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Krebs

Glioblastom – was verursacht den häufigsten Hirntumor bei Erwachsenen?

Veröffentlicht am:24.01.2025

6 Minuten Lesedauer

Erstmalig auftretende epileptische Anfälle, Kopfschmerzen und neurologische Störungen – diese Beschwerden können Menschen mit einem Glioblastom, einem aggressiven Gehirntumor, haben. Für die Krebserkrankung gibt es verschiedene Behandlungsoptionen.

Ein mittelalter Mann mit dunklen Haaren sitzt auf einem Bett und hält mit beiden Händen seinen nach vorn gebeugten Kopf, während er die Arme auf den Oberschenkeln abstützt.

© iStock / DMP

Was ist ein Glioblastom und wer erkrankt daran?

Im Gehirn des Menschen können sich verschiedene Tumore bilden, einige von ihnen sind gutartig (benigne), andere hingegen bösartig (maligne). Der bösartigste Hirntumor ist das Glioblastom, kurz GBM. Dabei handelt es sich um eine Krebsart, bei der sich die Stützzellen des Gehirns oder (selten) des Rückenmarks unkontrolliert vermehren. Genau genommen nimmt der Tumor seinen Anfang in den Gliazellen, speziell in den Astrozyten, die die Funktion der Nervenzellen unterstützen und Teil der Blut-Hirn-Schranke sind. Da ein GBM aus Zellen des Gehirns entsteht, wird es als hirneigener Tumor bezeichnet. Damit ist es auch nicht mit Hirnmetastasen zu verwechseln, die durch eine bösartige Krebserkrankung von einem anderen Teil des Körpers in das Gehirn streuen. Glioblastome gelten als aggressiv, weil sie schnell wachsen und rasch gesundes Gewebe verdrängen und infiltrieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft sie deshalb in der Tumorklassifikation für Tumore des zentralen Nervensystems in den höchsten Grad, den WHO-Grad 4, ein. Etwa fünf von 100.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einem Glioblastom, Männer (57 Prozent )häufiger als Frauen. Dabei steigt das Risiko, diese spezielle Tumorart zu entwickeln, mit dem Alter an. Bei Über-70-jährigen ist das Risiko, an diesem Tumor zu erkranken, etwa zehn Mal höher, als für Erwachsene unter 30 Jahren.

Welche Symptome treten bei einem Glioblastom auf?

Ein Glioblastom wächst schnell, verdrängt dabei gesundes Gehirngewebe und infiltriert dieses. Dadurch können folgende Symptome auftreten:

  • neu auftretende epileptische Krampfanfälle (oft das erste Symptom eines Hirntumors)
  • Kopfschmerzen, vor allem nachts und am frühen Morgen
  • Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bewusstseinsstörungen, wie Benommenheit, Verwirrtheit, Konzentrationsstörung
  • neurologische Ausfälle, je nach Lage des Tumors und der Schädigung von gesundem Hirngewebe:
    • Taubheitsgefühl oder Lähmungen
    • verschwommene Sicht, Doppelbilder oder andere Sehstörungen
    • Sprachstörung
    • Gleichgewichtsstörung

Warum Glioblastome entstehen, ist oft unklar

Bei der Zellteilung kann es zu Fehlern beim Ablesen der Erbinformation (DNA) kommen. Dadurch kann es passieren, dass Zellen sich plötzlich unkontrolliert vermehren. In der unkontrollierten Vermehrung kommt es zu weiteren Lesefehlern, wodurch die Tumorzellen bösartiger werden und ihre speziellen Eigenschaften und Fähigkeiten verlieren — sie „entarten“. Am häufigsten entarten im Gehirn Stützzellen, die man wegen ihrer Form Astrozyten nennt und die wichtige Aufgaben für die Gehirnfunktion haben. Beim Glioblastom sind die ursprünglichen Astrozyten am stärksten entartet und vermehren sich so schnell, dass der Tumor trotz seiner Fähigkeit , die Bildung neuer Blutgefäße anzuregen, oft nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann und in seinem Zentrum Zellen absterben (Nekrose). Das Risiko einer solchen Entartung steigt mit dem Alter an. Aber auch hohe Strahlendosen, wie sie bei Strahlentherapien des Gehirns zum Einsatz kommen, sind mit einem erhöhten Risiko für Glioblastome verbunden. Daneben gibt es seltene Erbkrankheiten, wie das Li-Fraumeni-Syndrom und das Lynch-Syndrom, die die Bildung von Krebs begünstigen und unter anderem zu Glioblastomen führen können.

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Wie wird ein Glioblastom diagnostiziert?

Wenn Menschen mit Symptomen, die auf einen Hirntumor hinweisen können, eine Arztpraxis aufsuchen, wird die Ärztin oder der Arzt zunächst eine neurologische Untersuchung durchführen. Dabei werden unter anderem das Sehen, Hören, Riechen, die Augenbewegungen, die Gesichtsmuskulatur, Koordination, Kraft, Sensibilität, Koordination, Reflexe und Gleichgewicht geprüft. Bei Auffälligkeiten veranlasst der Arzt oder die Ärztin ein bildgebendes Verfahren. Mit der Computertomographie und der Magnetresonanztomographie ist es heute möglich, in das Innere des Gehirns zu blicken und feinste Veränderungen sichtbar zu machen. Abhängig von den Beschwerden erfolgt meist eine Magnetresonanztomographie (MRT). Während die genannten Symptome nicht spezifisch für Hirntumore sind, kann eine Kernspintomographie zeigen, ob ein Hirntumor oder eine andere Ursache hinter den Beschwerden steckt. Wenn man einen Hirntumor in der Kernspintomographie findet, kann man mit dieser Untersuchung jedoch nicht feststellen, um welchen Tumor es sich handelt. Dies gelingt nur durch eine Untersuchung des Tumors mit dem Mikroskop und weiteren Untersuchungen durch eine Pathologin oder einen Pathologen. Dazu muss Tumorgewebe gewonnen werden. Dies kann durch eine Gewebeprobe oder im Falle einer Operation durch die Untersuchung des entfernten Tumorgewebes erfolgen.

Diese Behandlungsansätze gibt es bei einem Glioblastom

Da ein Glioblastom meist auf gesundes Hirngewebe drückt, das im Schädelinneren nicht ausweichen kann, wird dieser Tumor meist operativ entfernt. Ziel ist dabei, das gesamte abgrenzbare Tumorgewebe zu beseitigen. Da sich die Tumorzellen aber über diese Grenze hinaus entlang der Nervenfasern ausbreiten, ist eine komplette Entfernung des Tumors in der Regel nicht möglich. Daher folgt der Operation normalerweise eine Strahlentherapie, die vor allem die sich teilenden Tumorzellen trifft. Diese wird kombiniert mit einer Chemotherapie unter Verwendung von Temozolomid-Tabletten – die die Krebszellen abtöten sollen. Kann der Tumor aufgrund einer schlechten Lage oder des Gesundheitszustandes der Betroffenen nicht oder nur teilweise entfernt werden, kann auch direkt eine Strahlen- und Chemotherapie zum Einsatz kommen. Neben diesen standardmäßigen Behandlungsverfahren gibt es noch einige weitere. Bei kleineren Tumoren ist es möglich, stereotaktisch strahlende Teilchen (Seeds) in den Tumor zu setzen, die diesen langsam von innen heraus behandeln (interstitielle Strahlentherapie). Diese Behandlung kann auch mit einer Operation kombiniert werden, wenn zum Beispiel der Tumor in das Sprachzentrum oder in das Bewegungszentrum hineinragt, sodass er dort nicht operativ entfernt werden kann. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit sind die Tumortherapiefelder (Tumor Treating Fields). Dabei werden Elektroden auf die rasierte Kopfhaut geklebt und über einen großen Akku, den man in einem Rucksack trägt, mindestens 18 Stunden am Tag ein elektrisches Feld am Tumor angelegt, das die Zellen daran hindert, sich zu teilen. Ein anderer Ansatz ist eine gezielte Therapie, wenn der Tumor eine bestimmte Änderung im Erbgut aufweist. Aber auch hier kann die Therapie das weitere Wachstum des Tumors nur aufschieben.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Gesprächskreis zusammen.

© iStock / nortonrsx

In einer Selbsthilfegruppe können sich Betroffene über die Diagnose „Glioblastom“ austauschen.

Wie lange kann man mit einem Glioblastom leben und wo erhalten Betroffene Hilfe?

Die Behandlung eines Glioblastoms gehört in die Hände einer erfahrenen neurochirurgischen und neuroonkologischen Klinik. Die Prognose für Betroffene ist trotz vieler neuer Entwicklungen in der Krebsbehandlung weiterhin schlecht. Im Mittel liegt das Überleben nach der Diagnosestellung bei 15 bis 18 Monaten. Aber es gibt Menschen mit Glioblastom, die nach der Behandlung mehr als fünf Jahre überleben. Auch wenn dies nur weniger als zehn Prozent der Betroffenen sind, darf jede und jeder hoffen, zu dieser Gruppe zu gehören.

Studienergebnisse zeigen, dass Menschen, die in den ersten Jahren nach der Diagnose keinen Rückfall erleiden, eine bessere Prognose haben. Forschende vermuten, dass das längere Überleben möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass die Betroffenen an einer besonderen Unterart des Glioblastoms leiden, die einen besseren Krankheitsverlauf verspricht.

Neben der Bekämpfung des Tumors können epileptische Anfälle mit Medikamenten verhindert werden, die Hirnschwellung wird häufig mit Kortison behandelt. Da bei fortschreitenden Tumoren die zunehmenden Beschwerden den Alltag verändern, geben die Erkrankten in der Regel ihren Beruf auf. Schreitet der Tumor voran, nehmen die Beschwerden weiter zu, sodass die Betroffenen auf Pflege angewiesen sein können. Für Menschen mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen und begrenzter Lebenserwartung, die eine besonders aufwändige Versorgung benötigen, bieten die gesetzlichen Krankenkassen eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung an, bei der Mediziner und Medizinerinnen sowie Pflegeteams eng zusammenarbeiten, um die Symptome und Schmerzen optimal zu behandeln sowie eine Betreuung in der vertrauten Umgebung des häuslichen oder familiären Bereichs zu ermöglichen. In Selbsthilfegruppen können sich Betroffene austauschen, auch für Angehörige gibt es spezielle Gesprächskreise. Die Deutsche Hirntumorhilfe kann entsprechende Kontakte vermitteln.

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