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Schilddrüsenunterfunktion: Symptome erkennen und richtig handeln
Veröffentlicht am:15.07.2021
8 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 20.04.2023
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann verschiedene Ursachen haben, wobei die Schilddrüse dabei immer zu wenig Hormone produziert. Ein Mangel kann weitreichende Folgen haben – von Haarausfall über Gewichtszunahme bis hin zu Auswirkungen auf die Psyche.
Was macht die Schilddrüse eigentlich?
Die Schilddrüse ist dafür zuständig, zwei Hormone zu produzieren und bei Bedarf freizusetzen: Tetrajodthyronin (T4), auch Thyroxin genannt, und Trijodthyronin (T3). Sie beide haben erheblichen Einfluss auf den Stoffwechsel. Die Menge der abzugebenden Hormone wird durch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und den sogenannten Hypothalamus gesteuert, der ebenfalls im Gehirn liegt. Gemeinsam kontrollieren diese Hirnregionen den Hormonspiegel im Blut.
Sinkt der Hormonspiegel zu stark, schickt die Hirnanhangsdrüse einen Botenstoff zur Schilddrüse, die daraufhin zusätzliche Hormone freisetzt. Ist die Hormonmenge zu hoch, entlässt die Hypophyse keine Botenstoffe ins Blut, sondern wartet, bis die Werte wieder gesunken sind.
Was genau machen die Schilddrüsenhormone im Körper? Vereinfacht gesagt, steuern sie die Geschwindigkeit, in der ein großer Teil der Stoffwechselprozesse im Körper abläuft. Sie können zum Beispiel das Herz schneller schlagen lassen, den Fettstoffwechsel ankurbeln, den Körper schneller schwitzen lassen oder die Verdauung anregen. Sogar psychische Vorgänge sind von ihnen abhängig. Folgende Einflussbereiche sind wesentlich:
- Blutdruck und Herzschlag
- Energiestoffwechsel
- Kohlenhydratstoffwechsel
- Fettstoffwechsel
- Eiweißstoffwechsel
- Muskelstoffwechsel
- Darmtätigkeit
- Gehirnaktivität
- Wachstum
Entsprechend dramatisch kann sich eine Schilddrüsenunterfunktion auswirken, wenn sie nicht behandelt wird.
Was sind die Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion?
Es gibt verschiedene Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Eine Fehlfunktion des Organs kann angeboren sein. Meistens wird die Erkrankung jedoch im Laufe des Lebens erworben. Eine zu geringe Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut kann unter anderem folgenden Ursprung haben:
- Hashimoto-Thyreoiditis: Bei dieser Autoimmunerkrankung bildet der Körper fälschlicherweise Antikörper gegen die eigenen Gewebe-Bestandteile der Schilddrüse. Das führt zu Entzündungen und zu einer Drosselung der Hormonproduktion des Organs. Langfristig wird die Schilddrüse in den meisten Fällen zerstört. Hashimoto ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Die Auslöser für die Krankheit sind nicht bekannt.
- Entfernung der Schilddrüse: Verschiedene Erkrankungen, wie etwa eine Überfunktion der Schilddrüse oder Schilddrüsenkrebs, können dazu führen, dass die Schilddrüse teilweise oder vollständig entfernt werden muss und ihre Arbeit dementsprechend nicht mehr verrichten kann.
- Einnahme von Medikamenten: Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die Einfluss auf die Produktion der Schilddrüsenhormone nehmen. Dazu gehören zum Beispiel das Antipsychotikum Lithium oder das Medikament Amiodaron, das bei bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Zudem kann die Behandlung einer Überfunktion der Schilddrüse eine Unterfunktion auslösen – wenn die drosselnden Medikamente zu hoch dosiert sind, oder nach einer Radiojodtherapie. Sprechen Sie bei Verdacht mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über die Medikamente, die sie aktuell einnehmen.
- Gestörte Steuerzentrale: Mögliche Gründe für eine Schilddrüsenunterfunktion können auch Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse oder des Hypothalamus sein, denen es daraufhin nicht mehr gelingt, die Hormonmenge im Blut zu regulieren. Das ist aber sehr selten der Fall.
- Jodmangel: Die Schilddrüse benötigt Jod, um die Hormone T3 und T4 zu bilden. Wenn der Körper das Spurenelement nicht in ausreichender Menge erhält, nimmt die Hormonproduktion ab. In Deutschland ist das inzwischen jedoch eine sehr seltene Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion.
Welche Symptome und Folgen hat eine Schilddrüsenunterfunktion?
Da die produzierten Hormone viele Funktionen haben, ist eine Schilddrüsenunterfunktion mit möglichen schwerwiegenden Folgen verbunden. Die Symptome sind jedoch sehr vielfältig und unterschiedlich ausgeprägt, weshalb sich eine Diagnose oft schwierig gestaltet. Zudem treten in der Regel nicht alle Beschwerden auf. Die Bandbreite an möglichen Anzeichen ist groß:
Welche äußerlichen Symptome hat eine Hypothyreose?
Mitunter ist die Schilddrüse vergrößert, Kropf genannt. Das ist für den Arzt oder die Ärztin ein deutliches Anzeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion. Grundsätzlich kann es zu Schwellungen kommen, etwa im Gesicht oder an den Händen. Die Haut ist möglicherweise zudem rau und trocken, die Haare verlieren ihren Glanz, die Nägel werden brüchig. Auch die Stimme kann sich verändern und heiser klingen.
Gewicht und Verdauung
Da wichtige Stoffwechselprozesse verlangsamt sind, ist eine Schilddrüsenunterfunktion häufig mit einem steigenden Körpergewicht verbunden. Parallel sind Probleme mit der Verdauung nicht selten, oft kommt es zu Verstopfungen. Auch der Blutzuckerspiegel kann beeinflusst sein, da eine Hypothyreose zu einem geringeren Insulinbedarf führt. Insbesondere bei einer bestehenden Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann das zu Unterzuckerung führen. Ein Diabetes lässt sich dann auch schwerer mit Medikamenten einstellen.
Müdigkeit und Depressionen
Der ganze Körper arbeitet auf Sparflamme. Deswegen kommt es bei einer Schilddrüsenunterfunktion häufig zu Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Die Energie fehlt. Den Betroffenen fällt es schwer, sich zu konzentrieren. Das kann sich auch auf die Psyche auswirken – bis hin zu den Symptomen einer Depression.
Störungen der Sexualität
Bei Frauen kann der Monatszyklus durcheinandergeraten, die Regelblutung stärker und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden. Bei beiden Geschlechtern kann sich eine Hypothyreose auf die Libido auswirken. Zum Beispiel kann es zu erektilen Dysfunktionen kommen.
Bewegung und Muskulatur
Der Antrieb ist eventuell herabgesetzt, die Motivation zu Bewegungen fällt entsprechend schwerer. Zudem sind möglicherweise die Reflexe verlangsamt. Muskeln und Gelenke schmerzen und kribbeln unter Umständen und können sich taub anfühlen.
Herz und Kreislauf
Ein Gefühl von Erschöpfung, ein messbarer niedriger Puls, Atemnot: Diese möglichen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen, wie die Erkrankung zum Teil das Herz-Kreislauf-System beeinflusst.
Weitere Symptome
Weitere mögliche Anzeichen und Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind Haarausfall, eine vergrößerte Zunge, Schwerhörigkeit sowie ein erhöhtes Kälteempfinden.
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Wie wird eine Hypothyreose behandelt?
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zwar immense Folgen haben, aber die Erkrankung lässt sich gut behandeln. Ziel ist, den Hormonmangel zu beseitigen, in der Regel durch Arzneistoffe. Wenn möglich wird auch die Ursache angegangen, etwa bei Jodmangel oder einer medikamentös ausgelösten Unterfunktion.
Medikamente bei einer Schilddrüsenunterfunktion
Die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion besteht darin, dem Körper die benötigten Hormone über Tabletten zuzuführen. Der Wirkstoff nennt sich Levothyroxin (L-Thyroxin). Wenn es sich um eine dauerhafte Störung des Organs handelt, müssen die Betroffenen ihr Leben lang täglich eine Tablette nehmen, sind dann aber in der Regel beschwerdefrei.
Ernährung bei einer Schilddrüsenunterfunktion
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sollten Patienten und Patientinnen auf eine ausgewogene Ernährung achten. Eine festgelegte Diät gibt es nicht, da es wenige wissenschaftliche Studien zum Einfluss der Ernährung gibt. Dennoch können folgende Tipps die Schilddrüsenfunktion eventuell unterstützen:
- Für die Bildung von Schilddrüsenhormonen ist neben Jod eine ausreichende Versorgung mit Selen (zum Beispiel in Paranüssen) und Eisen (zum Beispiel in Blutwurst und Schweineleber) wichtig. Eine gute Selenversorgung kann eventuell die Entzündung bei Hashimoto-Thyreoiditis mildern.
- Ebenso gibt es Hinweise, dass ein Vitamin A-Mangel die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen kann. Vitamin A ist beispielsweise in Karotten vorhanden.
- Auch ein Vitamin D-Mangel ist mit Autoimmun-Schilddrüsenerkrankungen wie der Hashimoto-Thyreoiditis assoziiert. Für eine ausreichende Versorgung sind regelmäßige Aufenthalte im Freien und kurzes Sonnenbaden wichtig.
- Omega-3-Fettsäuren sollen entzündungshemmend wirken. Sie sind beispielsweise in fetten Seefischen oder Leinöl zu finden.
- Einige Substanzen, die sogenannten Goitrogene, können die Arbeit der Schilddrüse eventuell erschweren. Sie werden aber größtenteils beim Kochen zerstört, daher sollten entsprechende Lebensmittel bei einer Schilddrüsenunterfunktion nur in geringen Mengen roh verzehrt werden sollten. Das betrifft zum Beispiel Chinakohl, Kohlrabi, Rüben, Mandeln und Radieschen.
- Sojabohnen hemmen die Aufnahme von Levothyroxin. Sie sollten bei einer Schilddrüsenunterfunktion daher sicherheitshalber nur selten auf den Tisch kommen.