Krebs
Gebärmutterkrebs: Symptome und Behandlung
Veröffentlicht am:16.12.2022
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 13.11.2024
Gebärmutterkrebs ist der häufigste Krebs der weiblichen Genitalorgane. In einem frühen Stadium sind die Heilungschancen besonders gut. Umso wichtiger ist es, bei den ersten Symptomen einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin aufzusuchen.
Dr. Marion Kiechle ist Universitätsprofessorin und Direktorin der Frauenklinik am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Sie erklärt, worauf es bei der Diagnose und Behandlung von Gebärmutterkrebs ankommt.
Gebärmutterkrebs und Gebärmutterhalskrebs: Was sind die Unterschiede?
Die Gebärmutter hat zwei anatomische Strukturen: den Gebärmutterhals und den Gebärmutterkörper. Dementsprechend kann leider auch in beiden Bereichen Krebs entstehen. Die beiden Krebsarten sind allerdings sehr unterschiedlich. Der Gebärmutterhalskrebs, der hauptsächlich durch HP-Viren verursacht wird, geht von dem Epithel (oberste Zellschicht einer Haut oder Schleimhaut) der Haut aus, die den Gebärmutterhals auskleidet. Dementsprechend ist es ein Plattenepithelkarzinom.
Ganz anders beim Gebärmutterkrebs, auch Gebärmutterkörperkrebs genannt. Er entsteht aus entarteten Zellen der Gebärmutterschleimhaut, dem Endometrium. Das ist die Schleimhaut, die sich mit jedem Zyklus neu in der Gebärmutter aufbaut. Von dieser Schleimhaut geht das klassische Endometriumkarzinom aus, also der Gebärmutterkrebs. Auch die Altersstrukturen der betroffenen Frauen sind unterschiedlich: An Gebärmutterkörperkrebs erkranken eher ältere Frauen, der Altersdurchschnitt liegt bei 60 Jahren. Deutlich jünger sind meist die Betroffenen bei Gebärmutterhalskrebs.
Welche Symptome deuten auf Gebärmutterkrebs hin?
Das wichtigste Anzeichen, bei dem Frauen sofort einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin aufsuchen sollten, sind ungewöhnliche Blutungen. Blutungen können zwar bei beiden Krebsarten auftreten, doch der Gebärmutterkrebs tritt deutlich häufiger bei Frauen auf, die bereits in den Wechseljahren waren. Deshalb sollte jede Frau, die eigentlich keine Regelblutung mehr hat und dann eine Blutung bemerkt – und sei sie noch so geringfügig – einen Termin zur Untersuchung machen. Dahinter könnte sich Gebärmutterkrebs verbergen.
Diagnose: Wie kann Gebärmutterkrebs erkannt werden?
Zunächst gilt es, die ungewöhnliche Blutung abzuklären. Die klassische Maßnahme dafür ist eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) unter Vollnarkose. Bei einer Gebärmutterspiegelung kann der Arzt oder die Ärztin mit einem Endoskop das Innere der Gebärmutter untersuchen. Bei Auffälligkeiten kann auch eine Gewebeprobe von der Schleimhaut abgetragen werden. Nur die Untersuchung einer Gewebeprobe kann einen Krebs bestätigen oder ausschließen.
Bei dem normalen Abstrich für die Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge kommt man an das entsprechende Gewebe leider nicht ran, da die Gebärmutterhöhle – wo das Karzinom ja entsteht – nicht so leicht zugänglich ist.
Bei einer positiven Probe, also einer Krebsdiagnose, wird mit einer Computertomographie ausgeschlossen, dass der Krebs in weitere Organe gestreut hat.
„Jede Frau jenseits der Wechseljahre, die eine ungewöhnliche Blutung bemerkt, sollte einen Termin zur Untersuchung machen.“
Dr. Marion Kiechle
Universitätsprofessorin und Direktorin der Frauenklinik am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Bei Angst vor einer möglichen Krebsdiagnose – was sollten Frauen über Symptome bei Gebärmutterkrebs wissen?
Die meisten Frauen merken intuitiv, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn nach vielen Jahren ohne Regelblutung auf einmal wieder eine Blutung einsetzt, ist das für die Betroffenen erstmal erschreckend. In diesem Kontext dann Angst vor einer möglichen Krebsdiagnose zu haben, ist sehr nachvollziehbar. Abklären lassen sollte man es aber trotz – oder gerade wegen – der Angst. Ohne eine Untersuchung riskiert man, an dem Endometriumkarzinom zu sterben. Und dabei handelt es sich eigentlich um einen sehr gut therapierbaren Krebs.
In vielen Fällen steckt ja auch etwas ganz Harmloses dahinter. Eine mögliche Differentialdiagnose (andere Erkrankung mit gleichen oder ähnlichen Symptomen) ist die Genitalatrophie: Nach den Wechseljahren kann die Vaginalhaut sehr empfindlich werden und in der Folge kommt es zum Beispiel nach dem Sport oder nach dem Geschlechtsverkehr zu leichten Blutungen.
Aber wenn es eben doch ein Karzinom ist, man die Symptome ignoriert und dem Krebs somit erlaubt, weiter zu wachsen, verschlechtern sich die Heilungschancen. Diese Fälle kenne ich leider aus der Praxis: Ich hatte erst vor kurzem eine Patientin, die die Untersuchung über zwei Jahre vor sich hergeschoben und die Anzeichen verdrängt hat. Die Blutungen wurden im Verlauf immer schlimmer, bis hin zu einer Blutarmut, und der Krebs war bereits weit fortgeschritten. Aber wir konnten ihr trotzdem noch helfen.
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Welche Vorsorge gegen Gebärmutterkrebs kann man treffen?
Grundsätzlich kann der Frauenarzt oder die Frauenärztin auf einem Ultraschall eine Veränderung der Gebärmutterschleimhaut sehen. Die Ultraschalluntersuchung ist aber keine verlässliche Vorsorgeuntersuchung. Die auftretende Blutung ist meist ein so frühes Symptom von Gebärmutterkrebs, dass es schon lange vor einer möglichen Entdeckung durch die Ultraschall-Untersuchung zu Tage tritt. Durch dieses Frühsymptom werden die meisten Endometriumkarzinome in einem Stadium entdeckt, in dem sie nur auf die Gebärmutter beschränkt und sehr gut heilbar sind.
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Welche Risikofaktoren für Gebärmutterkrebs gibt es?
Ein großer Risikofaktor ist Übergewicht. Frauen, die einen Bodymaßindex von 30 oder mehr haben, sind gefährdeter. Ein vergleichsweise höheres Risiko besteht außerdem für Frauen, die unter Erkrankungen leiden, die als Metabolisches Syndrom bezeichnet werden. Darunter fallen neben Übergewicht auch Hypertonie (hoher Blutdruck) und Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels. Ein weiterer Risikofaktor ist Diabetes mellitus.
Es gibt auch eine erbliche Form von Endometriumkarzinomen. Innerhalb von Familien mit erblich bedingtem Darmkrebs ist das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, für die weiblichen Betroffenen genauso hoch, wie an Darmkrebs zu erkranken. Dann empfiehlt es sich möglicherweise, nach ausführlicher Beratung und nach Abschluss der Familienplanung oder mit Eintritt der Wechseljahre vorbeugend die Gebärmutter entfernen zu lassen, damit der Krebs erst gar nicht auftreten kann.
„Wenn sie in einem frühen Stadium entdeckt wird, ist Gebärmutterkrebs eine Erkrankung, die gut therapierbar ist und entsprechend gute Heilungschancen hat.“
Dr. Marion Kiechle
Universitätsprofessorin und Direktorin der Frauenklinik am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Wie wird Gebärmutterkrebs behandelt und wie sind die Heilungschancen?
Bei Gebärmutterkrebs gibt es unterschiedliche Tücken, aber auch viele neue Untersuchungsmöglichkeiten im Bereich der Pathologie, die die Behandlung verbessern. Neuerdings kommen beispielsweise genetische Untersuchungen des Tumors hinzu, weil man dadurch die Aggressivität des Krebses sehr gut klassifizieren kann. Handelt es sich um einen wenig aggressiven Krebs, der nicht in umliegende Organe wie Leber, Lunge oder Lymphknoten gestreut hat, reicht möglicherweise eine Operation, bei der alle vom Krebs befallenen Gewebe entfernt werden. Manchmal erfolgt nach der OP noch eine Bestrahlung. Bei einem besonders aggressiven Tumor kann auch eine Chemotherapie notwendig werden.
Mehr als zwei Drittel der Endometriumkarzinome werden in einem frühen Stadium entdeckt und haben dementsprechend Heilungschancen von 80 Prozent oder mehr. Grundsätzlich ist Gebärmutterkrebs also eine Erkrankung, die gut therapierbar ist und sehr gute Heilungschancen hat.