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Sicca-Syndrom – was kann man gegen trockene Augen tun?
Veröffentlicht am:14.11.2023
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Viele Menschen leiden unter trockenen Augen – in der Medizin Sicca-Syndrom genannt. Trockene Augen können unterschiedliche Ursachen haben. Meist lassen sie sich mit speziellen Augentropfen erfolgreich behandeln.

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Was ist das Sicca-Syndrom?
Beim Sicca-Syndrom ist die Benetzung der Augenoberfläche gestört. Entweder produzieren die Tränendrüsen nicht genügend Tränenflüssigkeit oder die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit ist gestört – dann verdunstet sie zu stark. In beiden Fällen sind Bindehaut und Hornhaut des Auges nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit bedeckt.
Die mangelnde Tränenproduktion wird hyposekretorische Form des Sicca-Syndroms und die verstärkte Verdunstung evaporative Form genannt. Bei der evaporativen Form hat die Tränenflüssigkeit nicht die richtige Zusammensetzung von Wasser, Eiweiß und Fett für eine ausreichend gute Benetzung. In beiden Fällen röten und entzünden sich die Augenoberflächen. Ein trockenes Auge kann aber auch eine Folge unterschiedlicher Erkrankungen sein, von Umwelteinflüssen oder eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente.
Trockene Augen kommen häufig vor. In Deutschland sind rund 15 bis 17 Prozent der Gesamtbevölkerung betroffen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Produktion von Tränenflüssigkeit ab, weshalb die Wahrscheinlichkeit für das Sicca-Syndrom zunimmt. Frauen sind hormonbedingt stärker betroffen als Männer.
Wieso ist die Tränenflüssigkeit wichtig für die Augengesundheit? Wie unterstützt der Tränenfilm das Sehvermögen?
Welche Symptome treten beim Sicca-Syndrom auf?
Wenn die Augen ständig zu trocken sind und sich entzünden, kann das mit folgenden Beschwerden einhergehen:
- Augenrötung
- Fremdkörpergefühl
- brennende Augen, Bedürfnis zu reiben oder zu kratzen
- Druckgefühl in den Augen
- Augenschmerzen (vor allem bei Luftzug, im Flugzeug oder in rauchiger Luft)
- müde Augen, Bedürfnis die Augen geschlossen zu halten
- geschwollene Lider
- Sekretabsonderung, verklebte Lider (speziell morgens)
- Sehstörung
- Lichtempfindlichkeit
- Unverträglichkeit von Kontaktlinsen
- Probleme bei der Bildschirmarbeit
- „paradoxes Augentränen“: Es kann bei einer evaporativen Benetzungsstörung auch zu verstärktem Augentränen kommen.
Welche Ursachen kann das Sicca-Syndrom haben?
Es gibt zahlreiche und unterschiedliche Ursachen für trockene Augen. Die Steuerung der Tränenproduktion ist ein komplexer Vorgang, der von vielen Faktoren beeinflusst wird. Das macht die Ursachensuche bei trockenen Augen oft schwierig. Auch bei gesunden Menschen schwankt die Menge und die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit.
Mögliche Ursachen sind:
- altersbedingt verminderte Produktion der Tränenflüssigkeit
- Vitamin-A-Mangel
- Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis oder Rosazea
- entzündliche Gefäßerkrankungen
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
- Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow
- chronisch-rheumatische Erkrankungen des Immunsystems wie das Sjögren-Syndrom oder rheumatoide Arthritis
- Erkrankungen der Lidranddrüsen (Meibom-Drüsen-Dysfunktion)
- hormonelle Einflüsse wie die Menopause
- Nebenwirkungen von Medikamenten, die über längere Zeit eingenommen werden; zum Beispiel: Psychopharmaka, Schlafmittel, Beta-Blocker, Hormonpräparate oder Medikamente bei Allergien
- Umweltbelastung durch Ozon und Feinstaub oder Heizungsluft, Klimaanlagen, Tabakrauch und Zugluft
- Bildschirmarbeit – der Lidschlag ist bei Bildschirmarbeit vermindert. Im englischsprachigen Raum gibt es daher den Begriff Office Eye Syndrome.
Wenn die trockenen Augen mit erheblichen Beschwerden verbunden sind, sollten Sie sich von einem Augenarzt oder einer Augenärztin untersuchen und behandeln lassen. Dieser oder diese kann nach Bedarf auch die Abklärung anderer ursächlicher Erkrankungen veranlassen.
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Wie wird ein Sicca-Syndrom festgestellt?
Der Augenarzt oder die Augenärztin klärt mit der betroffenen Person die Beschwerden sowie mögliche Vorerkrankungen und Risikofaktoren ab. Anschließend untersuchen sie die Gesichts- und Lidhaut, Lidschlagfrequenz, den Lidschluss und die Lidranddrüsen.
Mit zwei Untersuchungen wird ein Sicca-Syndrom in der Regel festgestellt:
- Schirmer-Test zur Messung der Menge Tränenfilms: Der Arzt oder die Ärztin hängt dazu einen speziellen Filterpapierstreifen in den Bindehautsack im unteren Augenlid.
- Farbstoff- und Spaltlampenuntersuchung zur Messung der Zeitspanne zwischen dem Lidschlag und dem Zeitpunkt, ab dem der Tränenfilm den Augapfel nicht mehr vollständig bedeckt. Augenarzt oder Augenärztin färben die Hornhaut mit einem Spezialfarbstoff ein. Mit dem sogenannten Spaltlampenmikroskop können sie Lücken im Tränenfilm erkennen.

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Wie wird das Sicca-Syndrom behandelt?
Eine altersbedingt verminderte Tränenproduktion lässt sich nicht wiederherstellen. Aber den meisten Betroffenen helfen spezielle Augentropfen als Tränenersatzmittel („künstliche Tränen“), um die Beschwerden zu lindern. Es gibt zahlreiche Präparate, die die Augenoberfläche befeuchten und die Qualität des Tränenfilms verbessern. Welche Tropfen der Augenarzt oder die Augenärztin konkret verschreibt, hängt von Schweregrad und der Ursache des Sicca-Syndroms ab.
Liegt zum Beispiel eine Meibom-Drüsen-Dysfunktion vor, ist der Lipidgehalt der Tränenflüssigkeit zu niedrig, da diese Drüsen für die Talgabsonderung zuständig sind. Die Beschwerden lassen sich durch Wärme oder Massage der Lidränder oder fetthaltige Tropfen lindern. In manchen Fällen machen Entzündungen den Einsatz von entzündungshemmendem Cortison- oder Cyclosporin-Tropfen erforderlich. Weitere Maßnahmen hängen auch von etwaigen zugrundeliegenden Erkrankungen ab.
So können Sie den Behandlungserfolg unterstützen:
- auf gutes Raumklima mit ausreichend Luftfeuchtigkeit achten
- regelmäßig lüften
- Zugluft vermeiden
- nicht rauchen und Passivrauch vermeiden
- ausreichend trinken
- Reizarme, gut verträgliche Kosmetik verwenden
- geschminkte Augenlider sorgfältig reinigen
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