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Muskel-Skelett-System

Verringert eine grüne Wohnumgebung das Osteoporose-Risiko?

Veröffentlicht am:19.11.2024

5 Minuten Lesedauer

Das Rascheln der Blätter im Wind, der Blick auf grüne Flächen und der Duft von Blüten – eine naturnahe Wohnlage empfinden viele Menschen als Ruhepol. Doch offenbar bietet das Leben im Grünen auch Vorteile für die Knochengesundheit.

Eine ältere Frau mit einem grauen Pullover und einem Halstuch kniet neben einem Beet und arbeitet mit Gartenwerkzeugen.

© iStock / nortonrsx

Knochen sind lebendig und aktiv

Knochen sind – anders, als viele vermuten – keineswegs ein lebloser Bestandteil im Körper des Menschen. Hier tut sich viel, dank der sogenannten Osteoblasten und Osteoklasten. Sie unterstützen mit einem ausgewogenen Zusammenspiel den Knochenstoffwechsel: Während spezialisierte Zellen, die Osteoblasten, Knochen aufbauen, kümmern sich die Osteoklasten um den Abbau von Knochensubstanz. Diese Umbauprozesse erfolgen nicht nur in Zeiten des Wachstums, sondern ein Leben lang, unter Beteiligung zahlreicher Hormone und Mineralstoffe, wie Calcium oder Phosphat. Ein wichtiger Begriff mit Blick auf die Knochengesundheit ist die Knochendichte. Damit meinen Mediziner und Medizinerinnen das Verhältnis zwischen der mineralisierten Knochenmasse und einem festgelegten Knochenvolumen. Im fortgeschrittenen Alter nimmt die Knochendichte ab, das ist völlig normal. Reduziert sie sich jedoch stärker als normal, liegt eine Osteoporose (Knochenschwund) vor. Neben der Dichte spielt aber auch die Struktur eine Rolle, also wie die Knochenmasse im Knochen vernetzt ist. Eine Osteoporose kann lange unbemerkt bleiben, oft fällt sie durch einen Knochenbruch oder durch eine veränderte Körperhaltung auf – diese ergibt sich durch einen Bruch mehrerer Wirbelkörper.

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Welchen Einfluss hat die Lebensweise auf die Knochengesundheit?

Es gibt zahlreiche Risikofaktoren für eine Osteoporose: Untergewicht, eine Unterversorgung mit Nährstoffen wie Vitamin D oder Calcium und Bewegungsmangel gehören dazu. Auch der Konsum von viel Alkohol und die Einnahme von Cortison über einige Monate oder länger erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer manifesten – also deutlich sichtbaren – Osteoporose. Frauen bringen im Alter darüber hinaus einen besonderen Risikofaktor mit: die veränderte Hormonzusammensetzung im Körper. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen gilt als Schutzfaktor gegen den Knochenabbau – dieser geht jedoch mit den Wechseljahren verloren, wenn der Östrogenspiegel sinkt. Nach der letzten Regel beschleunigt sich daher der Knochenabbau bei Frauen. Auch wenn ein veränderter Östrogenspiegel zum Leben der Frau dazugehört, gibt es viele Möglichkeiten, die Knochengesundheit mit der Lebensweise positiv zu beeinflussen.

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Laut Studie kann das Leben im Grünen das Osteoporose-Risiko senken

Viele Menschen zieht es abseits der Innenstädte in naturnahe Gegenden. Womöglich tun diese Personen mit ihrer Wahl der Wohnlage unbewusst auch etwas für ihre Knochengesundheit, das legt zumindest eine Studie nahe. Forschende untersuchten dabei Daten aus Großbritannien von beinahe 400.000 Menschen – etwa die Hälfte davon waren Frauen und das Durchschnittsalter betrug 56 Jahre. Die Auskünfte für die Studie stammten aus einer biomedizinischen Datenbank. Diese stellte bei allen Personen unter anderem Informationen zur Knochendichte und der Wohngegend bereit – außerdem informierte die Datenbank über das Ausmaß der körperlichen Aktivität und über die Ernährungsgewohnheiten. Über zwölf Jahre hinweg wurden die Männer und Frauen beobachtet und dabei fiel auf: Menschen, die in einer grünen Wohnumgebung lebten, besaßen eine höhere Knochendichte und ein geringeres Risiko Osteoporose zu entwickeln.

Wie muss eine Wohnumgebung aussehen, um die Knochengesundheit zu unterstützen?

Die Studie beobachtete positive Effekte bei Menschen, die in Gegenden wohnten, in denen es einen üppigen Grünflächenanteil gab, doch was bedeutet das überhaupt? Für die Beurteilung zogen die Forschenden den sogenannten Normalized Difference Vegetation Index, kurz NDVI, heran. Dieser gibt Auskunft über die Dichte der Vegetation, also über den Bestand von Pflanzen. In der Untersuchung führte jede Steigerung des NDVI zu einem Anstieg der Knochendichte und zu einem um fünf Prozent geringerem Osteoporose-Risiko – also: Je grüner die Wohnumgebung ist, desto besser. In welcher Form sich das Grün ausdrückt, scheint aber unerheblich – untersucht wurde die Nähe zu Gärten, Parks oder anderen grünen Räumen.

Zwei Frauen in herbstlicher Kleidung gehen, umgeben von Bäumen, in der Nähe eines Gewässers spazieren.

© iStock / wernerimages

Auch in der Stadt gibt es Möglichkeiten, zum Beispiel Parkanlagen, um eine grüne Umgebung zu genießen.

So könnte eine grüne Wohnumgebung die Knochendichte erhöhen

Frische Luft ist gesund und könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum Menschen mit viel Grün in der Nähe der Wohnung oder dem Haus stärkere Knochen haben. Eine schlechte Luftqualität stellt nämlich einer Studie zufolge einen veränderbaren Risikofaktor für Knochenbrüche und Osteoporose dar. Doch was bedeutet eine schlechte Luftqualität? Eine Luftverschmutzung wird durch Gase und Partikel hervorgerufen. Wer sich Feinstaub aussetzt, der insbesondere im Straßenverkehr entsteht, kann oxidative Schäden und Entzündungen im Körper erleiden – insbesondere bei älteren Personen kann das die Knochengesundheit negativ beeinflussen. Konkret wurde bei Studienteilnehmenden, die dort lebten, wo sie verkehrsbedingten Partikeln im höheren Maße begegneten, eine stärkere Reduzierung der Knochenmineraldichte festgestellt. Außerdem wiesen die Personen niedrigere Konzentrationen des Parathormons im Blut auf. Die Nebenschilddrüse produziert das Hormon und reguliert damit den Calcium- und Phosphatspiegel im Körper, das ist wichtig für den Knochenaufbau. Eine grüne Wohnumgebung kann also deshalb gut für die Knochen sein, weil es hier meist weniger Luftverschmutzung gibt – zum einen wegen der üppigen Grünflächen, die weniger Platz für Autos bieten, und weil Pflanzen der Atmosphäre wie eine Art Luftfilter Schadstoffe entnehmen. Womöglich gibt es aber auch noch einen anderen Grund, warum Wald und Wiesen den Knochen guttun: Sie animieren viele Menschen dazu, sich zu bewegen, zum Beispiel Joggen zu gehen oder einen Spaziergang zu machen. Die körperliche Aktivität ist wiederum entscheidend für die Knochengesundheit, denn die Knochenmasse und die Knochendichte wachsen mit ihren Aufgaben.

5 Tipps, um mehr Grün ins Leben zu bringen

Nicht jede Person hat die Möglichkeit, in einer grünen Umgebung zu wohnen – mit diesen Tipps profitieren alle Menschen von mehr Natur im Alltag.

  1. Regelmäßige Ausflüge in die Natur machen: Auch Großstädte verfügen über Naturoasen, zum Beispiel in Form von Parks. Häufig befinden sich auch Wälder am Stadtrand oder Naturschutzgebiete in erreichbarer Nähe. Sie alle laden zum Verweilen und zum Atmen gesunder Luft ein.
  2. Grüne Alltagswege erkunden: Anstatt die schnellste Route durch die Stadt zu nehmen, lohnt es sich, einen Umweg durch baumreiche Straßen und Wiesen einzuplanen. Dadurch kann auch die Motivation steigen, künftig das Auto stehen zu lassen und Erledigungen mit dem Fahrrad zu machen – das kommt der Knochendichte zugute.
  3. In Community-Gärten mitwirken: Gemeinschaftsgärten, die von einer Gruppe Menschen bewirtet werden, stellen den Kontakt zur Natur her – nebenbei fördern sie soziale Begegnungen und die körperliche Aktivität.
  4. Sport nach draußen verlagern: Das heimische Sportzimmer und Fitnessstudios haben ihren Reiz, doch gerade bei milden Temperaturen bietet sich die Bewegung im Freien an. So können Personen ihre Muskulatur sowie ihren Knochen stärken und nebenbei Vitamin D tanken – die Hormonvorstufe fördert die Aufnahme und den Einbau von Calcium in die Knochen.

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