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Hat Diabetes Einfluss auf das Sehvermögen?

Veröffentlicht am:07.02.2025

5 Minuten Lesedauer

Ein andauernd hoher Blutzucker kann die Gefäße schädigen, auch die im Auge. Es kann bei Diabetikern und Diabetikerinnen zu einer sogenannten diabetischen Retinopathie kommen. Doch wie können Betroffene ihr Risiko für Augenerkrankungen verringern?

Ein älterer Mann sitzt auf einem Sofa mit einem Laptop auf dem Schoß. Über den Rand seiner nach unten gezogenen Brille blickt er mit angestrengt zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm.

© iStock / Prostock-Studio

Wie kann ein Diabetes das Sehvermögen beeinflussen?

Der Begriff Diabetes mellitus (im Volksmund „Zuckerkrankheit“) fasst verschiedene Stoffwechselerkrankungen zusammen, die alle zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel im Körper führen. Dieser begünstigt verschiedene Komplikationen, denn die Überzuckerung schädigt große und kleine Blutgefäße, aber auch das Nervensystem. Wer einen zu hohen Blutzuckerspiegel hat, kann das auch an den Augen merken. Durch kurzfristig erhöhte Werte können Betroffene in einigen Fällen verschwommen sehen. Dabei handelt es sich aber um eine vorübergehende Sehstörung, die sich nach Anpassung der Diabetesmedikamente wieder zurückbildet. Die verschwommene Sicht rührt daher, dass sich der Flüssigkeitsgehalt im Körper und damit auch die Form der Augenlinse verändert. Pendeln sich die Blutzuckerwerte schnell wieder ein, ist ein permanenter Sehverlust unwahrscheinlich. Bleibt der Blutzuckerspiegel jedoch dauerhaft zu hoch, werden die winzigen Blutgefäße, die sich im Augenhintergrund befinden, geschädigt. Es kann zu Schwellungen oder Blutungen im Auge kommen, es können sich Narben bilden oder der Augeninnendruck kann sich erhöhen. Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden insgesamt vier ernstzunehmende Erkrankungen, die das Sehvermögen beeinträchtigen können:

  • die diabetische Retinopathie,
  • das diabetische Makulaödem,
  • das Glaukom und
  • die Katarakt.

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Was ist eine diabetische Retinopathie?

Die diabetische Retinopathie ist eine Folge von Diabetes und betrifft die Netzhaut des Auges, die sogenannte Retina. Sie befindet sich im hinteren Teil des Auges und wandelt Licht in elektrische Signale um. Erreichen die Signale das Gehirn, werden sie dort in Bilder transformiert, dadurch entsteht der Seheindruck. Damit die Netzhaut zum Seherleben beitragen kann, muss sie ständig mit Blut versorgt werden, das gelingt über ein ganzes Netzwerk an Blutgefäßen. Bei Personen mit einem schlecht eingestellten oder unbehandelten Diabetes schädigt der hohe Blutzuckerspiegel diese Blutgefäße. Anfangs kommt es zu kleinen Ausbuchtungen in den Gefäßen, später zu größeren Veränderungen. Bei der proliferativen diabetischen Retinopathie bilden sich Narbengewebe und neue Blutgefäße, die leicht bluten, auf der Netzhaut – die Sehkraft verschlechtert sich.

Ein Augenarzt untersucht die Augen einer älteren Frau mit einer Spaltlampe.

© iStock / Drazen Zigic

Augenuntersuchungen helfen dabei, diabetesbedingte Augenerkrankungen zeitig zu entdecken.

Was passiert bei anderen diabetesbedingten Augenerkrankungen?

In der Mitte der Netzhaut befindet sich ein nur wenige Quadratmillimeter großer Bereich: die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens. Sie ermöglicht es dem Menschen zu lesen, Gesichter zu erkennen und Farben zu unterscheiden. Bei einem Diabetes kann dieser Bereich anschwellen, man spricht dann auch von einer diabetischen Makulopathie. Besteht diese über längere Zeit, wird das scharfe Sehen beeinträchtigt, was zu Sehverlust oder Erblindung führen kann. Das Gleiche gilt für das Glaukom (grüner Star). Darunter versteht man verschiedene Augenerkrankungen, die letztlich den Sehnerv schädigen. Meist geschieht das durch einen zu hohen Augeninnendruck, zum Beispiel wenn durch eine Gefäßneubildung der Abfluss des Kammerwassers gestört ist. Auch wenn sich die Augenlinse trübt (Katarakt, oder auch grauer Star) können Menschen an Sehvermögen einbüßen. Forschende vermuten, dass Diabetiker und Diabetikerinnen eher dazu neigen, weil sich durch einen hohen Blutzuckerspiegel Ablagerungen in den Augenlinsen anhäufen, die zu Trübungen führen.

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Wann sollten Menschen mit Augenproblemen eine Praxis aufsuchen

Auch wenn diabetische Augenerkrankungen ernsthafte Folgen haben können, verursachen sie im Frühstadium meist keine Beschwerden. Mit der Zeit entwickeln die Betroffenen dann Symptome, zum Beispiel einen schleichenden Sehkraftverlust bei einer diabetischen Retinopathie. Aber auch bei Komplikationen wie einer Einblutung in den Glaskörper des Auges klagen Betroffene plötzlich über ein schlechteres Sehvermögen.

Bei folgenden Anzeichen ist ein Praxisbesuch ratsam:

  • Es erscheinen Lichtblitze oder Flecken vor dem Auge.
  • Das Sehen ist verschwommen oder wellig.
  • Farben können nicht mehr so gut voneinander unterschieden werden.
  • Es gibt dunkle Bereiche im Sehfeld oder einen Sehverlust.
  • Die Sehkraft nimmt an einigen Tagen zu, dann wieder ab.

Wie Mediziner und Medizinerinnen nach der Diagnose einer diabetesbedingten Augenerkrankung vorgehen, hängt von der Ursache und der Ausprägung der Erkrankung ab. Bei einer diabetischen Retinopathie mit Gefäßneubildungen können spezielle Medikamente, die ins Auge verabreicht werden, ein weiteres Wachstum unerwünschter Blutgefäße im Auge verhindern. Im Frühstadium oder bei undichten Blutgefäßen und Schwellungen kann man mit einer Laserbehandlung das Fortschreiten aufhalten. Zur Therapie einer diabetischen Retinopathie können Mediziner und Medizinerinnen auch einen operativen Eingriff zur Entfernung des Narbengewebes empfehlen. Wer eine trübe Augenlinse hat, profitiert womöglich von der Kataraktlinsenchirurgie, bei der die körpereigene Linse durch eine künstliche ersetzt wird. Bei einem erhöhten Augeninnendruck können bestimmte Augentropfen den Druck senken.

Wie kann man diabetesbedingten Augenerkrankungen vorbeugen?

Etwa jede dritte Person mit Diabetes, die über 40 Jahre alt ist, weist Anzeichen einer diabetischen Retinopathie auf. Außerdem ist das Risiko für ein Glaukom oder eine Augenlinsentrübung bei Diabetikern und Diabetikerinnen etwa doppelt so hoch wie bei Gesunden. Das bedeutet aber nicht, dass Diabetes automatisch zu Augenerkrankungen führt – es gibt vieles, was Sie tun können, um vorzubeugen:

  • Gesundheitsrisiken behandeln: Ein hoher Blutdruck und ein unbehandelter hoher Blutzucker, steigern das Risiko für Augenerkrankungen. Gleiches gilt für einen hohen Cholesterinspiegel im Blut. Deshalb sollten sich Patienten und Patientinnen unbedingt an die ärztlichen Empfehlungen halten, beispielsweise zur Medikamenteneinnahme, zum Abbau von Übergewicht oder zu sportlichen Aktivitäten. Diabetiker und Diabetikerinnen sollten auf eine gute Blutzuckereinstellung achten und starke Blutzuckerschwankungen vermeiden. Ziel ist es, den Langzeitzuckerwert HbA1c, auch „Blutzuckergedächtnis“ genannt, in einen normalen Bereich zu bringen und dort zu halten. Denn langfristig erhöhte Werte steigern das Risiko für die Entstehung einer Retinopathie und können das Voranschreiten beschleunigen.
  • Rauchen aufgeben: Wer raucht, steigert nicht nur die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, sondern schädigt damit auch das Endothel, das die Gefäße auskleidet – so können sich leichter Ablagerungen bilden, die wiederum die Gefäße verengen und zu Verschlüssen führen. Das kann auch negative Folgen für die Augengesundheit haben, daher ist ein Rauchstopp empfehlenswert.
  • Check-up wahrnehmen: Alle drei Jahre haben Versicherte Anspruch auf einen Check-up. Der Hausarzt oder die Hausärztin führt dabei unter anderem eine vollständige körperliche Untersuchung durch, misst den Blutdruck und bestimmt die Cholesterinwerte. Damit können zusätzliche Risiken für Augenerkrankungen erkannt und behandelt werden. Diabetikerinnen und Diabetiker sollten zudem einmal im Jahr einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufsuchen, um die Sehkraft messen und den Augenhintergrund beurteilen zu lassen.

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