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So können Sie Ausbruch und Übertragung von Lippenherpes verhindern
Veröffentlicht am:25.06.2021
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 27.06.2023
Die schmerzhaften Herpes-Bläschen an der Lippe sind zwar lästig, die Viruserkrankung ist aber meist harmlos. Symptome lassen sich lindern und einer wiederholten Erkrankung lässt sich vorbeugen.
Was ist Lippenherpes und wodurch wird er verursacht?
Viele Menschen kennen das: Die Haut an der Lippe beginnt an einer Stelle zu kribbeln, zu spannen oder leicht zu brennen. Kurze Zeit später rötet sich die betroffene Stelle und es erscheinen kleine gelbliche Bläschen, die jucken und schmerzen. Diese brechen auf und setzen ein Sekret frei. Schließlich bilden sich Verkrustungen. Unbehandelt heilt ein Lippenherpes nach etwa ein bis zwei Wochen von selbst ab. Dauer und auch Schweregrad können aber individuell sehr verschieden sein. Obwohl Herpesbläschen überwiegend an den Lippen auftreten, können sie auch selten an anderen Stellen des Körpers auftreten. Dazu gehören unter anderem:
- Nase
- Augen
- Fingernägel
- Brustwarzen
- Gesäß
Wie entsteht Herpes?
Lippenherpes – medizinisch Herpes labialis – wird vor allem von Herpes-simplex-Viren 1 (HSV1) verursacht. Daneben gibt es noch das Herpes-simplex-Virus 2 (HSV2), das überwiegend zu Genitalherpes führt. Allerdings können beide Virentypen mitunter die gleichen Erkrankungen auslösen. Lippenherpes ist also eine Infektionskrankheit. Wer sich einmal angesteckt hat, bei dem können die Lippenbläschen immer wieder auftreten. Die Viren verweilen nämlich lebenslang in Nervenknoten, den sogenannten Ganglien.
Wie steckt man sich mit Lippenherpes an?
Die Viren werden durch eine Schmierinfektion übertragen. Aus den geplatzten Bläschen treten Viren aus und verteilen sich im umliegenden Bereich. Kommt eine andere Person mit dem infektiösen Sekret in Berührung, beispielsweise beim Küssen oder gemeinsamen Benutzen von Gläsern oder Besteck, können die Viren durch winzige Verletzungen in der Haut oder Schleimhaut in den Körper gelangen. Infizieren kann man sich also in der Regel nur, so lange Bläschen vorhanden sind.
Wieso kommt es immer wieder zu Lippenherpes?
Die meiste Zeit verharren die Viren in einem Ruhezustand. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, wandern die Viren entlang der Nerven zur Hautoberfläche und führen zu den typischen Symptomen. Etwa 30 Prozent der Virusträger bekommen einen Herpes an der Lippe. Fünf bis zehn Prozent leiden sogar mehr als fünfmal im Jahr daran. Auslöser für diesen als Reaktivierung bezeichneten Prozess können sein:
- andere Infektionskrankheiten, zum Beispiel Erkältungen oder Grippe
- Medikamente (zum Beispiel Kortison)
- Stress
- hormonelle Schwankungen
- starke Sonneneinstrahlung
- sehr heiße oder sehr kalte Temperaturen
- kleinere Verletzungen oder Risse an den Lippen
Was hat Mundfäule mit Lippenherpes zu tun?
Rund 80 Prozent der Erwachsenen tragen das Herpes-Virus in sich. Die meisten Menschen infizieren sich bereits im Kindesalter. Oft geschieht die Ansteckung unbemerkt. Mitunter verursacht sie jedoch auch Symptome. So kann Herpes im Mund als sogenannte Mundfäule (Gingivostomatitis herpetica, aphthöse Stomatitis) auftreten.
Das ist eine Erkrankung der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches, bei der sich zahlreiche schmerzhafte entzündete Stellen auf der Wangenschleimhaut, dem Zahnfleisch, der Zunge, dem Gaumen, aber auch auf den Lippen und um den Mund herum bilden können. Oft kommt hohes Fieber hinzu. Weil die Symptome sehr schmerzhaft sein können, wollen betroffene Kinder meist nichts essen oder trinken. Als Mundfäule wird die Erkrankung bezeichnet, da dabei ein fauliger Mundgeruch auftritt. Die akuten Symptome halten meist vier bis fünf Tage an. Es kann jedoch bis zu drei Wochen dauern, bis die Bläschen vollständig abgeheilt sind.
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Eine Herpes-Enzephalitis ist eine seltene Gehirnerkrankung, die äußerst schwerwiegend ist. Etwa drei von zehn Fällen treten nach einer Erstinfektion mit dem Herpes-Virus auf und sieben von zehn bei einer Reaktivierung. Es beginnt mit Fieber, Kopfschmerzen und Krankheitsgefühl. Nach ein bis sieben Tagen kann es zu Krampfanfällen und weiteren neurologischen Problemen bis hin zum Koma kommen. Unbehandelt sterben über 70 Prozent der Patienten. Mit einer antiviralen Therapie sind es nur circa 10 bis 30 Prozent.
In diesen Fällen sollten Sie bei einer Herpesinfektion eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen:
- bei großflächiger Ausbreitung der Bläschen
- wenn sich die Beschwerden nach einigen Tagen nicht bessern
- bei starken Schmerzen
- wenn es zu Vereiterungen kommt (zusätzliche Infektion mit Bakterien)
- bei einer bekannten schweren Störung des Immunsystems, etwa einer HIV-Infektion oder unter Chemotherapie
Herpescreme für schnelle Abhilfe
Schon bei den ersten Anzeichen wie Kribbeln und Spannen an einer Hautstelle sollte sofort eine Salbe mit einem antiviralen Wirkstoff (Aciclovir oder Penciclovir) aus der Apotheke aufgetragen werden. Dies muss konsequent mehrfach täglich wiederholt werden, für etwa vier bis fünf Tage. Beschwerden werden so gelindert, ein Ausbruch kann sogar verhindert werden. Zusätzlich zur Creme können virushemmende Tabletten eingesetzt werden. Diese gibt es auf Rezept in der Apotheke. Sie helfen ebenfalls gegen die Symptome und können einen Herpes-Ausbruch verkürzen.
Hygieneregeln bei Herpes
- Küssen unterlassen
- nichts mit anderen teilen, was mit den Bläschen in Kontakt kommt (Geschirr, Waschlappen, Handtücher), eventuell Einwegwaschlappen und -handtücher nutzen
- Bläschen nicht berühren oder die Kruste abkratzen, die Flüssigkeit sollte nicht an andere Körperstellen oder gar in die Augen gelangen
- Kontaktlinsenträger können zur Sicherheit in der Zeit auf eine Brille zurückgreifen
- Nach der Infektion Zahnbürste und eventuell verwendete Lippenpflegestifte/Lippenstifte entsorgen
Lässt sich Lippenherpes vorbeugen?
Eine Impfung gegen Herpesviren existiert bisher nicht. Es gibt allerdings einige Maßnahmen, die helfen können, Herpesbläschen zu vermeiden:
- Stress möglichst vermeiden
- keine exzessiven Sonnenbäder nehmen
- die Lippen pflegen (zu einer Reaktivierung kommt es leichter bei spröden Lippen), bei starker Sonneneinstrahlung Lippenbalsam mit Lichtschutzfaktor (LSF mindestens 20) auftragen
Wann ist Herpes für Babys gefährlich und wie kann man sie schützen?
Infizieren sich Neugeborene bis zur achten Lebenswoche mit dem Herpes-simplex-Virus, kann das zu einer Herpes-Enzephalitis, einer Entzündung des Gehirns, führen. Dies ist sowohl durch Herpes-simplex-Virus Typ 1 oder 2 möglich. Bleibende Schäden oder sogar der Tod können die Folge sein. Zu Herpesinfektionen bei Neugeborenen kommt es allerdings meist durch einen Herpes genitalis der Mutter. Die Babys infizieren sich dann bei der Geburt.
Um Neugeborenen und Babys nicht mit Lippenherpes zu infizieren, sollten Eltern sowie andere Personen, die in engem Kontakt mit dem Kind stehen und die akut Herpesbläschen haben, diese Vorsichtsmaßnahmen beachten:
- einen Mundschutz tragen, wenn Sie sich in der Nähe des Kindes aufhalten
- die Hände stets sorgfältig reinigen
- sind die Brustwarzen befallen, das Kind nicht stillen
- aufs Küssen verzichten