Muskel-Skelett-System
Der Unterschied zwischen Prellung und Verstauchung
Veröffentlicht am:12.05.2023
4 Minuten Lesedauer
Zwei häufige Verletzungen mit vielen Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschieden: Prellungen und Verstauchungen können jederzeit im Alltag passieren. Welche Symptome sind typisch und wie werden sie behandelt?
Prellung und Verstauchung – wie entstehen sie?
Prellungen und Verstauchungen können beim Sport oder einfach durch Unfälle im Alltag entstehen: beim Umknicken an einer Bordsteinkante oder durch einen Sturz auf der Treppe. Auf den ersten Blick ähneln sich die beiden Verletzungen, es gibt jedoch wichtige Unterscheidungsmerkmale.
Was ist eine Prellung?
Prellungen entstehen durch Stürze, Schläge oder Tritte – das heißt: stumpfe Gewalteinwirkung von außen. Mediziner und Medizinerinnen sprechen von einer „Kontusion“, was so viel wie „Quetschung“ bedeutet. Bei einer Prellung können verschiedene Arten von Gewebe gequetscht beziehungsweise verletzt werden, zum Beispiel Muskeln oder Knochen.
Was ist eine Verstauchung?
Von einer Verstauchung ist die Rede, wenn ein Gelenk verdreht und über seinen normalen Bewegungsspielraum hinaus bewegt wird. Der Fachbegriff dafür lautet „Distorsion“ – und bedeutet „Verdrehung“. Bei einer Verstauchung werden die Bänder und die Gelenkskapsel des betroffenenen Gelenks verletzt. Je nach Schweregrad reichen die Folgen von einer Überdehnung bis zum Bänderriss. Typisch sind zum Beispiel Verstauchungen oder Verdrehungen von Gelenken an den Fingern, Händen, Knien oder Füßen. Wer umknickt, verstaucht sich beispielsweise das Sprunggelenk.
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Die Symptome bei einer Prellung und Verstauchung
Die beiden Verletzungsarten Prellung und Verstauchung haben einige Symptome gemeinsam, die eine Unterscheidung – besonders von außen – schwierig machen. So gehen beide mit Schmerzen und nach einiger Zeit mit Schwellungen und Blutergüssen einher. Doch worin unterscheiden sich Prellungen und Verstauchungen?
Knieprellung oder -verstauchung? Unterscheidungsmerkmale zwischen Prellung und Verstauchung am Beispiel Knie
Knieprellung | Knieverstauchung |
---|---|
Entsteht durch einen Stoß oder Sturz (zum Beispiel bei einem Stoß mit dem Knie gegen den Couchtisch). | Entsteht durch eine Verdrehung oder Überdehnung des Knies (zum Beispiel beim Fußballspielen oder Skifahren). |
Es schmerzt an der Kniescheibe, in der Kniekehle oder seitlich am Knie. | Die Bänder und Gelenkkapsel des Kniegelenks werden verletzt, möglich sind zum Beispiel überdehnte, angerissene oder gerissene Bänder. |
Die Schmerzen treten unter Belastung auf, zum Beispiel beim Strecken oder Beugen des Knies – die Bewegung ist in der Regel aber nicht eingeschränkt. | Eine schmerzhafte Schwellung und Blutergüsse können auftreten. |
Das Knie kann langsam anschwellen. | Je nach Ausmaß der Verletzung kann das Kniegelenk instabil werden und sich wenig bis kaum bewegen lassen (Bewegungseinschränkung). |
Blutergüsse sind infolge der Quetschung möglich. | Bei einer leichten Verstauchung verschwinden die Schmerzen meist nach zwei Wochen; die Heilung eines Bänderrisses kann Wochen bis Monate dauern. |
Die Prellung heilt meist von allein innerhalb von einigen Tagen bis wenigen Wochen ab. |
Wichtig: Die Diagnose kann nur durch Ärztinnen oder Ärzte gestellt werden
Nur ein Arzt oder eine Ärztin kann genau sagen, ob es sich um eine Prellung oder eine Verstauchung handelt. Dazu fragt er oder sie nach den genauen Beschwerden und wie es zu der Verletzung gekommen ist. Wenn Sie umgeknickt sind, spricht das für eine Verstauchung, bei einem Sturz oder Tritt für eine Prellung. Durch zusätzliches Abtasten und Testen, ob Bewegungseinschränkungen vorliegen, kann oft bereits eine Diagnose gestellt werden. In manchen Fällen sind weitere Untersuchungen wie eine Röntgenaufnahme notwendig, auch um weitergehende Verletzungen abzuklären. Bei einer Knochenprellung ist es beispielsweise wichtig, einen Knochenbruch auszuschließen.
Erste Maßnahmen bei Prellung und Verstauchung
Die wichtigsten Sofortmaßnahmen bei Prellungen und Verstauchungen sind: Pause, Eis, Compression und Hochlagern – kurz: die Anwendung der PECH-Regel. Nach einem Sturz oder Umknicken ist es wichtig, den Körper zu schonen und die betroffene Körperstelle zu kühlen. Dafür eignen sich Kühlpacks oder auch eine Packung Tiefkühlgemüse – beides sollte aber zum Schutz der Haut immer in ein Tuch eingewickelt werden. Das Kühlen sorgt dafür, dass der Schmerz abklingt und das Gewebe nicht so stark anschwillt. Leichte Druckverbände und Hochlagern helfen zusätzlich. Bei starken Schmerzen können kurzfristig Schmerzmittel in Form von Tabletten oder Salben angewendet werden. Auch wenn sie beliebt sind: Eine Wirkung von Hausmitteln und Heilpflanzen wie Arnika ist bei Prellungen und Verstauchungen nicht belegt.
Bei leichten Prellungen oder Verstauchungen ist in der Regel keine medizinische Behandlung notwendig. Die Beschwerden klingen nach einigen Tagen oder Wochen von selbst ab. Bei schwereren Verletzungen, wie zum Beispiel einem Bänderriss, ist jedoch eine ärztliche Untersuchung und Behandlung wichtig. Je nach Verletzung und medizinischen Umständen kommt eine Operation in Frage. Physiotherapie und Sportübungen helfen dabei, das betroffene Gelenk zu stärken und zu stabilisieren.
Wann ist ärztlicher Rat sinnvoll?
Wenn Sie leicht umgeknickt sind oder sich gestoßen haben, ist es meist nicht notwendig, sofort eine Arztpraxis aufzusuchen. Wenn die Beschwerden jedoch nicht nach einigen Tagen abklingen oder weitere Symptome hinzukommen, wie starke Schwellungen, Rötung und Bewegungseinschränkungen, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aus dem Fachbereich Allgemeinmedizin, Orthopädie, Unfallchirurgie oder Sportmedizin aufsuchen.