Muskel-Skelett-System
Rückenschmerzen während der Periode
Veröffentlicht am:28.10.2024
5 Minuten Lesedauer
Der Unterleib krampft, Müdigkeit setzt ein und der Bauch wirkt aufgebläht – im Zusammenhang mit der Menstruation können verschiedene Beschwerden auftreten. Dazu zählen auch Rückenschmerzen – doch warum kommt es zu den Problemen im Kreuz?
Bei vielen Frauen begleiten Schmerzen die Menstruation
Die Periode verläuft oft nicht schmerzfrei: Ungefähr drei von vier Mädchen und Frauen haben zeitweise Beschwerden. Bei einigen von ihnen sind diese so stark ausgeprägt, dass der Alltag für ein bis drei Tage ruhen muss – etwa zehn Prozent aller Frauen schaffen es in der Zeit nicht, arbeiten zu gehen. Welche Beschwerden während der Menstruation auftreten, ist unterschiedlich – bei einigen Frauen begrenzen sich die Symptome auf den Unterleib, andere berichten über ausstrahlende Schmerzen bis in die Beine. Auch unter Durchfall, Übelkeit und Erbrechen können sie im Zusammenhang mit der Periode leiden. Außerdem kann es rund um die Monatsblutung zu Kopfschmerzen, Müdigkeit oder einem Unwohlsein kommen. Mediziner und Medizinerinnen bezeichnen schmerzhafte Zustände während der Periode als „Dysmenorrhoe“. Ein Symptom der Dysmenorrhoe können menstruationsbedingte Rückenschmerzen sein. Diese zählen zu den häufigen Beschwerden bei Frauen. Untersuchungen legen nahe, dass zwischen 40 und 50 Prozent von ihnen innerhalb der ersten sechs Tage des Menstruationszyklus Rückenprobleme haben, also deutlich mehr, als vielleicht viele denken.
Warum hat man Rückenschmerzen während der Periode?
Bis zu den Wechseljahren wiederholt sich bei Frauen mehr oder weniger regelmäßig der weibliche Zyklus. Ein wichtiger Teil davon ist die Menstruation. Der Körper der Frau baut unter Einfluss des Hormons Östrogen Gebärmutterschleimhaut auf. Dadurch kann sich die Eizelle nach der Befruchtung optimal einnisten und mit Nährstoffen versorgt werden. Erfolgt keine Einnistung, beginnt der Zyklus von Neuem, eingeleitet durch die Menstruationsblutung. Um die nicht mehr benötigte zusätzliche Schleimhaut abzustoßen, zieht sich die Gebärmutter zusammen – das kann zu Schmerzen im Unterleib führen, die in den unteren Rücken ausstrahlen. Dass die Schmerzen nicht nur im Unterbauch, sondern auch im Rücken zu spüren sind, liegt daran, dass vieles im Körper eng miteinander verknüpft ist. Zum einen gibt es eine mechanische Verbindung. Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane, also die Gebärmutter, die Eileiter und Eierstöcke, sind unter anderem am Becken und am Kreuzbein befestigt. Ein Zusammenziehen der Gebärmutter oder Verkürzungen des Halteapparates können somit die Schmerzrezeptoren im Bereich des Beckens oder Kreuzbeins reizen. Zum anderen besteht eine nervöse Verbindung. Die den Unterleib versorgenden Nerven haben verschiedene Bestandteile: Einen „viszeralen“ für die inneren Organe, einen „motorischen“ für die Muskulatur und einen „sensiblen“ für die Haut. Wird einer dieser Anteile gereizt, kann das Gehirn die genaue Schmerzlokalisation nicht immer bestimmen, das bedeutet, die Schmerzen werden zum Beispiel im Bereich des Rückens wahrgenommen, obwohl der Schmerzreiz von einem inneren Organ ausgeht.
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Hormone und hormonähnliche Stoffe können Rückenschmerzen auslösen
Hormone spielen im weiblichen Zyklus eine große Rolle – sie bereiten den Körper auf eine Schwangerschaft vor und erhalten diese aufrecht. Während der Periode übernehmen hormonähnliche Botenstoffe, die sogenannten Prostaglandine, eine wichtige Aufgabe: Im weiblichen Körper ausgeschüttet, bewirken sie ein Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur. Mediziner und Medizinerinnen nehmen an, dass Frauen mit Regelschmerzen eine zu große Menge davon produzieren oder besonders sensibel auf die Botenstoffe reagieren. Das kann dazu führen, dass sich die Muskeln der Gebärmutter zu stark zusammenziehen, was Frauen auch als Rückenschmerzen wahrnehmen können. Zudem legen Studien nahe, dass die Bandstrukturen der Wirbelsäule durch Hormonveränderungen, die während des Zyklus ablaufen, dehnbarer werden, was zum Beispiel das Gefüge der Wirbelsäule verändern und Schmerzen begünstigen könnte. Das sogenannte Prämenstruelle Syndrom könnte eine Erklärung dafür sein, warum manche Frauen schon vor der Periode Rückenschmerzen verspüren. Dabei gehen Experten und Expertinnen davon aus, dass hormonelle Schwankungen ein Zusammenspiel aus körperlichen und psychischen Beschwerden hervorrufen – Betroffene können sich erschöpft, gereizt oder unsicher fühlen. Zu den körperlichen Symptomen zählen neben Rückenschmerzen auch Wassereinlagerungen, Verdauungsprobleme und Hautuntereinheiten. Das Besondere an dem Prämenstruellen Syndrom ist, dass es sich vor dem Einsetzen der Menstruation bemerkbar macht, und zwar bis zu vierzehn Tage vorher.
So fühlen sich Rückenschmerzen während der Periode an
Frauen leiden öfter unter Rückenschmerzen als Männer. Zudem sind Beschwerden im unteren Rücken ungefähr doppelt so häufig wie Schmerzen im oberen Bereich des Rückens. Wenn Rückenschmerzen grundsätzlich weit verbreitet sind, woran kann eine Frau dann erkennen, ob es sich um Schmerzen im unteren Rücken aufgrund der Periode oder um davon losgelöste Probleme handelt? Der wichtigste Anhaltspunkt ist die anstehende oder bereits eingetretene Monatsblutung. Außerdem liegen meist auch andere Beschwerden vor, wie Unterleibsschmerzen, die auf das Zusammenziehen der Gebärmutter zurückgeführt werden können. Viele Frauen berichten während der Menstruation über stumpfe, pochende oder krampfhafte Schmerzen – im Rücken sind diese oft als Ziehen zu spüren. Lässt die Blutung nach, verschwinden diese Rückenprobleme.
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Wann sollte man mit menstruationsbedingten Rückenschmerzen eine Arztpraxis aufsuchen?
Schmerzen im unteren Rücken, insbesondere im Lendenwirbelbereich, sind während der Periode nichts Ungewöhnliches. Entstehen sie, weil sich die Gebärmutter zusammenzieht, handelt es sich um primäre Regelschmerzen. Manchmal deuten Menstruationsbeschwerden auf andere Ursachen hin, wie gutartige Geschwulste in der Gebärmutter, sogenannte Myome oder Polypen. Man spricht dann von sekundären Regelschmerzen. Weitere Auslöser sind Entzündungen in der Gebärmutter oder in den Eileitern. Auch eine Endometriose, bei der gebärmutterschleimhautartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst, kann starke Schmerzen verursachen. Frauen sollten in jedem Fall einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin aufsuchen, wenn die Schmerzen einen hohen Leidensdruck verursachen, sehr ausgeprägt sind, sich verschlimmern oder mit einer ungewöhnlich starken Blutung einhergehen.
Was hilft gegen Rückenschmerzen während der Periode?
Menstruationsbedingte Rückenschmerzen halten zwar meist nur einige Tage an, können den Alltag aber deutlich erschweren. Frauen erfahren dann durch verschiedene Tipps Linderung. Dazu zählen:
- Den Rücken mit Wärme behandeln: Durch Wärme können sich die Muskeln im Rücken entspannen, gleichzeitig wird die Durchblutung gesteigert. Es kann helfen, sich ein erwärmtes Kirschkernkissen, eine Wärmflasche oder ein elektrisch beheizbares Wärmekissen in den Rücken oder auf den Bauch zu legen – das klappt meist auch im Büro.
- Dem Rücken zur Entspannung verhelfen: Wer Schmerzen im Rücken hat, spannt oft die Muskulatur in dem Bereich zusätzlich an. Mit leichten Bewegungs- und Entspannungsübungen können Frauen den Spannungszustand lösen, der Rückenbeschwerden aufrechterhalten kann – gut geeignet sind Gymnastik, Yoga oder Achtsamkeitsübungen.
- Schmerzmittel nach Bedarf einnehmen: Entzündungshemmende Schmerzmittel, die zu der Wirkstoffgruppe der nicht steroidalen Antirheumatika zählen, wie Ibuprofen oder Naproxen, können akute Rückenschmerzen bei der Periode lindern. Sie sind gut verträglich, sollten aber nur nach Bedarf genommen werden.
Da hormonelle Verhütungsmittel, wie die Hormonspirale oder Antibabypille, verhindern, dass sich die Gebärmutterschleimhaut hoch aufbaut, können sie menstruationsbedingten Rückenschmerzen vorbeugen – unter der Anwendung kommt es meist zu einer schwächeren Blutung. Die Verhütungsmethoden können jedoch Nebenwirkungen, wie ein erhöhtes Thromboserisiko, haben. Frauen sollten daher die Vor- und Nachteile zuvor mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen.