Muskel-Skelett-System
Rhizarthrose: Knorpelverschleiß im Daumen
Veröffentlicht am:25.10.2024
5 Minuten Lesedauer
Eine Flasche aufdrehen, einen beladenen Teller zum Tisch bringen oder den Daumen kreisen lassen – Menschen mit einer Rhizarthrose haben damit häufig Probleme. Welche Therapien sind bei Knorpelverschleiß im Daumen möglich?
Was ist eine Rhizarthrose?
Unsere Hände sind sowohl für grobe Arbeiten als auch für feinste Tüfteleien geeignet. Sie können schwere Einkaufstüten tragen, aber auch den Knopf an einer Bluse schließen – das ist, wenn man genau darüber nachdenkt – Präzisionsarbeit. Und ohne Daumen undenkbar. Kein Wunder also, dass es die Lebensqualität stark einschränkt, wenn die Daumen nicht mehr voll beweglich sind. Bei der sogenannten Rhizarthrose, auch Daumensattelgelenk-Arthrose genannt, kommt es zu einem Knorpelverschleiß im Daumengrundgelenk – dieses befindet sich zwischen dem Mittelhandknochen und dem Handgelenksknochen des Daumens. Durch eine Rhizarthrose kommt es zu Abbau und Zerstörung des Knorpels im Daumensattelgelenk – zur gleichen Zeit verdickt sich der darunterliegende Knochen. Diese unerwünschten Vorgänge führen schrittweise zu einer Versteifung des Daumengelenks. Auch wenn der Begriff „Rhizarthrose“ vielen Menschen nicht bekannt ist, ist die Erkrankung keineswegs selten. Zeichen einer Rhizarthrose sind bei bis zu 81 Prozent der alternden Bevölkerung nachweisbar.
Wie macht sich eine Rhizarthrose bemerkbar?
Eine Arthrose im Daumensattelgelenk verursacht in der Regel keine plötzlichen Beschwerden – die Patienten und Patientinnen entwickeln stattdessen über eine längere Zeit, meist über Jahre, die klassischen Symptome. Dazu gehören Schmerzen im unteren Teil des Daumens, also dort, wo er in die Hand übergeht. Besonders Greifbewegungen sind für Menschen mit Rhizarthrose schmerzhaft. Die Waschtemperatur an der Waschmaschine einzustellen oder einen Schlüssel im Türschloss zu drehen, wird so zur Herausforderung. Außerdem fällt Personen mit einer Rhizarthrose auf, dass sie an Kraft in der betroffenen Hand verlieren – ein Gurkenglas zu öffnen, fällt dann deutlich schwerer als in der Vergangenheit oder ist sogar unmöglich. Bei vielen Menschen wird zudem das Gelenk im Laufe der Zeit instabil und die Daumenbasis verformt sich. Auch die Bewegungsfreiheit im Bereich des Daumens lässt mit der Zeit nach – in einigen Fällen wird der Daumen steif, sodass Patienten und Patientinnen ihn kaum noch bewegen können. Manchmal berichten Menschen mit einer Daumenarthrose auch über eine Schwellung und Schmerzempfindlichkeit oberhalb des Daumengelenks. Typischerweise nehmen die Beschwerden im Krankheitsverlauf zu, die Schmerzen können dann auch in Ruhe bestehen.
Symptome der Rhizarthrose im Überblick
Mit Voranschreiten der Arthrose im Daumensattelgelenk spüren Patienten und Patientinnen die Beschwerden immer deutlicher.
Dazu zählen:
- Schmerzen an der Daumenbasis oder am seitlichen Handgelenk
- reduzierte Kraft der betroffenen Hand
- eingeschränkte Handfunktionen und Unvermögen, die Hand weit zu öffnen
- Schwellung am Daumengelenk
- Fehlstellung des Daumens
- zunehmende Steifheit im Bereich des Daumens
Wie kommt es zu einer Arthrose im Daumensattelgelenk?
Das sattelförmige Daumengelenk erlaubt durch seine hohe Beweglichkeit zwar die Bewältigung vielfältiger Aufgaben, ist gleichzeitig aber auch relativ instabil – ein gewisser Verschleiß ist also vorprogrammiert. Bei einer Rhizarthrose ist das Daumensattelgelenk jedoch über das normale Maß hinaus verschlissen: Der Gelenksspalt im Daumengrundgelenk ist reduziert und die Gelenkflächen reiben durch den fehlenden Knorpel aufeinander, meist an beiden Daumen. Frauen sind sehr viel häufiger als Männer betroffen – oft tritt die Erkrankung ab dem 50. Lebensjahr auf. Für die primäre Rhizarthrose gibt es keine spezifische Ursache. Eine sekundäre Rhizarthrose kann aber auch durch eine schlecht verheilte Fraktur des Mittelhandknochens entstehen. Von Rhizarthrose am häufigsten betroffen sind Personen, die beruflich häufig den sogenannten Pinzettengriff anwenden müssen. Dies ist zum Beispiel beim Nähen, Kochen oder bei Reparaturen der Fall. Die Daumen sind auch bei sich häufig wiederholenden Bewegungen am Smartphone gefragt.
Neben der mechanischen Belastung spielen folgende Risikofaktoren eine Rolle:
- weibliches Geschlecht
- Wechseljahre
- Lebensalter über 40 Jahre
- viele Arthrosefälle in der Familie
- Übergewicht
- übermäßige Gelenkbeweglichkeit
- rheumatische Erkrankungen
- Verletzung des Daumensattelgelenks
Trotz der vielfältigen Risikofaktoren kann bei Patienten und Patientinnen mit Rhizarthrose meist keine eindeutige Ursache festgestellt werden.
So diagnostizieren Mediziner und Medizinerinnen eine Rhizarthrose
Um eine Arthrose im Daumensattelgelenk festzustellen, erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin zunächst, welche Beschwerden bestehen und wann sie auftreten. Ein deutlicher Hinweis ist unter anderem, wenn sich die Schmerzen bei Belastungen, wie dem Öffnen einer Flasche, zeigen. Bei der körperlichen Untersuchung prüft der Mediziner oder die Medizinerin die Beweglichkeit des Daumens und ob Schwellungen oder Fehlstellungen bestehen. Äußern sich Schmerzen beim Abtasten des Gelenks, kann das ebenfalls auf eine Rhizarthrose hindeuten. Eine endgültige Bestätigung liefert eine Röntgenuntersuchung – auf dem Röntgenbild stellen Mediziner und Medizinerinnen fest, dass Knorpelgewebe fehlt, manchmal zeigt sich auch eine Verkalkung im Gelenk.
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Das sind die Behandlungsmöglichkeiten bei Rhizarthrose
Die Behandlung der Rhizarthrose ist abhängig vom Beschwerdebild. Eine symptomlose Arthrose des Daumensattelgelenkes muss nicht therapiert werden. Anders ist es, wenn Schmerzen bestehen. Dann ist es Ziel der Behandlung, diese zu lindern und die Funktionsfähigkeit zu verbessern. Dabei können nachfolgende Behandlungen in Frage kommen:
- Physiotherapie: Spezielle Übungen stärken die Muskeln rund um das Daumengrundgelenk und können so die Schmerzen lindern. Physiotherapeutinnen und -therapeuten zeigen auch Übungen für zu Hause.
- Medikamente: Patienten und Patientinnen können vorübergehend Schmerzmittel einnehmen – hier bietet sich die Gruppe der nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAR) an, die bei Schmerzen und Entzündungen hilfreich sind.
- Stützorthese und Bandagen: Insbesondere bei einer anfänglichen Rhizarthrose kann eine Ruhigstellung des Gelenks die Schmerzen reduzieren – dabei helfen Bandagen. Eine spezielle Stützorthese beugt einer Überstreckung des Gelenks vor. Bei starken Schmerzen können Patienten und Patientinnen eine Schiene tragen. Das sollte aber nur kurzzeitig erfolgen, weil sich sonst dringend benötigte Muskulatur abbaut.
- Selbstfürsorge: Personen mit einer Rhizarthrose achten bestenfalls darauf, keine schmerzhaften Aktivitäten durchzuführen – dabei helfen beispielsweise spezielle Hilfsmittel zur Öffnung von Schraubgläsern. Kältepackungen sind ein Hausmittel bei Entzündungen im Daumengelenk, bei chronischen Schmerzen hilft hingegen Wärme.
Wann muss eine Rhizarthrose operiert werden?
Bei starken Beschwerden oder wenn konservative Behandlungsansätze nicht erfolgreich waren, kann eventuell eine Operation notwendig werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist, im Frühstadium die Nervenfasern zu durchtrennen, so die Schmerzsymptome zu lindern und damit größere Eingriffe erst einmal zu vermeiden. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht gut belegt.
Im fortgeschrittenen Stadium hat sich die Entfernung des sogenannten Vieleckbeins bewährt. Das ist der Handwurzelknochen, der unterhalb des Daumens sitzt. Eine weitere Option ist, eine Daumensattelgelenkprothese einzusetzen. Dabei wird das Vieleckbein nicht entfernt, sondern die verschlissene Gelenkfläche durch eine sogenannte Endoprothese – ein Implantat – ersetzt. Je nach Eingriff wird der betroffene Daumen für eine gewisse Zeit ruhiggestellt. Danach wird das Gelenk nach und nach wieder bewegt und belastet.
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