Muskel-Skelett-System
Senkfuß und Plattfuß erkennen und richtig behandeln
Veröffentlicht am:02.03.2023
12 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 04.04.2023
Der Senkfuß ist eine Fußfehlstellung, bei der das Fußlängsgewölbe einsinkt. Der Fuß wird flacher – im Extremfall bis zum Plattfuß. Was bis zum zehnten Lebensjahr meist normal ist, kann im Jugend- oder Erwachsenenalter zu Beschwerden führen.
Senkfuß und Plattfuß: Was ist das?
Der Senkfuß zählt zu den häufigsten Fußfehlstellungen: Etwa jeder fünfte Mensch steht auf Füßen, bei denen das Fußlängsgewölbe leicht eingesunken ist. Das bedeutet, die Wölbung an der Innenseite des Fußes wird kleiner, der mittlere Fußabdruck breiter. Sinkt das Fußgewölbe bis auf den Boden ab, spricht man von einem Plattfuß. Diese stark ausgeprägte Form eines Senkfußes kommt bei Erwachsenen seltener vor.
Bei Kindern sind Senk- und Plattfüße ein normales Phänomen – die Muskeln und Bänder in ihren Füßen befinden sich noch in der Entwicklung. Daher ist die typische Wölbung zwischen Ballen und Ferse erst etwa im zehnten Lebensjahr voll ausgebildet.
Grundsätzlich unterscheiden Orthopäden und Orthopädinnen zwei Formen der Fußfehlstellung:
- Flexibler Senk- oder Plattfuß: Das Fußgewölbe sinkt bei Belastung ein, ist aber flexibel und nimmt ohne Belastung oder im Zehengang (dabei stellt man sich auf die Zehen und geht auf diesen ein paar Meter) eine gesunde Form an.
- Starrer Senk- oder Plattfuß: Die Strukturen im Fuß sind starr und unbeweglich, sodass das Fußgewölbe auch ohne Belastung flach bleibt.
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Was ist ein Knick-Senkfuß?
Sinkt das Fußgewölbe an der Innenseite auf den Boden, knickt oft gleichzeitig die Ferse nach innen ein. Optisch steht der Innenknöchel stark hervor und der ganze Fuß wirkt schief. Fast alle Kleinkinder im Lauflernalter (bis etwa 19 Monate) haben einen solchen Knick-Senkfuß. Das ist kein Grund zur Sorge und bildet sich in aller Regel von allein zurück. Besteht ein Knickfuß bis ins Schulalter, steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine bleibende Fußfehlstellung entwickelt. Manchmal entstehen Knick-Senkfüße auch (erneut) im Erwachsenenalter, etwa wenn die sogenannte Tibialis-posterior-Sehne, die den hinteren Schienbeinmuskel mit dem Fuß verbindet, geschädigt ist. Ursächlich dafür kommen zum Beispiel eine Verletzung, eine Entzündung oder auch Rheuma infrage. Gehäuft tritt ein Knick-Senkfuß bei Frauen über 40 Jahre auf.
Was ist ein Senk-Spreizfuß?
Auch Senkfuß und Spreizfuß treten oft zusammen auf. Bezeichnend für einen Spreizfuß ist, dass die Mittelfußknochen auseinanderweichen. Bei einem Senk-Spreizfuß kommen zwei Merkmale zusammen: Das Fußlängsgewölbe flacht ab und der Vorfußbereich wird flacher und breiter. Knickt zusätzlich das Fersenbein ein, entsteht ein Knick-Senk-Spreizfuß.
Was sind die Ursachen von Senk- oder Plattfüßen?
Im Erwachsenenalter gibt es verschiedene Faktoren, die einen Senkfuß beziehungsweise einen daraus entstehenden Plattfuß begünstigen:
- Schwäche der Fußmuskulatur, der Bänder und des Bindegewebes
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- ungeeignete Schuhe (zum Beispiel Schuhe mit hohen Absätzen)
- Überbelastung (zum Beispiel durch schweres Tragen oder langes Stehen)
Auch Knochenbrüche, Sehnenrisse, zusammengewachsene Fußknochen oder Rheuma können das Risiko für einen Senk- oder Plattfuß erhöhen. Das gilt auch für Erkrankungen, welche die Nerven oder Muskulatur betreffen. So entwickeln zum Beispiel Kinder mit den genetischen Störungen Trisomie 21 (Down-Syndrom) oder Rett-Syndrom häufiger auch im Erwachsenenalter Senk- und Plattfüße, da sie allgemein eine niedrigere Muskelspannung aufweisen – auch in den Füßen.
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Welche Symptome treten bei Senk- oder Plattfüßen auf?
Es muss nicht zwangsläufig zu Beschwerden durch den Senkfuß oder Plattfuß kommen – insbesondere nicht in der weichen (flexiblen) Ausprägung. Bei denjenigen, die nicht beschwerdefrei sind, sind die Füße aber auf Dauer weniger belastbar: Nach langem Gehen oder Stehen schmerzen sie oftmals. Die Schmerzen treten dabei vor allem an der Innenseite und am hinteren Teil des Fußes (Rückfuß) auf. Gegebenenfalls können sich an der Innenseite der Füße Druckschwielen bilden, die auf die Fehlbelastung hinweisen.
Ist eine verletzte Tibialis-posterior-Sehne beteiligt, kommen auch Schwellungen und Schmerzen unterhalb des inneren Fußknöchels vor. Zudem kann eine Fußfehlstellung den ganzen Halteapparat beeinflussen, sodass es langfristig zum Beispiel zu Knie- oder Hüftbeschwerden kommt.
Senkfuß und Plattfuß: Sind Einlagen sinnvoll?
Ein weicher Senkfuß, der keine Beschwerden verursacht, braucht normalerweise keine spezielle Behandlung. Erst dann, wenn die Fußfehlstellung eine starre Form einnimmt und/oder zu Schmerzen führt, sind spezifische Maßnahmen sinnvoll. Häufig werden orthopädische Einlagen angepasst. Diese können den Fuß entlasten und Schmerzen reduzieren. Kritiker weisen aber darauf hin, dass die Fußmuskulatur durch dauerhaftes Tragen von Einlagen geschwächt wird und sich Schmerzen dann ohne Einlagen verstärken. Neben Einlagen gibt es auch Schuhe, die das Fußgewölbe an der Innenseite stützen. Gerade beim Sport kann das sinnvoll sein, da die Füße hier einer größeren Belastung ausgesetzt sind.
Weitere Maßnahmen, mit denen Sie einem entstehenden Senk- oder Plattfuß entgegenwirken können
Maßnahme | |
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Fußgymnastik | Gezielte Fußgymnastik kann einem beginnenden Senk- oder Plattfuß entgegenwirken. In manchen Fällen ist eine Physiotherapie sinnvoll, die verschiedene Übungen für die Füße beinhaltet. |
Bewegung | Tägliche und ausreichende Bewegung fördert bei Kindern und Erwachsenen eine starke Fußmuskulatur. Wichtig ist auch, regelmäßig barfuß (oder auf Strümpfen) zu laufen. Stecken die Füße den ganzen Tag in Schuhen mit festen Sohlen, kann das auf Dauer die Muskeln und Sehnen der Füße schwächen. |
Körpergewicht | Streben Sie ein gesundes Körpergewicht an: Übergewicht begünstigt Senk- und Plattfüße bei Erwachsenen. Bei Kindern erhöht es das Risiko, dass Plattfüße bestehen bleiben. |