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Muskel-Skelett-System

Skoliose bei Kindern und Jugendlichen: frühzeitig handeln

Veröffentlicht am:24.02.2022

12 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 15.11.2022

Ist die Wirbelsäule verkrümmt und in sich verdreht, spricht man von Skoliose. Warum eine frühzeitige Behandlung so wichtig und die Prognose für Kinder und Jugendliche in der Regel gut ist.

Eine Frauenhand berührt den Rücken eines Jungen, der unter Skoliose leidet.

© iStock / KatarzynaBialasiewicz

Was ist eine Skoliose?

Von einer Skoliose spricht man, wenn die Wirbelsäule verkrümmt und in sich verdreht ist. Die Skoliose entsteht meistens während des Wachstums im Jugendalter, sie wird daher als „adoleszent“ bezeichnet. Als „idiopathisch“ („unbekannte Ursache“) wird die Skoliose beschrieben, wenn die Ursache für die Verkrümmung nicht bekannt ist. Das ist in der Regel der Fall.

Ihr Kind hat die Diagnose „Skoliose“ erhalten? Das ist kein Grund, sich Vorwürfe zu machen. Die Entstehung lässt sich nicht beeinflussen und hängt nicht mit einer schlechten Haltung zusammen.

Etwa 2 Prozent aller Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren sind von einer Skoliose betroffen. Zu 75 Prozent liegt aber nur eine leichte Verkrümmung vor. 15 Prozent leiden unter einer mittleren, 5 Prozent unter einer starken und weitere 5 Prozent unter einer sehr starken Skoliose.

Bei Mädchen tritt die Verkrümmung häufiger auf als bei Jungen. Zudem handelt es sich häufiger um eine ausgeprägtere Form als bei Jungen.

Symptome einer Skoliose

Eine Verkrümmung der Wirbelsäule verursacht in der Regel keine Beschwerden. An diesen Anzeichen lässt sich erkennen, ob eine Skoliose vorliegt:

  • Die Wirbelsäule ist sichtbar gekrümmt. Das wird vor allem dann erkennbar, wenn sich Betroffene nach vorne beugen.
  • Der Oberkörper ist auf eine Seite gelehnt.
  • Die Schultern stehen unsymmetrisch.
  • Eine Schulter oder Hüfte ragt heraus.
  • Die Rippen ragen auf einer Seite heraus.

Einige Jugendliche mit Skoliose leiden unter Rückenschmerzen und Verspannungen im Schulterbereich. Ob die Ursache dafür die Skoliose ist, ist aber im Einzelfall unklar.

Schaubild verschiedener Arten der Skoliose beim Kind.

© AOK

Schreitet die Skoliose weiter voran?

Sie vermuten, dass Ihr Kind an einer Skoliose leidet? Suchen Sie unbedingt einen Arzt auf. Je früher Haltungsfehler und -schäden festgestellt werden, desto erfolgreicher können sie behandelt werden.

Ob die Skoliose sich verschlimmert, kann der Arzt abschätzen: anhand des Krümmungsgrades und der Reife der Knochen. Je länger sich die Knochen noch im Wachstum befinden und je stärker die Krümmung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Skoliose weiter voranschreitet.

Welche Übungen bei einer leichten Skoliose helfen und wie die Verkrümmung der Wirbelsäule entsteht, erklärt Doc Felix im Video.

Skoliose: Diese Folgen können ohne Behandlung auftreten

  • Rückenschmerzen: Weil Wirbel und Bandscheiben sich bei einer Wirbelsäulenverkrümmung stärker abnutzen, kann es sein, dass im Erwachsenalter Rückenschmerzen auftreten. Später lässt sich aber nur schwer feststellen, ob die Ursache für die Rückenschmerzen eine Skoliose ist.
  • Auswirkungen auf innere Organe: Ist die Wirbelsäulenverkrümmung sehr stark ausgeprägt, kann es sein, dass die Rippen auf innere Organe wie Herz und Lunge Druck ausüben. Im Erwachsenalter kann deswegen Kurzatmigkeit auftreten oder die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt sein. Diese Folgen einer Skoliose sind aber sehr selten.

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Skoliose: So laufen Diagnose und Behandlung bei Kindern ab

Zunächst wird der Arzt ausschließen, dass die Verkrümmung andere Ursachen hat. Außerdem werden Körperhaltung und Anatomie Ihres Kindes untersucht. Wenn eine Skoliose festgestellt wird, werden folgende Untersuchungen vorgenommen, um die Ausprägung näher zu bestimmen:

  • Röntgenbild der Wirbelsäule: Um die Stärke der Krümmung und den Krümmungsgrad der Wirbelsäule (sogenannter Cobb-Winkel) zu bestimmen, wird ein Röntgenbild im Stehen angefertigt.
  • Feststellung des Wachstumsstadiums: Der Arzt schätzt anhand bestimmter Informationen wie etwa der Körpergröße, bisheriger Wachstumsschübe und dem Einsetzen der Menstruation bei Mädchen ab, wie lange die Wirbelsäule noch wachsen wird.
  • Röntgenbild zur Bestimmung der Skelettreife: Dabei werden fünf Stadien (0 bis 5), die sogenannten Risser-Stadien, unterschieden. 0 bedeutet, dass das Knochenwachstum noch im vollen Gange ist, 5 bedeutet, es ist bereits abgeschlossen. Im Stadium 5 schreitet die Skoliose nicht weiter voran, das Skelett ist bereits vollständig ausgebildet.
Eine Physiotherapeutin zeigt einer Jugendlichen, die unter Skoliose leidet, Übungen mit dem Gymnastikball.

© iStock / Henglein and Steets

Physiotherapien können bei einer schwach ausgeprägten Skoliose dabei unterstützen, einer weiteren Verkrümmung entgegenzuwirken.

Je nach Alter des Kindes, Ausprägung und Fortschreiten der Skoliose kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten infrage:

  • Beobachten des Verlaufs: Ist die Wirbelsäulenkrümmung nur sehr schwach ausgeprägt, ist keine Behandlung notwendig. In der Wachstumsphase der Wirbelsäule sind regelmäßige Kontrollen alle drei bis sechs Monate entscheidend, um früh eingreifen zu können, falls die Skoliose voranschreitet.
  • Physiotherapie: Ist die Krümmung schwach ausgeprägt und die Skoliose wurde früh erkannt, sind physiotherapeutische Übungen das Mittel der Wahl, um einer weiteren Verkrümmung entgegenzuwirken.
  • Tragen eines Korsetts: Bei mittelstarken Krümmungen und fortschreitenden Skoliosen wird Kindern zusätzlich zur Physiotherapie ein orthopädisches Korsett verschrieben. Es übt Druck auf bestimmte Stellen an der Wirbelsäule aus. So kann einer weiteren Verkrümmung der Wirbelsäule vorgebeugt werden. Das Korsett muss getragen werden, bis die Wirbelsäule vollständig ausgewachsen ist. Für Kinder und Jugendliche ist das keine einfache Situation. Sie sollten sich mit ihren Eltern, in Selbsthilfegruppen oder falls nötig mit einem Therapeuten darüber austauschen können. Besonders wichtig ist, dass sie verstehen, wie entscheidend das konsequente Tragen des Korsetts für den Behandlungserfolg ist.    
  • Operation: Aufgrund der Risiken, die eine Operation mit sich bringt, wird sie nur bei sehr wenigen Kindern, die unter einer besonders starken Skoliose leiden, erwogen und durchgeführt. Dabei werden mehrere Wirbelkörper miteinander verbunden, um die Wirbelsäule zu begradigen.

Zusätzlich zu den verschiedenen Therapiemethoden sind bei Skoliose Sport und Bewegung sinnvoll, um die Rückenmuskulatur zu stärken. Rücken- und Kraul-Schwimmen kräftigt beispielsweise den Rücken. Auf Sportarten, die die Wirbelsäule stark belasten, sollte eher verzichtet werden oder nur in Absprache unter Beobachtung mit dem betreuenden Kinderarzt. Dazu zählen etwa Squash, Kunsturnen und Turmspringen.

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