Organe
Die häufigsten Geschlechtskrankheiten beim Mann
Veröffentlicht am:24.10.2022
6 Minuten Lesedauer
Ob Frau oder Mann: Über Geschlechtskrankheiten sprechen die wenigsten gerne. Dabei ist es hilfreich, zu wissen, wie man sie erkennt und ihnen vorbeugt. Hier alles Wichtige zu sexuell übertragbaren Krankheiten speziell bei Männern.
Was sind häufige Geschlechtskrankheiten beim Mann?
Wer von Geschlechtskrankheiten spricht, meint sexuell übertragbare Infektionen (englisch: Sexually Transmitted Infections, STIs). Das gemeinsame Merkmal der STIs ist, dass sie über sexuellen Kontakt übertragen werden können. Die Erreger – verschiedene Bakterien, Viren oder Pilze – sind so unterschiedlich wie die Erkrankungen selbst. Zudem verlaufen manche Geschlechtskrankheiten bei Männern anders als bei Frauen.
Hier ein Überblick zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten beim Mann und die Symptome.
Chlamydien
Infektionen mit Chlamydien gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen in Deutschland. Es handelt sich um Bakterien, die zum Beispiel Entzündungen der Harnwege, des Genitaltrakts und des Enddarms auslösen können. Chlamydien werden am häufigsten durch ungeschützten Vaginal- und Analverkehr übertragen, man kann sich aber auch beim Oralverkehr, über die Hände oder über Sexspielzeug anstecken.
Bei Männern bleibt etwa die Hälfte der Chlamydien-Infektionen ohne Symptome. Die häufigsten Anzeichen zeigen sich beim Wasserlassen: ein unangenehmes Druckgefühl sowie Schmerzen und Brennen. Steigen Chlamydien in die Prostata und in die Nebenhoden auf, sorgen sie hier für sehr schmerzhafte Entzündungen und gefährden unter Umständen die Fruchtbarkeit des Mannes. Chlamydien-Infektionen des Enddarms verlaufen oft ohne Symptome. Es kann aber zu Ausfluss, Schmerzen oder Jucken am After kommen. Eine Chlamydien-Infektion lässt sich mit Antibiotika normalerweise gut behandeln. Gehen Sie bei ersten Anzeichen oder der Vermutung auf eine Infektion daher unbedingt zum Arzt oder zur Ärztin.
Gonorrhö (Tripper)
Die Gonorrhö – auch als Tripper bekannt – wird ebenfalls durch Bakterien verursacht. Die Erreger, sogenannte Gonokokken, siedeln auf verschiedenen Schleimhäuten und gelangen zum Beispiel beim Vaginal-, Anal- und Oralverkehr, über Hände oder Sexspielzeug von einer Person zur nächsten. Beim Befall der Harnröhre des Penis äußert sich die Geschlechtskrankheit als Ausfluss aus der Harnröhre. Dazu kommen häufig ein starkes Jucken und Brennen beim Wasser lassen. Die Bakterien können auch eine Prostataentzündung oder Nebenhodenentzündung auslösen. Ein Tripper im Enddarm verläuft oft symptomlos. Der Infekt lässt sich mit Antibiotika gut behandeln.
Syphilis
Ebenfalls durch Bakterien wird Syphilis (auch Lues genannt) übertragen. Syphilis ist leicht übertragbar. Die Bakterien können über kleinste Verletzungen in der Haut oder Schleimhaut in den Körper eines anderen Menschen eindringen. Das passiert vor allem bei ungeschütztem Vaginal- oder Analverkehr. Auch durch gemeinsam genutzte Spritzen beim Drogenkonsum kann der Krankheit übertragen werden.
Syphilis nimmt bei jedem Menschen einen etwas anderen Verlauf und wird oft zunächst nicht erkannt. Als erstes Symptom bildet sich häufig ein kleines Geschwür an der Eintrittsstelle (etwa am Penis oder am Anus); nach etwa zwei Monaten können dann Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Hautausschlag auftreten. Wird die Infektion nicht behandelt, sind Spätfolgen möglich, die den ganzen Körper betreffen können (die Haut, innere Organe und Gefäße sowie das Gehirn). Mit Antibiotika ist der Erkrankung gut behandelbar.
Feigwarzen
Feigwarzen oder Genitalwarzen (Kondylome) zählen ebenfalls zu den häufigen Geschlechtskrankheiten beim Mann und werden von Humanen Papillomviren (HPV), meist vom Genotyp 6 oder 11, verursacht. Eine Ansteckung merkt man meistens nicht, oft tragen angesteckte Menschen das Virus über Wochen oder Monate in sich, bekommen aber keine Warzen. Die Warzen können flach oder wulstig sein und haben meist die Farbe der Haut. Bei Männern treten sie oft zwischen Eichel und Penisschaft oder an der Peniswurzel auf, manchmal auch am After – genau dort, wo die Viren in den Körper eingedrungen sind.
HPV zählt zu den leicht übertragbaren STIs; die Viren gelangen vor allem beim Vaginal- oder Analverkehr über winzige Hautverletzungen in den Körper. Eine Schmierinfektion über gemeinsam genutztes Sexspielzeug oder Handtücher ist seltener, aber möglich. Eine gegen Viren gerichtete Behandlung gibt es nicht. Die Warzen lassen sich aber mit einer rezeptpflichtigen Creme gut behandeln. Eine chirurgische Entfernung ist auch eine Behandlungsmöglichkeit.
Hinweis: Andere HPV-Subtypen können auch Gebärmutterhalskrebs und Analkrebs auslösen. Das bedeutet aber nicht, dass jede Feigwarze eine Krebsvorstufe ist: Die krebserregenden Subtypen (wie HPV 16 und 18) kommen bei Genitalwarzen meist nicht vor. Eine HPV-Impfung schützt gegen die meisten Subtypen – allerdings nicht zu 100 Prozent.
Herpes
Genau wie bei Lippenherpes ist der Auslöser bei Genitalherpes das Herpes-simplex-Virus (HSV), das sich leicht von einer Person zur anderen überträgt: Neun von zehn Erwachsene tragen das Virus in sich. Die Herpes-Erkrankung bricht in Form von kleinen Bläschen und Geschwüren aus.
Herpesviren werden vor allem durch engen Kontakt übertragen, etwa beim Küssen oder beim Sex, aber beispielsweise auch durch gemeinsam benutzte Gläser oder via Tröpfcheninfektion (beim Niesen und Husten). Sie wandern außerdem leicht vom Mund- in den Genitalbereich oder umgekehrt. Besonders ansteckend sind Herpesviren, wenn akut Bläschen und Geschwüre sichtbar sind. Gelangt das Virus einmal in den Körper, bleibt es lebenslänglich dort, verursacht jedoch die meiste Zeit keine Symptome. Auslöser für einen (Wieder-)Ausbruch können zum Beispiel Stress, ein geschwächtes Immunsystem oder ein starker Sonnenbrand sein. Beim ersten Ausbruch von Genitalherpes ist eine Behandlung mit virushemmenden Medikamenten sinnvoll. Oft verlaufen weitere Ausbrüche milder, dann sind Medikamente nicht immer nötig.
HIV und AIDS
Die Abkürzung HIV steht für das Humane Immundefizienz-Virus. Dieses Virus wird zumeist beim Vaginal- oder Analverkehr mit einer infizierten Person übertragen oder wenn beim Drogenkonsum das Spritzbesteck geteilt wird. Bei Küssen, Umarmungen oder einer gemeinsam genutzten Toilette besteht hingegen keine Gefahr. HIV ist vergleichsweise schwer übertragbar, kann aber schwerwiegende Folgen haben. Das Virus schädigt bestimmte Zellen des Immunsystems. Unbehandelt macht das den Körper anfällig für Bakterien, Pilze oder Viren, gegen die sich ein gesundes Immunsystem meist problemlos wehren könnte. Die Folgen dieser Abwehrschwäche sind oft schwere Lungenentzündungen oder Pilzerkrankungen. Erst ab diesem Punkt spricht man von AIDS. Das ist eine Abkürzung für „Acquired Immune Deficiency Syndrome“, auf Deutsch: "erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom“.
HIV ist nicht heilbar. Doch mit einer konsequenten Therapie können HIV-Infizierte heute langfristig eine hohe Lebensqualität erreichen. Diese Therapie bewirkt außerdem, dass die Viruslast im Plasma auf unter die Nachweisgrenze reduziert wird. Das bedeutet, dass die Ansteckungsfähigkeit quasi aufgehoben ist.
Wie kann man(n) sich vor Geschlechtskrankheiten schützen?
Die genauen Ansteckungswege und -risiken unterscheiden sich je nach Überträger der STI. Dennoch gibt es einige Maßnahmen für „Safer Sex“ – also sicheren Geschlechtsverkehr –, mit denen Männer sich sowie ihre Sexualpartnerinnen oder -partner wirksam vor fast allen Geschlechtskrankheiten schützen können.
Die wichtigsten Hilfsmittel sind Kondome oder Femidome. Richtig angewendet minimieren beide den direkten Kontakt der Schleimhäute und Körperflüssigkeiten beim Vaginal- und Analverkehr. Das reduziert das Risiko sich mit Geschlechtskrankheiten zu infizieren. Noch besser ist geschützt, wer zusätzlich den Kontakt mit sichtbar veränderten oder entzündeten Hautstellen und Körperflüssigkeiten vermeidet. Gegen Genitalherpes, Feigwarzen und andere leicht übertragbare Krankheiten bieten auch Kondome und Femidome keinen hundertprozentigen Schutz.
Geschlechtskrankheiten: Welcher Test für den Mann?
Wer sexuellen Kontakt mit einer infizierten Person hatte oder mögliche Symptome einer Geschlechtskrankheit bemerkt, sollte einen entsprechenden Test machen. Dazu empfiehlt sich ein Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder einem Urologen oder einer Urologin. Auch der Hausarzt oder die Hausärztin ist eine gute Anlaufstelle. Besteht ein spezieller Verdacht, gehört ein Test auch zu den Krankenkassenleistungen.
Selbsttests, die über das Internet beworben werden, sind oft ungenau. Es besteht allerdings die Möglichkeit, sich bei weiteren Anlaufstellen testen und beraten zu lassen – zum Beispiel bei Gesundheitsämtern, Aidshilfen und sogenannten Checkpoints.
Wenn man sich mit einer Geschlechtskrankheit infiziert hat, ist es außerdem sehr wichtig, den Sexualpartner oder die Sexualpartnerin zu informieren.
Unterstützung finden
Habe ich eine Geschlechtskrankheit?
Anlauf- und Beratungsstellen bei Verdacht auf Geschlechtskrankheiten finden Sie bei der Deutschen Aidshilfe.