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Was ist das prämenstruelle Syndrom (PMS) – und was hilft dagegen

Veröffentlicht am:21.11.2024

6 Minuten Lesedauer

Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Müdigkeit: Kurz vor Beginn der Periode erleben viele Frauen körperliche und psychische Veränderungen. Bei einigen Frauen sind die Beschwerden so stark, dass sie sie zeitweilig aus dem Alltag reißen. Wir zeigen, welche Methoden helfen können.

Eine Frau liegt mit angezogenen Beinen und einem Kissen, das sie sich vor den Bauch hält, auf einem Bett.

© iStock / LumiNola

Prämenstruelle Beschwerden – die Symptome

Die Mehrzahl der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter nimmt psychische und körperliche Veränderungen vor Einsetzen der Menstruation wahr.

Das können körperliche Symptome sein, wie:

  • Kopf- oder Rückenschmerzen
  • empfindliche, spannende Brüste
  • schlechteres Hautbild
  • Völlegefühl und Blähungen
  • veränderter Appetit, Heißhunger

Es können aber auch psychische Beschwerden sein, wie zum Beispiel:

  • Stimmungsschwankungen
  • Reizbarkeit, bis hin zu Aggressivität
  • geminderter Antrieb
  • depressive Verstimmung
  • Ängstlichkeit

Die meisten Frauen erleben diese PMS-Symptome nur leicht oder vereinzelt. Sie kommen daher mit den monatlichen Veränderungen gut zurecht und fühlen sich davon nicht in ihrem Alltag gestört.

Je nach Erhebung spüren allerdings 20 bis 40 Prozent aller Frauen die prämenstruellen Beschwerden deutlich stärker und leidet oft unter mehreren Symptomen gleichzeitig. Die Folge: Diese Frauen müssen sich in Beruf, Freizeit und Familienleben einschränken und können nicht wie gewohnt durch den Tag gehen. Fachleute sprechen dann vom „Prämenstruellen Syndrom“, kurz PMS.

Eine besonders schwere Form des prämenstruellen Syndroms, die vor allem mit starken psychischen Problemen einhergeht, ist die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS). Sie ist erst seit 2022 in Deutschland eine offizielle Diagnose. Die PMDS betrifft Erhebungen zufolge etwa drei bis acht Prozent der Frauen im reproduktiven Alter. Neben den körperlichen Symptomen, wie beispielsweise ein Spannungsgefühl in den Brüsten, Kopf-, Gelenk- und Gliederschmerzen, Wassereinlagerungen, Schlaf- und Verdauungsproblemen, Hautunreinheiten und Heißhunger, treten hier psychische Symptome auf, die sehr belastend sein können. Es kann zu Angstzuständen, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen und Depressionen bis hin zu Suizidgedanken kommen. Bei dieser schweren Form stehen die psychischen Beeinträchtigungen im Vordergrund. Hinzu kommen körperliche Symptome wie beispielsweise ein Spannungsgefühl in den Brüsten, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen. Auch Wassereinlagerungen, Schlaf- und Verdauungsprobleme, Hautunreinheiten und Heißhunger können vorkommen.

Das Gemeinsame an allen prämenstruellen Beschwerden ist jedoch: Mit Beginn der Regelblutung verschwinden sie wieder.

Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS)

Ab wann hat man eine PMDS?

Die Diagnose prämenstruelle dysphorische Störung wird gestellt, wenn folgende Kriterien aus dem Diagnosehandbuch ICD-11 der Weltgesundheitsorganisation erfüllt sind:

  • Mindestens eines der folgenden Symptome tritt auf: labile Stimmung, Gereiztheit, depressive Verstimmung, Ängste.
  • Weitere Symptome: Lethargie, Überessen, Schläfrigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit oder auch Gelenkschmerzen, Brustspannen, geschwollene Extremitäten.
  • All diese Symptome treten in der Mehrzahl der Zyklen im Jahr auf, setzen kurz vor der Regelblutung ein und verebben mit deren Beginn.
  • Die Beschwerden gehen nicht auf eine andere psychische oder körperliche Erkrankung zurück, entstehen nicht durch Medikamente oder Drogen.
  • Wichtig: Die Betroffenen haben erheblichen Leidensdruck und sind deutlich beeinträchtigt in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen.

Wer leidet unter PMS?

Prämenstruelle Beschwerden können von der ersten Regelblutung in der Jugend bis hin zum Ende der Menstruation auftreten.

Die Rolle genetischer Faktoren bei der Veranlagung für das prämenstruelle Syndrom (PMS) und die prämenstruelle Dysphorie (PMDD) wird derzeit intensiv erforscht, es liegen jedoch noch keine endgültigen Ergebnisse vor. Hat allerdings eine weibliche Verwandte solche Beschwerden oder war eine Frau schon mal an einer Depression oder Angststörung erkrankt, ist das Risiko für die unangenehmen Veränderungen vor der Regelblutung höher.

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Wie erkennt man PMS?

Um herauszufinden, ob es sich bei den Beschwerden um PMS handelt, werden die Frauen gebeten, einen Fragebogen zu ihren Beschwerden auszufüllen. Zusätzlich sollten die Frauen ein Zyklustagebuch führen und mindestens über zwei bis drei Zyklen hinweg täglich darin notieren, was in ihrem Alltag passiert und wie es ihnen körperlich und psychisch dabei geht. Eine Vorlage für ein Zyklustagebuch gibt es zum Beispiel vom Universitätsklinikum Bonn.

Wie entstehen prämenstruelle Beschwerden?

Was genau die prämenstruellen Symptome auslöst, ist Gegenstand der Forschung. Vermutlich spielen hormonellen Schwankungen während des weiblichen Zyklus eine Rolle. Zwar lässt sich bei Frauen mit PMS nicht immer ein veränderter Hormonspiegel nachweisen, doch es kann sein, dass sie empfindlich auf Abbauprodukte von Progesteron reagieren. Dieses Hormon wird vor allem in der zweiten Zyklushälfte gebildet – vor dem Einsetzen der Monatsblutung.

Des Weiteren wird eine Wechselwirkung des Hormons Progesteron mit bestimmten Botenstoffen im Gehirn vermutet, insbesondere mit Serotonin. Darüber hinaus nimmt man an, dass bei der Entstehung von PMS neben genetischen Ursachen wahrscheinlich auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen.

Was kann man selbst gegen PMS tun?

Weil nicht geklärt ist, wie PMS entsteht, gibt es auch keine ursächliche Therapie. Die möglichen Behandlungsmethoden können aber die Symptome lindern.

Ansprechpartnerinnen sind Medizinerinnen und Mediziner in gynäkologischen Praxen, in Hausarztpraxen oder Frauengesundheitszentren sowie die Selbsthilfe.

Mehrere Frauen sitzen in einem Kreis in der Natur auf Sitzkissen, lächeln und unterhalten sich freundlich.

© iStock / mapodile

Ruhe und Stressvermeidung können bei leichten PMS-Beschwerden lindernd wirken.

Was kann helfen, die Beschwerden zu lindern?

Die meisten Frauen bewältigen leichte PMS-Beschwerden, indem sie in der prämenstruellen Phase auf Ruhe und Stressvermeidung achten. Empfehlungen wie Sport, Entspannung, Rauchverzicht, Alkoholvermeidung, Koffeinreduktion und salzarme Ernährung können helfen, sind aber wissenschaftlich wenig belegt.

Gibt es Medikamente gegen PMS und PMDS?

Unterschiedliche Mittel können bei PMS-Beschwerden eingesetzt werden, manche haben jedoch keine Zulassung für diese Behandlung. Es kann deshalb sein, dass man das Medikament selbst bezahlen muss. Zu wenigen gibt es aussagekräftige wissenschaftliche Befunde darüber, ob sie ausreichend Nutzen haben.

Schmerzmittel: Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika helfen gut gegen Menstruationsschmerzen. Ob sie auch gegen das PMS hilfreich sind, ist bisher kaum erforscht.

Entwässerungsmittel: Manche Frauen neigen in der Woche vor ihrer Menstruation zu Wassereinlagerungen und starken Spannungsgefühlen in den Brüsten. Hier können entwässernde Medikamente eingesetzt werden, sogenannte Diuretika. Sie sollten aber vorsichtig und nicht dauerhaft angewendet werden. Bei einer zu hohen Dosis könnte dem Körper zu viel Wasser entzogen werden. Zudem kann es zu einem Gewöhnungseffekt kommen. Nach Absetzen der Mittel lagert der Körper dann mitunter mehr Wasser ein als vor der Einnahme. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob Diuretika für Sie geeignet sind.

Hormonpräparate: Sind die Beschwerden stark, können hormonelle Verhütungsmittel oder Hormonpräparate vom Arzt oder Ärztin verschrieben werden. Sie greifen in den monatlichen Zyklus ein. Es gibt Studienhinweise darauf, dass eine Kombinationspille aus Drospirenon und niedrig dosiertem Östrogen helfen kann. Zugleich haben die Mittel aber mitunter auch Nebenwirkungen, wie Brustschmerzen oder ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel.

Selten werden bei starken PMS-Beschwerden sogenannte GnRH-Analoga eingesetzt. Diese Sexualhormone wirken sich auf das Wachstum und die Reifung von Eizellen aus sowie auf den Eisprung. Aktuell mangelt es noch an ausreichenden Befunden dazu, ob Frauen mit starken PMS-Beschwerden wirklich von der Einnahme von GnRH profitieren. Die Mittel sollten nicht länger als sechs Monate eingenommen werden und können Nebenwirkungen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen haben.

Mitunter wird auch Progesteron bei prämenstruellen Beschwerden eingesetzt. Die Mittel sind dafür aber nicht zugelassen. Ihre Wirksamkeit konnte nicht ausreichend nachgewiesen werden. Bei prämenstruellen Spannungsgefühlen in der Brust ist ein progesteronhaltiges Gel zugelassen. Es mangelt hier aber an aussagekräftigen Studien zu Nutzen und Risiken des Mittels.

Antidepressiva: Bei einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) mit depressiver Verstimmung und Angstgefühlen kann ein Antidepressivum sinnvoll sein. Als wirksam haben sich bei PMDS sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) erwiesen. Sie können jedoch erhebliche Nebenwirkungen haben, wie verminderte sexuelle Lust, Schlafstörungen oder Übelkeit. Sie sind zudem in Deutschland nicht für diese Therapie zugelassen, weshalb Betroffene eventuell die Kosten für die Medikamente allein zahlen müssen.

Pflanzliche Präparate: Es gibt einzelne Untersuchungen dazu, ob pflanzliche Arzneien oder Nahrungsergänzungsmittel hilfreich sind. Präparate mit Kalzium und Vitamin B6 scheinen PMS-Beschwerden lindern zu können, wenn sie den ganzen Monat über eingenommen werden. Für Mönchspfeffer gibt es schwache Hinweise, dass sie helfen können. Zum Einsatz kommen mitunter auch Johanniskraut, Safran, Ginkgo biloba, Magnesium und Nachtkerzenöl. Die Befunde über deren Wirkung sind aber noch nicht ausreichend oder widersprüchlich.

Andere Therapien: Forschende haben Hinweise darauf gefunden, dass Akupunktur oder Akupressur Frauen mit prämenstruellen Beschwerden helfen kann, die Symptome zu lindern. Ob verhaltenstherapeutische Therapien bei PMS helfen, ist bisher nicht ausreichend untersucht.

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