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Trichomonaden-Infektion – schützen Sie sich und andere
Veröffentlicht am:15.08.2023
4 Minuten Lesedauer
Bei den meisten Männern und etwa einem Viertel der Frauen verläuft eine Trichomoniasis ohne Symptome. Unbehandelt kann die sexuell übertragbare Krankheit Spätfolgen haben. Wie Sie Trichomonaden erkennen und eine Ansteckung vermeiden können.
Was sind Trichomonaden und was ist eine Trichomoniasis?
Trichomonaden sind einzellige Parasiten. Sie befallen den Harn- und Geschlechtsapparat und können in den betroffenen Bereichen Entzündungen auslösen: bei Frauen vorwiegend in der Vagina und in der Harnröhre, bei Männern vor allem in der Harnröhre und in der Blase. Manchmal kommen die Parasiten im Gebärmutterhals oder in der Prostata vor, selten im Enddarm. Der wissenschaftliche Name dieser winzigen Einzeller ist Trichomonas vaginalis. Sie zählen zu den sogenannten Geißeltierchen, die sich mit peitschenartigen Fortsätzen bewegen. Die Einzeller sind nur bis zu 25 Mikrometer groß – ein Mikrometer ist ein Millionstel eines Meters.
Wie häufig ist eine Trichomonaden-Infektion
Eine Trichomonaden-Infektion gehört zu den sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten. Trichomoniasis zählt weltweit zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation geht aktuell von über 150 Millionen Erkrankten jährlich aus. In Deutschland ist Trichomoniasis eher selten. Da sie allerdings nicht meldepflichtig ist, gibt es keine verlässlichen Schätzungen zu den tatsächlichen Fallzahlen.
Wie steckt man sich mit Trichomonaden an?
Menschen stecken sich mit Trichomoniasis fast ausschließlich beim Sex an. Außer durch vaginalen Geschlechtsverkehr ist eine Ansteckung oder eine Schmierinfektionen durch Oral- und Analsex sowie Petting und die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug möglich.
Trichomonaden sterben außerhalb des Körpers schnell ab, können aber in feuchter Umgebung bis zu 24 Stunden überleben. Deshalb ist eine Übertragung durch die gemeinsame Nutzung von Toiletten oder Handtüchern oder durch gemeinsames Baden und Saunen nicht ausgeschlossen, aber sehr selten. Infizierte Schwangere können bei der Geburt Erreger an das Neugeborene weitergeben. Auch das geschieht selten, die Folgen für das Kind sind noch nicht geklärt.
Wie schützt man sich vor einer Ansteckung?
Zwar gibt es keinen vollständigen Schutz vor einer Trichomoniasis, aber Kondome sind die effektivste Maßnahme, um das Risiko einer Ansteckung zu senken. Auch beim Oralsex kann man sich schützen. Außer mit Kondomen mit einem sogenannten Dental Dam: eine dünne kondomähnliche Folie, die auf Vagina oder Anus gelegt wird. Dental Dams sind in Apotheken erhältlich. Hygiene hilft beim Umgang mit Gegenständen, die mit den Genitalien in Berührung kommen, seien es Sexspielzeuge oder Waschlappen.
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Infektion mit Trichomonaden: Risikofaktoren und Symptome
Jugendliche und junge Erwachsene sind meist sexuell am aktivsten und haben am häufigsten wechselnde Sexualpartner und -partnerinnen. Daher treten Trichomonaden-Infektionen vor allem bei Menschen im Alter von 16 bis 35 Jahren auf. Bei Frauen lösen sie oft Beschwerden aus. Deshalb wird eine Trichomoniasis häufiger bei Frauen festgestellt. Das bedeutet nicht, dass sich Männer seltener infizieren – es kommt bei ihnen lediglich fast nie zu Beschwerden und sie bemerken die Infektion nicht. Das Problem: Ein Befall mit Trichomonas vaginalis kann über Monate und Jahre bestehen. Unabhängig von erkennbaren Symptomen ist jeder Mensch ansteckend, der Trichomonaden in sich trägt. Wenn es zu Krankheitszeichen kommt, treten sie meist vier Tage bis drei Wochen nach der Infektion auf.
Mögliche Symptome bei einer Trichomonaden-Infektion
Beim Mann:
- stark riechender, schaumiger oder eitriger Ausfluss aus dem Penis oder After
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schmerzen bei der Ejakulation
- sehr selten Schwellung und Schmerzen der Nebenhoden
Bei Frauen:
- stark riechender, meist schaumiger Ausfluss aus der Vagina oder After
- Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und Juckreiz im Vaginalbereich
- Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Mögliche Spätfolgen einer unerkannten Trichomoniasis
Nicht nur bei vielen Männern, sondern auch bei rund einem Viertel der Frauen verläuft eine Trichomoniasis ohne Krankheitszeichen. Die sexuell übertragbare Krankheit sollten Sie dennoch ernst nehmen: Trichomonaden verursachen unter Umständen Entzündungen, die Frauen unfruchtbar machen können, wenn außer der Vaginalschleimhaut auch die Gebärmutterschleimhaut, die Eileiter oder die Eierstöcke betroffen sind. Bei Frauen erhöht sich bei einer Trichomonaden-Infektion außerdem das Risiko, sich mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Infektionen anzustecken. Auch das Risiko einer Frühgeburt ist erhöht.
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Wie wird eine Trichomoniasis diagnostiziert und behandelt?
Eine Trichomonaden-Infektion ist gut behandelbar. Deshalb – und um Spätfolgen zu vermeiden – sollten Sie sich bei möglichen Symptomen einer Trichomoniasis ärztlich untersuchen lassen. Zuständig sind Fachärzte und Fachärztinnen für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie oder Urologie. Bei Verdacht auf eine Trichomoniasis nimmt der behandelnde Arzt oder die Ärztin einen Abstrich von Schleimhäuten in der Harnröhre, der Vagina oder gegebenenfalls dem After. Diese Abstriche können mikroskopisch auf Trichomonas vaginalis untersucht werden. Außerdem kann ein Befall der Harnröhre durch eine spezielle labortechnische Untersuchung des Urins nachgewiesen werden.
Bei einem positiven Befund verschreiben Ärzte und Ärztinnen in der Regel ein Antibiotikum, meist ist das Metronidazol – ein Antibiotikum, das außer Bakterien auch tierische Einzeller bekämpft. Infizierte Schwangere werden manchmal mit vaginalen antibiotischen Zäpfchen behandelt.
Wichtig ist es, den Sexualpartner oder die Sexualpartnerin zu informieren und mitzubehandeln. Bis zum erfolgreichen Ende der Behandlung müssen Sie auf Sex verzichten und auf besondere Hygiene im Badezimmer, bei Waschlappen und ähnlichem achten. Und auch für die Zukunft ist Achtsamkeit beim Sex wichtig: Eine einmal durchlaufene Trichomonaden-Infektion ist kein Schutz vor einer erneuten Ansteckung.
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