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Muskel-Skelett-System

Wie lange wachsen Jungs und Mädchen?

Veröffentlicht am:29.04.2022

6 Minuten Lesedauer

Für Eltern ist das Wachstum ihrer Kinder ein faszinierender Vorgang. Welche Faktoren bestimmen, wie groß jemand wird? Wie lange wachsen Jungs und Mädchen, und wann gilt ein Mensch eigentlich als ausgewachsen?

Eltern messen ihren Sohn und fragen sich: Wie lange wachsen Jungs?

© iStock / AleksandarNakic

Was steuert das Wachstum von Kindern?

Kinder wachsen rasant. Von der Geburt bis zum ersten Geburtstag wächst ein Baby etwa 25 Zentimeter, bis zum Alter von 4 Jahren ungefähr 10 Zentimeter pro Jahr. Dann verlangsamt sich das Längenwachstum und nimmt erst mit Beginn der Pubertät wieder Fahrt auf. Doch wie lange wachsen Jungs und Mädchen? Das Körperwachstum ist bei Mädchen in der Regel mit 16 und bei Jungen mit 19 Jahren abgeschlossen. In Ausnahmefällen ist auch ein Wachstum bis zum 24. Lebensjahr möglich.

Was wann an welcher Stelle im Körper passieren soll, ist in der Erbinformation, den Genen, festgelegt. Grob ist damit schon die individuelle Größe der Organe und des gesamten Körpers vorgegeben. Hormone sorgen dafür, dass dieser Plan umgesetzt wird. Die Hormonproduktion reagiert aber auch auf äußere Einflüsse, zum Beispiel Hunger oder Krankheit, sodass es deutliche Abweichungen vom genetischen Bauplan geben kann.

Das Wachstum selbst wird hauptsächlich durch das Wachstumshormon STH (Somatotropes Hormon oder Somatotropin) gesteuert. Es wird in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) während der Kindheit und Jugend gebildet und ins Blut abgegeben. Nach der Pubertät nimmt die STH-Produktion ab. Auch die Schilddrüsenhormone und Sexualhormone sind an der Steuerung des Wachstums beteiligt.

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Im Detail: Wann sind Mädchen ausgewachsen?

Mädchen kommen oft bereits mit 10 Jahren in die Pubertät und wachsen während der Pubertät im Durchschnitt 17 bis 20 Zentimeter. Ein großer Wachstumsschub setzt mit etwa 13 Jahren ein. Dann überragen sie die gleichaltrigen Jungs um bis zu eine Kopflänge. Dementsprechend früher ist ihr Wachstum abgeschlossen: Mädchen sind häufig schon mit 16 Jahren ausgewachsen.

Sobald die Keimdrüsen Hormone produzieren, bestimmen bei Mädchen vor allem die Östrogene aus den Eierstöcken die weitere Entwicklung. Der hohe Östrogenspiegel sorgt dafür, dass Mädchen früher aufhören zu wachsen als Jungen. Erwachsene Frauen sind im Schnitt etwas kleiner als Männer, auch die Proportionen ihrer Knochen unterscheiden sich von denen der Männer.

In der Pubertät beginnt die Brustdrüse zu wachsen, im Brustgewebe wird mehr Körperfett eingelagert, der Busen entwickelt sich. Mit 16 Jahren haben die meisten Mädchen die Entwicklung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale vollendet, Schamlippen, Klitoris und die Brust sind voll ausgebildet.Letzte körperliche Veränderungen können aber noch bis Anfang 20 dauern.

Die weiblichen Hormone sorgen auch dafür, dass die Haut an bestimmten Körperbereichen mit mehr Fettgewebe gepolstert wird. Anders als bei den Jungs entsteht eine Silhouette, bei der die Hüfte in der Regel breiter ist als die Schultern.

Arzt beantwortet Kind die Frage: Wann sind Mädchen ausgewachsen?

© iStock / FatCamera

Kinderärzte kontrollieren in den U-Untersuchungen unter anderem, ob sich Kinder in Größe und Gewicht altersgemäß entwickeln.

Wie lange wachsen Jungs?

Im Gegensatz zu den Mädchen lassen sich die Jungs mehr Zeit. Erst mit etwa 14 Jahren setzt der erste pubertäre Wachstumsschub ein. Es ist ganz normal, dass Jugendliche dann in einem Jahr fünf bis acht Zentimeter wachsen. Insgesamt gewinnen sie während der Pubertät um 20 bis 24 Zentimeter an Länge hinzu.

Auch bei den Jungs übernehmen die Sexualhormone die Regie bei der Geschlechtsreife. Testosteron, das vor allem in den Hoden gebildet wird, steuert die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane wie Hoden und Penis, die Muskelbildung, den Stimmbruch, Bartwuchs und die Bildung der Spermien, die in den Nebenhoden gelagert werden. Außerdem wächst der Penis.

Die Proportionen des Körpers verändern sich ebenfalls. Nicht immer wachsen Rumpf, Arme und Beine gleichzeitig – das führt zu einem manchmal ungelenken, schlaksigen Erscheinungsbild.

Je mehr das Skelett reift, Knochen und Muskelmasse zunehmen und die Fettverteilung sich verändert, desto mehr entsteht eine Körperform mit breiteren Schultern und schmalerer Hüfte.

Wann ist das Gehirn ausgewachsen?

Das Gehirn ist von den Wachstumsprozessen stark betroffen. Während der Pubertät herrscht dort eine Art Dauerkurzschluss: Zellen sterben ab, Verbindungen werden aufgelöst, neue entstehen. Nur Verbindungen zwischen Nervenzellen und Synapsen, die tatsächlich immer wieder verwendet werden, bleiben erhalten und werden gestärkt. Dieser Umbau ist für die extremen Stimmungsschwankungen der Heranwachsenden verantwortlich – von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Das passiert im Gehirn während der Pubertät:

  • Kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Selbstkontrolle prägen sich aus.
  • Die Geschwindigkeit der Hirn- und damit der Denkprozesse – die Rechenleistung des Gehirns – wächst um ein Vielfaches.
  • Abstraktes Denken verbessert sich.
  • Jugendliche nehmen Belastungen und Stress, aber auch Emotionen und angenehme Reize intensiver wahr.
  • Der Schlafrhythmus, ebenfalls gesteuert durch das Gehirn, verändert sich. Teenager gehen daher oft später schlafen als vor der Pubertät.

Die Geschlechtsreife ist mit Ende der Pubertät abgeschlossen, die Hirnreife aber erst mit Mitte 20. Vor allem der Teil im Gehirn, der für rationales Denken zuständig ist, ist bei Heranwachsenden noch nicht ausgebildet. Teenager verarbeiten Informationen größtenteils in dem Gehirnteil, der für Emotionen verantwortlich ist. Beide Hirnbereiche, also der „emotionale“ Part und der „ratinonale“ Part entwickeln sich bis zum 25. Lebensjahr – und das nicht immer gleich schnell. Das ist eine Erklärung für die in der Pubertät häufig starken emotionalen Reaktionen, denn Teenager denken in dieser Phase eher emotional als rational.

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Verläuft das Wachstum meines Kindes normal?

Der Kinder- und Jugendarzt kontrolliert in den Früherkennungsuntersuchungen, den sogenannten U-Untersuchungen, regelmäßig, ob sich Kinder in Größe, Gewicht, Bewegung und Verhalten altersgemäß entwickeln. Messen und Wiegen sind bei jeder dieser Untersuchungen Standard. Um den Wachstumsverlauf genau bestimmen zu können, wird jeder Wert im Gelben Untersuchungsheft in einem Liniendiagramm dokumentiert, in dem auch die sogenannten Perzentilenkurve dargestellt sind. Mithilfe dieser Kurven kann der Arzt das Wachstum des Kindes mit dem von Kindern im gleichen Alter vergleichen und sofort feststellen, ob sich das Kind innerhalb oder außerhalb des üblichen Wachstumsbereichs befindet. Die 50. Größenperzentile gibt den Median an: die eine Hälfte aller Kinder (bei gleichem Alter und Geschlecht) ist hierbei kleiner und die andere Hälfte größer als das gemessene Kind. So lassen sich Abweichungen im Wachstum bestimmen. Werte zwischen der 3. und 97. Perzentile liegen im Normalbereich. Unter der 3er-Perzentile neigt das Kind zum Kleinwuchs – nur 3 Prozent aller Mädchen beziehungsweise Jungen dieses Alters sind kleiner als das untersuchte Kind. Die 97er-Perzentile markiert hingegen die Grenze zum Hochwuchs.

So hilft die AOK

Neben der Frage „Wie lange wachsen Jungs und Mädchen?“ wollen Eltern oft auch wissen, wie groß ihre Kinder vermutlich werden – vor allem, wenn das Wachstum von der Norm abzuweichen scheint. Es gibt unterschiedliche Formeln, um die zukünftige Größe eines Kindes zu berechnen. Sie beziehen die Maße der Eltern ein oder betrachten das jährliche Wachstum des Nachwuchses. Wirklich verlässlich sind diese Berechnungen jedoch nicht.

Aufschluss kann eine ärztliche Untersuchung geben: die Bestimmung des Knochenalters per Röntgenbild. Eine Untersuchung des Knochenalters hilft den Ärzten, den Reifegrad des Skelettsystems eines Kindes einzuschätzen.

Dafür erstellt der Arzt ein Röntgenbild der linken Hand, da diese besonders viele Wachstumsfugen (Epiphysenfugen) aufweist. Diese Aufnahme vergleicht er mit anderen Aufnahmen von gleichaltrigen, gleichgeschlechtlichen Kindern. Anhand dieser Standard-Röntgenbilder können Mediziner eine Prognose über das Knochenalter abgeben. Unstimmigkeiten zwischen Knochenalter und tatsächlichem Alter können auf eine Wachstumsstörung hinweisen, doch auch bei gesunden Kindern können Abweichungen auftreten.

Falls durch ärztliche Untersuchungen absehbar ist, dass ein Kind extrem groß wird oder nicht ausreichend wächst, ist es möglich, mit weitergehenden Untersuchungen den voraussichtlichen Wachstumsverlauf abzuschätzen und gegebenenfalls mit speziellen Medikamenten in den Wachstumsprozess einzugreifen.

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