Muskel-Skelett-System
Schleimbeutelentzündung erkennen und behandeln
Veröffentlicht am:19.04.2023
4 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 19.01.2024
Eine von außen erkennbare Schwellung mit einem stechenden Schmerz im Ellenbogen oder Knie kann an einer Schleimbeutelentzündung liegen. Meist ist sie eine Folge von Überbelastung. Am wichtigsten ist es jetzt, das betroffene Gelenk zu schonen.

© iStock / Ralf Geithe
Schleimbeutel: wichtige Puffer für Knochen und Gelenke
Ein Schleimbeutel (in der Fachsprache Bursa synovialis) ist eine mit Flüssigkeit gefüllte Gewebetasche (Bindegewebstasche) zwischen Knochen und Sehnen oder Muskeln. Die Flüssigkeit wird auch Gelenkschmiere oder Synovia genannt. Im menschlichen Körper gibt es über 100 dieser Schleimbeutel. Sie haben die Funktion von kleinen Polstern.Viele von ihnen liegen in der Nähe von Gelenken, die besonders großem Druck oder starker Reibung durch Bewegung ausgesetzt sind. Die Polsterung durch die Schleimbeutel sorgt dafür, dass die Reibung bei Bewegungen vermindert und der Druck gleichmäßig verteilt wird – etwa wenn man auf dem Boden kniet oder die Ellenbogen aufstützt.
Durch starke Beanspruchung, eine Verletzung oder seltener eine Infektion mit Bakterien können sich die Schleimbeutel entzünden. Die Ellenbogen oder Knie sind wegen der starken Belastung der jeweiligen Gelenke besonders anfällig für eine Schleimbeutelentzündung, die auch Bursitis genannt wird: Pro Jahr entzünden sich bei einem von 10.000 Menschen Schleimbeutel an den Knien oder Ellenbogen. Außerdem können die Schultern, Hüften und Fersen betroffen sein.
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Wie kommt es zu einer Schleimbeutelentzündung?
Bei einer Bursitis sammelt sich zusätzliche Flüssigkeit im Gewebe an. Dadurch entsteht eine Schwellung, die man oft nicht nur ertasten, sondern auch sehen kann: vor allem dann, wenn der angeschwollene Schleimbeutel direkt unter der Haut liegt wie zum Beispiel bei Knie oder Ellenbogen.
Es gibt folgende mögliche Ursachen:
- Verletzung oder plötzliche starke Überlastung des Schleimbeutels durch einen Sturz, Schlag oder Aufprall nach einem Sprung
- dauerhafte Überlastung, zum Beispiel durch ständiges Knien
- Infektion, beispielsweise wenn Bakterien durch Hautverletzungen in einen Schleimbeutel eindringen
- Entzündliche Erkrankungen wie Rheuma oder Gicht, die auf Schleimbeutel übergreifen können.
Je nach Lage des Schleimbeutels gibt es unterschiedliche Risikofaktoren für die Entwicklung einer Bursitis.
Schleimbeutelentzündung am Knie Schleimbeutelentzündung an der Schulter Schleimbeutelentzündung an der Hüfte Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen Schleimbeutelentzündung an der Ferse
Wie erkenne ich eine Schleimbeutelentzündung?
Die Schwellung kann man oft schon sehen, meist auch ertasten, außerdem ist eine Schleimbeutelentzündung schmerzhaft. Der betroffene Bereich tut oft schon ohne Belastung weh – und noch mehr bei Bewegung oder Druck auf die Schwellung. Oft ist der Druckschmerz das einzige Symptom. Die Sichtbarkeit der Schwellung hängt von deren Lage ab.
Mögliche weitere Krankheitszeichen sind:
- eingeschränkte Beweglichkeit betroffener Gelenke
- Rötung der über der Schwellung liegenden Haut
- Wärmegefühl
- Fieber
- allgemeines Krankheitsgefühl

Schleimbeutelentzündung: Welcher Arzt stellt die Diagnose?
Wird eine Schleimbeutelentzündung verschleppt, kann sie sich verschlimmern oder wiederkehren. Deshalb ist der Besuch einer ärztlichen Praxis bei Beschwerden ratsam. Fachleute für Schleimbeutelentzündungen sind Orthopäden und Orthopädinnen, aber auch Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann die Krankheit einschätzen und Sie bei Bedarf überweisen. Wichtig ist es zu prüfen, ob eine bakterielle Infektion vorliegt. Besteht der Verdacht, wird Flüssigkeit aus dem Schleimbeutel entnommen und im Labor untersucht. Bluttests können Hinweise auf andere Ursachen geben, wie zum Beispiel Rheuma oder Gicht. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall zeigen, ob eine Verletzung an Knochen oder Gelenken vorliegt.
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Wie wird eine Schleimbeutelentzündung behandelt?
Wurde bei der ärztlichen Untersuchung eine Infektion, Verletzung oder Grunderkrankung festgestellt, richtet sich die Therapie nach der Ursache beziehungsweise dem Auslöser der Bursitis. Bei Gicht oder Rheuma sind krankheitsspezifische Medikamente notwendig. Bei einer Bursitis infolge von Überlastung hängen notwendige Maßnahmen von Ort und Schwere der Entzündung ab.
Schleimbeutelentzündung: Erstmaßnahmen
Wie bei Sportverletzungen wird die sogenannte PECH-Regel empfohlen:
- P – Pause: betroffenen Bereich ruhigstellen und vor Belastung schützen
- E – Eis: feuchte kühle Umschläge oder Kühlpacks fördern das Abschwellen. Wichtig: Eis oder Kühlpacks immer in ein Tuch oder Ähnliches einschlagen, um die Haut vor Erfrierungen zu schützen.
- C – Druck (englisch: compression): Ein Kompressionsverband kann ein erneutes Anschwellen verhindern und stellt das betroffene Gelenk ruhig.
- H – Hochlagern (nur wenn Knie, Unterschenkel oder Ferse betroffen sind): Das Bein hochzulegen, unterstützt das Abschwellen.

© iStock / Petko Ninov
Was macht der Arzt oder die Ärztin?
Tritt keine Besserung ein, stehen folgende Behandlungsmöglichkeiten zu Verfügung:
- entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente, meist sogenannte nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)
- Kortisonspritzen in die betroffenen Schleimbeutel, wenn die Entzündung nicht bakteriell ausgelöst ist; meist nur bei tief liegenden Entzündungen – und erst nach länger anhaltenden Beschwerden
- Antibiotikum bei bakterieller Infektion
- Punktion: Ergussflüssigkeit kann abgezogen werden, um den Druck zu mindern und so starke Schmerzen zu linden. Oft bildet sich jedoch neue Flüssigkeit und es besteht ein Infektionsrisiko.
- Eine Operation – die Entfernung des entzündeten Beutels – wird selten durchgeführt: bei bakteriellen Entzündungen nach erfolgloser Antibiotika-Therapie oder beständig wiederkehrender (chronischer) Bursitis.
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