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Asthma kommt selten allein
Veröffentlicht am:12.04.2023
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Übergewicht, Refluxkrankheit und sogar Ängste sind häufige Begleiterkrankungen bei Asthma – und können die Symptome verstärken. Betroffene und Medizinerinnen und Mediziner sollten daher aufmerksam sein und bei Anzeichen einer Verschlechterung handeln.
Begleiterkrankungen können Asthmakontrolle erschweren
Begleiterkrankungen – beim Asthma bronchiale eher die Regel als die Ausnahme – können die Atemprobleme verschlimmern beziehungsweise die Asthmakontrolle erschweren. Starkes Übergewicht, auch Adipositas genannt, ist zum Beispiel eine solche Begleiterkrankung. Auch die Refluxkrankheit, Ängste und Depressionen können im Zusammenhang mit Asthma auftreten.
Mit steigendem Alter können bei Asthmapatienten und -patientinnen Begleiterkrankungen zunehmen. Laut einer schwedischen Studie mit rund 35.000 Teilnehmenden nimmt die Häufigkeit von akuten Verschlechterungen und Asthmaanfällen mit dem Alter zu. Ab einem Alter von 65 Jahren hatten 62 Prozent der Studienteilnehmenden drei oder mehr Begleiterkrankungen.
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Die Teilnahme an dem Programm hilft den Patienten und Patientinnen, die Lebensqualität zu verbessern, Notfälle zu vermeiden und eine Verschlimmerung der Erkrankung zu verhindern.
Übergewicht: Nicht so harmlos, wie viele denken
Ja, Sie haben richtig gelesen: Starkes Übergewicht ist eine Krankheit. Es kann mit Stoffwechselstörungen und einer Reihe von Folgekomplikationen verbunden sein. Unter anderem die Lunge bekommt die Last der überzähligen Pfunde zu spüren. Sie muss mehr arbeiten, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Außerdem können ausgedehnte Fettpolster im Bauchraum die Entfaltung der Lunge beim Atmen behindern. Das erklärt, warum die Kombination von Asthma und Übergewicht höchst problematisch ist.
Und noch etwas kommt hinzu: Im Fettgewebe von Personen mit Übergewicht laufen – still und leise – Entzündungen ab. Dabei werden Botenstoffe freigesetzt, die im Blut in andere Körperregionen gelangen können. Bei Asthmatikern und Asthmatikerinnen können diese Botenstoffe die Entzündung der Bronchialschleimhaut weiter anheizen und so zu einer Verschlimmerung der Atemprobleme führen.
Vor diesem Hintergrund sollten Menschen mit Asthma darauf achten, dass sich ihr Gewicht möglichst im Normbereich bewegt. Ein, zwei Kilo drüber sind sicher kein Problem, aber sehr viel mehr sollten es am besten nicht werden. Allerdings variiert das Wohlfühlgewicht von Mensch zu Mensch, weshalb es bei leichtem Übergewicht und guter Asthmakontrolle nicht zwingend notwendig ist, das Gewicht zu reduzieren. Anders sieht es aus, wenn Sie unter starken Asthmabeschwerden leiden und/oder wenn Ihre Beschwerden mit den üblichen Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen sind. Dann sollten Sie unbedingt versuchen abzunehmen, falls Sie einige Kilos zu viel auf den Rippen haben. Es bestehen gute Chancen, dass sich im Zuge einer Gewichtsreduktion die Atemfunktion verbessert und die Beschwerden nachlassen.
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Sodbrennen: typisch für die Refluxkrankheit
Ein weiterer häufiger Asthmabegleiter ist die sogenannte Refluxkrankheit. Hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich eine Schwäche des Schließmuskels am unteren Ende der Speiseröhre. Da dieser Ringmuskel nicht richtig dicht macht, kann es passieren, dass aggressive Magensäure über das normale Maß hinaus aus dem Magen in die Speiseröhre und eventuell bis in den Rachenraum fließt. Und das ist im wahrsten Sinne des Wortes „ätzend“: Während der Magen durch eine spezielle Auskleidung gegen Angriffe der Säure geschützt ist, kann sie in der Speiseröhre zu Reizungen und Schäden der empfindlichen Schleimhaut führen. Das Hauptsymptom der Refluxkrankheit ist Sodbrennen. Aber auch häufiges Räuspern und Hustenreiz können durch rückfließende Säure ausgelöst werden.
Da Menschen mit Asthma auffallend häufig an der Refluxkrankheit leiden, ist der Verdacht entstanden, es könnte vielleicht ein ursächlicher Zusammenhang bestehen. Es wird vermutet, dass der Rückfluss von saurem Speisebrei Asthma auslösen kann. Um das hieb- und stichfest zu beweisen, muss allerdings noch weiter geforscht werden. Bereits jetzt ist aber davon auszugehen, dass der Rückfluss von Magensäure ein bestehendes Asthma verschlimmern kann. Deshalb sollte eine Refluxkrankheit bei Asthmatikern und Asthmatikerinnen immer konsequent behandelt werden. Es gibt unterschiedliche Medikamente, mit denen sich die aggressive Säure in Schach halten lässt. Außerdem wird empfohlen, den Kopf beim Schlafen höher zu betten, um so den Säurerückfluss im Liegen zu verhindern.
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Breites Spektrum: von Nasenpolypen bis Depressionen
Das sind aber längst nicht alle relevanten Begleitkrankheiten. Das Spektrum ist breitgefächert und reicht von Nasenpolypen (gutartigen Wucherungen der Nasenschleimhaut) hin zu Angststörungen und Depressionen. Vor allem bei schwerem, schlecht zu kontrollierendem Asthma sollte unbedingt abgeklärt werden, ob sich das Asthma vielleicht in schlechter Gesellschaft befindet. Das Risiko von Begleiterkrankungen sowie deren Anzahl steigt mit dem Alter an. Aber auch bei Kindern und Jugendlichen sind Begleiterkrankungen keine Seltenheit.
Laut der genannten schwedischen Studie leiden bereits viele Jugendliche mit Asthma an Angststörungen und Depressionen und bräuchten eine psychotherapeutische Betreuung. Bei kleinen Kindern mit Asthma sind akute Atemwegsinfekte die häufigsten Begleiterkrankungen. Eine Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis), die beim Heuschnupfen zum Beispiel allergisch bedingt ist, lässt das Risiko einer Asthmaverschlechterung besonders stark ansteigen. Dasselbe gilt laut der schwedischen Studie für Nasenpolypen und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), die in erster Linie auf das Konto des Rauchens geht. Rauchen ist Gift für die Bronchien und sollte für Menschen mit Asthma absolut tabu sein.