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Paukenerguss: Symptome, Ursachen und Behandlung

Veröffentlicht am:17.01.2025

5 Minuten Lesedauer

Ein Paukenerguss kann durch eine gestörte Belüftung des Mittelohrs entstehen, oft auch in Folge einer Mittelohrentzündung oder einer anderen Erkrankung. Lesen Sie hier, wann sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell sammelt und wie dies behandelt wird.

Ein ungefähr vier Jahre altes Mädchen mit rosa Kapuzenpullover und blondem Zopf hält sich eine flache Hand gegen ihr linkes Ohr.

© iStock / Ольга Симонова

Wie entsteht ein Paukenerguss und welche Symptome gibt es?

Bei einem Paukenerguss, auch Mittelohrerguss genannt, sammelt sich Flüssigkeit in der sogenannten Paukenhöhle im Ohr. Die Paukenhöhle liegt im Mittelohr, direkt hinter dem Trommelfell. Ursache für einen Paukenerguss ist meist eine Tubenfunktionsstörung, auch Tubenventilationsstörung genannt. Dabei ist die Ohrtrompete, medizinisch Tuba auditiva oder Eustachische Röhre, in ihrer Funktion eingeschränkt.

Die Ohrtrompete ist die Verbindung zwischen Paukenhöhle im Mittelohr und Rachenraum und sorgt dort für den Druck- und Luftausgleich. Ist diese Röhre zum Beispiel aufgrund einer Schleimhautschwellung verengt, ist auch die Belüftung des Mittelohrs eingeschränkt. Durch die gestörte Belüftung entsteht im Mittelohr ein Unterdruck und die Schleimhäute produzieren vermehrt Flüssigkeit. Dieses Sekret ist nicht eitrig und daher nicht ansteckend, sammelt sich jedoch hinter dem Trommelfell. Da es von dort nicht abfließen kann, kann auch das Trommelfell nicht mehr richtig schwingen und es kommt zu den typischen Symptomen eines Paukenergusses: Schwerhörigkeit und Druckgefühl im Ohr. Schmerzen haben die Betroffenen in den meisten Fällen nicht.

Ursachen: Was sind Risikofaktoren für einen Paukenerguss?

Paukenergüsse treten vor allem bei Kleinkindern und häufig als Folge einer Mittelohrentzündung auf. Innerhalb der ersten drei Lebensjahre erkranken insgesamt zwei Drittel aller Kinder einmal an einer akuten Mittelohrentzündung. Grund ist die noch nicht ganz „ausgereifte“ Verbindung des Mittelohrs mit dem Nasen-Rachen-Raum: Die Ohrtrompete ist kürzer und verläuft horizontaler als bei Erwachsenen. Sekret kann nicht so gut abfließen.

Wenn sich bei einer Mittelohrentzündung die Schleimhäute im Mittelohr entzünden, schwellen sie an und produzieren vermehrt Sekret. Dies kann Druck im Mittelohr sowie starke Schmerzen verursachen und auch das Hörvermögen einschränken. Eine unkomplizierte Mittelohrentzündung heilt in der Regel nach einigen Tagen ab. Ein Paukenerguss kann aber auch danach bestehen bleiben, wenn das zähe Sekret nicht abfließen kann.

Es gibt weitere Risikofaktoren für eine Belüftungsstörung im Mittelohr und einen daraus resultierenden Paukenerguss:

Erwachsene sind weniger häufig von einem Paukenerguss betroffen. Wenn, dann können auch Tumore im Nasen-Rachen-Raum die Ursache sein.

Paukenerguss: verschiedene Formen

Medizinisch wird der Paukenerguss oft nach der Beschaffenheit der Flüssigkeit unterschieden, die sich hinter dem Trommelfell sammelt:

Ist das Sekret dünnflüssig, spricht man von einem „Serotympanon“, ist es dickflüssig, von einem „Mukotympanon“. Doch es gibt auch Mischformen und die Beschaffenheit der Flüssigkeit lässt sich nicht immer genau einordnen, deswegen verwenden Ärztinnen und Ärzte meist den Fachbegriff „Seromukotympanon“.

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Wie verläuft ein Paukenerguss?

Ein Paukenerguss kann akut auftreten, aber auch von selbst wieder abklingen. In anderen Fällen kann es in zeitlichen Abständen immer wieder zu erneuten Paukenergüssen kommen. Je länger ein Paukenerguss besteht, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er von selbst wieder abklingt, weil das dünnflüssige Sekret mit der Zeit verdickt und schlechter abfließen kann. Halten die Beschwerden länger als drei Monate an, gilt ein Paukenerguss als chronisch. Kommt es zusätzlich zu einer bakteriellen oder viralen Infektion, kann dies wiederum eine Mittelohrentzündung verursachen. Deshalb ist es für Ärztinnen und Ärzte manchmal schwierig zu unterscheiden, ob es sich um eine abklingende Mittelohrentzündung mit Paukenerguss als Folge handelt oder um einen Paukenerguss, der sich zu einer Mittelohrentzündung entwickelt hat.

Bei Kleinkindern kann ein langanhaltender beidseitiger Paukenerguss die Hör- und Sprachentwicklung beeinträchtigen. Bei älteren Kindern leiden möglicherwiese die schulischen Leistungen und das Sozialverhalten unter der eingeschränkten Hörfähigkeit.

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Diagnose: Wie erkennt man einen Paukenerguss?

Bei Verdacht auf einen Paukenerguss oder eine Beeinträchtigung des Hörvermögens sollten Betroffene oder Eltern mit ihrem Kind eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis aufsuchen. Die Ärztin oder der Arzt kann durch eine gründliche Untersuchung und Fragen zum Krankheitsverlauf feststellen, ob es sich um einen Paukenerguss oder eine andere Erkrankung des Gehörs handelt. Zum Beispiel sollte geklärt werden, wie lange und wie stark die Beschwerden schon bestehen oder ob die Patientin oder der Patient häufig an Mittelohrentzündungen oder Infektionen der Atemwege leidet.

Mit einem sogenannten Otoskop, auch Ohrenspiegel genannt, oder mit einem speziellen Untersuchungsmikroskop kann die Ärztin oder der Arzt den äußeren Gehörgang betrachten. So lässt sich erkennen, ob sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell befindet und ob es sich um eine akute Mittelohrentzündung handelt. Auch eine mögliche Vergrößerung der Rachenmandeln wird untersucht. Über einen Hörtest prüft die Ärztin oder der Arzt, ob das Hörvermögen beeinträchtigt ist, und auch die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells wird gemessen.

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Therapie: Wie wird ein Paukenerguss behandelt?

Oft bildet sich ein Paukenerguss von selbst wieder zurück, weil eine vorausgegangene Erkrankung, beispielsweise eine Mittelohrentzündung oder ein Infekt der Atemwege, abklingt und so die Belüftung des Mittelohrs wieder möglich ist. Deshalb wird zunächst abgewartet, bevor eine operative Behandlung erfolgt. Hierzu gibt es verschiedene unterstützende Verfahren.

Ein ungefähr fünfjähriges Mädchen in einem grau-weiß gestreiften Pullover in einem Arztzimmer. Eine Ärztin in weißem Kittel schaut mit einem speziellen Untersuchungsgerät in das rechte Ohr des Mädchens.

© iStock / Ivan-balvan

Mit einem sogenannten Ohrenspiegel kann eine Ohrenärztin oder ein Ohrenarzt erkennen, ob sich hinter dem Trommelfell Flüssigkeit gesammelt hat.

Die Belüftung des Mittelohrs unterstützen

Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, die eingeschränkte Belüftung des Mittelohrs wieder herzustellen.

  • Unterstützend helfen abschwellende Nasentropfen.
  • Mit einem sogenannten Politzer-Ballon kann der Arzt oder die Ärztin einen Überdruck im Nasen-Rachen-Raum erzeugen und die Ohrtrompete freimachen.
  • Beim Valsalva-Versuch atmen die Betroffenen gegen die zugehaltene Nase bei geschlossenem Mund durch die Nase aus. Dies ist eine bewährte Methode gegen den unangenehmen Druck im Ohr während eines Fluges. Bei Kindern wird dies spielerisch angewandt, indem sie einen sogenannten Nasenballon mit einem Nasenloch aufblasen. Hierbei handelt es sich um einem Luftballon mit einem festen Nasenstück.
  • Bei Säuglingen kann Stillen helfen, die Belüftung im Mittelohr zu verbessern, bei größeren Kindern Kaugummikauen.

Bei einem chronischen Paukenerguss

Ist der Paukenerguss chronisch oder tritt er häufiger auf, kommen auch operative Methoden zum Einsatz.

  • Über einen Trommelfellschnitt kann die Flüssigkeit aus der Paukenhöhle abfließen oder abgesaugt werden.
  • Sogenannte Paukenröhrchen werden durch einen kleinen Schnitt in das Trommelfell eingesetzt, damit die Paukenhöhle über längere Zeit belüftet bleibt, der Unterdruck behoben wird und das Sekret abfließen kann. Sie fallen nach einigen Wochen von selbst wieder heraus, werden allerdings unter Vollnarkose eingesetzt.
  • Um die Belüftung in der Ohrtrompete zu verbessern, kann sie mit einem speziellen Ballon gedehnt werden (Tubendilation).
  • Das Entfernen vergrößerter Rachenmandeln (Polypen) kann die Belüftung im Mittelohr erleichtern.

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