Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Organe

Perikarditis: Wie es zu einer Herzbeutelentzündung kommt

Veröffentlicht am:12.10.2023

5 Minuten Lesedauer

Das Herz ist von einer Gewebehülle umgeben, die sich entzünden kann. Man spricht dann von einer Herzbeutelentzündung. Rechtzeitig behandelt, heilt sie in der Regel gut aus. Unbehandelt kann eine Herzbeutelentzündung lebensbedrohlich sein.

Ein Arzt hört das Herz eines Mannes mit einem Stethoskop ab.

© iStock / wutwhanfoto

Was ist eine Herzbeutelentzündung?

Der Herzbeutel, der das Herz als schützende Hülle umgibt, besteht aus Bindegewebe. Er wird auch Perikard genannt. Zum Herzbeutel gehört noch eine zweite Gewebeschicht, die direkt auf dem Herzen liegt. Diese innere Hülle heißt Epikard. Zwischen der inneren und der äußeren Hülle des Herzbeutels befindet sich ein schmaler Zwischenraum, der mit etwa 15 Milliliter Flüssigkeit gefüllt ist. Diese Flüssigkeit funktioniert wie eine Gleitschicht, dank derer sich das Herz beim Schlagen reibungsarm ausdehnen und wieder zusammenziehen kann.

Wenn sich der Herzbeutel entzündet, beeinträchtigt dies die normale Funktionsweise des Herzens. In seltenen Fällen kann eine Perikarditis schwerwiegende Folgen haben und zu Herzrhythmusstörungen oder sogar zum Tod führen.

Zm Vergleich zu anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt eine Herzbeutelentzündung relativ selten vor. Nach Schätzungen erkranken jährlich ungefähr 25 bis 30 Menschen von 100.000. Eine Perikarditis kann Menschen jeden Alters betreffen – Frauen ebenso wie Männer. Männer zwischen 16 und 65 Jahren weisen allerdings ein leicht erhöhtes Erkrankungsrisiko auf.

Passende Artikel zum Thema

Welche Formen einer Perikarditis gibt es und wie entstehen sie?

Herzbeutelentzündungen können plötzlich und akut auftreten (akute Perikarditis) oder einen chronischen Verlauf nehmen. Eine chronische Perikarditis bezeichnet einen Verlauf, der länger als drei Monate dauert. Bis zu 30 Prozent der wegen einer akuten Perikarditis behandelten Menschen erkranken erneut (rezidivierende Perikarditis) und ein kleiner Teil entwickelt eine chronische Perikarditis.

Unterschiedliche Arten der Perikarditis

Je nach Ursache gibt es:

  • idiopathische Perikarditis, für die keine Ursache ermittelt werden kann
  • infektiöse Perikarditis infolge einer Infektion mit Krankheitserregern
  • posttraumatische Perikarditis infolge einer Verletzung des Brustkorbs

Eine Sonderform ist die konstriktive Perikarditis (Panzerherz). Bei dieser schwersten Ausprägung der Perikarditis kommt es durch die Entzündung zu narbigen Veränderungen und Verkalkungen des Herzbeutels. Die einzelnen Gewebeschichten verkleben miteinander, wodurch die Beweglichkeit und das Fassungsvermögen des Herzens eingeschränkt ist. Durch das verminderte Pumpvermögen des Herzens gelangt zu wenig Blut in den Kreislauf. Zur konstriktiven Perikarditis kann es nach mehreren Episoden einer akuten oder nach einer chronischen Perikarditis kommen.

Wie entsteht eine Herzbeutelentzündung?

In rund der Hälfte aller Fälle in den Industrienationen sind Viren für die Herzbeutelentzündung verantwortlich – etwa bei Atemwegserkrankungen. Ganz selten sind Bakterien und Pilze Auslöser einer infektiösen Perikarditis. Weitere Ursachen für eine Perikarditis können ein Herzinfarkt, Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, Tuberkulose, Krebs oder auch eine Niereninsuffizienz sein.

Oft kommt es im Rahmen einer Perikarditis zu einem Herzbeutelerguss (Perikarderguss), bei dem sich zu viel Flüssigkeit im Herzbeutel ansammelt. Ein kleiner Herzbeutelerguss ist oft symptomlos und bildet sich von allein zurück, während ein großer Herzbeutelerguss das Herz zusammenpresst und dessen Funktion beeinträchtigt. Das nennt man Herzbeuteltamponade. Genauso wie es Herzbeutelentzündungen ohne Erguss gibt, führt nicht jeder Erguss zu einer Perikarditis.

Von einem jungen Mann wird durch einen Arzt und Pfleger ein EKG geschrieben.

© iStock / peakSTOCK

Das EKG misst die elektrische Aktivität des Herzens und macht Erkrankungen sichtbar, bei einer Perikarditis zeigen sich Veränderungen im EKG.

Was sind die Symptome einer Perikarditis?

Es gibt milde und symptomlose Verläufe der akuten Perikarditis, die Betroffene oft nicht bemerken. Sie verheilen in aller Regel ohne Komplikationen.

Wenn bei einer akuten Perikarditis Symptome auftreten, sind stechende Schmerzen in der Brust am häufigsten. Die Schmerzen können in Schultern, Arme oder Bauch ausstrahlen. Meist verschlimmern sie sich beim Einatmen, Schlucken, Husten oder im Liegen und nehmen ab, wenn die Betroffenen sich nach vorne lehnen. Weitere mögliche Symptome einer akuten Perikarditis sind:

  • Fieber
  • hoher Puls
  • Atemnot

Wegen der typischen Brustschmerzen verwechseln Betroffene oder auch Ärzte und Ärztinnen eine Perikarditis manchmal mit einer Angina pectoris oder – bei plötzlich auftretenden Schmerzen – mit einem Herzinfarkt.

Eine chronische Perikarditis kann ohne deutliche Symptome verlaufen. Betroffene sind allerdings schnell erschöpft und kommen leicht außer Atem.

Bei einer Herzbeuteltamponade kann sich das Herz nicht richtig ausdehnen und es fließt zu wenig Blut in die Herzkammern. Das Blut kann sich in den Venen stauen, wodurch der Blutdruck sinkt. Eine Herzbeuteltamponade ist ein Notfall und muss sofort behandelt werden. Es droht ein gefährlicher kardiogener Schock mit Herz- und Kreislaufstillstand.

Passende Artikel zum Thema

Wie wird eine Perikarditis diagnostiziert und behandelt?

Bei Beschwerden, die auf eine Perikarditis hinweisen, sollten Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen. Gegebenenfalls werden Sie an eine fachärztliche Praxis überwiesen. Wegen typischer Herzgeräusche lässt sich eine Perikarditis oft schon durch Abhören mit dem Stethoskop feststellen. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind:

Eine Herzbeutelentzündung lässt sich in der Regel erfolgreich behandeln und heilt oft innerhalb von ein bis drei Wochen aus. Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser ist die Prognose. Anders verhält es sich bei den gefährlichen Komplikationen Herzbeuteltamponade und konstriktive Perikarditis. Die Behandlung solcher Verläufe ist oft langwierig.

Die konkreten Behandlungsschritte hängen von der Ursache der Perikarditis ab und zielen auf die auslösende Erkrankung.

Mögliche Maßnahmen und Mittel sind:

  • entzündungshemmende Schmerzmittel
  • körperliche Schonung über mindestens 3 Monate
  • Colchicin vor allem bei idiopathischer und bei wiederkehrender Perikarditis 
  • Antibiotika, wenn die Perikarditis durch eine bakterielle Infektion verursacht wurde
  • Eingelagerte Flüssigkeit im Herzbeutel muss unter Umständen abgelassen werden.
  • Eine konstriktive Perikarditis muss möglicherweise operiert werden.

Exklusiver Service für AOK-Versicherte mit verständlichen Antworten auf medizinische Fragen

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?