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Anhaltende Schmerzen im Unterbauch – auch ein Beckenvenensyndrom kann dahinterstecken

Veröffentlicht am:06.12.2024

5 Minuten Lesedauer

Obwohl das Beckenvenensyndrom bei Frauen vor der Menopause eine häufige Ursache für Unterleibsschmerzen ist, bleibt es oft unerkannt. Was typische Anzeichen für ein Beckenvenensyndrom sind und wie es sich behandeln lässt, erfahren Sie hier.

Eine Frau in den Dreißigern liegt mit Schmerz ausdrückendem Gesicht und geschlossenen Augen auf einem Sofa und greift sich mit der rechten Hand an den Unterbauch.

© iStock / Liubomyr Vorona

Beckenvenensyndrom kurz vorgestellt

Viele Frauen haben öfter Schmerzen im Unterbauch. Häufige und allgemein bekannte Auslöser sind zum Beispiel die Menstruation oder eine Blasenentzündung. Weit weniger geläufig ist das Beckenvenensyndrom, auf Englisch Pelvic Congestion Syndrome (PCS).

Beim Beckenvenensyndrom sind Krampfadern im Unterleib der Auslöser der Schmerzen. Vor allem Frauen vor der Menopause, die mehrere Kinder haben, sind betroffen. Seltener leiden kinderlose Frauen an einem Beckenvenensyndrom, während ein Auftreten der Erkrankung bei Frauen in oder nach den Wechseljahren überhaupt nicht belegt ist. Die betroffenen Frauen haben nicht nur gelegentliche, sondern anhaltende oder immer wiederkehrende, das heißt chronische Schmerzen im Bereich des Unterleibs.

Laut US-amerikanischen Studien ist unter Patientinnen, die über chronische Unterleibsschmerzen klagen, in fast 30 Prozent der Fälle ein Beckenvenensyndrom der Auslöser dieser Schmerzen. Weil Krampfadern im Unterbauch nur schwer zu entdecken sind, wird trotz dieser Häufigkeit ein Beckenvenensyndrom oft nicht sofort erkannt, Fehldiagnosen sind häufig.

Wie Krampfadern im Beckenbereich entstehen

Im weiblichen Unterleib befindet sich ein komplexes Geflecht von Blutgefäßen, die Organe wie zum Beispiel die Gebärmutter und die Eierstöcke versorgen. Auch das Netz der Venen ist im Becken fein verzweigt und weist zahlreiche Verbindungen zwischen den verschiedenen Beckenregionen auf. Venen sind Blutgefäße, die sauerstoffarmes Blut zum Herzen zurücktransportieren, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert wird. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Verbindungen zwischen den Beckenvenen und den oberflächlichen Venen im Intimbereich und in den Beinen.

Durchblutungstau im Unterbauch

Die wichtigsten Venen für den Abfluss des Blutes aus den Körperorganen im Becken sind die Eierstockvenen (Venae ovaricae, Ovarialvenen) und die Beckenvenen: die inneren und die äußeren Beckenvenen (Venae iliacae internae und iliacae externae) und ihr Zusammenfluss, die Vena iliaca communis. Beim Beckenvenensyndrom sind eine oder beide Venenarten krankhaft erweitert und verschlungen: Wie bei den Beinen spricht man auch hier von Krampfadern. Durch diese Veränderung ist die Funktion der Venen gestört: Sie können das Blut nicht mehr so gut zum Herzen transportieren und es kommt zu einem Blutstau im Unterbauch.

Ursachen und Risikofaktoren für Krampfadern im Beckenraum

Die genauen Ursachen für die Krampfadern und damit für das Beckenvenensyndrom sind noch nicht geklärt. Vermutlich tragen mehrere Faktoren gemeinsam zu der Erkrankung bei, darunter:

  • genetische Veranlagung
  • hormonelle Faktoren
  • Schäden an der Venenwand
  • Funktionsstörung der Venenklappen
  • Bluthochdruck
  • krankhafte Veränderungen der Blutgefäße, zum Beispiel das May-Thurner-Syndrom (Verengung einer Vene im unteren Rückenbereich) oder das Nussknacker-Syndrom (Verengung der linken Nierenvene)

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Welche Anzeichen deuten auf ein Beckenvenensyndrom hin?

Das Hauptmerkmal ist ein dumpfer oder auch stechender Schmerz und manchmal auch ein Schweregefühl in der Beckenregion. Ursache dieser Schmerzempfindung ist – neben dem Druck durch den Blutstau –, dass durch die Erweiterung der Venen bestimmte Schmerzrezeptoren in den Gefäßwänden aktiviert werden können. Dies muss aber nicht immer der Fall sein: Es gibt auch Frauen mit Krampfadern im Beckenbereich, die keine Schmerzen haben.

Die Schmerzen können dauerhaft bestehen oder von Zeit zu Zeit nachlassen, um dann wiederzukehren. Weitere typische Merkmale der Schmerzen beim PCS sind:

  • Sie treten einseitig oder beidseitig auf, wobei sie von einer Seite auf die andere wechseln können.
  • Erhöht sich der Druck auf den Bauch (etwa beim Gehen, Heben, langem Stehen oder Husten und Stuhlgang), kann die Schmerzintensität zunehmen.
  • Während der Menstruation werden die Schmerzen stärker.
  • Auch während oder nach dem Geschlechtsverkehr nehmen die Schmerzen oft zu.
  • Im Laufe des Tages verstärken sich die Schmerzen.
  • Die Schmerzintensität steigert sich mit jeder weiteren Schwangerschaft.

Neben den Unterleibsschmerzen gibt es beim Beckenvenensyndrom weitere mögliche Begleitsymptome:

  • Schmerzen im unteren Bereich des Rückens oder der Hüfte
  • Krampfadern an der Innen- und Rückseite der Oberschenkel oder an den Unterschenkeln, im Bereich der Vulva und des Dammes
  • Harnbeschwerden wie Reizblase, Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • Blähbauch
  • verschiedene Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, insbesondere im letzten Darmabschnitt (Rektum)
Eine junge Frau vor einer MRT-Untersuchung. Ein medizinisch-technischer Assistent betätigt ein Touchpad am MRT-Gerät, um die Frau, die auf der MRT-Transportliege vor dem Gerät liegt, in die MRT-Röhre zu fahren.

© iStock / andresr

Bildgebende Verfahren wie eine MRT können die PCS-Diagnose absichern.

So wird ein Beckenvenensyndrom diagnostiziert

Wenn Sie unter anhaltenden Unterleibsschmerzen leiden, kann Ihr Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin zum Beispiel durch eine Blut- und Urinuntersuchung andere Erkrankungen ausschließen, etwa eine Eierstock- oder Blasenentzündung. Die Diagnose von PCS selbst ist schwierig, da viele Symptome denen anderer Krankheiten ähneln. Sie basiert auf Ihrer Krankengeschichte, die in einem ärztlichen Gespräch abgeklärt wird, einer körperlichen Untersuchung und verschiedenen bildgebenden Verfahren. Bei der körperlichen Untersuchung lässt sich zum Beispiel die Druckempfindlichkeit der Gebärmutter und der Eierstöcke überprüfen, die beim Beckenvenensyndrom typischerweise erhöht ist.

Mögliche nicht-invasive bildgebende Diagnoseverfahren sind:

Wenn die nicht-invasiven Methoden keine eindeutigen Ergebnisse liefern, ist eine Venographie oder Phlebographie (Angiographie der Venen) eine weitere Diagnosemethode. Eine Angiographie ist ein Verfahren zur Untersuchung der Blutgefäße. Über einen Katheter (ein dünner Kunststoffschlauch) wird ein Kontrastmittel in die Venen gespritzt, so dass krankhafte Veränderungen der Venen im Röntgenbild sichtbar werden. Mit einer Bauchspiegelung über ein Endoskop (Laporoskopie) lassen sich veränderte Blutgefäße im Unterleib weniger gut erkennen, sie kann aber hilfreich sein, um andere Ursachen für chronische Bauchschmerzen zu ermitteln oder auszuschließen.

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Behandlung des Beckenvenensyndroms

Ein Beckenvenensyndrom lässt sich meist erfolgreich behandeln. Kurzfristig helfen Medikamente. Das können zum Beispiel Schmerzmittel und/oder Hormonpräparate sein. Eine dauerhafte medikamentöse Therapie ist jedoch wegen möglicher Nebenwirkungen und der begrenzten Langzeitwirkung nicht in jedem Fall geeignet.

Als Mittel der Wahl zur Behandlung des Beckenvenensyndroms hat sich ein minimal-invasiver Eingriff etabliert, bei dem die Krampfadern verödet (verschlossen) werden. Dieses Verfahren heißt Sklerosierung (auch: Embolisation).

Eine Sklerosierung wird in der Regel in der radiologischen Abteilung eines Krankenhauses unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Zunächst ist ein kleiner Einstich in der Leiste erforderlich. Über eine Vene in der Leiste schiebt der Radiologe oder die Radiologin einen Katheter bis in die Ovarialvene vor. Der Vorgang wird mit einem Röntgengerät überwacht. Durch den Katheter wird eine Substanz in die betroffene Vene gespritzt, die eine lokale Entzündung der Gefäßwand hervorruft. Dadurch verkleben die Wände und die Vene wird verschlossen. Gegebenenfalls sorgen Verschlusssysteme zusätzlich dafür, die Krampfadern dauerhaft zu verschließen. Dadurch sinkt der Druck auf die Gefäße und die Beschwerden lassen nach.

Nach dem Eingriff kann ein Krankenhausaufenthalt von bis zu zwei Tagen erforderlich sein. Das Risiko von Komplikationen ist gering, die Erfolgsaussichten dagegen gut: Studien zufolge führt die Verödung in fast allen Fällen zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden, oft schon unmittelbar nach der Behandlung.

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