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Gesundheitsmagazin

Krebs

Aktiv gegen Verspannungen nach einer Brustkrebsoperation

Veröffentlicht am:07.04.2025

5 Minuten Lesedauer

Nach einer Brustkrebsoperation kann es im oberen Rücken sowie im Nacken- und Schulterbereich zu muskulären Beschwerden und Fehlhaltungen kommen. Wir geben Tipps, was dagegen hilft.

Eine Frau mit kurz geschnittenen dunklen Haaren walkt lächelnd durch einen Park. Sie hat ihre gelbe Jacke geöffnet und genießt den schönen Herbsttag.

© iStock / chabybucko

Welche Folgen kann die Entfernung der Brust haben?

Um Brustkrebs zu behandeln, werden die meisten Frauen operiert. Wenn eine Brust komplett entfernt werden musste (Mastektomie), verändert sich die Gewichtsverteilung. Dies führt unter Umständen bei einer Patientin – gerade bei großen Brüsten – zu einer Asymmetrie im Oberkörper. Die Beweglichkeit der Schulter und/oder des Arms sind meist auch beeinträchtigt, wenn in der Achselhöhle Lymphknoten entfernt wurden. Durch den Schnitt und die Naht können die Beweglichlichkeit von Schulter und Arm verringert sein. Hinzu kommen meist Wundschmerzen in den ersten Tagen. Der Körper versucht, diese Beeinträchtigungen auszugleichen. Der Schmerz führt dazu, dass viele Frauen unbewusst eine Schonhaltung einnehmen. Die Folge ist eine Fehlhaltung, die zu Muskelverspannungen führt.

Häufigster Tumor bei Frauen

Brustkrebs (Mammakarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Über 70.000 Mal wird die Diagnose im Jahr gestellt, über 17.000 Frauen sterben jährlich daran. Entscheidend ist, dass die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird. Je früher die Behandlung bei Brustkrebs erfolgt, desto besser ist er heilbar. Im frühen Stadium kann die Operation durch Immuntherapien oder zielgerichtete Medikamente ergänzt werden, um die Heilungschancen zu verbessern.

Wie lassen sich Fehlhaltungen vorbeugen?

Wenn nach der Operation Beschwerden im oberen Rücken oder in den Armen auftreten, ist es zunächst wichtig, die körperliche Symmetrie wiederherzustellen. Nach einer brusterhaltenden Operation sollte die betroffene Brust daher mit einem speziellen Büstenhalter oder Sport-BH gestützt werden. Wurde die Brust abgenommen, kann nach abgeschlossener Wundheilung eine äußere Prothese getragen werden. Diese besteht meist aus Silikon und ist einer echten Brust nachgebildet. Sie wird in einen speziellen BH eingelegt. Es gibt auch selbsthaftende Brustprothesen. Diese stellen nicht nur das körperliche Gleichgewicht wieder her, sondern können, wenn es gewollt ist, den Verlust der Brust nach außen kaschieren.

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Sanfte Bewegung hilft: Übungen für zuhause

Nach dem Eingriff dauert die Wundheilung etwa drei Wochen. Danach können gewohnte Alltagsaktivitäten allmählich wieder aufgenommen werden. Beschwerden im Muskel- und Gelenkapparat lassen sich mithilfe von gezielten Übungen verringern. Sie sollten jedoch immer zuerst mit dem behandelnden Arzt, der Ärztin, der Physiotherapeutin oder dem Physiotherapeuten besprechen, welche Übungen in Ihrer individuellen Situation geeignet sind. Generell gilt:

  • Vermeiden Sie ruckartige, unkontrollierte Bewegungen.
  • Hören Sie auf Ihren Körper. Es sollte sich niemals unangenehm anfühlen oder schmerzhaft sein.

Bevor Sie mit den Übungen beginnen, ist es hilfreich, dass Sie sich einmal im Spiegel betrachten. Oft steht die Schulter auf der operierten Seite ein wenig höher und nach vorn. Achten Sie bei den Übungen bewusst auf eine aufrechte Körperhaltung und nehmen Sie sich genügend Zeit dafür. Am besten integrieren Sie solche Übungen möglichst regelmäßig in Ihren Alltag. Wir haben einige leichte Übungen für zuhause zusammengestellt, um schonend und effektiv die Beweglichkeit von Arm und Schulter nach einer Brustoperation wiederherzustellen.

Überkopftstemme zur Kräftigung der Schulter

  • Zwei Minuten auf der Stelle gehen und die Arme kreisen lassen, um sich aufzuwärmen.
  • Dann zwei Hanteln oder zwei kleine volle Wasserplastikflaschen (0,5 Liter) seitlich halten, Bauchnabel nach innen ziehen, Knie leicht beugen.
  • Arme nach oben strecken und langsam wieder senken. Wiederholen Sie die Hantelübung sechs- bis achtmal. Dabei tief und ruhig atmen.
Eine Frau trainiert zuhause. Die Arme sind zur Seite gestreckt, die Ellenbogen angewinkelt und die Unterarme nach vorne gestreckt. In den Händen hält die Frau Wasserflaschen statt Hanteln.

© iStock / VloletaStolmenova

Ein Training mit gefüllten Wasserflaschen ist ideal nach einer Brustoperation und stärkt die Schultern.

Aktivierungsübungen bei Lymphödem

  • Ballen Sie Ihre Hände kräftig zur Faust und strecken Sie die Finger wieder.
  • Beugen und strecken Sie abwechselnd Ihren Arm im Ellenbogengelenk.
  • Strecken Sie sich im Stehen und greifen Sie mit den Händen „nach den Sternen“.
  • Dehnen Sie Ihren Nacken durch langsames, behutsames seitliches Neigen des Kopfes in beide Richtungen.

Für Frauen, die gerne draußen unterwegs sind, haben wir noch einen anderen Tipp.

Walken ist eine Möglichkeit, um mehr Bewegung in den Alltag zu bekommen. Wenn Sie sich dabei eine schöne flotte Musik vorstellen und den Oberkörper etwas „tanzen“ lassen, tut das nicht nur dem verspannten Nacken gut, sondern hebt auch die Laune. Nutzen Sie dabei die natürliche Drehung der Schulterachse, und die Arme werden wie von selbst aktiv (rechte Schulter und linkes Bein nach vorn und umgekehrt).

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Wellnessanwendungen nur mit Bedacht

Eine Brustkrebserkrankung ist körperlich und mental anstrengend. Viele Betroffene möchten sich daher mit Wellness gezielt entspannen. Häufig werden Wärmeanwendungen oder Massagen als wohltuend empfunden. Aber eignen sich Sauna, heiße Quellen oder eine Massage bei Brustkrebspatientinnen mit Muskelschmerzen?

Prinzipiell spricht nichts dagegen, sich etwas zu gönnen. Bisher gibt es auch keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass durch die genannten Wellnessanwendungen das Krebsrückfallrisiko steigen könnte. Jedoch verstärkt Wärme die Durchblutung und regt damit den Stoffwechsel an. Das kann in bestimmten Situationen ungünstig sein. Besprechen Sie sich daher immer mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt, um unnötige Risiken zu vermeiden. Dann wissen Sie, welche Wellnessbehandlung bedenkenlos ist. Möchten Sie trotz Einschränkungen dennoch Wohlfühlmomente haben, versuchen Sie es doch einmal mit Meditation oder Progressiver Muskelentspannung. Die damit erlebte Entspannung kann helfen, neue Kraft zu tanken.

Wann wird Wellness nicht empfohlen?

Vor allem sollte auf die Haut geachtet werden. Wenn sie durch die Behandlungen (Therapien) in Anspruch genommen wurde, empfiehlt sich bei Wellnessanwendungen generell Zurückhaltung:

  • Vorsicht bei frisch verheilten Operationsnarben oder bestrahlter Haut. Beide sind besonders empfindlich. Eine stärkere Durchblutung kann zu Schwellungen führen.
  • Wurden Lymphknoten entfernt oder die Achselhöhle bestrahlt, kann es durch Wärme oder eine Massage leichter zu einem Lymphödem (Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe) kommen. Ist ein Lymphödem schon vorhanden, sind Wärmeanwendungen tabu.
  • Sind Sie geschwächt, reagieren Sie unter Umständen empfindlich auf ätherische Öle und bekommen womöglich Haut- oder Atemwegsreizungen.
  • Eine Chemotherapie und moderne zielgerichtete Arzneimittel können die schützende Barrierefunktion der Haut angreifen. Vermeiden Sie daher zu langes Baden in warmem Wasser (ob zuhause oder im Spa), um sie nicht zusätzlich zu schädigen.
  • Bedenken Sie auch, dass Wellnesseinrichtungen von vielen Menschen besucht werden und sich dort meist eine Menge Keime tummeln. Durch die geschädigte Haut können Bakterien, Viren oder Pilze leichter eindringen.
  • Während und nach der Krebsbehandlung kann der Kreislauf geschwächt sein. Daher ist für einige Krebsbetroffene die plötzliche Zufuhr von viel Wärme eventuell unangenehm.

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