frauen, die rauchen, können ihr Risiko verringern, indem sie mit dem Rauchen aufhören. Je früher sie das tun und je jünger sie sind, desto mehr gleicht sich das Risiko, an Krebs zu erkranken, an das einer Nichtraucherin an. Das kann jedoch einige Jahre, möglicherweise auch Jahrzehnte dauern.
Als weitere Co-Risikofaktoren neben der Infektion mit HP-Viren und dem Rauchen gelten hormonelle Verhütungsmittel (Pille), viele Geburten, Immunsuppression, Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Erregern, aber auch erbliche Faktoren.
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Anzeichen für Gebärmutterhalskrebs: Auf welche Symptome sollten Frauen achten?
Eine HPV-Infektion sowie Gebärmutterhalskrebs verursachen in frühen Stadien keine Beschwerden. Erst wenn sich ein Tumor entwickelt, können Veränderungen auftreten. Deshalb ist es wichtig, bei Auffälligkeiten zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin zu gehen.
Zu den ersten Anzeichen von Gebärmutterhalskrebs gehören Symptome wie:
- ungewöhnlicher, seltsam gefärbter oder übelriechender Ausfluss aus der Scheide
- Zwischenblutungen außerhalb der Menstruation oder auch vor der Menstruation
- Blutungen nach den Wechseljahren
- Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr oder währenddessen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Diese Beschwerden sind eher unspezifisch, sie treten auch bei einer Reihe anderer Erkrankungen oder Entzündungen auf. Dennoch sind es ernsthafte Warnsignale, die Frauen bei ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin abklären lassen sollten.
Bei fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs können außerdem noch diese Beschwerden auftreten:
- Schmerzen im unteren Rücken (Kreuzbein und Lendenwirbelsäule), Becken oder Unterleib
- Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang
- geschwollene Beine durch einen Stau von Lymphflüssigkeit
Wie schnell entwickelt sich Gebärmutterhalskrebs?
Fachleute gehen davon aus, dass bei etwa jeder zehnten Frau, die sich mit den Hochrisiko-Typen der HP-Viren infiziert, die Infektion über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zur Krebserkrankung vergehen im Durchschnitt mehr als 15 Jahre. Gebärmutterhalskrebs wächst langsam und zeigt häufig erst dann Symptome, wenn er bereits in die tieferen Gewebeschichten eingedrungen ist oder Metastasen gebildet hat. Durch die Früherkennung können die Vorstufen frühzeitig entdeckt und sogar Krebs verhindert werden. Die Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses treten 100 Mal häufiger auf als die eigentliche Erkrankung. Wichtig ist, dass die Symptome, hinter denen Gebärmutterhalskrebs stecken könnte, schnell beim Gynäkologen oder der Gynäkologin abgeklärt werden.
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