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Wie sinnvoll sind Blaulichtfilter beim Handy und in Brillen?
Veröffentlicht am:10.04.2025
6 Minuten Lesedauer
Blaulichtfilter für Smartphones und Tablets sowie Blaulichtfilterbrillen für die Arbeit am Computer sollen die Augen schonen. Notwendigkeit und Nutzen solcher Filter sind umstritten. Aber es gibt praktische Tipps zum Schutz der Augen – auch vor Ermüdung.

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Schadet blaues Licht den Augen?
Ob blaues Licht den Augen schadet, kann man derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen, weil es an guten klinischen Studien am Menschen fehlt. Einige Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass Blaulicht zu Schäden und Veränderungen an der Netzhaut führen könnte. Dabei spielt eine wichtige Rolle, wie lange und wie oft man seine Augen dem Blaulicht aussetzt und wie intensiv das Licht ist. Hier ist jedoch noch weitere Forschung nötig, um mit Sicherheit sagen zu können, wie sich die normale Blaulichtexposition, der wir täglich über Bildschirme und andere Lichtquellen ausgesetzt sind, langfristig auf die Gesundheit unserer Augen auswirkt.
Mögliche Augenbeschwerden durch Arbeit am Bildschirm
Aber auch unabhängig vom Blaulicht kann längeres Betrachten von Displays und die Arbeit an Computern zu vorübergehenden Beschwerden führen, zum Beispiel:
- trockene Augen
- verschwommenes Sehen
- tränende oder brennende Augen
- Kopfschmerzen
Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass wir beim Blick auf Bildschirme weniger blinzeln. Normalerweise blinzelt der Mensch etwa 15-mal pro Minute – wenn wir auf Bildschirme starren, kann sich diese Frequenz halbieren.
Blaues Licht und Schlaf
Besser untersucht sind die Auswirkungen von Blaulicht auf unseren Schlaf. Licht und Schlaf haben viel miteinander zu tun. Grundsätzlich wirkt Licht als Wachmacher. Licht unterdrückt die Produktion des Hormons Melatonin, das uns leichter einschlafen lässt. Dies scheint besonders für blaues Licht zu gelten. Einige Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Nutzung digitaler Geräte vor dem Schlafengehen und einer schlechten Schlafqualität hin. Manche Menschen schlafen zum Beispiel schlechter ein, wenn sie zuvor dem blauen Licht von Bildschirmen ausgesetzt sind. Viele Fachleute halten es daher für keine gute Idee, abends im Bett Videos, Spiele oder lange Texte auf dem Smartphone anzuschauen.
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Können Blaulichtfilter in Handys die Schlafqualität verbessern?
Die genauen Zusammenhänge zwischen blauem Licht und Schlafqualität sind unklar – und nicht alle Studien belegen einen direkten Zusammenhang. Sicher ist, dass Licht an sich (gleich welcher Farbe) nicht gut für einen gesunden Schlaf ist. Allerdings scheinen die meisten Menschen weniger Probleme mit Nachttischlampen zu haben, deren Licht wir als „warm“ empfinden, als mit dem „kalten“ blauen Licht von Displays.
Grund genug, sich vor dem blauen Licht der Geräte schützen zu wollen. Dabei geht es vor allem um Smartphones, die wir am häufigsten im Bett oder kurz vor dem Einschlafen nutzen. Daher sind Blaulichtfilter bei Smartphones längst Standard. Aber auch Tablets haben oft Funktionen zur Augenschonung. Die Einstellung heißt je nach Handy- oder Tablet-Modell „Blue Light Filter“, „Eye Protection Mode“, „Eye Comfort Mode“ oder ähnlich. Über das Einstellungsmenü der Geräte lassen sich diese Modi aktivieren. Die Hersteller sind mit Versprechungen wie „verbessert den Schlaf und schützt die Augen“ schnell bei der Hand – aber was ist dran?
Wie funktioniert ein Blaulichtfilter?
Blaues Licht lässt sich über die verbauten Leuchtdioden oder die Software der Smartphones reduzieren. Der Standard ist, den Blaulichtanteil des Monitors über die Steuerungssoftware zu reduzieren, indem die sogenannte korrelierte Farbtemperatur verändert und die Leuchtdichte des Displays über das Menü verringert wird. Die korrelierte Farbtemperatur gibt an, wie die einzelnen Farbanteile im Licht verteilt sind. Durch den geringeren Blaulichtanteil wird das Bild „wärmer“. Allerdings verschlechtert sich auch das Seherlebnis. Je höher die Stufe des Augenschutzmodus, desto größer der Farbunterschied und desto schlechter die Bildqualität.
Was bringen Blaulichtfilter?
Blaulichtfilter in modernen Handys verringern in der Regel den Blaulichtanteil des Displays. Nicht alle Modelle wurden in Studien untersucht, so dass nicht sicher ist, ob dies auf jedes Smartphone zutrifft. Durch die Herabsetzung des Blauanteils soll die melatoninsenkende Wirkung des Displays reduziert werden. Ob dies tatsächlich Einschlafprobleme lindert und die Schlafqualität verbessert, lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen. Die durch den Blaulichtfilter verminderte Bildqualität des Displays kann allerdings das Betrachten oder Lesen erschweren und die Augen anstrengen.
Tipps zur Verbesserung des Schlafs
Viel mehr als das blaue Licht, das von unseren digitalen Geräten ausgeht, belastet die Art und Weise, wie wir sie benutzen, unsere Augen. Wer sich nicht von seinem Smartphone trennen kann, sollte abends zumindest den Blaulichtfilter aktivieren oder in den Dunkelmodus wechseln. Im Dunkelmodus wird weißer Text auf dunklem Hintergrund angezeigt, was die Helligkeit und den Blaulichtanteil des Displays reduziert.
Eine positive Wirkung auf den Schlaf ist dadurch möglich, aber wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Wenn Sie Ihren Schlaf nachhaltig verbessern wollen, gibt es bessere Methoden.
Experten und Expertinnen raten dazu, mindestens 30 Minuten vor dem Schlafengehen keine digitalen Geräte mehr zu benutzen. Da die auf Smartphones und Tablets angeschauten Inhalte oft eher anregend als beruhigend sind, kann man so nicht nur das schlafhemmende Blaulicht vermeiden, sondern auch psychisch besser zur Ruhe kommen und besser einschlafen.
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Haben Brillengläser mit Blaulichtfilter eine positive Wirkung auf die Augengesundheit?
Eine andere Form von Blaulichtfiltern sind in spezielle Brillengläser für die Arbeit am Bildschirm integriert. Sie sollen das blaue Licht aus dem Lichtspektrum filtern, bevor es ins Auge fällt. Wer eine Brille trägt und am Computer arbeitet, hat in seinem Optikergeschäft sicherlich schon einmal eine spezielle Brille mit Blaulichtfilter für die Computerarbeit angeboten bekommen. Es gibt auch Brillen mit Blaulichtfilter ohne Korrekturgläser.
Brillen mit Filterfunktion können das blaue Licht herausfiltern; die Frage ist aber, ob sich daraus ein Nutzen für die Augengesundheit ergibt. Nach dem derzeitigen Stand der Forschung haben Blaulichtfilterbrillen zumindest kurzfristig keinen positiven Effekt auf die Ermüdungserscheinungen der Augen bei der Bildschirmarbeit. Es gibt auch keine klaren Belege für eine Verbesserung des Sehens am Bildschirm.
Und um auf den Zusammenhang zwischen blauem Licht und Schlaf zurückzukommen: Auch hier lassen sich aus den vorliegenden Studien noch keine klaren Schlussfolgerungen ziehen, ob Blaulichtfilterbrillen die Schlafqualität verbessern können.

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So schonen Sie Ihre Augen bei der Bildschirmarbeit
Anstatt Geld in eine Blaulichtfilterbrille zu investieren, können Sie Augenbeschwerden mit den folgenden Tipps vorbeugen:
- Gönnen Sie Ihren Augen ab und zu eine Pause. Regelmäßige Pausen vom Bildschirm sind vor allem bei langen Arbeitszeiten am Monitor wichtig. Gewöhnen Sie sich an, vom Bildschirm aufzusehen und einen Gegenstand in der Ferne zu fixieren. Hier hilft die „20-20-20-Regel“: Schauen Sie alle 20 Minuten mindestens 20 Sekunden lang auf ein Objekt in 20 Fuß Entfernung. Sie merken schon: Die Regel stammt aus den USA. 20 Fuß sind etwa sechs Meter.
- Halten Sie Abstand zum Bildschirm. Sitzen Sie einen guten halben Meter vom Monitor entfernt und stellen Sie die Höhe so ein, dass Sie leicht nach unten schauen.
- Regulieren Sie die Helligkeit und den Kontrast des Monitors herunter. Eine gedämpfte Beleuchtung in der Nähe des Bildschirms kann ebenfalls dazu beitragen, die Belastung der Augen zu verringern.
- Wenn sich Ihre Augen trocken anfühlen, können Sie diese durch mehrmaliges absichtliches Blinzeln wieder etwas befeuchten. Auch befeuchtende Augentropfen („künstliche Tränen“) können helfen.
- Trockene Heizungsluft fördert das Trockenheitsgefühl der Augen. Dagegen hilft regelmäßiges kurzzeitiges Lüften.
- Kontaktlinsen können Augentrockenheit und Reizungen verstärken. Wenn Sie entsprechende Beschwerden mit Kontaktlinsen haben, kann eine geeignete Brille eine Alternative sein.
- Benutzen Sie in den Arbeitspausen keine anderen Geräte mit Bildschirm, wie zum Beispiel Ihr Smartphone.
- Suchen Sie bei anhaltenden Augenproblemen einen Augenarzt oder eine Augenärztin auf, beispielsweise für einen Sehtest.