Muskel-Skelett-System
Was ist ein Ganglion und wie entsteht es?
Veröffentlicht am:15.11.2023
4 Minuten Lesedauer
Ein Überbein oder Ganglion kann sich grundsätzlich an allen Gelenken oder Sehnenscheiden bilden. Oft tritt es am Handgelenk oder Handrücken auf – manchmal auch am Finger, Fuß oder Knie. Zu sehen ist dann ein Knubbel, der häufig keine Beschwerden verursacht. Dennoch kann es auch zu Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen kommen. Was hinter einem Gangliom steckt und wie es behandelt wird, lesen Sie hier.
Was ist ein Überbein (Ganglion)?
Ein Ganglion zeigt sich als rundlicher Knubbel unter der Haut im Bereich eines Gelenks oder einer Sehnenscheide. Es wird umgangssprachlich auch als Überbein bezeichnet, obwohl es sich dabei nicht um eine Knochenwucherung, sondern um eine mit zäher Flüssigkeit gefüllte zystenartige Struktur handelt. Diese kann sich allerdings fast knochenhart anfühlen. Am häufigsten bildet sich ein Ganglion an der Streckseite des Handgelenks, es kann aber auch am Finger, am Fuß oder Knöchel vorkommen. Grundsätzlich kann ein Ganglion an allen Gelenken oder Sehnenscheiden auftreten.
Wie sieht ein Ganglion aus?
Ein Ganglion wächst langsam und bildet sich fast immer direkt unter der Haut. Da es meist noch mit der Gelenkkapsel verbunden ist, lässt es sich nicht verschieben. Ab einer bestimmten Größe ist es gut sichtbar und lässt sich als prall gefüllter Knubbel ertasten. Die meisten Ganglien werden erbsen- bis kirschgroß und hören dann auf zu wachsen. Sie können aber auch so groß werden wie ein Golfball; manchmal entstehen auch mehrere gleichzeitig. Gelegentlich kann sich ihre Größe mit einer Belastung des betroffenen Gelenks verändern, sodass sie etwa bei dauerhaften, sich wiederholenden Bewegungen stärker anschwellen. Das Ganglion selbst tut normalerweise nicht weh, kann aber auf einen Nerv oder ein Blutgefäß drücken, wenn es ungünstig liegt. Mögliche Folgen sind Schmerzen, Taubheitsgefühle und Bewegungseinschränkungen.
Welche Ursachen hat ein Ganglion?
Ein Überbein entsteht meist als Ausstülpung aus einer Gelenkkapsel. Warum sich ein Ganglion entwickelt, weiß man nicht. Eine Theorie besagt, dass sich innerhalb der Gelenkkapsel zu viel Flüssigkeit bildet. Der dadurch entstehende Druck führt zu einer Ausstülpung der Gelenkkapsel, wo sich die überflüssige Flüssigkeit sammelt. Die Verbindung zwischen Gelenkkapsel und Ganglion wird als Stiel bezeichnet.
Manchmal entwickelt sich ein Ganglion als Begleiterscheinung von Rheuma, Gelenkverletzungen oder einer Arthrose. Am häufigsten treten Ganglien im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf, wobei Frauen etwa dreimal so häufig betroffen sind wie Männer.
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Ganglion: Wann zum Arzt?
In vielen Fällen handelt es sich bei einem Ganglion nur um ein kosmetisches Problem – und in über der Hälfte der Fälle entwickelt es sich sogar von allein zurück. Dennoch empfiehlt es sich, bei auffälligen Knubbeln unter der Haut eine allgemeinmedizinische Praxis aufzusuchen. Durch eine genaue Sicht- und Tastuntersuchung und eventuell ergänzende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung lässt sich ein Ganglion von anderen krankhaften Gewebeveränderungen abgrenzen.
Selbst wenn die Diagnose Ganglion bereits feststeht und kein Handlungsbedarf gegeben ist, kann im Verlauf ein weiterer Besuch beim Arzt oder bei einer Ärztin sinnvoll sein. Denn möglicherweise wächst das Ganglion weiter und verursacht Beschwerden, die behandelt werden müssen.
Wie wird ein Ganglion behandelt?
Bereitet ein Ganglion keine Beschwerden, raten Ärzte und Ärztinnen den Betroffenen meist abzuwarten und zu beobachten, wie es sich entwickelt. Oft bildet es sich von selbst zurück und das auch nach langer Zeit. Ist das Ganglion durch ein überbelastetes Gelenk entstanden, kann es hilfreich sein, wenn Sie das Gelenk vorübergehend schonen und übermäßige und einseitige Belastungen einzelner Gelenke, etwa bei bestimmten Sportarten, vermeiden.
Eine Behandlungsmöglichkeit ist das Absaugen. Dabei sticht der Arzt oder die Ärztin das Ganglion mit einem sterilen Instrument ein und saugt die zähe Flüssigkeit über eine Nadel ab. Eine örtliche Betäubung ist möglich, aber meistens nicht notwendig. Unter Umständen reicht das Absaugen, um das Ganglion zu verkleinern und eventuelle Beschwerden zu lindern. Es kann aber auch passieren, dass sich das Ganglion nach kurzer Zeit erneut bildet. Dann bleibt nur eine Operation, bei der die zystenartige Struktur entfernt wird – inklusive des Stiels, der meist mit der Gelenkkapsel verbunden ist.
Eine Operation ist vor allem dann sinnvoll, wenn ein Ganglion über längere Zeit hartnäckig besteht und Beschwerden verursacht, also für Schmerzen oder Taubheitsgefühle sorgt oder die Bewegung einschränkt. Der Eingriff kann überwiegend ambulant und unter örtlicher Betäubung stattfinden. Allerdings löst auch eine Operation das Problem nicht immer dauerhaft: In 10 bis 30 Prozent der Fälle kehrt ein operativ entferntes Ganglion zurück. Dies lässt sich möglicherweise verhindern, wenn es eine klare Ursache gibt, zum Beispiel eine Krankheit im Gelenk, die behandelt werden kann. In den meisten Fällen ist jedoch keine klare Ursache erkennbar. Dann ist es nicht möglich, das Risiko dafür zu senken, dass das Ganglion wiederkehrt.
Wichtig
Versuchen Sie nicht, ein Ganglion per Selbstbehandlung aufzustechen oder mit Gewalt zu verkleinern. Das birgt die Gefahr, dass es sich entzündet oder andere Komplikationen entstehen – zudem ist es wenig erfolgversprechend.