Krebs
Kehlkopfkrebs bleibt lange unentdeckt, kann aber vorgebeugt werden
Veröffentlicht am:22.11.2024
5 Minuten Lesedauer
Sprechen, Singen, Summen – ohne Kehlkopf ist das kaum möglich. Entsteht dort Krebs, können Heiserkeit oder ein Kloßgefühl im Hals Warnsignale sein. Erfahren Sie, wie Sie das Risiko, an Kehlkopfkrebs zu erkranken, deutlich senken können.
Der Kehlkopf verhindert das Verschlucken und erzeugt Töne
Etwa in der Mitte des Halses befindet sich der Kehlkopf. Geformt wie eine kurze Röhre ist der Kehlkopf an der oberen Seite mit dem Rachenraum verbunden und schließt sich unten an die Luftröhre an. Der Kehlkopf ist Bestandteil der Atemwege und besteht aus vier großen Knorpelteilen. Ein besonders bekanntes Knorpelstück ist der sogenannte „Adamsapfel“, der vor allem bei Männern sehr ausgeprägt ist und sich von außen leicht ertasten lässt. Muskeln und Bänder sorgen dafür, dass die Knorpelteile an Ort und Stelle bleiben. Der Kehlkopf ist mit einem Kehldeckel ausgestattet, der sich am oberen Ende der kurzen Röhre befindet. Beim Schluckvorgang klappt der Deckel herunter und verhindert so, dass Flüssigkeit oder Nahrung in die Luftröhre gelangen und man sich verschluckt. Es gibt aber noch eine weitere wichtige Aufgabe, die der Kehlkopf erfüllt: Er ist mit seinen zugehörigen Stimmlippen an der Tonerzeugung beteiligt. Die Stimmlippen sind zwei Schleimhautfalten, die sich etwa in der Mitte des Kehlkopfs befinden. Wenn eine Person einatmet, sind die Stimmlippen geöffnet, beim Ausatmen geraten sie unter Spannung – durch die Luft, die durch den Hals strömt, kommen die Stimmlippen ins Schwingen. Die so entstehenden Schallwellen sind als Stimme hörbar.
Was ist Kehlkopfkrebs und wie oft kommt er vor?
Mediziner und Medizinerinnen fassen bösartige Tumore, die sich in der Nähe der Stimmlippen bilden, unter dem Begriff Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) zusammen. Sie unterscheiden, je nach Entstehungsort, drei Gruppen von Kehlkopftumoren: Kehlkopfkrebs an den Stimmlippen, Kehlkopfkrebs oberhalb der Stimmlippen und Kehlkopfkrebs unterhalb der Stimmlippen. Fast immer gehen die bösartigen Veränderungen von der Schleimhaut aus, die den Kehlkopf auskleidet. Die Tumore bilden sich aus einer speziellen Art flacher Zellen, den sogenannten Plattenepithelzellen, heraus – deshalb sprechen Medizinerinnen und Mediziner auch von einem Plattenepithelzellkarzinom. Kehlkopfkrebs ist im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen eher selten. Laut dem Robert Koch-Institut erkranken jedes Jahr 500.000 Menschen neu an Krebs, im Jahr 2020 waren darunter 3.200 Personen mit Kehlkopfkrebs. Während Tumore an den Brustdrüsen mit 30,5 Prozent die häufigste Krebsdiagnose bei Frauen ist, erkranken Männer mit 25,1 Prozent am häufigsten an Prostatakrebs. Kehlkopfkrebs macht bei Männern nur etwa ein Prozent der Krebsstatistik aus, bei Frauen sind es sogar nur 0,2 Prozent. Kehlkopfkrebs tritt damit deutlich öfter bei Männern auf – nur jeder sechste Erkrankungsfall betrifft eine Frau. Auch wenn vergleichsweise wenige Menschen die Diagnose erhalten, ist die Erkrankung ernst zu nehmen. Sie kann, ebenso wie andere Krebsarten, zum Tod führen.
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Wie fühlt sich Kehlkopfkrebs an?
Tumore am Kehlkopf können lange unentdeckt bleiben, vor allem, wenn sie ober- oder unterhalb der Stimmlippen auftreten – Patienten und Patientinnen berichten dann erst spät über Symptome wie Atemprobleme oder Schluckbeschwerden. Befinden sich die Kehlkopftumore direkt an den Stimmlippen, machen sie schnell durch Heiserkeit auf sich aufmerksam. Auch Schluckbeschwerden oder Schmerzen am Kehlkopf sind ein Alarmsignal.
Bei diesen Symptomen sollten Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen, insbesondere, wenn sie länger als vier Wochen anhalten:
- Heiserkeit
- Fremdkörpergefühl wie ein „Kloß im Hals“
- Schmerzen, die bis ins Ohr ausstrahlen können
- Schwierigkeiten und Schmerzen beim Schlucken, häufiges Verschlucken
- Probleme beim Sprechen und Atmen
- Sichtbare oder tastbare Schwellung am Hals
- Blutiger Auswurf beim Husten
Versorgungsangebot
Die AOK übernimmt die Kosten für verschiedene Untersuchungen, die zur Krebsfrüherkennung, auch Krebsvorsorge genannt, beitragen.
Mit der Früherkennung können Krebsvorstufen sowie Tumore erkannt und behandelt werden – je früher, desto größer sind in der Regel die Heilungschancen.
So wird Kehlkopfkrebs diagnostiziert und behandelt
Die ersten Untersuchungen kann bereits die Hausärztin oder der Hausarzt durchführen. Bei Bedarf erfolgt dann die Überweisung zu einer Fachärztin oder einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Dort wird nicht nur der Hals abgetastet, sondern auch der Kehlkopf durch eine Spiegelung dargestellt – die Laryngoskopie. Dabei kann die Schleimhaut des Kehlkopfs genauer betrachtet werden.
Ergibt sich der Verdacht auf Kehlkopfkrebs, nehmen Mediziner und Medizinerinnen eine Gewebeprobe aus auffälligen Bereichen oder entfernen sie direkt – meist unter Vollnarkose. Das entnommene Gewebe wird in einem Labor analysiert – sind die Zellen bösartig, liegt Kehlkopfkrebs vor. Mit bildgebenden Untersuchungen, wie einer Magnetresonanztomographie, können Ärzte und Ärztinnen dann erkennen, wie weit sich der Tumor ausgebreitet und ob er Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat. Kehlkopfkrebs wird durch eine Operation oder eine Strahlentherapie behandelt, manchmal ist auch eine Chemo- und/oder Immuntherapie notwendig. Selten ist heutzutage eine vollständige Entfernung des Kehlkopfs notwendig.
Mit einem gesunden Lebensstil das Risiko von Kehlkopfkrebs senken
Unauffällige Körperzellen verwandeln sich in bösartige Krebszellen und wachsen ungehemmt – Grund dafür sind Schäden am Erbgut der Zellen oder Fehler beim Ablesen der Erbinformation. Darüber hinaus gibt es Faktoren, die das Risiko für Kehlkopfkrebs erhöhen – und hier kann jeder ansetzen, um sein Erkrankungsrisiko zu reduzieren:
Dafür eignen sich folgende Tipps:
- Mit dem Rauchen aufhören: Ein regelmäßiger Konsum von Zigaretten begünstigt auch die Entstehung von Kehlkopfkrebs. Doch selbst langjährige Raucher und Raucherinnen verringern mit einem Rauchstopp ihr Krebsrisiko.
- Den Alkoholkonsum reduzieren: Das übermäßige Trinken von Alkohol erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Kehlkopfkrebs zu erkranken. Alkohol und Tabak gehören zu den Hauptrisikofaktoren, insbesondere die Kombination ist schädlich.
- Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz einhalten: Wer sich bei der Arbeit Schadstoffen wie Asbest, ionisierender Strahlung durch Uran, Produkten mit Steinkohle und Teer sowie schwefelsäurehaltigen Aerosolen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen aussetzt, kommt mit Stoffen in Kontakt, die zu Kehlkopfkrebs führen können. Arbeitnehmende sollten bereitgestellte Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz, beispielsweise Schutzkleidung, Schulungen und Arbeitszeitbegrenzung zur Schadstoffreduzierung, in Anspruch nehmen.
- Krebsvorstufen im Blick behalten: Es gibt spezifische weißliche oder rötliche Veränderungen an der Kehlkopfschleimhaut, die als Risikofaktor für Kehlkopfkrebs gelten. Die festgestellten Veränderungen sollten Patienten und Patientinnen regelmäßig kontrollieren lassen – wie oft das geschehen sollte, erklärt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin.
Der Einfluss der Ernährung ist noch nicht eindeutig geklärt, da bei den meisten Betroffenen ein erhöhter Tabak- und/oder Alkoholkonsum vorliegt, die den Einfluss anderer Faktoren überlagern. Es gibt aber Hinweise darauf, dass eine einseitige Ernährung mit nur wenigen Vitaminen, ein übermäßiger Fleischkonsum sowie das häufige Essen von Gebratenem das Risiko erhöhen können. Eine spezielle Krebsvorsorge für Kehlkopfkrebs existiert übrigens nicht.