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Nicht alkoholische Fettleber – wie gefährlich ist sie?

Veröffentlicht am:21.01.2025

6 Minuten Lesedauer

Eine Leberverfettung verbinden viele Personen automatisch mit einem hohen Alkoholkonsum. Wer unter einer nicht alkoholischen Fettlebererkrankung leidet, trinkt aber nicht übermäßig viel Alkohol. Dafür besteht sehr häufig eine Insulinresistenz.

Zwei übergewichtige Personen walken und unterhalten sich dabei. Im Hintergrund sind ein Fluss und eine Brücke sowie Bürogebäude zu sehen.

© iStock / kali9

Was ist eine nicht alkoholische Fettleber?

Die Leber übernimmt als zentrale Stoffwechseleinheit im Körper lebenswichtige Aufgaben. Das Organ produziert Gallenflüssigkeit zur Verdauung von Fetten, dient als Entgiftungszentrale, spielt eine wichtige Rolle im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, speichert Vitamine und Spurenelemente, bildet Aminosäuren und Proteine, die unter anderem für die Blutgerinnung erforderlich sind, und vieles mehr – kurzum: Der Mensch kann ohne Leber nicht leben. Es gibt jedoch verschiedene Erkrankungen, die die Funktionstüchtigkeit der Leber einschränken können, darunter die nicht alkoholische Fettleber, kurz NAFLD für „nonalcoholic fatty liver disease“. Weltweit sind etwa 25 Prozent der Menschen davon betroffen, in Deutschland stellt sie die häufigste Lebererkrankung dar. Wie die Bezeichnung bereits andeutet, ist Alkohol nicht die Ursache — vielmehr diagnostizieren Mediziner und Medizinerinnen diese Art der Leberverfettung bei Menschen ohne übermäßigen Alkoholkonsum.

Bei Menschen, die an NAFLD leiden, macht das Fett mehr als fünf Prozent des Lebergewichts aus, beziehungsweise die Leberzellen sind in diesem Ausmaß verfettet.

Mediziner und Medizinerinnen unterscheiden verschiedene Formen der NAFLD:

  1. Einfache Fettleber, auch Steatose genannt: Diese einfache Fettansammlung in der Leber geht nicht mit einer Entzündung der Leberzellen einher und wird häufig als Zufallsbefund entdeckt.
  2. Nichtalkoholische Steatohepatitis, kurz NASH: Hierbei kommt es zu entzündlichen Prozessen, welche die Zellen der Leber schädigen.
  3. Leberfibrose: Bei anhaltenden Entzündungen wird das Lebergewebe nach und nach durch Narbengewebe ersetzt. In den Frühstadien dieses Prozesses ist das Organ aber noch funktionsfähig. Durch die chronische Entzündung steigt jedoch das Risiko für Leberkrebs.
  4. Leberzirrhose: In diesem Endstadium der Leberfibrose sind die Läppchenstruktur und die Gefäßarchitektur der Leber durch die fortschreitende Vernarbung so zerstört, dass der normale Blutdurchfluss nicht mehr gewährleistet ist und das Organ seine Funktion nicht mehr hinreichend wahrnehmen kann — mit teilweise lebensbedrohlichen Folgen. Wenn das Blut nicht mehr ungehindert durch die Leber fließen kann, bilden sich Krampfadern in der Speiseröhre, die reißen und zu lebensgefährlichen Blutungen führen können. Je schwerer die Stoffwechsel- und Entgiftungsfunktion der Leber gestört ist, desto mehr zeigen sich auch Beeinträchtigungen der Hirnfunktionen, zum Beispiel in Form von zunehmender Müdigkeit, Verwirrtheit und Sprachstörungen.
  5. Komplettes Leberversagen: Unbehandelt kommt es bei einer Zirrhose schließlich zu einem völligen Versagen der Leberfunktionen. Da der Mensch ohne Leber nicht leben kann, bleibt in diesem Stadium oft nur noch die Transplantation eines Spenderorgans.

Bis zu ein Fünftel der Betroffenen mit NAFLD entwickelt eine Steatohepatitis. Diese kann wiederum in bis zu einem Fünftel der Fälle in eine höhergradige Fibrose übergehen. Bei unter fünf Prozent der an einer Fibrose Erkrankten entwickelt sich eine Leberzirrhose.

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Was sind die Ursachen einer nicht alkoholischen Fettleber?

Die Ursachen der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung sind noch nicht vollständig geklärt. Eine entscheidende Bedeutung scheint jedoch eine Insulinresistenz zu haben, bei der die Körperzellen nicht mehr angemessen auf die Signale des Stoffwechselhormons Insulin reagieren. Bei der Entstehung einer Insulinresistenz spielt ein ungesunder Lebensstil, insbesondere Bewegungsmangel sowie eine Ernährung mit zu vielen Kalorien, zu wenig Ballaststoffen und einem hohen Anteil an ungesunden Fetten und Zucker eine wesentliche Rolle. Die Insulinresistenz ist jedoch nicht nur an der Entstehung der NAFLD beteiligt, sondern ist auch eine zentrale Ursache des metabolischen Syndroms. Ein metabolisches Syndrom kann die Vorstufe eines Typ-2-Diabetes sein und schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Die nicht alkoholische Fettlebererkrankung wird daher oft auch als Leber-Manifestation des metabolischen Syndroms oder als MASLD (metabolic dysfunction-associatred steatotic liver disease) bezeichnet. Eine Insulinresistenz führt unter anderem dazu, dass mehr Fett gebildet wird, die Leber mehr freie Fettsäuren aus dem Fettgewebe aufnimmt und sich Fett in der Leber anhäuft.

Eine Person hält mit einer Hand ein Ofenblech, mit frischem Gemüse gefüllt, fest und gibt Speiseöl darüber.

© iStock / Daisy-Daisy

Die mediterrane Ernährung basiert unter anderem auf viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorn-Getreideprodukten und Olivenöl. Das kommt auch der Leber zugute.

Weitere mögliche Ursachen für eine nicht alkoholische Fettleber

Noch ist nicht vollständig geklärt, warum das Organ bei manchen Menschen Fett anreichert, bei anderen jedoch nicht. Auch der Grund für die Entzündung der Leberzellen im Rahmen der nicht alkoholischen Steatohepatitis (NASH) ist noch nicht hinreichend erforscht. Klar ist jedoch, dass umweltbedingte und genetische Ursachen eine Rolle spielen. Man geht derzeit davon aus, dass Leberfettgehalt und Leberfibrose bis zu 50 Prozent erblich mitbedingt sind. Neben der Veranlagung spielt vor allem Übergewicht oder Adipositas eine entscheidende Rolle. Tatsächlich tritt die NAFLD am häufigsten bei Menschen auf, die übergewichtig oder fettleibig sind — was wahrscheinlich wesentlich auf die oben beschriebene Insulinresistenz als gemeinsamen Krankheitstreiber zurückzuführen ist.

Ursächlich für die Entzündung der verfetteten Leberzellen und die Entwicklung einer NASH könnten unter anderem Defekte in der Struktur und der Funktion der Mitochondrien, den Energiekraftwerken der Zellen, sein oder eine beeinträchtigte Abwehr freier Sauerstoffradikale oder auch leberschädigende Nebenprodukte von Darmbakterien.

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Welche Symptome treten bei einer nicht alkoholischen Fettleber auf?

Das Tückische ist, dass eine nicht alkoholische Fettleber anfangs keine oder kaum Symptome verursacht. Unter Umständen fühlen sich Patienten und Patientinnen müde, berichten über ein allgemeines Unwohlsein oder verspüren leichte Schmerzen im rechten Oberbauch. Da die meisten Betroffenen keine auffälligen Beschwerden haben, wird die Erkrankung häufig erst entdeckt, wenn bei aus anderen Gründen durchgeführten Laboruntersuchungen erhöhte Leberwerte auffallen. Erst wenn die Leber schwer entzündet oder bereits stark vernarbt ist, machen sich deutlichere Anzeichen der Erkrankung bemerkbar: Die Haut kann jucken, durch Flüssigkeitseinlagerungen kann es zu Schwellungen der Beine oder des Bauches kommen. Auch eine Gelbfärbung der Haut und der Schleimhäute in den Augen, eine vergrößerte Milz und Atemnot sind möglich. Bei diesen Symptomen ist dringend eine ärztliche Abklärung erforderlich, um ein weiteres Fortschreiten der in diesem Stadium schon schweren Erkrankung zu verhindern.

Der Leber zuliebe: Tipps für einen (leber-)gesunden Lebensstil

Medikamente zur gezielten Behandlung einer Fettleber und einer NASH werden aktuell noch in Studien untersucht. Die Therapie einer NAFLD ohne bereits bestehende Leberzirrhose oder fortgeschrittene Fibrose stützt sich daher hauptsächlich auf das Gewichtsmanagement, die Umsetzung eines gesunden Lebensstils, die Vermeidung von Alkohol und anderen leberschädigenden Substanzen sowie eine adäquate Behandlung bestehender Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen.

Eine gesunde Lebensführung ist jedoch nicht nur eine wesentliche Säule der Fettleberbehandlung, sondern auch die beste Möglichkeit, der Entstehung einer Fettleber vorzubeugen. Dazu gehört:

  • Bei Übergewicht oder Adipositas durch eine Änderung des Lebensstils, einschließlich Diät und Bewegung, eine Gewichtsreduktion anstreben.
  • Bei Normalgewicht ein Ausmaß körperlicher Aktivität gemäß WHO-Empfehlungen umsetzen. Ideal ist eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining, um einem bereits eingetretenen Muskelabbau entgegenzuwirken und die Muskulatur wieder aufzubauen. Denn unsere Muskeln spielen für einen gesunden Stoffwechsel und eine ausgeglichene Energiebilanz eine entscheidende Rolle.
  • Die Ernährung langfristig auf ballaststoffreiche, vollwertige, weitgehend unverarbeitete Lebensmittel umstellen – Orientierung bietet dabei die mediterrane Ernährungsweise.
  • Den Konsum von Transfetten, gesättigten Fettsäuren und die Zuckeraufnahme begrenzen: So empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, dass zugesetzter Zucker weniger als zehn Prozent der gesamten Energieaufnahme pro Tag ausmachen sollte. Bei bereits bestehenden lebensstilmitbedingten Erkrankungen, wie dem metabolischen Syndrom oder der NAFLD, ist eine Reduktion der Aufnahme zugesetzten Zuckers unter fünf Prozent empfehlenswert.

Mediziner und Medizinerinnen besprechen mit Betroffenen, wie sie die genannten Punkte konkret umsetzen können. Der individuelle Gesundheitszustand und mögliche Begleiterkrankungen werden in dem fachkundigen Gespräch mitberücksichtigt.

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