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Barfußschuhe: Gesunder Trend?
Veröffentlicht am:02.01.2025
5 Minuten Lesedauer
Eingezwängt in einen Schuh mit dicker Sohle? Nicht mit Barfußschuhen, denn diese haben sich dem natürlichen Laufgefühl verschrieben. Doch wie gesund sind sie für den Fuß und gibt es auch Nachteile beim Tragen?
Was ist das Besondere an Barfußschuhen?
Barfußschuhe bieten Menschen eine Möglichkeit, dem natürlichen Laufgefühl nahezukommen, den Fuß aber trotzdem vor Verletzungen, beispielsweise durch Steine auf den Gehwegen, zu bewahren. Einen hundertprozentigen Schutz gewährleisten die speziellen Schuhe aber nicht – spitze oder scharfkantige Hindernisse können die Ummantelung durchdringen. Barfußschuhe vermitteln Personen oft den Eindruck, dass sie gar keine Schuhe tragen. Das liegt auch daran, dass sie keine Absätze, keine dämpfende Sohle und keine Stützung besitzen. Mit einem Gewicht, das gewöhnlich unter 350 Gramm liegt, fühlen sie sich leicht am Fuß an und tragen auch optisch nicht auf. Mittlerweile können Interessierte aus einer großen Auswahl an Barfußschuhen wählen. Die eher gewöhnungsbedürftige Variante der Barfußschuhe sind die Zehenschuhe, dabei wird jeder Zeh, ähnlich wie bei Handschuhen, ummantelt – ein Hingucker, der aber nicht jedem Menschen gefällt. Andere Modelle sind kaum noch von gewöhnlichem Schuhwerk zu unterscheiden – Personen können damit im wahrsten Sinne des Wortes sportlich oder elegant auftreten. Die Preisspanne ist, ähnlich wie bei anderen Schuhen, groß: Günstige Modelle starten etwa bei 40 Euro, sie können aber auch deutlich über 100 Euro kosten.
Barfußschuhe schmeicheln der natürlichen Fußform
Der Fuß des Menschen ist optimal auf die Bewegung mittels zwei Beinen ausgerichtet – er stellt in der Regel den einzigen Berührungspunkt des Körpers mit dem Boden dar. Um sich vorwärts zu bewegen und den Körper aufrechtzuhalten, überträgt dieser die Kräfte auf den Fuß und von da aus auf den Boden. Doch der menschliche Fuß sah nicht immer so aus wie jetzt, vor ungefähr zwei Millionen Jahren entwickelte sich das bis heute vorhandene ausgeprägte Längsgewölbe, also die Krümmung der Fußsohle. Durch die spezielle Formung des Längsgewölbes muss sich der Mittelfuß weniger bewegen. Was ebenfalls auffällt, ist, dass Menschen eine beachtliche Fußmuskulatur besitzen – sie stabilisiert den Fuß, trägt zum Gleichgewicht bei und hält die Verformung des Fußgewölbes bei jeder Bewegung unter Kontrolle. Eine starke innere Fußmuskulatur, zum Beispiel ein kräftiger Musculus abductor hallucis, Flexor digitorum Longus, Tibialis posterior und Flexor hallucis longus hat viele Vorteile: Sie optimiert die Funktionsweise der Längsgewölbeverformung und so den menschlichen Gang, reduziert die Wahrscheinlichkeit von Fußdeformitäten wie Hammerzehen und kann das Sturzrisiko senken. Neben gezielten Übungen zur Kräftigung der Fußmuskulatur ist Barfußlaufen eine Möglichkeit, sämtliche Muskeln, Sehnen und Bänder rund um den Fuß zu stärken. Doch nicht immer bietet sich die Gelegenheit, ohne Schutz im Fußbereich herumzulaufen. Barfußschuhe könnten dann eine Alternative sein. Die speziellen Schuhe besitzen kein Fußbett, dafür aber eine dünn gestaltete biegsame Sohle, die den Kontakt, ähnlich wie beim Barfußlaufen, zum Untergrund ermöglicht. Barfußschuhe engen den Fuß nicht ein, wie es das gewöhnliche Schuhwerk häufig macht, sondern geben der natürlichen Fußform Platz zur Entfaltung.
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Sind Barfußschuhe wirklich so gesund?
Gehen und Laufen wie die Vorfahren, also ursprünglich und mit vollem Vertrauen in den Körper, das klingt nach einem guten Konzept. Doch sind Barfußschuhe tatsächlich gesund? Mit dieser Frage haben sich nur wenige Studien beschäftigt. Eine davon untersuchte, wie sich die Fußkraft verändert, wenn Erwachsene über sechs Monate hinweg Minimalschuhwerk, also Barfußschuhe, tragen. Die Teilnehmenden waren täglich mit den Spezialschuhen unterwegs und steigerten dadurch ihre Fußkraft um durchschnittlich 57,4 Prozent. Demgegenüber stand eine weitere Studiengruppe – die Menschen darin trugen bereits seit durchschnittlich 2,5 Jahren Minimalschuhwerk und besaßen eine ähnliche Fußstärke. Womöglich könnte eine Tragedauer von sechs Monaten also bereits ausreichen, um die maximale Kraft in den Füßen zu erreichen. Diese Untersuchung gibt aber allenfalls einen Hinweis, da nur wenige Personen daran teilnahmen. In einer anderen Studie fanden Forschende heraus, dass sich die Struktur der Füße und der Gang bei Menschen, die Schuhe tragen, von gewöhnlich Barfußlaufenden unterscheiden. Beim Barfußlaufen breitet sich der Vorderfuß unter Belastung stärker aus und Barfußlaufende besitzen breitere Füße. Außerdem führte das Barfußlaufen zu einer reduzierten Schrittlänge, was dem natürlichen Schwerpunkt des Körpers entgegenkommt. Inwieweit sich Studienergebnisse zum Barfußlaufen aber auf Barfußschuhe übertragen lassen, bleibt unklar, denn auch mit ausgefeilten minimalistischen Schuhdesigns lässt sich das Barfußlaufen nicht vollständig nachbilden. Welche Auswirkungen das Tragen von Barfußschuhen wirklich hat, also welche Vor- und Nachteile damit zusammenhängen, ist bis heute nicht abschließend geklärt.
Wann sollte man keine Barfußschuhe tragen?
Nicht jede Person, die sich für das Konzept „Barfußschuh“ begeistern kann, sollte den Trend mitmachen. Diabetes kann eine Sensibilitätsstörung in den Füßen auslösen. Betreffende spüren dann Hindernisse, wie spitze Steine, die zu Verletzungen führen können, unter dem Barfußschuh nicht – sie verzichten daher besser auf den Trend. Menschen mit Fußfehlstellungen wie einem Senkfuß, orthopädischen Schuhen oder entsprechenden Einlagen müssen hingegen nicht vollständig auf einen minimalistischen Schuh verzichten. Auch sie können damit ihre Fußmuskulatur stärken. Wichtig ist jedoch, dass die Betreffenden abwechselnd ihr spezielles Schuhwerk und Barfußschuhe tragen, um dem Fuß neue Anreize zu geben. Da Barfußschuhe keine Dämpfung besitzen, können sie bei übergewichtigen Personen schneller zu Anzeichen für eine Überlastung, wie Fußschmerzen, führen. Bei Unsicherheiten wenden sich Interessierte am besten an ihren Orthopäden oder ihre Orthopädin.
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Orthopädische Schuheinlagen
Orthopädische Schuheinlagen sind Hilfsmittel für Menschen mit Fehlstellungen der Füße. In den Schuh eingelegt, können Einlagen Defizite ausgleichen. Bei einer hinreichenden medizinischen Begründung übernimmt die AOK einen Festbetrag.
Tipps für den Kauf und die Nutzung von Barfußschuhen
So kommen Personen mittels Barfußschuhen angenehm mit dem Boden in Kontakt:
- Guter Sitz: Ein Barfußschuh sollte gut sitzen. Um mehrere Modelle auszuprobieren, lohnt sich ein Besuch in einem Schuhfachgeschäft – Mitarbeitende können die Frage beantworten, welche Barfußschuhe wirklich gut sind.
- Langsam beginnen: Ein Fuß, der sonst viele Stunden in einem Schuh steckte, braucht Zeit für die Umgewöhnung, sonst drohen Überlastungsschäden mit Schmerzen, beispielsweise in der Achillessehne. Interessierte können mit einer Stunde pro Tag beginnen und sich steigern.
- Sich beobachten: Anfangs kann Barfußlaufen zu einer geringeren Laufstabilität führen – Personen gleichen kleine Störungen beim Laufen dann schlechter aus. Das könnte auch für die Aktivität mit Barfußschuhen gelten.Fühlt sich das Gehen mit dem Spezialschuh nicht gut an oder führt sogar zu Schmerzen, ist fachlicher Rat empfehlenswert.