Organe
Das passiert bei einer Leberzirrhose im Körper
Veröffentlicht am:15.08.2022
6 Minuten Lesedauer
Oft denken Menschen bei einer Leberzirrhose an langjährige Alkoholabhängigkeit, dabei kann die Krankheit auch viele andere Ursachen haben. Betroffene müssen unbedingt in Behandlung, sonst führt die Erkrankung bei andauernder Leberschädigung zum Tod.
Was ist eine Leberzirrhose?
Ein präziser Schlag knapp unter die rechten untersten Rippen, dort, wo die Leber nicht geschützt ist, und der Kampf ist beendet. Im Boxen ist ein Leberhaken ein gefürchteter Schlag. Die Leber zu schützen, ist für Boxer deshalb essenziell. Im übertragenen Sinn kann sich daran jeder ein Beispiel nehmen. Die Leber ist mit 1,5 Kilogramm das größte Organ des Menschen und spielt eine zentrale Rolle in den Stoffwechselprozessen und der Entgiftung des Körpers. Ein Leben ohne eine Leber ist nicht möglich.
Durch ihren ständigen Kampf gegen Giftstoffe ist sie allerdings anfällig für Krankheiten. Allein in Deutschland sind mehr als fünf Millionen Menschen von Lebererkrankungen betroffen. Bleiben die Erkrankungen unbehandelt, kann daraus eine Leberzirrhose entstehen. Sie ist also ein weit fortgeschrittenes Stadium einer über Jahre oder auch Jahrzehnte bestehenden Leberschädigung.
Bei einer Leberzirrhose wird das eigentliche Gewebe der Leber zerstört und durch funktionsloses Bindegewebe ersetzt (Fibrosierung). Die Leber verhärtet und ist mit Knoten und Narben übersät. Je weiter dieser Prozess voranschreitet, desto schlechter kann die Leber ihre Aufgaben erfüllen. Langfristig führt das zu einem Verlust der Leberfunktion bis hin zu einem totalen Leberausfall.
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Ursachen einer Leberzirrhose
Zu den häufigsten Lebererkrankungen in Deutschland gehört die nicht-alkoholische Fettleber. Selbst Kinder können von ihr betroffen sein. Zu ihr kommt es, wenn dem Körper langfristig mehr Energie zugeführt wird, als er benötigt. Die überschüssige Energie wird dann in Form von Fett eingelagert – sowohl im Fettgewebe als auch in der Leber. Meist entsteht die nicht-alkoholische Fettleber infolge eines metabolischen Syndroms, das durch Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, einen gestörten Zuckerstoffwechsel und Bluthochdruck gekennzeichnet ist. Aus der nicht-alkoholischen Fettleber kann sich eine chronische Leberentzündung und in deren Folge eine Leberzirrhose entwickeln.
Auch ein langjähriger hoher Alkoholkonsum kann zu einer Fettleber führen – man spricht dann von einer alkoholischen Fettleber. Bei Männern kann bereits ein täglicher Konsum von etwa 20 bis 30 Gramm Alkohol die Leber unwiederbringlich schädigen. Bei Frauen sind es zirka 10 bis 20 Gramm. Zur Einordnung: Eine Flasche Bier (0,33 Liter) enthält etwa 13 Gramm Alkohol.
Ein großer Teil der Leberzirrhosen ist auch auf eine Virushepatitis vom Typ B oder C zurückzuführen. Seltener können für die Erkrankung unter anderem folgende Ursachen infrage kommen:
- andere Infektionskrankheiten, beispielsweise mit Würmern
- Stoffwechselerkrankungen, wie die Kupferspeicherkrankheit oder die Mukoviszidose
- autoimmune Leberentzündungen
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Herzinsuffizienz mit eingeschränkter Auswurfleistung der rechten Herzkammer
Symptome einer Leberzirrhose
Anfangs verläuft eine Leberzirrhose oft symptomlos, daher merken Betroffene meist nicht, dass sie erkrankt sind. Ärzte und Ärztinnen entdecken Hinweise auf die Erkrankung dann oft nur im Rahmen einer routinemäßigen körperlichen Untersuchung sowie einer Blut- oder Ultraschalluntersuchung. Erst in späteren Stadien treten Symptome auf. Neben unspezifischen Anzeichen wie Müdigkeit, Übelkeit und Appetitverlust macht sich eine Leberzirrhose auch durch Hautveränderungen bemerkbar:
- punktförmige Blutgefäße, von denen feine Zweige abgehen, sogenannte Gefäßspinnen, die besonders im Gesicht oder am Oberkörper auftreten können
- Juckreiz
- weiße Färbung der Fingernägel
- Verdickung der Sehnen in den Handinnenflächen
- Rötung der Handballen
- Erweiterung der Hautgefäße (Geldscheinhaut)
- gerötete, glänzende Lippen und Zunge (Lacklippen, Lackzunge)
Neben Hautveränderungen kommt es bei einer Leberzirrhose auch zu hormonellen Störungen. Bei Männern kann sich das durch Verlust der Bauchbehaarung (Bauchglatze) äußern, sowie durch Potenzstörungen, Verkleinerung der Hoden und Brustwachstum durch die Vermehrung des Brustdrüsengewebes. Frauen leiden häufig unter einer unregelmäßigen Menstruation.
Im Verlauf der Krankheit kann es zu weiteren Symptomen und Folgeerkrankungen kommen:
- gelbe Färbung der Haut und der Augäpfel, dunkler Urin und heller Stuhl (Gelbsucht)
- Flüssigkeitsansammlung in Bauch und Beinen (Ödeme)
- Kurzatmigkeit
- Anfälligkeit Nasenbluten
- erhöhter Druck in der Pfortader, über die das venöse Blut aus dem Bauchraum der Leber zugeführt wird, infolge des Pfortaderhochdrucks fließt mehr Blut durch kleine Venen, die die Leber umgehen und weitet diese auf. Die erweiterten kleinen Venen können um den Nabel herum sichtbar werden oder entlang des Magens und der Speiseröhre auftreten, was lebensgefährliche Blutungen aus Magen und Speiseröhre zur Folge haben kann.
- starker Gewichtsverlust
- Beeinträchtigung der Gehirnfunktion, da die Leber ihre Blutentgiftungsfunktion zunehmend schlechter erfüllen kann
- deutlich erhöhtes Risiko für Leberkrebs als Spätfolge der chronischen Leberschädigung
Wie verläuft eine Leberzirrhose?
Unbehandelt verläuft eine Leberzirrhose bei anhaltender Leberschädigung tödlich. 50 Prozent der Betroffenen einer alkoholbedingten Leberzirrhose sterben innerhalb von fünf Jahren, wenn sie weiter Alkohol trinken. Die Todesursache ist meistens vollständiges Leberversagen, eine Blutung aus Krampfadern der Speiseröhre sowie des Magens oder Leberkrebs.
Das Stadium der Leberzirrhose ist entscheidend für den Verlauf und die Prognose. Es wird von Ärzten und Ärztinnen unter anderem mithilfe der sogenannten Child-Pugh-Kriterien bestimmt. Dafür messen sie drei Laborparameter und berücksichtigen Folgeerkrankungen wie die Ansammlung von Bauchwasser und die Störung der Gehirnfunktion. Auf Basis dieser fünf Parameter kann zwischen drei Stadien der Leberzirrhose (Child A bis C) unterschieden werden, die mit einer unterschiedlich beeinträchtigten Lebenserwartung einhergehen.
Wie lässt sich eine Leberzirrhose behandeln?
Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten der Leberzirrhose zu stoppen und die Beschwerden zu lindern. Allerdings ist es nicht möglich, bereits eingetretene Schäden wieder rückgängig zu machen. Eine Leberzirrhose ist also nicht heilbar. Bei einer Erkrankung im Endstadium hilft oft nur noch eine Lebertransplantation.
Um das Voranschreiten einer Leberzirrhose zu stoppen, muss die Erkrankung behandelt werden, die der Leberzirrhose zugrunde liegt. Eine hohe Chance auf Heilung gibt es, wenn die Ursache für die Leberzirrhose zum Beispiel Virushepatitis B oder C ist. Letztere kann durch spezielle Medikamente in bis zu 98 Prozent der Fälle ausgeheilt werden. Dadurch wird die chronische Entzündung der Leber gestoppt und das Risiko für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms reduziert. Bei Leberschädigungen, die im Rahmen angeborener Stoffwechselstörungen oder Autoimmunerkrankungen auftreten, ist eine ursächliche Therapie deutlich schwieriger. Wichtig ist in jedem Fall, die Leber nicht weiter zu schädigen. Bei einer alkoholbedingten Leberzirrhose hängt der Therapieerfolg beispielsweise davon ab, ob die Alkoholabhängigkeit der Betroffenen erfolgreich behandelt werden kann. Ziel ist hier der komplette Verzicht auf Alkohol.
Generell wird empfohlen, sich bei einer Leberzirrhose ausgewogen und vitaminreich zu ernähren und regelmäßigen Stuhlgang zu fördern, um den Körper von Giftstoffen zu befreien. Auf Alkohol und andere leberschädigende Substanzen sollte verzichtet werden. Auch bei der Einnahme von Medikamenten ist zu beachten, ob diese die Leber schädigen können. Zudem ist es wichtig, mögliche Komplikationen einer Leberzirrhose frühzeitig zu erkennen und zu behandeln sowie Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Auftreten in Zukunft zu verhindern.
Wie lässt sich einer Leberzirrhose vorbeugen?
Es lohnt sich, die Leber gesund zu halten. Das können Sie dafür tun:
- Verzichten Sie auf übermäßigen Alkoholkonsum. Wer dauerhaft zu viel Alkohol trinkt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Leberzirrhose.
- Schützen Sie sich vor Hepatitis B durch eine Impfung, wenn Sie zu einer der Risikogruppen gehören, denen die Ständige Impfkommission diese Impfung empfiehlt. Gegen Hepatitis C gibt es bisher noch keinen wirksamen Impfstoff.
- Vermeiden oder reduzieren Sie Übergewicht mithilfe einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung.
- Seien Sie vorsichtig, wenn Sie potenziell leberschädigende Medikamente einnehmen müssen und halten Sie regelmäßig Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Das gilt auch für nicht rezeptpflichtige Medikamente, wie beispielsweise das Schmerzmittel Paracetamol, das in zu hoher Dosierung oder bei Einnahme über einen längeren Zeitraum Leberschäden verursachen kann.