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Krebs

Erschweren Tätowierungen die Hautkrebsvorsorge?

Veröffentlicht am:29.11.2024

4 Minuten Lesedauer

Je früher Mediziner und Medizinerinnen eine Erkrankung entdecken, desto besser sind die Heilungschancen – das gilt auch bei Hautkrebs. Doch inwieweit behindern Tätowierungen die Hautkrebsvorsorge und können Hauttumore dadurch sogar unentdeckt bleiben?

Die tätowierten Unterarme und Hände eines Mannes, die auf dessen Knien ruhen.

© iStock / Portra

Tätowierungen – eine Gefahr für die Haut?

Sie dienen als Körperschmuck und erzählen häufig eine Geschichte: Etwa jeder Zehnte hat hierzulande ein Tattoo, unter den 18- bis 29-Jährigen trifft das sogar auf jeden vierten Menschen zu – die Tendenz ist steigend. Das Gleiche gilt auch für Neuerkrankungen an dem bösartigen schwarzen Hautkrebs, die im Jahr 2000 3,3 Prozent aller Krebsbehandlungen ausmachten, im Jahr 2022 jedoch bereits fünf Prozent. Eine Erklärung für den Anstieg ist, dass sich viele immer mehr der Sonne aussetzen, zum Beispiel durch Urlaubsreisen in sonnenreiche Länder. Doch könnten auch Tätowierungen eine Rolle spielen? Tatsächlich weiß man bis heute nicht genau, was mit den Farbpigmenten auf lange Sicht im Organismus geschieht. Ein Teil der überwiegend unlöslichen Pigmente, die sich in Tattoofarben befinden, lagert sich in die Haut ein – so bleibt die Tätowierung sichtbar. Die Pigmente können sich aber genauso wie die in den Farben enthaltenen löslichen Hilfs- und Konservierungsstoffe im gesamten Körper verteilen. So haben Ärzte und Ärztinnen die Farbpigmente beispielsweise in den Lymphknoten nachgewiesen. Bislang finden Studien kein erhöhtes Hautkrebsrisiko bei Menschen mit Tattoos. Allerdings zeigt eine große populationsbezogene Studie aus Schweden Hinweise auf ein höheres Risiko für Lymphknotenkrebs, was dadurch bedingt sein könnte, dass die Tattoo-Farben auch bis zu den Lymphknoten wandern. Um Tattoofans mehr Sicherheit zu geben, hat die EU ein Verbot für problematische Hautfarben beschlossen: Seit Januar 2022 dürfen sich keine krebserregenden und erbgutverändernden Substanzen mehr in Tätowierfarben befinden. Trotzdem sollte man sich das Stechen eines Tattoos gut überlegen.

Verhindern Tätowierungen die Hautkrebsvorsorge?

In Deutschland können Versicherte das sogenannte Hautkrebs-Screening in Anspruch nehmen, das dazu beiträgt, Hautkrebs möglichst früh zu entdecken. Die Kosten hierfür werden alle zwei Jahre für jeden ab 35 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das Hautkrebs-Screening ist wichtig, denn die Erkrankung ist in einem frühen Stadium fast immer heilbar. Mediziner und Medizinerinnen können bei der Hautkrebsvorsorge den bösartigen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) oder den meist gutartigen weißen Hautkrebs (insbesondere Basalzellkarzinom) und spinozelluläres Karzinom diagnostizieren. Beim Hautkrebs-Screening erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin zunächst nach Beschwerden und nach Hautkrebserkrankungen in der Familie. Danach beginnt die Suche nach Hautauffälligkeiten – das schließt den gesamten Körper, auch die Körperfalten und den Kopf, ein. Bei der Hautuntersuchung wird es bei Tätowierungen knifflig, denn die Tattoofarbe kann Hautkrebsanzeichen verschleiern. Nicht nur den Tätowierten fällt es mitunter schwer, auffällige Hautareale zu sichten, auch Mediziner sowie Medizinerinnen können Probleme haben, Läsionen, also Schäden an der Haut, inmitten des Tattoos ausfindig zu machen. Grundsätzlich besteht bei Tätowierungen die Gefahr, dass Hautkrebs und seine Vorstufen nicht frühzeitig erkannt werden und sich so die Einleitung der Behandlung verzögert – das kann die Heilungschancen verschlechtern.

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Ein Mann versieht die Haut einer Person während einer Tattoositzung mit einer großflächigen Tätowierung.

© iStock / Timbicus

Tattoos können die Hautkrebsvorsorge erschweren, da sie die freie Sicht auf die Haut verhindern.

Tattoos in der Nähe von Muttermalen erschweren die Hautkrebsvorsorge

Dermatologen und Dermatologinnen weisen darauf hin, dass großflächige Tätowierungen in der Nähe von Muttermalen eine besondere Herausforderung darstellen. Eine Tätowierung, die den Großteil des Arms bedeckt zum Beispiel, macht die Sicht auf veränderte Muttermale äußerst schwierig. Anzeichen, die ein Muttermal von anderen unterscheiden, wie eine unregelmäßige Form, ein unscharfer Rand oder mehrere Farbtöne, könnten dadurch unentdeckt bleiben. Das ist problematisch, denn diese Unterschiede können auf Hautkrebs hindeuten.

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Welche Rolle spielt die Tattoofarbe beim Hautkrebs-Screening?

Zunächst verhindert jede eingebrachte Farbe die freie Sicht auf die Hautpigmentierung, unabhängig von der Größe und Position der Tätowierung. Hautbereiche mit dunklen Tätowierungen lassen sich möglicherweise noch schlechter beurteilen als solche mit hellen Tattoos. Doch auch hier besteht die Gefahr, dass sich inmitten von hellbunten Farben beispielsweise eine blassrosafarbene Papel bildet, die auf ein Basalzellkarzinom, also weißen Hautkrebs, hindeutet. Wer ein Tattoo hat, sollte sich deshalb besonders viel Zeit für die Selbstuntersuchung nehmen und sich bei Unsicherheiten, auch außerhalb der Hautkrebsvorsorge, ärztlichen Rat einholen.

Tipps zur Hautkrebsvorsorge bei Tattoos

Auch wenn Tätowierungen bislang kein Risikofaktor für schwarzen Hautkrebs sind, könnte die Diagnose von Hautkrebserkrankungen durch die Farbe in der Haut verzögert werden. Es bieten sich folgende Tipps für Tattoointeressierte an:

  1. Nicht in Muttermale hineintätowieren: Wer plant, sich ein Tattoo stechen zu lassen, sollte die Entscheidung gut abwägen und sich eine Stelle aussuchen, bei der nicht in ein Muttermal hineingestochen werden muss, am besten mit einem Abstand von mehreren Millimetern – so können Ärztinnen und Ärzte später Veränderungen an Muttermalen leichter beurteilen.
  2. Auffälligkeiten engmaschig kontrollieren: Zeigen sich Auffälligkeiten von Muttermalen innerhalb und außerhalb des Tattoos, wenden sich Betroffene an ihre Haus- oder Hautarztpraxis. Die Ärztin beziehungsweise der Arzt werden sich dann die Hautveränderung ansehen, wenn notwendig wird diese biopsiert oder herausgeschnitten und dann durch die Pathologie untersucht.

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