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Tipps für den Alltag mit Asthma

Veröffentlicht am:04.04.2023

5 Minuten Lesedauer

Asthma bronchiale ist eine entzündliche Erkrankung der Atemwege, die im Alltag viele Fragen aufwerfen kann. Lungenexperte Dr. Michael Barczok erklärt, warum aktiv sein bei Asthma wichtig ist und wie Betroffene gut mit der Erkrankung leben können.

Eine Frau sitzt auf dem Bett und greift zu ihrem Asthmaspray.

© iStock / dragana991

Dr. Michael Barczok ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie mit eigener Praxis in Ulm. Im Interview erläutert der Atemwegsspezialist, was Menschen mit Asthma selbst aktiv für ihre Gesundheit tun können.

Ernährungs-Tipps für Asthmatiker und Asthamikerinnen

Es gibt viele Ernährungstipps für Menschen mit Asthma. Was ist dran an solchen Empfehlungen?

Für einen bedeutsamen Einfluss spezieller Ernährungsformen auf das Asthma gibt es keine stichhaltigen Beweise. Das zeigt auch die aktuelle Asthma-Leitlinie, die erstmals keine Ernährungsempfehlungen enthält. In der Asthma-Leitlinie haben Experten und Expertinnen zusammengefasst, was nach aktuellem Wissensstand bezüglich Behandlung und Selbstmanagement gesichert ist.

Es ist aber nicht so, dass die Ernährung gar keine Rolle spielt. Menschen mit allergischem Asthma entwickeln nämlich häufig Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln. Ein Beispiel: Eine Person mit einer Birkenpollenallergie reagiert oft auch überempfindlich auf Kernobst wie Äpfel. Deshalb sollten Menschen mit Asthma darauf achten, ob ihr Körper nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auffällig reagiert – mit Magen-Darm-Problemen beispielsweise. Eventuell wird der Arzt oder die Ärztin in einem solchen Fall einen Allergietest vornehmen. Bei positivem Befund sollten Personen mit einer solchen Kreuzallergie natürlich auf das betreffende Nahrungsmittel verzichten. Wir empfehlen aber nicht allen Allergikern und Allergikerinnen pauschal, Nahrungsmittel zu meiden, die als mögliche Allergieauslöser bekannt sind.

Und was ist mit Vitamin D? Auch hier wird ja ein Zusammenhang zum Asthma diskutiert.

Das ist richtig. Bewiesen ist aber auch dieser Zusammenhang nicht. Wohl gibt es Hinweise, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut Asthma begünstigen oder verschlimmern kann. Deshalb kann es sinnvoll sein, dass Menschen mit Asthma ihren Vitamin-D-Spiegel in größeren Zeitabständen kontrollieren lassen. Sind die Werte zu niedrig, wäre die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels zu überlegen.

Bei einer Behandlung mit Kortisontabletten ist eine gute Versorgung mit Vitamin D auch für die Knochengesundheit relevant. Allerdings werden die meisten Menschen mit Asthma heute mit inhalativen Kortikosteroiden behandelt. Hierbei sind ungünstige Effekte auf die Knochendichte kaum zu befürchten. Ganz wichtig mit Blick auf die Knochenstabilität ist es im Übrigen, sich regelmäßig zu bewegen.

Die AOK unterstützt Personen mit Asthma

Tipps für Sport trotz Asthma

Wie wichtig sind regelmäßige Bewegung und Sport bei Asthma?

Ich empfehle „meinen Asthmatikerinnen und Asthmatikern“, dass sie sich so viel wie möglich bewegen sollen. Ein regelmäßiges körperliches Training hat eine Vielzahl günstiger Effekte, die speziell auch Menschen mit Asthma zugute kommen. Vor allem ist Bewegung wichtig für einen guten Funktionszustand der Muskulatur. Starke Muskeln erleichtern das Atmen, schlaffe Muskeln erschweren es. Deshalb ist Schonung genau das Falsche.

Wichtig ist, dass die Bewegung Spaß macht. Und es sollte eine Sportart gewählt werden, bei der sich die Bewegungsintensität steuern lässt. Beim Radfahren oder Wandern zum Beispiel ist dies der Fall. Merkt man, dass man aus der Puste kommt, reduziert man einfach das Tempo. Und für den Fall, dass Atemprobleme auftreten, sollten die Patientinnen und Patienten immer ihr Spray dabei haben. Das Ziel ist, ein Gefühl für die eigene Belastbarkeit zu entwickeln und auf dieser Basis aktiv zu sein.

Eine Frau mit Asthma sitzt auf einem Fahrrad.

© iStock / RgStudio

Bewegung und Sport tun sowohl dem Körper als auch der Psyche gut und sind auch bei Asthma ratsam.

Bewegung hilft auch dabei, Übergewicht zu vermeiden. Wie wirkt sich das Körpergewicht auf Asthma aus?

Menschen mit Asthma sollten auf ein möglichst normales Körpergewicht achten. Wer zu viele Pfunde mit sich herumträgt, belastet die Atemorgane zusätzlich. Sie müssen mehr arbeiten, um ausreichend Sauerstoff bereitzustellen. Bei ausgeprägtem Übergewicht kommt hinzu, dass Fettpolster im Bauchbereich die Atmungsorgane zusammendrücken und bei ihrer Arbeit behindern. Regelmäßige Bewegung ist für eine ausgewogene Energiebilanz ganz wichtig. Die Aufnahme von Kalorien mit der Nahrung und der Verbrauch von Kalorien durch körperliche Aktivität sollten ausbalanciert sein. Bei Bewegungsmangel folgt in der Regel, dass das Körpergewicht nach oben geht.

Aber auch ein zu geringes Körpergewicht ist der Funktion der Atemorgane nicht zuträglich. Vor allem Patienten mit schwerem Asthma sind in dieser Hinsicht gefährdet. Sie verbrauchen große Kalorienmengen, weil sie die Atemhilfsmuskulatur besonders stark in Anspruch nehmen müssen. Wenn Menschen mit Asthma merken, dass sie ungewollt Gewicht verlieren, sollten sie das unbedingt mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. In diesem Fall gilt es, die Energiebilanz durch eine höhere Kalorienzufuhr im Lot zu halten.

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Weitere Asthma-Tipps und -Tricks

Viele Asthmatipps zielen darauf ab, den Kontakt mit Allergenen einzudämmen. Kann das funktionieren?

Die weite Verbreitung mancher Allergene ist ein echtes Problem. Es ist unmöglich, Pollen- oder Hausstauballergenen komplett aus dem Weg zu gehen. Aber es gibt schon Möglichkeiten, mit denen sich die Belastung mit diesen Allergenen zumindest verringern lässt. Matratzenhüllen aus allergendichter Mikrofaser – sogenannte Encasings – sind zum Beispiel geeignet, bei einer Hausstaubmilbenallergie den Allergenkontakt zu reduzieren. Und bei Pollenallergien sollte die Dynamik des Pollenflugs im Tagesverlauf beachtet werden. Hohe Konzentrationen von Gräserpollen befinden sich zum Beispiel vor allem frühmorgens in der Atemluft, die Belastung mit Baumpollen dagegen erreicht in den Mittagsstunden ihr Maximum. Pollenallergikern ist zu empfehlen, ihre Aktivitäten – vor allem auch sportliche – darauf abzustimmen.

Kann eine Hyposensibilisierung bei allergischem Asthma helfen?

Bei Pollen- und Hausstaubmilbenallergien erzielt die Hyposensibilisierung häufig sehr gute Behandlungserfolge. Mit ihr lassen sich Beschwerden langfristig deutlich verringern oder sogar beseitigen. Durch die Verabreichung der individuell relevanten Allergene wird ein Gewöhnungseffekt provoziert. Früher waren dafür regelmäßige Spritzen erforderlich, was die Zustimmung zu dieser Therapie stark eingeschränkt hat. Heute lässt sich eine Hyposensibilisierung sowohl bei Pollen- als auch bei Hausstaubmilbenallergien mit Tabletten durchführen. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es jedoch wichtig, die Therapie konsequent anzuwenden.

Für Allergikerinnen und Allergiker, die sich trotzdem gegen eine Hyposensibilisierung entscheiden, gilt die Empfehlung: Sie sollten unbedingt vor dem Start der Allergiesaison damit beginnen, ihre Atemwege mit inhalativen Kortikosteroiden gut abzuschirmen. Also nicht erst, wenn die Beschwerden da sind, sondern vorher. Bei der Hausstaubmilbenallergie heißt das: vor dem Start der Heizperiode. Und bei Pollenallergien muss man den Flugzeiten der jeweiligen Pollen zuvorkommen.

Das Ziel ist es, zu verhindern, dass überhaupt Beschwerden auftreten. Durch konsequente vorbeugende Steroidinhalation kann es gelingen, das Asthma so weit unter Kontrolle zu bringen, dass irgendwann keine Medikamente mehr erforderlich sind. Als Wasserscheide gelten zwei Jahre Beschwerdefreiheit. Danach sind erfahrungsgemäß nur noch so wenig sensibilisierte Entzündungszellen in der Bronchialschleimhaut vorhanden, dass Allergenkontakte keine Reaktionen mehr zur Folge haben. Es besteht bei den Betroffenen zwar nach wie vor eine Neigung, überempfindlich zu reagieren. Aber – und das ist ein Riesenerfolg – die Erkrankung ist unter Kontrolle und es bestehen gute Chancen, dass sie sich langfristig nicht mehr bemerkbar macht.


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