Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Muskel-Skelett-System

Rheumatoide Arthritis: alles über Symptome und Therapien

Veröffentlicht am:27.03.2023

7 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 06.11.2024

Bei einer rheumatoiden Arthritis sind meist mehrere Gelenke entzündet. Die Krankheit ist nicht heilbar. Wird sie früh behandelt, lässt sie sich allerdings aufhalten oder verlangsamen. Auch die Symptome können dadurch gelindert werden.

Frau massiert ihre schmerzende Hand, sie leidet unter rheumatoider Arthritis.

© iStock / AsiaVision

Was ist eine rheumatoide Arthritis?

Hinter dem Begriff Rheuma können sich verschiedene Erkrankungen des Bewegungsapparates verbergen. Am häufigsten ist damit die rheumatoide Arthritis gemeint. Im deutschsprachigen Raum wird sie auch als chronische Polyarthritis bezeichnet. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, bei der in der Regel mehrere Gelenke entzündet sind. Dadurch entstehen Schmerzen und Schwellungen. Langfristig können diese Entzündungen dazu führen, dass sich die Gelenke verformen, dass sie steif werden und in ihrer Funktion eingeschränkt sind. Die gute Nachricht: Die Erkrankung lässt sich gut behandeln – vorausgesetzt, die Diagnose wird früh gestellt.

In Deutschland leiden insgesamt etwa ein Prozent aller Erwachsenen an einer rheumatoiden Arthritis. Betroffene sind bei der Diagnosestellung meistens 50 Jahre oder älter. Die Krankheit kann aber auch schon im Kindes- und Jugendalter auftreten. Frauen erkranken häufiger und im Durchschnitt früher als Männer. Oft sind sie auch schwerer betroffen.

Eine entzündliche Gelenkerkrankung, eine Arthritis, muss aber nicht immer rheumatisch bedingt sein. Sie kann auch durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst werden, die über das Blut in die Gelenke gelangen können.

Passende Artikel zum Thema

Rheumatoide Arthritis: Symptome und Ursachen

Warum die Krankheit ausbricht, ist noch nicht geklärt. Bekannt ist aber, dass Autoimmunreaktionen das Krankheitsbild hervorrufen – eine rheumatoide Arthritis ist also eine Autoimmunerkrankung. Das heißt, sie wird durch einen Angriff des Immunsystems auf gesundes Körpergewebe verursacht. In diesem Fall bildet das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper. Diese greifen die Gelenkinnenhaut an, was dazu führt, dass sich dieses Gewebe an der Innenseite der Gelenke entzündet. Ein spezieller Antikörper ist der Rheumafaktor, der sich im Blut nachweisen lässt. In etwa 80 Prozent der Fälle von rheumatoider Arthritis ist der Rheumafaktor-Wert im Blut erhöht. Doch ein erhöhter Wert allein reicht nicht aus, um die Diagnose zu stellen. Denn auch bei gesunden Menschen kann der Wert erhöht sein. Deshalb sind weitere Laboruntersuchungen notwendig.

Es gibt verschiedene Theorien, warum Zellen des Immunsystems, die eigentlich den Körper vor Krankheiten schützen sollen, gesundes Körpergewebe angreifen: Normalerweise erkennt das Immunsystem Viren oder Bakterien, die in den Körper eindringen und Infektionen oder andere Erkrankungen auslösen können, und wehrt sie ab. Anders ist es bei Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis. Gesunde körpereigene Zellen werden als Eindringlinge angesehen und attackiert. Ursache dieses fehlgesteuerten Immunsystems können genetische Faktoren, hormonelle Schwankungen oder Umweltschadstoffe sein. Weitere Forschungen sind dazu notwendig.  

Sicher ist dagegen, dass es Faktoren gibt, die eine rheumatoide Arthritis begünstigen können. Dazu gehören:

  • Alter: Frauen erkranken am häufigsten zwischen 55 und 64 Jahren, Männer zwischen 65 und 75 Jahren.
  • Geschlecht: Frauen erkranken etwa dreimal so häufig wie Männer.
  • Gene: Personen, in deren Familie eine rheumatoide Arthritis vorkommt, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, ebenfalls zu erkranken.

Bekannte Risikofaktoren, die Menschen selbst beeinflussen können, sind Rauchen und Übergewicht.

Typische Symptome der rheumatoiden Arthritis

Eine rheumatoide Arthritis kann in allen Gelenken des Körpers Probleme verursachen und den Gelenkknorpel sowie den Knochen schädigen. Im schlimmsten Fall zerstört die Krankheit das Gelenk.

Die ersten Sypmptome zeigen sich meistens in den Finger- und Fußgelenken, manchmal auch an Ellenbogen, Knöcheln oder Knien. Nicht immer, aber oft sind Gelenke symmetrisch befallen, also gleichzeitig auf beiden Seiten des Körpers und im gleichen Ausmaß. Welche Gelenke betroffen sind, hängt auch von der Stärke der Entzündungsreaktion ab und dem Stadium der Erkrankung.

Anzeichen und Beschwerden

Schmerzen in den Gelenken der Finger und Zehen können die ersten Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis sein. Sie schwellen an und sind morgens nach dem Aufstehen schwer beweglich. Betroffenen fällt es schwer, eine Faust zu ballen. Typische Symptome sind:

  • Gelenkschmerzen
  • geschwollene, warme Gelenke
  • Gelenksteifheit: Sind etwa die Finger betroffen, lässt sich keine Faust mehr bilden. Dies tritt besonders nach dem Aufstehen auf und hält oft über eine Stunde an.
  • schwindende Kraft: Da die schmerzenden und steifen Gelenke häufiger nicht aktiv sind, können sich mit der Zeit Muskeln abbauen.
  • Erschöpfung: Die rheumatoide Arthritis kann sich auf den ganzen Körper und das allgemeine Wohlbefinden auswirken und zu Müdigkeit und einem allgemeinen Schwächegefühl führen.
  • Rheumaknoten: Bei manchen Erkrankten bilden sich um die betroffenen Gelenke kleine feste Knötchen unter der Haut. In der Regel sind sie unempfindlich gegenüber Druck und Berührungen.

Wichtig zu wissen: Zu Beginn sind die Symptome nicht so stark ausgeprägt und nicht unbedingt typisch. Der Verlauf kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Die Beschwerden können allmählich zunehmen oder über lange Zeit unverändert bleiben. Manchmal treten Schübe auf, die Schmerzen nehmen plötzlich zu und lassen dann wieder nach.

Auslöser für weitere Erkrankungen

Neben den Gelenkbeschwerden kann es im Verlauf der Erkrankung auch zu Augenentzündungen, zur Schwellung der Lymphknoten und der Vergrößerung von Leber und Milz kommen.4 In seltenen Fällen können im Spätstadium der rheumatoiden Arthritis auch die Blutgefäße angegriffen werden, was wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Organe wie Lunge und Nieren können ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb haben Betroffene, die sich nicht optimal behandeln lassen, eine um 3 bis 13 Jahre geringere Lebenserwartung.

Hilfsmittel wie ein Deckelöffner können Menschen mit rheumatoider Arthritis den Alltag erleichtern.

© iStock / lucentius

Wer unter rheumatoider Arthritis leidet, profitiert im Alltag von Hilfsmitteln wie einem Deckelöffner.

Diagnose und Behandlung

Ein Rheumatologe oder eine Rheumatologin wird Sie zunächst körperlich untersuchen, insbesondere die Gelenke, und Ihnen Blut abnehmen. Falls Sie tatsächlich an einer rheumatoiden Arthritis leiden, lassen sich im Labor vermutlich eine erhöhte Blutsenkung und C-reaktives Protein nachweisen, was auf eine Entzündung hindeutet. Auch sogenannte Rheumafaktoren und bestimmte Antikörper lassen sich im Blut erkennen. Mit bildgebenden Verfahren (Röntgen, Magnetresonanztomographie, Ultraschall) kann festgestellt werden, ob bereits Schäden an Knorpel und Knochen bestehen.

Die rheumatoide Arthritis ist bisher zwar nicht heilbar, aber die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert.1 Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und das weitere Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder aufzuhalten.

Medikamentöse Therapie bei rheumatischer Arthritis

Eine Behandlung mit Medikamenten wird natürlich ganz individuell auf Ihre Erkrankung und Ihre Beschwerden abgestimmt. Hier ein kleiner Überblick über verschiedene Möglichkeiten:

  • Symptomatische Behandlung mit Schmerztabletten: Hier kommen zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika und sogenannte COX-2-Hemmer zum Einsatz. Sie hemmen die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe und sind schmerzstillend. Auf den Krankheitsverlauf haben sie jedoch keinen Einfluss.
  • Kortison: Es unterdrückt die Entzündungsreaktion unmittelbar. Allerdings soll die Einnahme laut Empfehlung der European League against Rheumatism (EULAR) zeitlich begrenzt und in der Regel nicht länger als drei bis sechs Monate erfolgen. Bei einer längeren Behandlung können Nebenwirkungen auftreten, zum Beispiel erhöhte Blutzuckerwerte und hoher Blutdruck, Wassereinlagerungen im Gewebe, Gewichtszunahme oder Osteoporose. Kortison lindert zwar die Symptome, hat aber keinen Einfluss auf den Heilungsprozess.
  • Krankheitsmodifizierende Medikamente oder Basistherapie: Sie hemmen die Entzündungsprozesse und beugen Gelenkschäden vor. Sie müssen regelmäßig eingenommen werden und entfalten ihre Wirkung erst nach mehreren Wochen oder Monaten. Unterschieden wird zwischen verschiedenen Gruppen: den sogenannten klassischen Basismedikamenten (beispielsweise Methotrexat oder Sulfasalazin) und den biotechnologisch hergestellten, auch Biologika genannten Medikamenten. Eine dritte Gruppe stellen die gezielt synthetischen, krankheitsmodifizierend wirkenden Medikamente dar, die sogenannten Jak-Inhibitoren.

Nicht-medikamentöse Therapie

Zu einer optimalen Behandlung einer rheumatoiden Arthritis gehört auch die Verordnung von Heilmitten:

  • Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern oder zu erhalten. Sie kann dazu beitragen, funktionelle Beeinträchtigungen auszugleichen und die Muskulatur, die Ausdauer sowie die Belastbarkeit zu stärken. Neben der klassischen Krankengymnastik können auch Wärme- und Kältebehandlungen oder Massagen infrage kommen. Das ist immer individuell mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin zu besprechen. Von welchen Maßnahmen ein Patient oder eine Patientin profitiert, hängt auch von der Schwere und dem Verlauf der Erkrankung ab.
  • Ergotherapie hält die Gelenke beweglich und hilft, Überlastungen im Alltag zu vermeiden. In der Therapie kann man lernen, alltägliche Verrichtungen gelenkschonend durchzuführen.

Frühe Diagnose und Behandlung sind entscheidend

Damit die Behandlung möglichst früh einsetzen kann, muss die Krankheit früh diagnostiziert werden. Bei Verdacht sollten Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin ansprechen. Diese können Sie bei Bedarf an einen Rheumatologen oder eine Rheumatologin überweisen.

Was können Betroffene selbst tun?

Patienten und Patientinnen, die an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt sind, können mit bestimmten Verhaltensweisen dazu beitragen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Hier finden Sie einige Tipps:

  • Selbstverständlich ist es wichtig, Medikamente entsprechend der Empfehlungen regelmäßig einzunehmen, denn nur so entfalten sie die gewünschte Wirkung. Sie machen aber beispielsweise anfälliger für Infektionen. Darum empfehlen Fachleute einen ausreichenden Impfschutz. Sprechen Sie dazu mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin.
  • Sport kann den Verlauf einer rheumatoiden Arthritis positiv beeinflussen, geeignete Sportarten sind zum Beispiel Radfahren, Walking, Tanzen, Gymnastik und Wassergymnastik. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, was zu Ihnen passt. Das aktuelle Beschwerdebild und das Stadium der Erkrankung müssen dabei berücksichtigt werden.
  • Orthopädisch angepasste Schuhe sollen die Fußstellung verändern und dadurch die Fußgelenke entlasten. Das erleichtert das Gehen außerhalb der Wohnung. Auch orthopädische Einlagen können sinnvoll sein und den Alltag erleichtern.
  • Bestimmte Hilfsmittel können den Alltag erleichtern: Dazu gehören Stiftverdickungen, Öffner für Marmeladengläser, selbstöffnende Scheren und Griffe für Zahnbürsten.
  • Patientenschulungen: Sie können für Betroffene hilfreich sein, um das Wissen über ihre Erkrankung zu verbessern. Sie befähigen und unterstützen den Patienten oder die Patientin darin, den Alltag besser zu bewältigen. Mit einer ärztlichen Begründung kann eine Patientenschulung bei der Krankenkasse beantragt werden. Die Krankenkasse prüft den Antrag und kann ihn bewilligen.
  • Austausch mit anderen Erkrankten: Eine Selbsthilfegruppe kann dabei helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen.

Auch auf die Ernährung kommt es an

Entscheidend ist, den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen zu versorgen. Betroffene sollten deshalb auf eine ausgewogene Kost achten. Bei der rheumatoiden Arthritis ist eine Ernährung vorteilhaft, die sich an der mediterranen Küche orientiert, in der viel frisches Gemüse, Kräuter, Salat, Obst, Nüsse und Fisch vorkommt. Lein- und Walnussöl eignen sich für die Zubereitung kalter Gerichte, Raps- und Olivenöl für warme Speisen.

Rund um die Uhr für Sie da

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?