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Warum die winzigen Nebennieren so wichtig für unsere Gesundheit sind

Veröffentlicht am:03.03.2025

6 Minuten Lesedauer

Die Nebennieren sind nicht gerade das Top-Gesundheitsthema. Dabei haben sie mehr Aufmerksamkeit verdient. So unscheinbar sie wirken mögen, so wichtig sind sie für den Hormonhaushalt und die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Prozesse im Organismus.

Eine gestresst wirkende junge Frau telefoniert mit ihrem Smartphone am Fenster eines Büros oder einer Wohnung. Ihre Augen sind geschlossen. Die rechte Hand hält das Telefon, mit der linken Hand greift sie sich an die Stirn.

© iStock / stockbusters

Die Nebennieren und der Hormonhaushalt

Unsere beiden Nieren sind gewissermaßen die Kläranlagen des Körpers. Sie produzieren Urin und scheiden darüber Abfallstoffe aus dem Körper aus. Oben auf jeder Niere sitzt wie ein spitzes Hütchen je eine kleine Drüse: die beiden Nebennieren. Sie sind etwa drei Zentimeter lang, anderthalb Zentimeter breit und wiegen zwischen 5 und 15 Gramm. Die Nebennieren sind Hormondrüsen oder endokrine Drüsen, die sich wiederum in zwei Teile gliedern: Nebennierenmark und Nebennierenrinde.

Die Nebennieren sind für die Produktion lebenswichtiger Hormone und Neurotransmitter verantwortlich. Die Hormone der Nebenniere regulieren eine Reihe sehr wichtiger Körperfunktionen, darunter die Stressreaktion, das Immunsystem, den Blutdruck und den Stoffwechsel.

Welche Hormone bildet die Nebennierenrinde?

In der Nebennierenrinde werden unterschiedliche Steroidhormone gebildet, die als Kortikoide oder Kortikosteroide bezeichnet werden. Die wichtigsten sind:

  • Cortisol: Cortisol wirkt hauptsächlich auf den Stoffwechsel. Es hilft, das Gehirn mit Glukose zu versorgen, um konzentriert und leistungsfähig zu sein. Darüber hinaus fördert es den Fett- und Eiweißabbau. Außerdem stimuliert es kurzfristig das Immunsystem, unterdrückt aber bei dauerhaft erhöhtem Cortisolspiegel das körpereigene Abwehrsystem und hemmt Entzündungsprozesse. Cortisol ist auch ein wichtiges Stresshormon. Es macht uns dadurch leistungsfähig, sorgt aber auch dafür, dass wir nicht zu schnell erschöpft sind. Cortisol steuert zudem den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers: Tagsüber sorgt es dafür, dass wir wach und aufmerksam sind. Der hormonelle Gegenspieler des Cortisols ist das Melatonin aus der Zirbeldrüse. Wenn es dunkel wird, drosselt Melatonin den Kreislauf und fördert den Schlaf.
  • Aldosteron: Die Hauptaufgaben von Aldosteron sind die Regulierung des Blutdrucks sowie des Salz- und Wasserhaushalts. Aldosteron hält die Konzentration von Natrium und Kalium konstant, indem es dafür sorgt, dass mehr Natrium ins Blut aufgenommen wird. Dadurch erhöht sich gleichzeitig das Blutvolumen und der Körper kann den Blutdruck erhöhen. Bei einem Kaliumüberschuss bewirkt Aldosteron die verstärkte Ausscheidung von Kalium über den Urin.

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Hormone und Botenstoffe des Nebennierenmarks

Das Nebennierenmark produziert andere Hormone als die Nebennierenrinde. Sie gehören zur Gruppe der Amine. Diese Hormone heißen Katecholamine. Die wichtigsten sind:

  • Adrenalin und Noradrenalin: Die beiden Stresshormone machen den Körper kurzfristig leistungsfähiger, zum Beispiel in einer Gefahren- oder Fluchtsituation. Sie wirken schneller als Cortisol und gelangen innerhalb weniger Minuten aus dem Nebennierenmark in die Blutbahn, über die sie im ganzen Körper verteilt werden. Sie beschleunigen unter anderem den Herzschlag, erhöhen den Blutdruck, erweitern die Bronchien für eine leichtere Atmung und mehr Sauerstoff, erhöhen den Blutzuckerspiegel für mehr Energie, hemmen die Darmtätigkeit und steigern die Schweißbildung.
  • Dopamin: Dopamin stellt in dieser Auflistung eine Ausnahme dar, denn es ist kein Hormon, sondern ein Neurotransmitter, also ein anderer Botenstoff (auch wenn es im Volksmund als „Glückshormon“ bezeichnet wird). Trotzdem ist es ein Katecholamin, denn die Gruppe der Katecholamine umfasst sowohl Hormone als auch Neurotransmitter. Dopamin ist einerseits eine Vorstufe von Noradrenalin und Adrenalin und sorgt so mit dafür, dass der Blutdruck steigt oder das Herz schneller schlägt. Dopamin steigert andererseits aber auch die Motivation und den Antrieb und sorgt so für eine positive Grundstimmung – daher der Name „Glückshormon“. Da Dopamin auch das Belohnungssystem des Gehirns stimuliert, spielt es außerdem eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Suchtverhalten.

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Was passiert, wenn die Funktion der Nebennieren gestört ist?

Stoffwechsel, Wasser- und Salzhaushalt, Blutdruck – wenn die Hormone der Nebennieren an so vielen körperlichen Prozessen beteiligt sind, liegt es auf der Hand, dass eine Erkrankung oder Fehlfunktion der Nebennieren erhebliche Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und die Gesundheit hat. Und tatsächlich gibt es Krankheiten, die in direktem Zusammenhang mit den Nebennieren stehen. Dabei geht es darum, dass zu viel oder zu wenig eines bestimmten Hormons im Körper vorhanden ist. Dies kann sowohl die Hormonproduktion der Nebennierenrinde als auch des Nebennierenmarks betreffen.

  • Unterfunktion der Nebennierenrinden

    Wenn die Nebennieren zu wenig Cortisol und Aldosteron produzieren, spricht man von einer Nebenniereninsuffizienz. Man unterscheidet eine primäre und eine sekundäre Form. Bei der primären, auch Morbus Addison genannt, liegt die Ursache in einer Schädigung der Hormonzellen der Nebennierenrinde. Diese wird meist durch eine Autoimmunerkrankung hervorgerufen, bei der Abwehrzellen körpereigene Organe angreifen. Die hormonproduzierenden Zellen können aber auch durch Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder durch Tumoren beeinträchtigt werden. Bei der sekundären Nebenniereninsuffizienz ist eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) die Ursache. In der Hypophyse werden Steuerungshormone gebildet, die unter anderem die Ausschüttung von Cortisol aus der Nebenniere regulieren. Alles, was die Fähigkeit der Hypophyse zur Produktion dieser Hormone beeinträchtigt (zum Beispiel Tumoren, Entzündungen oder Durchblutungsstörungen), kann zu einer sekundären Nebenniereninsuffizienz führen. Typische Symptome eines Nebenniereninsuffizienz sind unter anderem Müdigkeit, Motivationsmangel, Muskelschwäche, Appetitlosigkeit und unbeabsichtigter Gewichtsverlust sowie eine Braunfärbung der Haut.

  • Überfunktion der Nebennierenrinden – zu viel Cortisol

    Zu viel Cortisol im Körper kann zum Cushing-Syndrom führen. Diese seltene Krankheit hat ihre Ursache meist jedoch nicht in den Nebennieren selbst, sondern betrifft vor allem Menschen, die über längere Zeit Steroidmedikamente mit synthetischem Cortisol einnehmen. Selten ist ein Tumor der Nebenniere für eine Überproduktion und damit einen Überschuss an Cortisol verantwortlich. Außerdem kann ein Tumor in der Hypophyse nicht nur einen Cortisolmangel (wie bei der sekundären Nebenniereninsuffizienz), sondern auch einen Überschuss bedingen. Typische Folgen eines zu hohen Cortisolspiegels sind Bluthochdruck, Muskelschwäche und die sogenannte Stammfettsucht – ein übergewichtiger Rumpf bei gleichzeitig dünnen Armen und Beinen und vollem Gesicht.

  • Überfunktion der Nebennierenrinden – zu viel Aldosteron

    Eine Überproduktion des Hormons Aldosteron wird als Hyperaldosteronismus bezeichnet. Die Betroffenen haben einen schwer einstellbaren Bluthochdruck. Außerdem sinkt der Kaliumspiegel im Blut, was sich in Muskelschwäche, Verstopfung, häufigem Wasserlassen und starkem Durst äußern kann. Es lassen sich primärer und sekundärer Hyperaldosteronismus unterscheiden. Der primäre, auch Conn-Syndrom genannt, wird zum Beispiel durch eine Vergrößerung der Nebennieren oder durch Tumoren in der Nebennierenrinde verursacht. Der sekundäre Hyperaldosteronismus ist keine eigenständige Erkrankung. Der Überschuss an Aldosteron ist vielmehr das Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung, beispielsweise einer Nierenerkrankung oder einer Leberzirrhose.

  • Über- und Unterfunktion des Nebennierenmarks

    Ein Überschuss an Adrenalin und Noradrenalin kommt kaum vor. Ein Auslöser für einen Überschuss ist das Phäochromozytom, ein sehr seltener, meist gutartiger neuroendokriner Tumor des Nebennierenmarks, der selbst Katecholamine produziert. Typische Folgen eines Überschusses sind Bluthochdruck und anfallsartige Bluthochdruckattacken mit Kopfschmerzen, Herzklopfen und Schwindel.

    Ein Mangel an Katecholaminen ist die seltene Folge bestimmter Erkrankungen, die das Nebennierenmark schädigen können: zum Beispiel langjähriger Diabetes mellitus oder Alkoholmissbrauch. Der Katecholaminmangel äußert sich in einer gestörten Blutdruckregulation: Den Betroffenen wird schnell schwindelig, manchmal bis hin zur Ohnmacht. Weitere mögliche Symptome sind Ohrensausen, Kopfschmerzen, Herzklopfen oder Schmerzen in der Herzgegend.

Ein älteres Paar beim Joggen in einem sommerlichen Park.

© iStock / Harbucks

Körperliche Aktivität dient dem allgemeinen Wohlbefinden und fördert auch die Gesundheit der Nebennieren.

Wie halte ich die Nebennieren fit?

Die Behandlung der verschiedenen Erkrankungen der Nebennieren ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Bestimmte Medikamente können einen Hormonmangel oder -überschuss ausgleichen, Tumoren können operativ entfernt werden. Was die Vorbeugung betrifft, so ist zunächst festzuhalten: Die meisten Erkrankungen der Nebennieren sind selten und lassen sich nicht gezielt vorbeugen. Aber: Was der allgemeinen Gesundheit dient, fördert auch die Gesundheit der Nebennieren.

Tipps für den Erhalt funktionsfähiger Nebennieren:

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