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Alterssichtigkeit – was tun, wenn Lesen immer schwerer fällt?

Veröffentlicht am:31.08.2022

5 Minuten Lesedauer

Alterssichtigkeit ist die im Alter zunehmende Schwäche, Objekte, die dem Auge nah sind, scharf zu sehen. Die meisten von uns werden früher oder später alterssichtig – ohne etwas dagegen tun zu können. Aber es gibt effektive Hilfsmittel.

Ältere Frau leidet an Presbyopie (Alterssichtigkeit) und kann die Schrift auf ihrem Smartphone nicht mehr erkennen.

© iStock / Kannika Paison

Alterssichtigkeit: ein normaler Alterungsprozess

Wir bemerken es zuerst beim Lesen. Bücher oder Zeitungen werden immer weiter weg von den Augen gehalten, um noch etwas entziffern zu können. Langes Lesen strengt uns an und manche bekommen davon Kopfschmerzen. Zunächst ist es ein schleichender und kaum merklicher Prozess. Aber irgendwann ist es eindeutig: Dinge im Nahbereich unserer Augen können wir nicht mehr scharf erkennen. Wir brauchen mehr Licht, um Menschen auf Fotos zu erkennen, oder können das Handy kaum mehr bedienen.

Fachleute nennen dies Presbyopie. Dieser Begriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern für „alt“ und „Auge“ zusammen. Alterssichtigkeit ist keine Krankheit, sondern die normale und weitverbreitete Folge einer Alterung der Augenlinsen. Eine wirksame Behandlung oder Heilung gibt es nicht, die Folgen der Alterssichtigkeit lassen sich aber sehr wirksam ausgleichen. Am einfachsten mit einer Lesebrille oder, wenn man gleichzeitig von einer anderen Sehschwäche betroffen ist ist, mit einer Mehrstärkenbrille.

Wie häufig ist Alterssichtigkeit?

Aussagen zur Verbreitung der Alterssichtigkeit schwanken zwischen „nahezu jeder“ oder zumindest „die meisten“. Mit anderen Worten: Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass Sie alterssichtig werden, als dass Sie es nicht werden. In Deutschland ist bei alten Menschen, bei denen eine Fehlsichtigkeit diagnostiziert wird, mit 95 Prozent die Presbyopie die häufigste.

Ab welchem Alter sieht man schlechter?

Kinder können auch sehr dicht vor den Augen scharf sehen. Bei Erwachsenen gilt eine Leseentfernung von rund 35 Zentimeter als normal und ab Anfang 40 vergrößert sie sich allmählich. Unsere Augen haben dann schon einiges geleistet und zeigen Alterungserscheinungen – auch wenn wir uns ansonsten noch fit fühlen. Das typische Lebensalter, in dem sich Presbyopie deutlich bemerkbar macht, ist Mitte 40. Glücklicherweise stoppt der Prozess nach einiger Zeit. Ab etwa 60 Jahren, spätestens ab 65-70 Jahren verstärkt sich die Alterssichtigkeit nicht mehr.

Eine Frau lässt ihre Augen und Sehstärke untersuchen.

© iStock / microgen

So sieht ein Autorefraktometer aus, mit dem sich eine Alterssichtigkeit feststellen lässt.

Ursachen und Diagnose von Alterssichtigkeit

Unsere Augenlinsen passen sich auf nah und fern gelegene Objekte an, indem sie ihre Form verändern. Dieses Umschalten von Nah- auf Weitsicht nennt man Akkommodation: Die Linse ändert ihre Brechkraft. Dadurch werden die ins Auge fallenden Lichtstrahlen immer so gebündelt, dass auf der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht. Wenn wir Gegenstände in der Ferne betrachten, ist die Linse flach. Um nahe Objekte scharf sehen zu können, wölbt sich die Linse mithilfe eines Muskels im Auge, des sogenannten Ziliarmuskels.

Grafik zeigt den Aufbau des Auges bei Nah- und Fernsicht.

© AOK

Im Laufe unseres Lebens werden die Linsen starrer, verlieren ihre Elastizität und können sich schlechter wölben. Vermutlich wird auch der Ziliarmuskel schwächer. Dadurch funktioniert die Nahsicht nicht mehr so gut, während die Weitsicht nicht betroffen ist. Deshalb wird Presbyopie häufig auch als Altersweitsichtigkeit bezeichnet.

Nicht nur von Augenärzte und -ärztinnen, sondern auch im Optikergeschäft kann eine Presbyopie diagnostiziert werden. Hierzu wird mit dem sogenannten Autorefraktometer die Brechkraft der Augen gemessen. Ein anschließender Sehtest ermittelt dann für jedes Auge einzeln die notwendige Glasstärke der Lesebrille.

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Alterssichtigkeit vorbeugen und mögliche Risikofaktoren

Manche Menschen benötigen schon mit 40 eine Lesehilfe, andere sehr viel später – warum ist nicht klar. Es gibt zwar Erkrankungen, die dafür sorgen, dass Alterssichtigkeit etwas früher eintritt: zum Beispiel Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder multiple Sklerose, aber ansonsten haben wir keine gesicherten Kenntnisse zu Presbyopie-Risikofaktoren. Und dass anscheinend mehr Frauen als Männer schon frühzeitig Lesebrillen benutzen, ist kein Hinweis darauf, dass das weibliche Geschlecht ein Faktor wäre. Frauen kümmern sich schlicht öfter und früher um gesundheitliche Belange.

Weil wir die Risikofaktoren nur bedingt benennen können und weil Presbyopie eine ganz natürliche Alterungserscheinung ist, lässt sie sich nicht vorbeugen – genauso wenig wie andere körperliche Verschleißerscheinungen oder graue Haare, die das Alter nun einmal mit sich bringt. Es gibt Anleitungen, um etwa die Ziliarmuskeln zu trainieren. Das trifft allerdings nicht das Kernproblem der Presbyopie: die nachlassende Elastizität der Linse. Es bleibt die Erkenntnis, dass man der Presbyopie nicht vorbeugen kann.

Wie kann man Alterssichtigkeit ausgleichen?

Auch wenn wir sie nicht kurieren können, lässt sich Presbyopie doch hervorragend korrigieren. Im Einzelnen gibt es folgende Hilfsmittel:

Lesehilfen

Sie findet man zum Beispiel in Drogeriemärkten: sogenannte Fertigbrillen in verschiedenen Stärken. Sie helfen aber nur, wenn beide Augen gleich stark von der Presbyobie betroffen sind.

Lesebrillen und Mehrstärkenbrillen

Sie werden im Optikergeschäft individuell angefertigt und an die persönlichen Sehbedürfnisse angepasst. Damit man in der Ferne noch scharf sieht, sind die Brillen zumeist sehr schmal gestaltet, so dass man gut über den Rand hinwegschauen kann. Wer bereits vor dem Eintreten der Presbyopie eine andere Sehschwäche hat, bräuchte eigentlich zwei Brillen. Mehrstärkenbrillen vereinen in einem Glas mehrere Korrektureigenschaften. Geläufig ist vor allem die Gleitsichtbrille, die im unteren Bereich die Alterssichtigkeit und im oberen eine Kurzsichtigkeit ausgleicht. Fließende Übergänge ermöglichen auch eine gute Mittelsicht.

Grafik zu den unterschiedlichen Sichtbereichen einer Gleitsichtbrille.

© AOK

Kontaktlinsen

Auch Kontaktlisen sind eine Option. Hilfreich sind Zwei- oder Mehrstärken-Kontaktlinsen, sodass Fern- und Nahbereiche scharf gesehen werden können. Manche Linsen funktionieren ähnlich wie eine Gleitsichtbrille. Kontaktlinsen sind jedoch nur dann geeignet, wenn auch eine andere Sehschwäche vorliegt, die eine permanente Korrektur erfordert. Andere Kontaktlinsen mit nur einer Stärke müssten Sie ständig einsetzen und wieder herausnehmen – das ist umständlich – und bloße „Leselinsen“ den ganzen Tag zu tragen, scheint übertrieben. Eine Brille ist hier praktischer.

Laserbehandlung

Auch wenn sie beworben und von manchen Augenärzten oder -ärztinnen empfohlen werden: Laserverfahren zur Presbyopie-Korrektur sind noch nicht hinreichend ausgereift. Bei der Behandlung anderer Augenerkankungen können sie helfen, aber zum Beheben einer Alterssichtigkeit sind sie ungeeignet.

Operation

Für operative Eingriffe wie das Einsetzen eines Hornhautimplantats gilt das Gleiche: Ihr Nutzen ist zu wenig erforscht, als dass er die Risiken der Operation ausgleichen könnte. Hier ist in jedem Fall noch abzuraten – auch wenn zum Beispiel beim Grauen Star das operative Einsetzen von Kunststofflinsen erfolgversprechend ist.

Das Fazit ist: Eine individuell angefertigte Lesebrille ist die beste Option zum Ausgleich von Alterssichtigkeit. Und da man sie nicht ständig trägt, dürfte sie für die meisten kein ästhetisches Problem darstellen. Eine unschätzbare Hilfe ist sie allemal.

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