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Krebs

Genetischer Krebs: Wenn das Krebsrisiko vererbbar ist

Veröffentlicht am:25.11.2024

5 Minuten Lesedauer

Manche Menschen haben ein höheres Krebsrisiko als andere. Ein Grund dafür können die Gene sein. In diesem Fall kommt es in einer Familie immer wieder zu Tumorerkrankungen. Warum ist Krebs vererbbar?

Eine Ärztin sitzt mit einer Patientin an einem Schreibtisch und zeigt mit einem Kugelschreiber auf ein Dokument.

© iStock / sturti

Ist Krebs vererbbar?

Tatsächlich gibt es Familien, in denen es über Generationen hinweg immer wieder zu Krebserkrankungen kommt. Ist dies der Fall, kann eine erbliche Veranlagung der Grund dafür sein, die von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird. Die betroffenen Personen haben dann aufgrund einer ererbten Genmutation ein erhöhtes Risiko für die Entstehung bestimmter Tumore. Sie tragen also, wie ihre Eltern auch, krebsfördernde Veränderungen im Erbgut all ihrer Zellen und können diese Veranlagung wiederum an ihre Kinder weitergeben.

Genetischer Krebs: Wie häufig kommt er vor?

Schätzungsweise 5 bis 10 von 100 Krebserkrankungen lassen sich auf eine erbliche Veranlagung zurückführen. Der Großteil der Krebserkrankungen entsteht hingegen spontan. Als Auslöser kommen vor allem äußere Faktoren wie Lebensstil und Umwelteinflüsse in Betracht. Das heißt, die Veränderungen im Erbgut, die gesunde Zellen in Tumorzellen umwandeln, entwickeln sich erst im Lauf des Lebens und sind nicht bereits seit der Geburt vorhanden. Diese Veränderungen werden dann auch nicht an Nachkommen vererbt. 

Wird immer dieselbe Krebsart vererbt?

Eine genetisch bedingtes erhöhtes Krebsrisiko bedeutet nicht zwingend, dass Familienmitglieder immer an derselben Krebsart erkranken. Je nachdem, welches Gen betroffen ist, kann sich die Krebserkrankung auch an unterschiedlichen Organen manifestieren. So haben Betroffene – je nach Erbgutveränderung – entweder ein erhöhtes Krebsrisiko für nur eine bestimmte Krebsart oder für mehrere Tumorarten.

Genetischer Krebs: Erkranken Betroffene auf jeden Fall?

Menschen mit einem vererbten Krebsrisiko erkranken nicht automatisch im Laufe ihres Lebens an Krebs. Allein das Risiko dafür ist erhöht. Damit es tatsächlich zu einer Krebserkrankung kommt, müssen noch weitere Erbgutschäden hinzukommen. Ob dies eintritt und wann – das lässt sich nicht vorhersagen.

Häufige Krebserkrankungen in der Familie: Liegt eine genetische Veranlagung vor?

Viele Menschen fragen sich, ob sie eine genetische Veranlagung für die Entstehung von Krebs in sich tragen. Es gibt einige Hinweise, die darauf hindeuten können:

  • Bei mehreren engen Verwandten der gleichen Linie (also mütterlich oder väterlich) tritt die gleiche Tumorart auf. Vorsicht: Es kann auch passieren, dass eine Generation krebsfrei bleibt und in der nächsten der Krebs dann wieder auftritt.
  • Die erkrankten Familienmitglieder sind zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als eine durchschnittlich erkrankte Person.
  • Die betroffene Person erkrankt mehrfach an Krebs – entweder gleichzeitig an mehreren Tumoren oder nacheinander.

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Verdacht auf genetischen Krebs? So gehen Sie vor

Menschen, die sich mit der meist sehr belastenden Frage, ob ihr Krebsrisiko genetisch erhöht ist, herumtragen, sollten sich mit ihren Sorgen im ersten Schritt an ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt wenden. Teilt der Mediziner oder die Medizinerin den Verdacht, wird er beziehungsweise sie je nach Art der Tumorerkrankung die Betroffenen an spezialisierte ärztliche Praxen oder Krankenhäuser überweisen. Bei manchen Krebsarten wie dem erblichen Brust- und Eierstockkrebs oder dem erblichen Darmkrebs gibt es in Konsortien vernetzte spezialisierte Einrichtungen, an die man überwiesen werden kann.

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Erhöhtes Krebsrisiko? Das passiert bei einer genetischen Beratung

Bei einer genetischen Beratung geht es im ersten Schritt darum, herauszufinden, ob es tatsächlich einen begründeten Verdacht auf eine erbliche Belastung gibt. Fachärztinnen und Fachärzte werden aus diesem Grund etliche Fragen zur Familiensituation stellen und einen Stammbaum anfertigen, in dem alle bekannten Krebserkrankungen und auch das Erkrankungsalter innerhalb der Familie abzulesen sind.

Gentest zur Abklärung des eigenen Krebsrisikos

Wenn danach weiterhin der Verdacht auf ein erbliches Krebsrisiko besteht, kann ein Gentest infrage kommen, solange der Patient oder die Patientin das wünscht. Dadurch lassen sich Veränderungen des Erbguts ausmachen. Dafür muss der Patient oder die Patientin in der Regel eine Blutprobe abgeben, die in einem spezialisierten Labor untersucht wird.

Wichtig ist zu wissen: Aus einem solchen Gentest kann kein allgemeines Krebsrisiko abgeleitet werden, sondern nur die Veranlagung beziehungsweise das Risiko für die Entwicklung bestimmter Krebsarten. Tritt beispielsweise in einer Familie gehäuft Brustkrebs auf, kann gezielt auf eine Mutation der entsprechenden Gene getestet werden.  

Ein Vater geht mit seinem erwachsenen Sohn spazieren, sie sind in ein freundliches Gespräch vertieft. Der Sohn hält eine Tasse in der Hand.

© iStock / greenleaf123

In manchen Familien kommt es über Generationen hinweg immer wieder zu Krebserkrankungen. Dann kann eine erbliche Veranlagung der Grund dafür sein.

Gentest, ja oder nein? Vorteile und Nachteile kennen

Bevor es tatsächlich zu solch einer genetischen Untersuchung kommt, erhalten Betroffene jedoch nach der verpflichtenden Beratung erst einmal Bedenkzeit, um sich über die Konsequenzen eines möglichen positiven Ergebnisses klar zu werden. Denn: Das Wissen über das eigene erhöhte Krebsrisiko kann auch Nachteile bringen. Betroffene könnten beispielsweise große Ängste vor einem Ausbruch der Erkrankung entwickeln und dementsprechend weniger unbeschwert durchs Leben gehen. Auch zieht das Wissen häufig weitere Fragen nach sich – zum Beispiel, ob die eigenen Kinder ebenfalls vorbelastet sind. Natürlich kann ein Gentest auch Vorteile haben. So lässt sich mit dem Wissen eines erhöhten Krebsrisikos die Prävention eventuell noch engmaschiger und individueller gestalten.

Gentest: Wartezeit kann lang sein

Nach dem Gentest heißt es, Geduld haben: Das Ergebnis kann mitunter mehrere Wochen auf sich warten lassen. Wenn es wichtig für die Wahl einer Therapie bei bereits erkrankten Menschen ist, kann es in Ausnahmen auch schneller gehen. Was Betroffene ebenfalls wissen sollten: Selbst, wenn Sie einen Gentest haben machen lassen, haben Sie das Recht, sich noch während der Wartezeit umzuentscheiden und die Mitteilung über das Ergebnis abzulehnen.

So wichtig ist Früherkennung

Je früher ein Tumor oder Vorstufen davon erkannt und behandelt werden, desto größer sind die Heilungschancen. Für zahlreiche Krebsarten gibt es Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen, die von Ihrer Versicherung bezahlt werden und die Sie unbedingt wahrnehmen sollten. Die Krebsvorsorge für Frauen und Männer ist unterschiedlich und beinhaltet je nach Alter spezielle Untersuchungen.

Genetischer Krebs: Wie mit der Gewissheit leben?

Das Wissen um ein genetisch erhöhtes Krebsrisiko kann extrem belastend sein – das gilt auch schon beim bloßen Verdacht, den Menschen mit gehäuften Erkrankungen in der Familie mit sich herumtragen. Für solche Fälle gibt es speziell dafür qualifizierte Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologinnen und Psychologen, die Betroffene seelisch unterstützen. 

Darüber hinaus kann es hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Möglich ist das in spezialisierten Selbsthilfegruppen, die es auch für Angehörige gibt. Kontakte zu solchen Selbsthilfegruppen können Sie auf der Webseite des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums erhalten.

Besteht eine besonders große mentale Belastung, zum Beispiel bei Menschen, die bereits an Krebs erkrankt sind, gibt es die Möglichkeit der psychoonkologischen Beratung und Therapie.

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